Geschichte eines Ehebruchs

E
Hallo,

Es ist leider etwas länger geworden und, da ich es einigermaßen
komplett erzählen wollte, sprachlich etwas holprig.

Ich habe folgendes erlebt:

Meine Frau und ich sind seit 11 Jahren verheiratet und wir
haben 2 kleine Kinder. Wir haben uns vor 20 Jahren kennengelernt.
Als ich damals um Ihre Gunst warb, war auch ein Freund an Ihr
interessiert.

Als meine Frau wegen der Geburt der Kinder aufhörte zu arbeiten,
begann Sie, einmal wöchentlich am Nachmittag, mit anderen und oben
erwähntem Freund, zu kochen. Dieses fand meistens in unserer
Wohnung statt. Das alles fing vor ca. 5 Jahren an.
Dieser Kreis löste sich jedoch allmählich auf, so daß nur der
erwähnte Freund übrigblieb und sie sich mit dem Kochen abwechselten,
d.h. er kam einmal die Woche für ca. 3 Stunden vorbei,
brachte den Kindern etwas mit, spielte mit ihnen oder kochte,
wenn er dran war.

Diese Tatsache paßte mir zwar nicht so ganz, aber da ich Ihn schon
lange kannte und auch keinen Konflikt mit meiner Frau wollte, beließ
ich es auf einen Hinweis darauf, daß dies etwas ungewöhnlich aussieht.
Dies ging auch lange Zeit gut(ca. 2 Jahre). Mich ärgerte zwar, daß der
Freund bei den Kindern einen so durchschlagenden Erfolg hatte, aber
seine Rolle war natürlich auch eine ganz andere als die Meinige, so
daß eine Eifersucht darauf schon die Logik verbot.

In Bezug auf die Rolle der Kinder in unserer Familie hatten meine
Frau und ich sehr unterschiedliche Vorstellungen.
Ich war der Meinung, daß meine Frau ihnen einen zu hohen Stellenwert
einräumte, der mich nervte.
Sie war da anderer Meinung. In dieser Hinsicht resignierte ich ein
wenig und hoffte, daß die Zeit und das Älterwerden der Beiden,
das Eheleben bald wieder erträglicher machen wird.

Im Februar dieses Jahres schauten wir uns auf Drängen meiner Frau
ein Haus an, um es eventuell zu erwerben.
Einen 2. Besichtigungstermin wollte meine Frau nicht mehr wahrnehmen,
weil, wie Sie sagte, Sie Angst hatte, daß wir uns zuviel aufbürden
würden.

Eine Woche später teilte Sie mir mit, daß Sie mich verlassen möchte,
weil mein Familienverhalten für Sie schwerlich zu ertragen ist.
Dies kam mir zwar berechtigt, aber etwas überzogen vor, deshalb
bohrte ich ziemlich heftig nach.
Nach einiger Zeit rückte Sie mit der Sprache heraus.
Sie hatte sich in unseren Freund verliebt. Deshalb hatte Sie das
wöchentliche Kochen ausgesetzt, da Sie in Ruhe zu einer
Entscheidung kommen wollte.
Auf Nachfrage sagte Sie mir, daß außer Händchenhalten auch nichts
passiert ist.

Wir einigten uns darauf, daß Sie sich Ihrer Gefühle klar werden
muß und ich meine familiären Aktivitäten ernster nehmen werde.
Ab diesem Zeitpunkt machte Sie einen gelösten und positiven Eindruck.
Bis zum Oktober gab es meines Wissens nur gelegentliche Anrufe
zwischen
den Beiden, die auch als Smalltalk von meiner Frau eingestuft wurden.
Ich hatte keinerlei Bedenken, daß Sie mir etwas verheimlicht zumal wir
uns in der Februardiskussion Ehrlichkeit zugesichert hatten.

Unser Familienleben war den ganzen Zeitraum über scheinbar völlig
normal.
Im Oktober sollte sich dies gründlich ändern.
Als ich von der Arbeit kam, rief Sie mich an und sagte, daß Sie mit
unserem Freund einen Unfall hatte, und nicht rechtzeitig zu Hause sein
werde um die Kinder von den Großeltern abzuholen.
Ich schimpfte nicht, sondern war erfreut, daß Ihr nichts ernstliches
passiert war.
Als Sie nach Hause kam nahm ich Sie in den Arm und kümmerte mich um
Sie.

