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Ich kann nicht mehr mit ihm zusammen sein

J
Hallo ihr lieben,

Eigentlich bin ich nicht der Typ Mensch, der sich im Internet über seine Probleme austauscht, aber ich bin an dem Punkt angekommen, wo ich einfach nicht mehr weiß, was ich tun soll.

Ich bin 21 Jahre alt und seit 2 Jahren mit meinem gleichalten Freund zusammen.
Wir sind auch sehr glücklich miteinander, leben aber durch mein Studium und seine Ausbildung noch bei den Eltern. Seit geraumer Zeit überlegen wir, zusammen zu ziehen, da er Mitte des Jahres mit der Ausbildung fertig ist und wir beide schon seit Jahren sagen, dass wir nicht mehr bei den Eltern wohnen wollen.

Ich habe aber seit einiger
Zeit viele Bedenken, was heute vor 2 Stunden in einer überstürzten Fluchtaktion aus der Wohnung seiner Eltern und mit dem Satz ich hol meine Sachen nächste Woche ab meinerseits gipfelte.

Vor einiger Zeit waren wir bei seiner Familie in Sachsen, da leider seine Großtante beerdigt wurde. Danach gab es eine Trauerfeier, wo natürlich jeder dabei war. Unteranderem seine Großcousine mit ihrem Neugeborenen. Mein Freund wollte schon immer Familie und ist sehr Kinderlieb. Er liebt das Leben auf dem Dorf mit dem Rest der Familie und sie sind auch wirklich alle sehr nett.

Ich fühle mich mit dem Gedanken aber garnicht wohl, da ich einfach nicht so der Familienmensch bin und mir derzeit weder zum jetzigen Zeitpunkt noch zu einem späteren ein eigenes Kind vorstellen kann. Ich empfinde es einfach als eine Belastung sich jeden Tag 24/7 um ein Baby kümmern zu müssen. Darüber hinaus habe ich nichts gefühlt, als ich das Baby seiner Großcousine sah und als alle um es herumstanden und es angelächelt haben und alle es halten wollten. Ehrlich gesagt kam ich mir vor wie ein Exot - alle haben nur auf das Baby geschaut und ich habe nur die Großcousine gesehen, welche mit unheimlich kleinen Augen und absolut am Limit ihrer eigenen Kräfte daneben stand und völlig neben sich war. Sie sagt aber selbst, sie sei überglücklich. Am Baby hatte ich null Interesse.

Ich kann das nicht nachvollziehen, wir es ist weil ich keine eigenen Kinder habe. Aber ich stelle mir das alles - von Schwangerschaft bis Geburt und die nächsten 10 Jahre des Kindes absolut anstrengend vor.

Da ich selbst im Studium bin und momentan einfach sehr viel Zeit und Kraft da rein lege, kann ich mir nicht vorstellen, das alles für ein Baby aufzugeben, aus dem einfachen Grund, weil man es liebt. Ich weiß nicht ob ich sowas könnte. Ein Kind zu lieben, wovon ich weiß, dass es mich an meine Grenze der Belastung bringen wird und wofür ich gefühlt alles, für was ich jetzt arbeite, opfern müsste - mein späterer Job würde mich in meinem Berufsfeld sehr fordern und da ist das mit Teilzeit usw. Fast nicht machbar. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wo oder wie genau eine Schwangerschaft toll sein soll, wenn man nicht mal weiß, ob man das Kind dann auch liebt. Ich bewundere die Frauen, die das können und für die das anscheinend das Einfachste der Welt ist. Für mich ist das einfach surreal und aus der Situation entsteht eine krasse Ambivalenz, die meine Beziehung jetzt schon kaputt macht, obwohl die Familienplanung sicherlich noch Zeit hat.
Mein Freund wünscht sich ein Haus, ein Kind und naja... außerdem nicht wirklich etwas vom Leben.

Klar machen wir viel zusammen - wir Schrauben an Autos, fahren in den Urlaub, sind viel draußen unterwegs.

