Ich war Dir nie gut genug - Jetzt bin ich es mir

M
Meine Liebe,

es hatte mich immer in Deine Nähe gezogen, noch bevor wir uns kannten. Und dann wollte das Leben es so, dass wir uns finden konnten. Unsere Gemeinsamkeit begann mit Leid und hört mit viel Leid auf.

Jetzt ist der Punkt gekommen, dass ich nicht mehr derjenige sein möchte und kann, der alleinig Dein Leid trägt. Jahrelang habe ich Dich gestützt, mich geopfert und habe nur Zweifel über meine Gefühle zu Dir erhalten. Nichts war gut genug, kein Gefühl, keine Tat und keine Worte. Du wolltest nur Dich sein lassen und hast mich eingesperrt und ich habe es aus Liebe zu Dir zugelassen. Was ein Fehler.

Die Hoffnung, dass sich irgendwann alles bessert hatte mich nicht abrücken lassen. Ich wollte Dich sein lassen, damit Du mich sein lassen konntest. Doch Du hast nur Zweifel darin entdeckt, es hat Deine Angst vor dem Verlassen werden bestärkt und Du wurdest kränker und kränker. Mich hat es ausgesaugt, Tag um Tag nur noch als Problemlöser und Seelenmülleimer bedient zu werden.

Hattest Du meine Bitten nicht gehört, dass ich ein wenig leben wollte? Konntest Du auch noch etwas anderes sehen außer Dich? Du sprachst so viel von Liebe, dass Deine so viel größer war als meine. Wöchentlich und manchmal täglich hast Du mir immer wieder vorgeworfen, dass ich Dich weniger lieben würde, Dich weniger verstehen und sehen würde. Nicht nur ich alleine war in diese Mühlen Deiner Verzweiflung geraten.

Mit und nach Deiner Krankheit, die auch mich in starkem Maße betroffen hatte, wurde alles nur noch schlimmer. Die Kraft war weg und ich sollte immer noch der sein, der Dich rettet. Hast Du meinen Hilferuf nicht gehört oder verstehen können? Man kann den Partner nicht durch und für seine Ängst verantwortlich machen.

Ich konnte dafür nichts meine Liebe, aber ich konnte etwas dafür, dass ich mich zurück zog.
Dafür fühle ich mich schuldig, für die Hilflosigkeit, die Kraftlosigkeit und die Ohnmacht. Ich wusste es nur nicht besser. Das hatte ich Dir nicht vorenthalten.

In einem letzten Versuch wollte ich Dir alles geben, was die schwere Zeit hinter Dir lassen sollte.
Das hattest Du nicht mehr gesehen und erleben wollen. Für Dich war ich nur noch ein Werkzeug.

Ich bat Dich nicht alle Probleme bei mir abzuladen und mich alleinig in die Verantwortung zu nehmen. Diese Krankheit hatte ich auch mit Dir und keiner hat mich unterstützt dabei.

Dann war alle Kraft weg. Ich konnte nicht mehr geben, denn ich war innerlich fast nicht mehr da.
Für Dich war es einfach sich einem anderen zu öffnen und nicht zu widerstehen.
Hast Du meine Bitte nicht gehört, dich nicht darauf einzulassen? Und auch nicht die Bitte mir zu sagen, wenn das zwischen uns nichts mehr ist, sonst brichst Du mir das Herz?

Du hast das alles getan, ohne Rücksicht. Skrupellos. Lügen, Betrügen, Vorwürfe.
Was dann kam muss keiner ertragen. Auch Du nicht. Es tut mir leid dafür.

Wundere Dich aber nicht, wenn ein gebrochenes Herz schreit.
Auch andere Menschen haben Gefühle, Ängste und Sorgen.
Nicht nur Du. Leider kannst Du Dich darauf nicht einlassen.
Frage andere nicht, was Du verdienst, sondern frage Dich was Du selbstlos geben kannst.


Irgendwann kann ich Dir verzeihen. Die Zeit wirst Du mir wohl nicht geben können und wir werden getrennte Wege gehen. Jetzt kann ich nur noch mir der Nächste sein.

Ich wünsche Dir alles Gute und Glück auf der Welt.