Sie sagte, daß der Ausflug mit dem Freund durch ein vortägliches
Telefongespräch zustande kam.
Da wir uns Ehrlichkeit versprochen hatten, zweifelte ich nicht an
ihren Worten.

Nach ca. einer Woche merkte ich, daß es Ihr nicht gut ging und Sie
irgendetwas beschäftigte, aber Sie sagte mir nicht was.
Es dauerte eine weitere Woche, bis Sie mir Ihr Problem mitteilte.
Wieder wollte Sie mich verlassen. Auch diesmal nannte Sie keinen
plausiblen Grund und schien auch nicht wirklich überzeugt zu sein.
Wieder bohrte ich nach und machte Lösungsvorschläge.
Sie versetzte mir einen ziemlichen Schlag, als Sie sagte,
daß der Ausflug und Unfall mit dem Freund damit endete,
daß sie miteinander geschlafen hatten.
Merkwürdigerweise schlug ich nicht alles in Trümmer und
machte Ihr auch keine Szene.
Sie sah ohnehin bemitleidenswert genug aus.

Am nächsten Abend hatte sich Ihr Zustand weiter verschlechtert,
so daß ich Sie bat mal mit jemand anderes darüber zu reden,
z.B. Ihrer Mutter. Dies tat Sie und kam dann einigermaßen
ausgeglichen wieder heim.
Ihre Mutter hatte Ihr geraten, sich soviel Zeit zu nehmen,
wie Sie für eine ausgereifte Entscheidung brauche.

Zuvor hatte ich mich mit unserem Freund getroffen.
Ich wollte Ihn bitten, sich eine Weile zurückzuziehen,
damit meine Frau erstmal wieder zu Atem kommt.
Ich sagte Ihm, daß wenn unsere Ehe wirklich keine Zukunft hat,
wir uns früher oder später ohnehin trennen würden.
Diesen Vorschlag lehnte er ab. Er sagte mir,
daß er das haben will, was ich habe(Zitat).
Über die Zukunft (Kinder, Familien) mache er sich keine Sorgen,
die verkraften das schon irgendwie.
In diplomatischer Weise verabschiedete ich mich,
war über seine Ansichten aber ziemlich schockiert.

Am nächsten Morgen legte ich Ihr einen Zettel hin,
den Sie um 18:55 Uhr lesen sollte.
Darin stand: Wenn Du gleich das Türschloß hörst, was wünscht Du Dir
wer da kommen soll.

Als ich dann zur Tür reinkam, sah Sie ausgesprochen fertig aus.
Ich rechnete mit dem Schlimmsten und hatte keine Hoffnung auf
eine Entscheidung Ihrerseits für mich.
Mit der Düsseldorfer Tabelle im Kopf öffnete ich eine Flasche Wein
und servierte kellnermäßig zwei Gläser. Es schien mir, daß Sie eine
Entscheidung getroffen hatte und ich erwartete das Fallbeil.
Innerlich hatte ich mich schon am Nachmittag darauf
vorbereitet.

Dann überraschte Sie mich. Mit Tränen in den Augen sagte Sie mir,
daß Sie in den zwei Tagen gemerkt hätte, daß noch Gefühle für mich
vorhanden sind, die ziemlich stark sind.
Beim Blättern im Immobilienteil hatte Sie nichts von der Freude
gespürt,
die Sie eigentlich erwartet hätte(bei eigener Wohnung).
Die Vorstellung, daß nicht ich zur Tür reinkomme war unerträglich.
Sie bat mich um Verzeihung und erzählte mir nun alles und hofft,
daß ich das verzeihen kann.
Sie hat eine außerhäusige Liebe(schöne Bezeichnung) mit unserem Freund
geführt, die im Dezember des Vorjahres begann, im Februar fand der
erste Beischlaf statt. Dann 14-tägige Unterbrechung wegen unseres
Februargespräches.
Ihr war klar, daß nach dem Beischlaf im Februar der Freund kein
Freund mehr sein konnte und Sie wollte Ihn nicht verlieren.
Deshalb traf Sie die Entscheidung, dieses fortzuführen,
auch wenn es nun eine heimliche Affaire wurde.
Wenn es möglich war, trafen sie sich einmal wöchentlich bei Ihm.
Er kochte und verwöhnte Sie, legte also den Finger in die Wunde,
wo unsere Ehe starke Schwächen hatte.
Wenn es mir nicht so weh getan hätte, wäre ich glatt neidisch
geworden.