Aber sein Wunsch und seine Lebenseinstellung belastet mich derzeit extrem - ich denke immer wieder darüber nach, wie ich es schaffe, diese negative Einstellung zur eigenen Familie ihm zuliebe abzulegen. Ich schaff es aber nicht .
Zu sehr denke ich rational, zu wenige Emotionen habe ich einer möglichen Familie gegenüber. Ich denke immer wieder darüber nach, wie ich es schaffe, das beide von uns glücklich sind und dass ich meine Einstellung ihm zu liebe ja ändern könnte. Aber es geht nicht.
Der Gedanke, 14 bis 20 Jahre auf mein altes Leben, welches ich momentan einfach sehr mag, verzichten zu müssen und am Ende dazustehen wie seine Großcousine, die auf mich garkeinen glücklichen Eindruck machte, macht mich absolut fertig.
Auf der anderen Seite, ist da ein kleines Gefühl von: was ist wenn du keine Kinder bekommst und du bereust es eines Tages ?

Mein Freund kennt meine Sichtweise und kann sie nicht nachvollziehen. Er meinte, es wird sich schon noch ändern, wenn ich mehr mit Kindern zu tun habe und er würde auch viel Verantwortung übernehmen. Das glaube ich ihm auch - das ändert aber nichts an der Situation selbst, mit der ich mit Kind nicht glücklich wäre - zu viel Stress, keine Freizeit, einen Vollzeitjob inklusive Geschäftsreisen, schlussendlich keine Ahnung, ob ich das Kind lieben würde, keine Ahnung ob wir uns Urlaube leisten könnten und zusätzlich aber das Wissen: ich will lieber wenn ich 23 oder 24 bin schwanger sein, dann habe ich später keinen Karriereknick und kann mit 43 schon wieder frei sein . also hart ausgedrückt: lieber es jetzt hinter sich bringen und danach das Leben genießen und den Partner, den ich absolut nicht verlieren will, glücklich machen.

Aber der Gedanke in 2 Jahren schwanger zu sein, gruselt mich. In mir Bäumt sich etwas auf, das mich Anschreit: NEIN MACH DAS NICHT! AUCH NICHT IN 10 JAHREN!

Ich hab das heute meinem Freund auch nochmal so gesagt - er konnte das null verstehen, wie ich da sein kann. Das hat dazu geführt dass ich aus einem absoluten Flucht und Trauerreflex so viele Sachen in meinen Rucksack gestopft habe, wie möglich, unseren WBS Antrag zerrissen habe (warum soll ich mit jemanden zusammen ziehen, wenn unsere Beziehung anscheinend ein Verfallsdatum hat?), und heulend aus der Wohnung zur nächsten Bushaltestelle geflüchtet bin. Und ich drauf und dran bin die Beziehung zu beenden, weil ich diesen inneren Konflikt nicht mehr aushalte - ich hab ihm ja auch gesagt, dass ich meine Sachen noch abholen komme .

Jetzt liege ich hier in meinem Bett und frage mich, ob ich so eine Entscheidung überhaupt jetzt schon treffen kann oder . irgendetwas passiert, dass mich umstimmt. in den letzten Monaten denke ich nämlich nur noch über das Thema nach und es belastet mich zu wissen, dass mein Leben gefühlt bald vorbei ist.

Ich frage mich ob meine Reaktion überhaupt gerechtfertigt ist- er hat auch geweint und ihm geht es immerhin auch nicht gut, er weiß nicht mehr, was er mit mir machen soll, oder was er mir sagen soll, was ich auch verstehe.

Ich fühle mich so unendlich schuldig und auch so unheimlich dumm. Mir laufen die Tränen so über mein Gesicht, dass ich kaum noch die Tastatur sehen kann. Ich liebe ihn doch und will nur das Beste für meinen Freund - ich will dass er glücklich wird. Aber ich selbst will auch glücklich sein. Und ich hab jetzt auch schon eine Art Trennungsschmerz, obwohl ich es nicht übers Herz bringen konnte mich zu trennen. Ich weiß einfach nicht wie es weitergehen soll oder ob wir überhaupt noch zusammen sind. In mir zerreißen sich gerade 2 Seiten. Ich hab Angst vor der Angst und Angst vor so vielen Sachen und vor einer Depression, von der ich glaube dass ich sie schon einmal hatte.
Er antwortet auch nicht auf meine Nachrichten - ich kann verstehen warum, aber ich kann es gleichzeitig nicht ertragen.