Dein Mann

09.05.2013 23:42 • #1


wennnichtjetzt
mh. da ich die Hintergründe nicht kenne, kann ich gerade nur sagen, dass es mich sehr berührt hat. Schade, dass man nicht alles hinter sich lassen kann und neu anfangen.

11.05.2013 08:15 • #2


A


Ich war Dir nie gut genug - Jetzt bin ich es mir

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S
Lieber mr.luna,
Deine Worte haben mich sehr berührt, man spürt wie Du gekämpft hast und die Trauer darüber, daß der Kampf letztlich verloren wurde. Ich weiß wie Du Dich fühlst, auch ich habe in meiner vorigen Beziehung so lange gekämpft, gegen Depressionen meines Partners, gegen seinen Job, seine Unzufriedenheit mit dem Leben. Ich habe so lange gekämpft bis ich selbst nicht mehr da war. Gesundheitlich am Ende, seelisch nicht mehr da. Warum nur? Warum gibt man sich selbst so sehr auf, erträgt so viel. Ich war in der Beziehung die letzten 3 Jahre nicht glücklich und habe es trotzdem nicht geschafft mich zu trennen, wollte ihn in dem ganzen Mist nicht allein lassen, ihm nicht auch noch weh tun...als ich dann endgültig nicht mehr konnte und die Beziehung beendet hatte, hatte ich das Gefühl es war eine Erleichterung für ihn. Eine Verantwortung weniger, warum nur habe ich dann 3 Jahre verschenkt...eigentlich noch mehr, denn von den gesundheitlichen Folgen hab ich mich immernoch nicht ganz erholt...12 Jahre waren wir zusammen und ich frag mich wären 9 nicht besser gewesen? Die Trennung vielleicht härter, aber ehrlicher? Ich hab mich auch zurück gezogen, Trennung in vielen kleinen Schritten...habe gelitten, gekämpft und mich dabei selbst verloren. Fühlte mich so unendlich hilflos und habe mich letztlich getrennt, weil ich nicht mehr konnte...keinen Weg mehr gesehen habe, alles versucht habe und doch sollte es nicht sein. Du scheinst sehr gelitten zu haben und letztlich hoffe ich, daß es weit mehr schöne Momente gegeben hat in eurer Beziehung. Denn wenn es nur das war was Du schreibst... Letztlich bleibt einem die Einsicht, daß man zuviel für andere kämpft und viel zuwenig für sich selbst. Ein bissl mehr Egoismus...ja das wäre was. Aber es ist schwer wenn man das Gen iwie nicht mitbekommen hat Alles was jetzt kommt ist ein anderes Leben, nichts ist wie es war...aber wer sagt, daß nicht alles besser wird. Ich wünsch Dir ganz viel Glück für Deine Zukunft. So wie Du schreibst hast Du es wirklich verdient.
LG
Sanny

11.05.2013 10:56 • #3


M
@wennnichtjetzt
Danke für Deine Antwort. Tja, so einfach ist das nicht, doch merklich ist auch, dass ein Neuanfang nach dem allen so viel neuer ist.

Die Hintergründe sind mir für mich momentan nur schemenhaft erkennbar. Ich habe so viel hinterfragt und analysiert. Dabei habe ich mich selbst aus dem Blick verloren. Es geht primär nicht alleinig um die Untreue, sondern auch um das Ausnutzen und Aussagen des Partners, dessen Gefühle und Stetigkeit. Das zermürbt, gerade wenn man selbst eher fühlend oder verletzlich ist. Wenn man das für sich sieht, hat man verschieden Möglichkeiten das anzugehen. Dabei bin ich gerade.

Und ich muss abschließen, weil ich aus den Stressmomenten nicht mehr heraus komme. Es kamen nur noch Forderungen, wie ich zu sein und damit umzugehen habe. So ein bisschen Zeit und Geduld. Nichts anderes habe ich erwartet. Doch muss ich auch gestehen, dass ich viel Druck ausgeübt habe. Also diese schönen Regeln, was man nach einer Trennung nicht machen sollte ... Ähm, ja, schief gelaufen. Sehr zu bereuen. Doch der einstige, engste vertraute Partner hat die Wahl, ob er die Zeit gibt oder aus der eigenen unausgesprochen feigen Reue lieber zu dem anderen rennt und sich besser fühlen lässt, weil man das ja von dem Partner mit dem Problem des Vertrauensverlust nicht mehr erhält.

