1

Gefühls-Chaos nach aufrichtiger und ehrlicher Trennung

S
Hallo ihr Lieben,
ich bin auf dieses Forum gestoßen auf der Suche nach Hilfe, Zuspruch, Tipps und Rat wie ich meine aktuelle Situation bewältigen soll. Ich bin 20 Jahre alt und wurde vor einer Woche von meinem Freund verlassen.
Also erzähle ich euch mal meine Geschichte.
Im April 2009 kamen wir zusammen, die erste große Liebe für uns beide. Im August 2010 ging ich nach dem Abitur für ein Jahr nach Amerika, wir überstanden das Jahr, er kam mich sogar einmal besuchen; und im Herbst 2011 zogen wir gemeinsam in eine Wohnung in Berlin. Wir hatten beide unseren Studienplatz dort bekommen, also war es neben einer Liebes- auch eine praktische Entscheidung. Die ersten Monate waren einfach toll, wir bauten uns gemeinsam unser kleines Nest auf, unternahmen viel und genossen die Zweisamkeit (nachdem wir ja durch die USA-Sache solange getrennt waren). Trotzdem trafen wir uns auch noch viel mit Freunden und ließen uns gegenseitig unsere Freiheiten. Es ist anzumerken, dass ich eher die dominantere Rolle in der Beziehung hatte - er ist einfach der liebste Mann der Welt: fürsorglich, lieb, nicht eifersüchtig, begeisterungsfähig und immer darauf bedacht, dass es mir gut geht. Irgendwann im Sommer schlichen sich bei mir dann erste Zweifel ein. So lieb er auch war - es saß auch viel vor dem PC (InformatikerGamer), war etwas träge und gab, wenn es mal Streit gab (und das war schon sehr selten) immer sehr schnell nach, sodass ich mir schon fast nicht mehr ernstgenommen vorkam. Hinzu kam, dass sich der Alltag breit machte: alles war vertraut, gemütlich und schön, aber eben auch nicht mehr aufregend. Also zweifelte ich, überlegte hin und her; fragte mich, was wäre wenn wir nicht mehr zusammen wären. Fragte mich, ob es nach 3 1/2Jahren nicht einfach auch normal ist, einer gewissen Routine zu verfallen. Gleichzeitig: Ich bin ja noch so jung, stelle ich mir so meine Beziehung vor? Und ich liebe ihn doch. Ich konnte mir letztendlich das Leben ohne ihn nicht vorstellen... Wir redeten auch darüber, kamen dann zu dem Schluss, dass wir wollten, dass es mit uns funktioniert. Das war so im Oktober 2012. Wir unternahmen daraufhin viel, aber es blieb eigentlich immer ein leichter erzwungener Beigeschmack. Manchmal ertappte ich mich dabei, wie ich nur weil es mal wieder sein muss S. mit ihm hatte oder wie sich das Ich liebe dich beim Aussprechen so komisch anfühlte. Aber zum neuen Jahr hin war eigentlich alles wieder in normalen Bahnen, ich hörte auf mich in diese Grübeleien reinzusteigern (verdrängte sie?) und alles war ganz schön. Wir buchten Ende Januar (ja grademal vor 2 Wochen!) einen Urlaub nach Tunesien, um einander nahe zu sein und als Paar was Neues zu erleben...und wir freuten uns sehr darauf.
Letzten Donnerstag ging er auf eine Faschingsparty. Ich war in der Uni, kam spät nach Hause und er teilte mir mit, er würde bei seinem Kumpel übernachten. Ich war etwas enttäuscht allein einschlafen zu müssen, aber dachte mir nichts weiter dabei. Ich drehte sogar noch ein kleines Video für ihn, in dem ich mit zerzausten Haaren kurz vorm Einschlafen im Bett saß und ihm eine gute Nacht wünschte... Am nächsten Tag sahen wir uns dann erst abends wieder, lagen aneinandergekuschelt im Bett, als er mir erzählte, dass er eine andere geküsst habe, auf der Party. Ohne Zunge, nichts langes, er kannte sie nicht. Trotzdem... Uff. Ich war...ich weiß es gar nicht mehr, vor allem wohl verwirrt. Gar nicht wütend, eher überrascht. Wie ich schon sagte, er ist der liebste Mensch der Welt und würde sowas eigentlich NIE machen... Ich ging mit meinem Mädels feiern, betrank mich und kam frühmorgens heim. Als ich aufwachte redeten wir. Ich fragte ihn, wie es denn jetzt weitergehen sollte und was er wolle. Er meinte nur Ich will nicht mehr. - einfach so. Er wolle sich trennen. Ich flüchtete heulend zu meiner besten Freundin und traf ihn am nächsten Tag (Sonntag) im Park nochmal, um Klarheit zu bekommen; am Tag zuvor war einfach alles noch zu vage.
Er sagte mir also, auf mein Drängen nach klaren Worten hin, dass er mich nicht mehr liebt. Und sich keine Zukunft mit mir vorstellen kann. Dass er einen Neuanfang möchte. Dass die Zeit mit mir wunderschön war und er sie nie vergessen wird, aber dass er auch nicht mehr mit mir zusammensein möchte. Ihm sei in der Partynacht klargeworden, dass etwas wirklich nicht stimmt, denn er würde mir soetwas (den Kuss) nie antun. Und ehrlich - er hat Recht, ich kenne ihn, das passt nicht zu ihm. Er meinte auch, dass der Kuss nur die Spitze des Eisbergs gewesen wäre, der Tropfen der das Fass zum Überlaufen brachte...also nur der Auslöser, der ihm die Augen geöffnet hat. Darum sei er also zu dem Entschluss gekommen, dass es das beste wäre, die Beziehung zu beenden.
Ich musste natürlich weinen - aber er hatte ja Recht, unsere Beziehung war seit einer Weile schon nicht mehr so, wie es sein sollte. Er war ehrlich, aufrichtig und fair zu mir. Hat mir gleich von dem Fremdkuss erzählt. Hat offen seine Gefühle gesagt, alles begründet... Eine Bilderbuchtrennung quasi.