Ich fühle mich unheimlich allein mit diesem Thema, da ich mit niemanden darüber reden kann und alles immer nur mit mir selbst ausgemacht habe.
Von meinen Eltern kann ich keine Unterstützung erwarten, die lachen mich höchstens aus und sagen ich bin zu unreif und ein Glück habe ich das mit der Wohnung nicht gemacht.

Alles frisst mich auf. hat jemand von euch auch schon mal sowas erlebt ?

Danke für eure Antworten und entschuldigt den langen Text.

19.04.2020 15:31 • #1


Fanta1
Liebe Josie,
zum einen finde ich es gut, dass du dir Gedanken über deine Zukunft machst. Es gibt viele junge Frauen, die sich das so toll vorstellen, ein Baby zu bekommen, entweder weil sie auf Teufel komm raus irgendwas für sich haben wollen, oder weil sie denken, dass es total süß ist oder aber auch, um den Freund damit an sich zu binden. Du siehst das mit den Kindern schon deutlich realistischer.

Du bist jetzt mit 21 Jahren absolut noch nicht bereit für ein Kind, und das halte ich für völlig normal. Du hast theoretisch noch gut und gerne 15 Jahre Zeit mit dieser Entscheidung. Es kann sich noch sooo viel ändern . Mit 21 hätte ich mir auch absolut nicht vorstellen können, Mutter zu werden, mit 26 wollte ich es dann auf einmal unbedingt. Warum müsst ihr das jetzt schon entscheiden ? Genießt doch erstmal eure Jugend und das Leben im Allgemeinen

Wenn es für deinen Freund bereits in so jungen Jahren absolut unverzichtbar ist, ein Kind haben zu wollen , dann musst du dich konsequenterweise von ihm trennen. Ich halte es für sehr seltsam, dass er mit 21 Jahren schon diesen unbedingten Wunsch hat, viele Männer machen sich da so ab Ende 30 GEdanken drüber. Aber okay, lassen wir das mal beiseite, WENN er das jetzt also schon mit absoluter Sicherheit sagen kann, dass für ihn nur eine Frau in Frage kommt, die zu 100% ein Kind haben möchte, dann geht es nicht mit euch. Denn das KANNST du ihm in deiner jetzigen Lebenssituation nicht versprechen. Du bist einfach noch nicht soweit und vielleicht kommt dieser Wunsch auch nie- und dann wäre es unfair, ihm was vorzuspielen. Denn das wäre theoretisch möglich. Du könntest so tun, als teiltest du seine Vorstellungen- nur zu einem späteren Zeitpunkt- aber das wäre gelogen. Du willst im Moment absolut kein Kind- hast ja fast schon eine Panik und Phobie davor. Er versteht das nicht, nimmt dir auch nicht diese Angst und stellt auch nicht in den Raum, eventuell dir zuliebe auf Kinder verzichten zu wollen.

Das ist meiner Meinung nach alles viel zu schwer und zu verbindlich von seiner Seite aus. In eurem Alter solltet ihr eigentlich nur Spaß haben, euch um eure Ausbildungen und Studium kümmern, um einen guten Start ins Berufsleben, viel mit Freunden unternehmen- kurzum: eure Jugend genießen. Und nicht schon Haus, Hof und Kinder planen.

19.04.2020 15:50 • x 1 #2


A


Ich kann nicht mehr mit ihm zusammen sein

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J
Danke für deine Antwort

Ich kann verstehen was du meinst, aber ich bringe eine Trennung auch einfach nicht über das Herz. Ich habe versucht ihm zu sagen, dass ich mich absolut nicht dafür oder dagegen entscheiden kann. Er sagte auch, dass das in Ordnung ist.
Auf der anderen Seite fängt er bei Familienfeiern an zu strahlen und ist wirklich glücklich.
Einmal saß seine Tante dabei und die fragte ihn, ob er Kinder wolle - er antwortete: Ja am besten wären 3 ! (Und das war auch ernst gemeint)

Ich fühlte mich als ob man mir ne Schaufel vor den Kopf haut. Er versucht auf mich einzugehen, in dem er sagt, dass ich mich da nicht so reinsteigern soll und dass sich das bestimmt ändert.

