Gefühlsverwirrung nach Trennung

V
Vielleicht kennt jemand dieses Gefühl?

Ich bin wirklich traurig (samt Vermissen der Zweisamkeit, Zukunftsangst etc.) über die Situation meiner Trennung nach 3,5 Jahren Beziehung (die Gründe und Umstände spielen jetzt hier keine Rolle), aber ab und zu geht's mir schon wieder ziemlich gut. Und dann schäme ich mich fast! Ich kann/darf keine guten Momente haben, wo die (einvernehmliche) Trennung doch erst zwei Wochen her ist und ich eigentlich viel stärker leiden müsste, oder?

Hab' fast schon Schuldgefühle deswegen... Liegt aber vielleicht auch daran, dass meine Familie ihn schon als Schwiegersohn in spe gesehen hatte, und ich nun das Gefühl habe, ich müsse mich rechtfertigen, warum ich den Verlust eines so tollen Mannes, der ja so gut zu mir gepasst hat, nicht angemessen betrauere. Ich hör's schon in Gedanken - hab's deshalb auch noch gar nicht vermeldet.

Ich muss dazu sagen, dass ich stark geprägt bin von der Vorstellung, man brauche quasi zwingend einen Partner. Alle allein stehenden Frauen im Bekanntenkreis meiner Eltern werden ständig bemitleidet, alle Tanten/Onkel, Cousins/Cousinen, mein Bruder sind ewig verheiratet (teilweise im zweiten Anlauf - und wie glücklich, weiß man natürlich auch nicht). Nur ich komme mir da jetzt vor wie ein Alien! Wieder nicht geschafft, einen Mann auf Dauer zu halten.
Na ja ok, ist jetzt übertrieben, aber ich bin halt stark geprägt von dieser Verliebt, Verlobt, Verheiratet auf ewig-Sache. Und wenn man ständig vermittelt bekommt, dass das dazu gehört, dann ist das schon belastend, wenn man das nicht hat.

Letztlich muss ich natürlich so leben, wie ich es will. Und letztlich will meine Familie ja nur, dass ich glücklich bin. Dass man dies aber auch ohne Partner sein könnte, darauf kommt sie gar nicht!
Gut, ich möchte nicht auf Dauer alleine bleiben, aber erzwingen lässt sich halt auch nichts. Ich möchte auch als Single ernst genommen und als vollständiger Mensch wahrgenommen werden - nicht nur als bedauernswerte, defizitäre halbe Portion, die eventuell mal einsam und verlassen sterben wird.

Nervt mich total, dass ich diese Denke wohl auch teilweise verinnerlicht habe - und ich mich deshalb kaum traue, auch die Vorteile der Trennung zu sehen (abgesehen von deren Notwendigkeit!). Und ja, ich leide durchaus ehrlich, weil es vorbei ist, aber unguterweise kommt halt auch noch dazu, dass ich mir keine Gefühlsbesserung zugestehe. Schön blöd...

Bin mir schon bewusst, dass diese Hochs nicht stabil sind, kommen und gehen. Tiefs gibt's schon auch immer wieder. Aber ich möchte die guten Momente zumindest ohne Schuldgefühle empfinden können.

31.07.2015 17:29 • #1


M
Hallo,
da hast du genau die richtige Einstellung. Schuld ist in den meisten Fällen eine unnötige Emotion, gerade in deinem Fall. Die lieben Verwandten.....das hört sich danach an, als beeinflusst dich ihre Meinung sehr.
Einen Mann zu halten, mit dem Ziel sollte man wirklich nicht in eine Beziehung gehen.
Ich bin gleichgeschlechtlich geworden und hab damit alle Pläne und Vorstellungen meiner Verwandtschaft kaputtgemacht. Aus präzisen Vorstellungen davon was ein guter Mann für mich wäre, wurde hauptsache, du bist glücklich! und darum geht es deinen Leuten wohl auch. Ist eben deren Vorstellung von Glück.
Wenn man aber aus einer Beziehung ausbricht, die einen nicht erfüllt, ist das doch das einzig richtige. Wenn du das dann sogar spürst und dich daran erfreuen kannst, macht mir das sogar etwas Mut

Also, nicht unterkriegen lassen!

02.08.2015 20:55 • #2