*beep*, so what.


@Sanny
Danke auch für Deine lieben Worte.
Gekämpft habe ich sehr, mit mir, mit Einstellungen und Werte um zu finden, welche gemeinsamen Wege es geben kann. Doch dabei habe ich mich nach der Trennung nur schlussendlich noch weiter verraten, was in der ganzen Zeit der Beziehung / Ehe schon der Fall war.
Es ist so interessant, wie oft ich etwas mit ich einleite. Jetzt ist endlich die Zeit dafür. Nicht immer nur auf andere schauen, weil man rücksichtsvoll und auch übermäßiges Verantwortungsgefühl hat.

Und Sanny, auch wie Du frage ich mich, wie viele Jahre habe ich dadurch verschenkt. Sie und ich hätten so viel erhalten können mit ein bisschen mehr Selbstsicherheit. Wären ihre Ängste und Zwänge nicht da gewesen. Wäre die Erwartung nicht gewesen, dass ich das alles kompensieren musste. Und darüber hinaus wird einem das alles währen der Beziehung sowie hinterher auch noch um die Ohren gehauen, dass man weniger geliebt hat, weniger für sie da war.

Sie ist noch meine Frau und ich wünsche für Sie, dass sie wirklich, wie sie sagt ins Leben gefunden hat. Hoffentlich muss sie ihre Lügen und fehlerhaften Projektionen auf andere nicht weiter verfolgen. Das habe ich jetzt lange genug mitgemacht. Sie hatte es sicherlich auch nicht leicht, aber wer hat das schon, der im Leben nicht die Leichtigkeit aus dem inneren heraus lassen kann.

Ein bisschen mehr Egoismus. Korrekt, das hilft manchmal, obwohl man sich vielleicht auch manchmal dadurch schmutzig fühlt, weil man ja selbst Fehler gemacht hat. Doch Fehler gehörten zum Leben dazu und durch so eine Krise wird man auf sich und seine Ursprünglichkeit zurück geworfen. Schritt für Schritt gilt es wieder zu lernen sich zu öffnen, weniger am Leben und den Menschen zu zweifeln. Man darf auch Liebe an andere geben ohne die Guillotine im Nacken spüren zu müssen.

Zu einer Beziehung gehört Arbeit, täglicher Respekt und öfters auch Verständnis. Dazu auch ein paar Kompromisse. Vor allem gehört aber etwas dazu, was aus dem Innersten kommen sollte und man nicht erwarten darf. Liebe, Zugeständnis, Leichtigkeit. Es ist oft einfach gesagt und jetzt im Nachhinein merke ich, wie sehr ich im Sumpf selbst gefangen war. Dazu habe ich eben auch mein Päckchen im Leben zu tragen gehabt, das meine Handlungen beeinflusst hat.

7 Jahre waren das jetzt und aus meiner Sicht nicht größtenteils glückliche Jahre. Kleine Momente geben viel können aber auch sehr viel zerstören. Ich werde wohl erst in einiger Zeit auch im Guten an das Vergangene denken können. Doch bis dahin wird genau das ein Problem sein, was dazwischen steht. Ich bat um Geduld und habe nur Missgunst erhalten. Gestehen muss ich, dass zu viele dramatische Taten auch von meiner Seite aus geschehen sind.

Große Gefühle, großes Leid.

Ich bin im letzten Jahr gefühlte und optische 4 Jahre gealtert. Von Leichtigkeit keine Spur mehr.
Neuer Tag, neues Leben, neues Glück. Jeder ist seines Glückes Schmied.

(Immer diese Sprichwörter)

Und noch eins hinterher, weil es auch gegen meine tief trübselige Stimmung geht.

Wer arbeiten will, muss fröhlich sein.

Die Wahrheit dahinter erschließt sich, wenn man es nicht zu wörtlich nimmt.

11.05.2013 22:01 • #4