Ja die Jugend genießen ... - mein Freund ist innerlich manchmal 40 Jahre... so zumindest mein Gefühl. Er hat wenig Freunde und schraubt nur an seinen Autos. Wir gehen selten abends mal in eine Bar oder irgendwo hin. Er ist lieber bei seiner Familie, auch wenn ich manchmal was anderes machen wollen würde ... Ich weiß auch nicht warum das so ist...

Ich meine damit kann ich leben - ne Beziehung besteht nun mal aus Kompromissen. Aber diese eine absolute Einstellung macht mich völlig verrückt. Ich fühl mich dermaßen unter Druck gesetzt, auch wenn er das vielleicht garnicht will.
Darunter haben vor meiner Aktion heute auch andere Dinge gelitten - er durfte mich an einigen Tagen nicht mal anfassen, weil ich ihn innerlich von mir weggestoßen habe. Ich hab ihm manchmal echt gemeine Sachen an den Kopf geworfen ... usw. Aber eine Trennung ist das allerletzte Mittel um das Problem aufzulösen.... und eigentlich will ich das nicht.

19.04.2020 16:18 • #3


B
Hallo Josie,

ich habe jetzt nicht gelesen, was bereits geschrieben wurde. Deshalb entschuldige, wenn ich irgendwas wiederhole.

Als ich 21 war, war ich exakt wie du der Meinung, keine Kinder zu wollen. Oder nicht unbedingt zu brauchen, hatte auch nur Studium und Job im Kopf. Immerhin war ich auch mitten in meinem Traumstudium. Für mich bedeutete der Gedanke an ein Kind lange nur - du kennst das - Stress, Ärger, das Leben aufzugeben. Und ich finde das auch ganz und gar nicht wild, dass man mit Anfang 20 einfach andere Dinge im Kopf hat. Urlaube, Auslandssemester, Klausuren, Freunde, ausgehen usw. Deshalb finde ich auch, dass du dir zum aktuellen Zeitpunkt genau gar keine Gedanken um ein Baby machen solltest. Wenn man in einer festen Beziehung ist, die wirklich langfristig ausgelegt ist, finde ich es ok, sich mal zu sagen: Joa, vielleicht haben wir irgendwann in 10 Jahren mal Kinder. Können uns das schon vorstellen.
Aber mehr auch nicht. Das Einzige, worum du dich kümmern solltest, ist das, was dir Spaß macht und wichtig ist. Uni, Karriere usw. Auch der Gedanke, ob du dann irgendwann mit 40 mal unglücklich bist, weil du keine Kinder bekommen hast, muss jetzt absolut noch nicht sein.

Mit sich verändernden Lebensphasen wird sich vielleicht auch deine Ansicht zum Kinderwunsch ändern. Bei mir kam das dann, nachdem ich mit 24/25 fertig war mit dem Studium und in den Beruf startete. Seither haben sich meine Ansichten zu dem ganzen Thema um 360 Grad gedreht und ich finde mittlerweile den Gedanken, vielleicht mal keine Kinder zu bekommen, ziemlich traurig. Vielleicht wird es ja auch bei dir so laufen. Auch wenn du das jetzt nicht siehst, weil deine beruflichen Erfolge an erster Stellte stehen. Vielleicht wird es aber auch nicht so laufen und du sagst in 5 oder 10 Jahren weiterhin, dass du einfach nicht zum Mutter sein geschaffen bist. Bzw. deine Prioritäten einfach andere sind. Dann ist aber auch die richtige Zeit, dir Gedanken darüber zu machen. Wenn du 30, plus Minus 3-4 Jahre, bist. Dann ist es auch berechtigt, dich zu fragen, ob du mit 40 ohne Kinder immer noch glücklich bist.