Ihre Entscheidung teilte Sie Ihm am nächsten Abend telefonisch mit,
wobei Sie sich die Zeit dabei ließ, die auch für Ihn notwendig war.
Er trat nochmal böse nach, indem er zweifellos wahre
Charakterschwächen
von mir aufzählte.

Wir haben dann versucht herauszufinden, ab welchem Zeitpunkt oder
besser Zeitpunkten unsere Liebe füreinander erlosch ,
die gefürchtete Routine einkehrte und wir es gar nicht gemerkt haben.
Ich habe uns mit Büchern von Schmidbauer, Jellouschek, Onken usw.
eingedeckt und wir lesen fleißig, lesen uns vor, erkennen uns wieder.

Da meine Frau leider viel in Ihrem Herzen behält und auch noch meint,
daß könne Sie problemlos verkraften(ich bin da halt anderer Ansicht),
ist dieser Weg nicht leicht.
Auch die tausend Fragen, die ich beantwortet haben wollte und die auch
beantwortet wurden, haben für mich die Sache nicht vereinfacht.
Letztendlich kann man es entweder vergeben und vergessen oder man geht
unter. Das zu Erkennen ist aber ein längerer Prozeß.

Die nun vergangenen 3 Wochen kommen mir wie eine Ewigkeit vor.
Meiner Frau fällt der Verzicht auf die Liebe(meiner Meinung nach war
das keine partnerschaftliche Liebe) zu unserem Freund leichter,
als Sie zunächst vermutete.
Ich habe in der Zeit deutlich gemacht, daß ich eine Versorgerehe oder
etwas in der Richtung für mich nicht als erstrebenswert erachte.
Ohne eine ehrliche Liebe zueinander hat ein Zusammenbleiben
für mich wenig Sinn.
Die Liebe füreinander scheint noch vorhanden zu sein, denn die
letzten Wochen waren wunderbar. Ich bin nun in der Lage meine
Liebe zu zeigen, was wohl nicht meine Stärke war und meine auch
die Ihre zu erkennen und zu spüren.

Natürlich habe ich häufig völlig unerwartet Angst, aber das läßt
schon etwas nach.
Ich hoffe einfach, daß wir das Potential, welches in uns liegt,
in unsere Partnerschaft und für den anderen einbringen können,
so daß wir eine ganz andere Qualität der Ehe erreichen,
die ohne diesen Vorfall vielleicht niemals von uns angestrebt
worden wäre.(Natürlich glaube ich, daß das auch bei vorheriger
Ehrlichkeit möglich gewesen wäre. )

Ich wünsche mir, daß unsere Ehe nun in der aktuell sehr bewußten Weise
weitergeführt wird.
Was die Zukunft bringt, daß weiß bei der Liebe vermutlich sowieso
niemand.


Ich würde mich über Meinungen, ähnliche Erfahrungen und Fragen
hier im Forum freuen.

Gruß
Tommy

14.12.2001 17:41 • #1


E
Hallo Tommy,

leider (oder Gott sei Dank???) habe ich das, was Du erlebt hast (noch???) nicht kennengelernt. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich Deinen Mut und Deine Gelassenheit während des letzten Jahres bewundere! Ein Satz in Deiner Geschichte ist mir besonders im Kopf hängen geblieben: Letztendlich kann man es entweder vergeben und vergessen oder man geht
unter. Und ich finde gut, dass Du Eurer Ehe und Deiner Frau noch eine Chance gibst und nicht unter gehen willst. Ich wünsche Dir dazu viel Kraft und drücke Euch beiden die Daumen.

Alles Gute

Pat_Smith

15.12.2001 12:20 • #2




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