Ich bin jetzt seit Montag bei meinen Eltern. Den Urlaub haben wir storniert, er wird 3/4 der Stornogebühr bezahlen. In den ersten Tagen hatten wir wegen des Urlaubs noch Kontakt, und manchmal weil ich schwach wurde - doch seit Donnerstag nicht mehr. Also ist heute der zweite Tag ohne von ihm gehört zu haben. Es klingt zwar lächerlich, aber das ist schon ein Erfolg...
Es geht mir SO schlecht. Ich fühle mich, als hätte mir jemand etwas amputiert. Als hätte ich ein Loch im Körper, das permanent schmerzt. Ich schreibe bald Prüfungen - kann aber nicht lernen, da meine Gedanken komplett IHM gewidmet sind. Ich komme morgens kaum aus dem Bett. Heute waren wir einkaufen, ich musste im Auto bleiben weil meine Tränen einfach kamen und ich konnte sie nicht stoppen. Meine Gedanken drehen sich nur um ihn - wie geht es ihm, vermisst er mich, macht es ihm so sehr zu schaffen wie mir? Und: Ich möchte ihn zurück! Ich habe das Gefühl, dass ich jetzt merke, dass all die Zweifel die ich hatte umsonst waren und ich ihn eigentlich liebe und nur mit ihm zusammensein will! Aber ist das wirklich so? Meine Freunde und Eltern sagen alle, dass es mir wohl auch nur so schlecht geht, weil ICH nicht die endgültige Entscheidung getroffen habe...haben sie recht? Es klingt einleuchtend. Ich habe gezweifelt, aber die guten Seiten haben überwogen, ich war noch nicht bereit. Nun ist er mir zuvorgekommen, sagt mir er liebt mich nicht mehr und ich muss damit klarkommen. Aber ist das nicht zu einfach? Wer sagt mir, dass ich ihn nicht WIRKLICH liebe und das nunmal erst jetzt merke, wo es zu spät ist...?
Es kommt jetzt so viel auf mich zu, vor allem die Sache mit der Wohnung. Ich werde ausziehen, weil dort zu viele Erinnerungen drin stecken. Aber ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Wenn ich nächste Woche arbeiten gehe und nach einem langen Tag nach Hause komme und er ist nicht da? Ich weiß nicht wie ich das überstehen soll, schon bei dem Gedanken daran kommen mir die Tränen. Nie wieder in seinen Armen einschlafen, nie wieder mit ihm kochen oder Film schauen, kein Rumgealbere mehr und niemand mit dem ich meinen Alltag teilen kann. Ich komme mir vor wie vor einer großen Schlucht. Ich vermisse ihn so sehr, auch einfach als Mensch und Freund. Bevor wir zusammenkamen, waren wir Freunde und das war auch die Basis für unsere Beziehung. Es war eine so schöne Zeit, ich will nicht dass sie vorbei ist ... Ich sehe überall ihn, Erinnerungen. Und dabei bin ich bei meiner Familie (die ihn auch vergöttert hat..) - wie soll es erst werden, wenn meine Woche hier vorbei ist und ich allein in unsere Wohnung nach Berlin zurückkehre? Das wird der Horror. Momentan befinde ich mich in ständigem Auf und Ab - ich heule, denke dann dass es ein bisschen besser wird, nur um in die nächste Schlucht zu fallen. Und es ist grademal eine Woche her! Wie soll ich das noch aushalten?
Ich habe zwar viele Freunde, die mir grad beistehen - ich kann mich auf sie verlassen, das weiß ich, und sie werden mich ablenken und mir beistehen...doch das ändert nichts daran, dass meine Hauptbezugsperson, mein Fels in der Brandung, nicht mehr da ist...
Ich bin so verwirrt, weil es mir so elend geht, denn eigentlich hatte ja auch ich meine Zweifel an der Beziehung - doch die sind wie weggeblasen und einem ICH WILL IHN NUR ZURÜCK gewichen...