Auf jeden Fall darf es zum aktuellen Zeitpunkt einfach nicht sein, dass du emotional und psychisch aufgrund dieses Themas so fertig bist. Und, dass diese Beziehung momentan so unter Druck setzt. Such doch nochmal das Gespräch mit deinem Freund. Und sprich mit ihm darüber, dass ihr offensichtlich einfach an zu unterschiedlichen Stellen im Leben seid und ganz andere Prioritäten habt. Und was du ihm eben sonst noch dazu sagen willst/was dir auf dem Herzen liegt. Jedenfalls sollte sich in diesem Gespräch entscheiden, ob er in der Lage ist einfach mal einen Gang zurück zu schalten und dich nicht nur zu verstehen, sondern dir auch wirklich Zeit zu geben. Er ist ja sicherlich auch in deinem Alter und hat noch etwas Zeit, sich erstmal auf andere Dinge zu konzentrieren. Und wenn er das absolut nicht kann oder der Kinderwunsch jetzt und heute für ihn wichtiger als eure Beziehung ist, dann müsst ihr einfach über eine Trennung nachdenken. Denn dann kann keiner von euch glücklich werden. Und du sagst ja, du willst, dass auch er glücklich ist. Ein Kinderwunsch ist einfach ein großes Thema. Die dahingehenden Wünsche, Ansichten und Entscheidungen können eine Beziehung langfristig beeinflussen. Wenn er keine Zeit mehr hat, sich in ein paar Jahren nochmal gemeinsam mit dir darüber Gedanken zu machen, dann musst du dich jetzt trennen. Du bist ja jetzt schon völlig durch den Wind, das wird nicht besser.

19.04.2020 16:49 • x 3 #4


CaveCanem
Ihr seid an komplett verschiedenen Punkten der Lebensplanung.

Du willst studieren und Dein Leben genießen. Er will... den Sack zumachen und sich vermehren.

Tja... der Punkt ist, dass Männer da sehr begeistert sind, Kinder zu erzeugen.

Dass sie aber die meiste Zeit doch die Mutter an der Backe hat. Du kennst ihn gut genug um zu wissen, wie seine Rollenverteilung aussieht.

Und bei irgendwas krempeln sich Dir grad instinktiv die Fußnägel hoch und etwas geht stiften.

Ich gratuliere Dir zu Deinem Instinkt. Der klar und deutlich zu Dir spricht.

Ich kenne diese Erkenntnis. Und weiss aus eigenem Erleben, was sie tut.

Es hat seinen Grund, warum Du so reagierst. Zu sagen, Du mögest Dich nicht reinsteigern zeigt nur, wie wenig Verständnis der Mann für Dich hat.

19.04.2020 17:48 • x 1 #5


J
Zitat von CaveCanem:
Dass sie aber die meiste Zeit doch die Mutter an der Backe hat. Du kennst ihn gut genug um zu wissen, wie seine Rollenverteilung aussieht.


Es ist ja am Ende nicht nur das... das mag sich vielleicht irgendwie teilen lassen. Ich komme aber mit dem Gedanken nicht klar, dass ich am Anfang die ganze Belastung unweigerlich trage, weil ich eine Frau bin. Jeder in der Familie erwartet von dir, dass das alles für eine Frau ja sooooo schön sein muss. Da ich aber eigentlich ein sehr sachlicher Mensch bin, kann ich das nicht nachvollziehen. Die Frau ist die die schwanger wird, die das Kind zur Welt bringt, die es meist ein Jahr stillt und die danach die Bezugsperson Nummer 1 ist. Diese ganze Mutterrolle hat für mich einen fiesen Beigeschmack weil ich bin ja auch noch eine eigene Person. Ich habe eine Identität, die mir zumindest in den ersten Jahren geraubt wird ... mein freund sieht mich ja jetzt schon nur noch als Mutter seiner Kinder, alles dreht sich um Kinder und um einen Garten, in dem man mit den Kindern spielen kann.

Das Bild einer Glucke ohne eigene Hobbys oder Interessen oder Beruf geht mir dabei nicht aus dem Kopf. Und wenn man dann doch arbeiten geht, wird wie selbstverständlich erwartet, dass das natürlich nur Teilzeit möglich ist und dass das Kind von Muddi überall hingefahren wird, aus dem Kindergarten abgeholt wird, dass man sich als Mutter Krankschreibt wenn es dem Kind nicht gut geht usw. Der Vater kommt da meistens nicht drin vor und die haben ihren Frauen bestimmt vorher auch versprochen, dass sie mehr tun. Das ist ne Dreifachbelastung unter der ich mir bei den meisten Müttern nicht vorstellen kann, dass man da glücklich ist, wenn man keine ruhige Minute mehr für sich selbst hat.

Mein Freund verspricht mir zwar, dass das nicht so wird und dass wir ja Familie haben, die auf das Kind aufpassen kann, aber ... wisst ihr für ne Waschmaschine gibt es ne Garantie aber für solche Aussagen nicht... und ja, da Krempel sich die Zehnägel nach oben, da ich kein typisches Muttigen habe - ich würde mich nie selbst verleugnen oder meine Bedürfnisse lange hinten anstellen für ein Kind. Ich dachte immer, es muss doch beides gehen. Aber ich sehe auf der Straße nur gestresste und gehetzte Mütter, oder welche die nur noch auf ihr Kind reduziert werden... und da hab ich nicht heute und auch nicht morgen und auch nicht in 5 oder 10 Jahren Bock drauf.
Ich hab noch nie mit jemanden geredet, bei dem es anders war.
Jede Mutter lächelte mich an und sagte dass man bestimmte Sachen doch für sein Kind in Kauf nimmt, weil man es liebt. Was dabei rauskommt... sieht man zum Beispiel an meinen Eltern.

Vielleicht ist das auch voreingenommen ... vielleicht habe ich gerade einen riesen Batzen Vorurteile in meinem Kopf. Aber irgendwas sagt mir, dass da irgendwas nicht stimmt.

19.04.2020 18:26 • x 1 #6


CaveCanem
Ich war selbst Alleinerziehend.

Und zwar richtigrichtig Alleinerziehend. 24 Stunden zuständig.

Keiner, der die Last mitträgt, keiner, der die Freuden teilt.

Das ist Worst Case was passieren kann, wenn eine Beziehung die Elternschaft nicht trägt.

Ich kann Dir nur sagen, dass Dein Bauch schon sehr richtig liegt.

Vielleicht hättest Du Hilfe in ihm. Vielleicht keine. Das ist so der Punkt.

Mein Sohn ist 25. Als er ausgezogen war hab ich erst gemerkt, wie hart diese Jahre waren. Wieviel Substanz ich dort gelassen habe. Wieviel Kraft.

19.04.2020 19:11 • x 1 #7


Fanta1
Dito. Same here. Beziehung ging in die Brüche und ich hatte die ganze Arbeit 24/7. Dennoch habe ich das Muttersein total genossen und alles bewusst miterlebt- jede Kindergarten- und Schulveranstaltung, jede Sportveranstaltung der Kinder. Es war oft anstrengend und insbesondere in der Pubertät kam ich oft an meine Grenzen, aber es war auch wunderschön und bereichernd. Ich habe es geliebt, meine Kinder so eng zu begleiten. Und heute - mit Ü50- bin ich so verdammt froh, dass ich Kinder habe. Ich sehe es bei kinderlosen Freundinnen, die es zutiefst bedauern und bereuen, keine Kinder zu haben.

Aber du hast mit 21 Jahren total Recht, diese Zukunft für dich noch nicht zu sehen. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass du und dein Freund sowohl in Bezug auf die Familienplanung aber auch bezüglich der allgemeinen Ziele im Leben und der Vorstellung, wie man seine Freizeit verbringt, nicht ganz kompatibel seid. Du willst Karriere machen und in deinem Job Vollgas geben, er will frühestmöglich Kinder haben- du würdest gerne mal feiern gehen und Party machen, er schraubt lieber an seinem Auto . Er liebt das Kleinstadt- bzwl. Landleben, bei dir höre ich raus, dass du auch mit dem aufregenden Großstadt-Leben ganz gut zurecht kämst.

Das hört sich irgendwie nicht nach einer gemeinsamen Zukunft an- einer von euch müsste zwangsläufig ganz krass zurückstecken und seine eigentlichen Wünsche und Ziele verraten- sowas geht meistens nicht gut.

19.04.2020 19:22 • x 2 #8


CaveCanem
Da geh ich mit. Und zwar zu 100 %.

19.04.2020 19:31 • #9


J
Zitat von Fanta1:
Und ich werde das Gefühl nicht los, dass du und dein Freund sowohl in Bezug auf die Familienplanung aber auch bezüglich der allgemeinen Ziele im Leben und der Vorstellung, wie man seine Freizeit verbringt, nicht ganz kompatibel seid. Du willst Karriere machen und in deinem Job Vollgas geben, er will frühestmöglich Kinder haben- du würdest gerne mal feiern gehen und Party machen, er schraubt lieber an seinem Auto . Er liebt das Kleinstadt- bzwl. Landleben, bei dir höre ich raus, dass du auch mit dem aufregenden Großstadt-Leben ganz gut zurecht kämst.



Ja, da hast du bestimmt recht - aber ich dachte zumindest am anfang dass man das schon hinbekommt, wenn man dem anderen genügend Freiraum lässt. Wir sind schon so viele Kompromisse eingegangen und haben uns auch über solche Themen unheimlich oft gestritten - ein Glück meistens konstruktiv, so dass jeder auf seine Kosten kam und wir beide glücklich sind. Und danach haben wir dann eben Zeit zu zweit verbracht und haben die Hobbys des anderen geteilt und uns auch aufeinander eingestellt. Das hat bis jetzt unheimlich gut funktioniert - und das hat auch zusammengeschweißt. Wir sind ein tolles Team.

Ein Kinderwunsch ist aber eben kompromisslos ... und unheimlich absolut.
Deswegen fällt mir das auch alles so super schwer. Er ist ein toller Mensch und wir können so viel voneinander lernen. Er ist unheimlich geduldig mit mir und ich bin manchmal ... naja unheimlich hart zu mir selbst und anderen Menschen.

Ich liebe ihn wirklich und ich versuche eine Lösung zu finden, finde aber keine.

Mit ihm reden werde ich aufjedenfall nochmal.

Vielen Vielen Dank für eure Antworten - ich weiß das wirklich zu schätzen. Es erleichtert mich extrem, dass ich mit jemanden reden kann.

19.04.2020 19:36 • #10


L
Ich weiß gar nicht so wirklich, was ich dir hilfreiches antworten könnte, aber vielleicht kannst du ja aus meiner Geschichte etwas für dich herausziehen. Ich erkenne mich in dir nämlich zu einem gewissen Teil wieder und vielleicht findest du es ja interessant, wie eine ähnliche Situation letztendlich ausgegangen ist.

Ich habe meinen ersten Freund mit 19 kennengelernt. Wir waren von Anfang an ein gutes Team - ähnliches Studienfach, ähnliche Hobbys und Freizeitinteressen, es passte einfach. Wir sind dann auch relativ schnell zusammengezogen und haben ab diesem Moment kam bei ihm immer wieder das Thema Familiengründung auf. Ich mag nur keine Kinder. Ich habe nie etwas empfunden, wenn andere mir stolz ihre Babys präsentiert haben, konnte mir mich nie selbst als Mutter vorstellen und der bloße Gedanke daran, selbst Kinder zu haben, hat eine klaustrophobische Angst in mir ausgelöst. Der Standpunkt von Freunden und Familie war immer gleich: Ich sei zu jung, um mir darüber Gedanken zu machen, der Kinderwunsch würde mit dem Alter schon noch kommen, irgendwann wolle jede Frau Mutter werden. Tja... der Wunsch kam nicht.

Als wir beide das Studium beendet hatten, machte mein Freund mir einen Heiratsantrag und wollte den seiner Ansicht nach logischen nächsten Schritt gehen. Ich bin dann geflüchtet - wörtlich. Ich habe einige Sachen gepackt und fluchtartig die gemeinsame Wohnung verlassen. Nachdem ich drei Tage mehr oder weniger untergetaucht war, habe ich die Beziehung beendet. Auf die fiese Art, per SMS. Es tut mir heute noch leid, was ich ihm damit angetan haben muss. Letztendlich war es jedoch die richtige Entscheidung, die ich getroffen habe.

Das Ganze ist jetzt 13 Jahre her. Mein Exfreund ist seit 5 Jahren verheiratet und hat 2 Kinder. Seine Frau scheint glücklich zu sein mit diesem Leben - wir sehen uns gelegentlich, weil sie Kunden in meiner Praxis sind, und ich habe den Eindruck, eine zufriedene Familie vor mir zu haben. Ich bin jetzt 37 und gehe in meinem Beruf auf, wie ich es mir als junger Mensch vorgestellt und gewünscht habe. Ich lebe ein glückliches und erfülltes Leben, in dem auch für einen Partner derzeit kein Platz ist. Ein Kinderwunsch hat sich übrigens nie eingestellt, auch keine Trauer über verpasste Chancen - ich bin froh, dass ich mich damals nicht verbogen habe, um dem gesellschaftlichen Ideal und dem Wunsch meines Freundes zu entsprechen.

Das war meine Geschichte. Keine Ahnung, was du für dich daraus mitnehmen kannst. Ich wünsche dir, dass du die richtige Entscheidung triffst.

20.04.2020 08:39 • x 1 #11


J
Zitat von Lokisdottir:
Das war meine Geschichte. Keine Ahnung, was du für dich daraus mitnehmen kannst. Ich wünsche dir, dass du die richtige Entscheidung triffst.

Vielen Dank, das hilft mir sehr weiter...
Er übt nur unterbewusst diesen erwartungsdruck aus und auch die Vorstellung löst bei mir diesen Druck aus, eine Frage zu beantworten die ich nicht beantworten kann und dass ich womöglich seinen Wunsch eines Tages nicht erfüllen kann, geht mir auch an die nieren. Meine Beziehung fühlt sich demnach so an, als hätte sie womöglich ein Verfallsdatum. Das ist unheimlich schwierig, der innere Konflikt zu dem Thema frisst mich echt auf.

20.04.2020 10:59 • #12


T
Hinsetzen und erst mal durchatmen.

Nimm mal den Druck raus. Die Entscheidung für ein Kind ist etwas intimes und individuelles. Es gibt Frauen, die sehr früh wissen, dass sie Kinder möchten, andere entscheiden sich erst spät und manche zu spät, einige bereuen ihre Entscheidung, wieder anderen passiert es einfach usw. usf.

Du siehst ein bunter Strauß an Wegen und Möglichkeiten mit dem Thema umzugehen. Ich denke du hast ausreichend Zeit dein Leben erst mal für dich zu entdecken. Die Entscheidung pro Baby ist so fluide, trotzdem Du es jetzt so empfindest, kann sich das je nach Lebensphase und Partner verändern.

Was heißt das für deine Beziehung? Ihr könnt euch beiden vertrauen, dass ihr das beste füreinander wollt. Das heißt, wenn ihr feststellen solltet, dass sich die Lebensziele irgendwann tatsächlich nicht vereinbaren lassen, dass ihr Euch dann die Chance auf eine andere Richtung gebt und zwar ggs.

Ich würde die Sache jetzt nicht so stark durchhirnen. Ja vielleicht wird es irgendwann eine Weggabelung geben, wo es konkreter wird, aber das sehe ich jetzt noch nicht. Genießt doch die Liebe, die ihr zueinander spürt, unabhängig, was die Zukunft bringt. Die sieht eh meist ein wenig anders aus als vermutet, weil man nicht alles beeinflussen kann.

20.04.2020 12:59 • x 1 #13


Claudia1982
Mach dir doch nicht so einen Druck. Es ist doch immer noch deine Entscheidung ob du Mutter wirst oder nicht. Genießt das Leben zu zweit, genießt eure Liebe...vielleicht kommt der Kinderwunsch noch (glaube ich aber nicht). Selbst wenn der Kinderwunsch euch mal entzweien sollte, würde ich mir da jetzt nicht so viele Gedanken machen. Keiner weiß was die Zukunft bringt.
Ich kann Kindern übrigens auch nichts abgewinnen und möchte nie welche haben. Das wußte ich in deinem Alter schon (und schon früher) und habe ähnliche Gedanken wie du. Mein Umfeld konnte das auch nie ganz verstehen.

20.04.2020 20:24 • x 1 #14


J
Vielleicht wird es sich eines Tages ändern, vielleicht muss ich noch lernen fürs Leben... es gibt viele Sachen die ich vorher eh noch aufräumen muss in mir drin. Da spielen so viele Dinge mit rein, schlechte Erfahrungen mit meinen eigenen Eltern und Familie, mit Freunden und einer fetten Depression, die damals nicht behandelt wurde..

Ich hatte gestern mal wieder das Gefühl ich müsste komplett verrückt werden. Diese Panik und diese phobischen Veranlagungen mein Leben nicht mehr unter Kontrolle zu haben führen manchmal zu solchen Extremaussetzern.
Es ist vielleicht an der Zeit, sich wirklich einen Therapeuten zu suchen.

VIELEN vielen Dank für eure Hilfe - ihr habt mich geerdet

21.04.2020 00:35 • x 1 #15


A


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