Gemeinsam weniger einsam

H
Hallo an alle Leid(er)tragenden,
als frischgetrennter reifer Mann sitze ich hier in Halle und durchlebe wieder mal die volle Wucht unerfüllter Liebesgefühle. Bin eigentlich schon ein sprichwörtlicher alter Hase auf diesem Gebiet und wahrlich leiderprobt, doch mit meiner eindeutig zu emotionaler Abhängigkeit tendierenden Persönlichkeit auch jetzt angsterfüllt, hilflos und zunehmend wahnsinnig. Alter und Wissen macht diesen Schmerz nicht erträglicher!
Merke gerade, wie schwer ich mich als Chat-Unerfahrener mit dem lockeren Schreiben tue, mir fehlen nicht nur die Worte - ich korrigiere auch ständig :I
Eigentlich war die Trennung schon eingangs im Beziehungspaket enthalten. Als bedürftiger, gescheiterter und brauchender Trennungsvater hatte ich irgendwann einmal eine Einladung im Kitafach meiner jüngeren Tochter. Die Mutter ihres Kitafreundes wollte gerne Kontakt mit anderen Eltern herstellen. So lernte ich Nicole aus dem Nachbarhaus! vor 9 Jahren kennen und es entwickelte sich tatsächlich ein loser Kontakt, der sich lange Zeit nur auf die gegenseitige Kinderbetreuung nebst Kaffeetrinken beschränkte. Obwohl sie gleich eine tiefe Anziehung auf mich hatte, war sie als verheiratete Frau tabu und als erfolgreiche Akademikerin ohnehin unerreichbar für mich als Studienabbrecher und armen Schlucker(flüstert stets die Minderwertigkeit). Ich war da auch noch tief in der Krise wegen der familiären Trennung und den seelischen sowie den wirtschaftlichen Auswirkungen, selbst eine Reha brachte keine Stabilität. Als gebürtiger Niedersachse wollte ich wegen der Perspektivlosigkeit nur noch weg aus Hölle/Saale, aber eine so große räumliche Entfernung zu meinen geliebten Töchtern ließen mich letztlich im Elend verharren. Ein sehr ungesunder Zustand!
Es kam dann anders. nach 1,5 Jahren verliebte ich mich doch, gestand ihr meine Zuneigung, sie trennte sich schnell von ihrem Mann und es begann für mich eine berauschende und obsessive Beziehung mit einer Frau, die mich mit ihrer seltsam devoten Hingabe und Fürsorge bei gleichzeitiger emotionaler Distanziertheit immer mehr in Abhängigkeit verfallen ließ. Alle körperliche Nähe ging von mir aus, obwohl ich dort selbst sehr unsicher bin, nie zeigte sie mir durch Wort und Tat, dass sie mich wirklich wollte. Gerade das habe ich aber immer in Beziehungen besonders gebraucht, um meine alten Wunden( Inneres Kind. ) von aussen zu heilen, wie ich mittlerweile weiß.
So entwickelte sich über die Jahre eine belastende abhängige Beziehung, in der ich immer mehr um Liebe und Zuneigung gebettelt habe. Seit Jahren bereite ich mich auf das befürchtete Ende vor, nachdem sie sich ganz schleichend und wortlos immer mehr von mir zurückgezogen hat. Meine verzweifelten Versuche, darüber zu sprechen, empfand sie als übertrieben und anstrengend, sie vermisste auch keine Nähe. S. wurde selten.
So verlief alles vorhersehbar wie befürchtet, der Schritt zur Trennung war nur noch ein kleiner, sie hatte ihren Schmerz schon lange vor mir durchlebt.
Nachdem meine Kinder vor 3 Jahren ganz unerwartet zu mir wollten ( eigene Geschichte!), konnten wir glücklicherweise im gleichen Haus parterre eine Wohnung beziehen, so dass uns nur 2 Treppen trennten. Diese räumliche Nähe ist jetzt natürlich Gift für den erforderlichen Kontaktabbruch, sie stellt ihr Rad im Hausflur vor meiner Tür ab, läuft zwangsläufig vorbei, ich schaue ihr durchs Fenster nach. und werde jedesmal neu angetriggert. Auch unsere Kinder pflegen natürlich weiter familären Kontakt ,gehen ein und aus. Dabei hilft die Verantwortung für meine Kinder und erdrückt mich zugleich, ich werde wahnsinnig, obwohl ich das ganze Trennungsprogramm fühlen will und ja auch muss, um schließlich loslassen zu können. Zusätzlich bin ich seit August erwerbslos, zwar mit Abfindung, war aber wegen der fehlenden Schichtfähigkeit und dem Alter nur schwer zu vermitteln. Meine Bemühungen um einen Quereinstieg hat nun immerhin ganz unverhofft zu einer befristeten Stelle bei der Kindergeldkasse geführt und soll zum Juli losgehen, mindestens Harz 4 erstmal abgewendet. Aber ich muß auf neuem Terrain liefern, obwohl ich gerade am Boden liege. Beste Voraussetzungen fürs gute Gelingen - aber eben auch die Chance auf einen Neustart in Selbstbestimmung, das sehe ich wohl.
Schließlich noch der Klassiker: Freunde alle aus ihrem Lager und erwartungsgemäß abgetaucht:(((
Deshalb also hier der Wunsch nach Teilen, Austausch und Unterstützung, gerne auch im persönlichen Kontakt, wenn jemand aus dem hiesigen Raum dazu Lust verspürt. Bin da ja bisher eher Old School
Freu mich auf eure Erfahrungen

01.06.2020 22:20 • #1


Hansl
Zitat von hallenser1964:
Freu mich auf eure Erfahrungen


Deinen Weg bzgl der Frau versuche ich mir gerade zu ersparen.
Einem Bindungsphobiker ausgeliefert zu sein, dazu noch als Mensch der durchaus Nähe braucht ist der schleichende seelische Untergang.

Nutze ihre Distanz um Deinen eigenen Weg zu gehen, Kinder lenken ab und geben einem eine Aufgabe.

02.06.2020 05:36 • #2




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