Wie ihr seht, ich bin total im Chaos der Gefühle... mein Kopf sagt, dass die Trennung gut war, mir neue Sachen bevorstehen usw...Ich kenne ja auch die gängigen Tipps (Schmerz zulassen, Ablenken, neue Projekte suchen, sich auf sich konzentrieren, Freunde treffen usw)...
Aber es ist SO schwer. Darum jetzt an euch: Gibt es unter euch auch Leute, die eine mehr oder weniger einvernehmliche und UNKOMPLIZIERTE (ohne Betrug, viel Streit o.Ä.) Trennung hinter sich haben (also eine, wo man selbst als Verlassener rational gedacht EIGENTLICH auch weiß, dass es so besser ist)? Leidet ihr trotzdem so sehr? Ist das normal was ich durchmache? Wieso blende ich die schlechten Aspekte unserer Beziehung so aus?

Was sagt ihr allgemein zu unserer Geschichte?

Ich bin für jede Antwort/Meinung/Anmerkung dankbar

Liebe Grüße, Sarah

PS: Danke fürs Lesen!

16.02.2013 01:49 • #1


K
Hallo Sarah,

lass Dich mal fest drücken!

Auch wenn Du selbst schon kurz davor warst, Dich zu trennen, tut es unglaublich weh, wenn dieser Schritt vom Partner eingeleitet wird.

Es ist etwas komplett anderes, ob man selbst seinen Gegenüber ablehnt, oder selbst abgelehnt wird, ob man alleine lässt, oder selbst alleine gelassen wird, ob man selbst nicht mehr liebt oder ob man nicht mehr geliebt wird.

Versuch Dir das bewusst zu machen und versuch Deine Enttäuschung nicht mehr geliebt zu werden nicht mit einer Liebe zu ihm zu verwechseln.

Und jetzt noch ein dummer Spruch: Du bist jung, die Welt erwartet Dich!

Lieben Gruß!

17.02.2013 21:31 • x 1 #2




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag