Ich weiß keinen Ausweg- bin ich ein schlechter Mensch?

Vor über einem Jahr lernte ich einen Mann im Urlaub kennen, wir verstanden uns auf Anhieb, landeten am ersten Abend im Bett. Für mich war klar, dass das nicht mehr werden würde als eine Bettgeschichte, da er vom Typ her nicht mit meinen Werten zusammenpasst, dachte ich. Er war von Beginn an offen und ehrlich, er sei Partnerwechsler Besucher, kann bloß offene Beziehungsmodelle führen usw. Darum kam er für mich als Partner nicht infrage, er ließ jedoch nicht locker. Er verhält sich mir gegenüber zuverlässig, aufmerksam, hilfsbereit, aufrichtig (Handwerker Bedarf bei mir), teilweise mehr als mir lieb ist. Er meldet sich morgens, abends oder sporadisch. Nun habe ich einen vollkommen anderen Eindruck von ihm erfahren. Ein sympathischer Mann.

Nichtsdestotrotz, möchte ich diese Fernbeziehung beenden, da es für uns keine Zukunft gibt - ich nicht umziehen kann/werde. Ich habe ein schulpflichtiges Kind und meine Arbeitsstelle 250 Kilometer entfernt. Es bricht mir das Herz ihn zu verlassen, aber ich kann und möchte so nicht weitermachen. Ich möchte mich für einen Partner in der Nähe frei halten. Bin ich ein schlechter Mensch?

Zitat von Stachelrose:

. Ich möchte mich für einen Partner in der Nähe frei halten. Bin ich ein schlechter Mensch?

Wie kommst Du denn darauf? Ein schlechter Mensch ist man, wenn man anderen bewusst schadet und wenn man kategorisch seine Interessen über die von anderen stellst und dabei über Leichen geht. Wenn man lügt und betrügt oder an das Geld von anderen kommen will usw.

Du scheinst recht fest in der Realität zu leben. Du siehst die Pferdefüße und willst danach handeln. Das ist eine Lebenseinstellung, mit der Du gut durchs Leben kommen kannst.

Der Mann in Deinem Leben gibt mir Rätsel auf. Er spricht von offenen Beziehungsmodellen, verhält sich aber so, als wäre er in einer Beziehung mit Dir. Er spürt instinktiv, dass Du nicht auf ihn baust, denn Du hast ja gehört was er gesagt hast und Du gehörst nicht zu den verträumten Frauen, die sich einreden, dass mit ihnen an der Seite alles ganz anders wird.
Daher agierst Du innerlich frei. Du hast Kontakt, er kann Dir und sich helfen, wenn mal ein Nagel in die Wand muss oder eine Lampe montiert werden muss. Und gerade das ermöglicht ihm wieder, von selbst auf Dich zu zu gehen. Er kann schon Recht haben mit der Beobachtung über sich selbst. Er kann dann eine Art Bindung halten, wenn die Partnerin eher auf Distanz ausgerichtet ist.
Es wäre interessant zu erfahren, was geschehen würde, wenn Du Dich richtig auf ihn einlassen würdest. Womöglich käme dann seine andere Seite zum Vorschein. Die Nicht-Beziehng mit Dir verlangt ihm nicht viel ab und er zeigt seine schönen und sympathischen Wesenszüge. Ob er aber nicht ein Wolf im Schafspelz ist, weißt Du nicht.

Zitat von Stachelrose:

ich nicht umziehen kann/werde. Ich habe ein schulpflichtiges Kind und meine Arbeitsstelle 250 Kilometer entfernt.

Verstehe ich vollkommen. Du kannst nicht einfach Deinen Lebensmittelpunkt verlagern, denn es hängt mehr daran als nur Deine Person.

Zitat von Stachelrose:

Es bricht mir das Herz ihn zu verlassen, aber ich kann und möchte so nicht weitermachen.

In den sauren Apfel musst Du beißen. Rede mit ihm und sage ihm, dass Du keine Persektive für Dich siehst. Du aber eine haben möchtest. Fernbeziehung und daheim ein schulpflichtiges Kind passen nicht zusammen. Wie sieht er das mit dem Kind eigentlich? Handwerke sind zur Zeit überall gefragt, warum also könnte nicht er sich örtlich verändern? Man kann ja auch mal in die andere Richtung denken.
Alternativ bleibt dann nur die Trennung. Denn selbst wenn er jetzt gerade eher auf Beziehung gebügelt ist, bleibt ja noch das, was er Dir gesagt hast. Dass er eben nicht in festen Beziehungen leben will und kann. Wie gesagt, er fühlt, dass Du Dich nicht ganz auf ihn eingelassen hat und gerade das ermögicht es ihm, Dir jetzt fast hinterher zu laufen. Ob das noch so wäre, wenn Du Ja zu ihm sagen würdest, weiß keiner. Von daher ist Deine Vorsicht auch sehr angebracht.

Zitat von Stachelrose:

Ich möchte mich für einen Partner in der Nähe frei halten.

Mit der Aussage hast Du ja Deine Marschroute bereits festgelegt. Deine Antwort auf die Frage ist Dir klar. Aber Du zauderst vor der Umsetzung. Denn Du willst ihm nicht weh tun und Du verlierst dann auch einen Menschen, der Dich positiv überrascht hat. Ohne Blessuren wird es nicht abgehen. Es tut weh, wenn man einem anderen Menschen weh tun muss. Diese Diskrepanz ist schwer auszuhalten, vor allem wenn das Herz noch ein Wörtchen mitredet.
Aber wenn Du ehrlich mit ihm umgehst, wird er auch das spüren.
Sprich mit ihm über Deine Pläne, Deine Ansichten. Und vielleicht eröffnet sich ja noch ein anderer Weg. Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.
Wer ehrlich mit dem Gegenüber spricht und über seine Bedenken und auch die äußeren Beweggründe wie Kind und Arbeitsstelle spricht, ist kein schlechter Mensch. Nur einer, der sich der Realität stellt.

Begonie

Liebe TE,
Für mich ist du eine Frau die mit beiden Beinen im Leben steht und die Lebenssituation richtig einschätzt.

Er verwöhnt mich in vielerlei Hinsicht, er fährt meist zu mir, ich hingegen weniger. Er kommt immer an den kindfreien Wochenenden. Auch bedrängt er mich nicht damit mein Kind oder die Familie kennenlernen zu wollen. So kennt er bis heute niemanden aus meinem Umfeld, ich hingegen kenne seine erwachsenen Kinder und ein paar Freunde. Ich fühle mich so als ob ich ihn diskriminieren würde, dieser Umstand, mein Verhalten verursacht Kummer. Meine Tränen bewirken aber keine Veränderung. Ich kann mir eine Beziehung, vor allem eine Fernbeziehung über Jahre hinweg nicht weiter vorstellen. Auch eine offene Beziehung ist für mich unvorstellbar. Das habe ich ihm offen von Anbeginn kommuniziert.

Er ist selbständig tätig, hat in seinem Wohnort viele Verpflichtungen, bei mir ist das ähnlich. Mein Kind lebt im Wechsel auch bei seinem Vater, der bei mir in der Nähe ist.

Er sagt selbst, dass uns nichts bleibt außer ein paar schöne gemeinsame Tage. Er hat bereits den nächsten gemeinsamen Urlaub geplant. Er verwöhnt mich um es mir schmackhaft zu machen, das ist mir bewußt. Aber er ist auch seiner Exfrau ggü. nach 25 Jahren Ehe aufmerksam, behilflich und pflichtbewusst. Er macht auf mich einen fürsorglichen, verlässlichen Eindruck, ich kann ihm das alles nicht zurückgeben. Eigentlich möchte ich frei sein für eine herkömmliche, monogame Beziehung. Wäre ich alleine würde ich mich vielleicht auf das Wagnis mit ihm einlassen, aber so kann ich das nicht, weitere Zeit mit ihm investieren. In einer Trauminsel ohne Alltag. Er hat das nicht verdient von mir so behandelt zu werden, aber ich weiß nicht weiter.

Ehrlich gesagt verstehe ich dein Problem nicht bzw.habe ich den Eindruck du machst es dir selbst unnötig schwer.
Wo ist also die Schwierigkeit?
Mach' ne Ansage: passt für mich nicht.
Oder ist es seine hilfsbereite, nette Ader die dich bei der Stange hält und eventuell die Hoffnung das er dir sagt das er dich will und zwar nur dich und keine offenen Beziehungskonstrukte?

Dann sag es ihm so,wie du es im letzten Post geschrieben hast. Er mag ja alles seine fürsorglich etc. pp. Das Problem für dich ist,daß er nicht monogam leben kann oder will. Und du hast andere Vorstellungen von einer festen Beziehung.
Da sich keiner von euch Beiden verbiegen soll bleibt nur die Trennung. Tut zwar im Moment weh,aber es käme der Zeitpunkt wo du von anderen Frauen in seinem Leben erfahren würdest.Und dann tut es erst richtig weh.

Und warum redest Du nicht mit ihm?

Jede Entscheidung im Leben bedeutet auch Verzicht. Verlässt Du ihn, musst Du auf ihn verzichten. Auf seine nette, freundliche und fürsorgliche Art, die Dir aber auch ein schlechtes Gewissen macht. Denn Du empfindest, dass Geben und Nehmen ungleich verteilt ist. Du hast den Eindruck mehr zu nehmen als was Du guten Gewissens annehmen kannst. Und das, obwohl er Dir reinen Wein über seine Ansichten zu festen Beziehungen klar kommuniziert hast.

Komisch ist das schon. Er war so frei und hat Di gesagt, ja ich mag Dich, aber erwarte keine monogame Beziehung mit mir. Exklusivität kann ich Dir nicht bieten. Er war ehrlich, weil er innerlich frei war und nicht abgewogen hat, was passiert wenn ich dies oder jenes tue. Er hat Dir seine Wahrheit offenbart und sie Dir damit vor die Füße geschmissen. Du wusstest Bescheid, hast Dich aber doch auf ihn eingelassen, aber eben mit innerer Distanz.

Jetzt, wo Du Deine Wahrheit sagen müsstest, weil eine Schmerzgrenze offenbar überschritten ist und die Beziehung fast schon zu einer Belastung wird, hast Du aber Probleme ihm reinen Wein einzuschenken. Stattdessen haderst Du mit Dir und fühlst Dich schlecht, nur weil Du ihm Deine Wahrheiten offenbaren müsstest.
Siehst Du diese Diskrepanz? Er agierte frei, er tut es noch, er ist freundlich, aufmerksam und hilfsbereit, weil er es sein kann und das zu seinem Wesen gehört. Das aber hat wiederum nichts mit seinem Beziehungsleben zu tun,. das er offenbar anders gestaltet als Dir vorschwebt. Du agierst nicht frei. Du hast ein schlechtes Gewissen wegen der äußeren Umstände und auch, weil Du, was er Dir gibt, angeblich nicht richtig würdigst.

Ja, Du enthältst ihm Teilbereiche Deines Lebens vor, was ihn aber offenbar nicht stört. Damit setzt Du klare Grenzen. Deine Botschaft ist, dass Eure Beziehung nicht so ist, dass Du sie ganz in Dein Leben lassen kannst und willst. Und jetzt kommt er in die Puschen, wo Du auf dem Absprung bist.

Wie gesagt, elegant und ganz ohne Dellen kommst Du hier nicht davon. Du hast Dich darauf eingelassen, dann musst Du auch dafür zahlen. Zahlen sorgt für schlechte Gefühle bei Dir, Eben weil Du keinem weh tun willst, ihm nicht und Dir nicht.
Aber ohne Schmerz wird es nicht gehen.

Weißt Du, als er Dir so freundlich und ehrlich entgegen trat und Dir offen, frank und frei erklärte, was Du erwarten kannst und was nicht, hatte er vermutlich keine Sekunde ein schlechtes Gewissen. Sie weiß Bescheid, ich habe es ihr ja gesagt und wenn sie sich auf mich einlässt, habe ich mir nichts vorgeworfen. Er hatte keine Probleme die Verantwortung von sich abzugeben und auf Dich zu übergeben. Selbst Schuld, wenn Du trotzdem ... Du wusstest es ja!

Jetzt, wo Du Verantlwortung für Dich übernehmen sollst, kneifst Du. Er hat Dir nicht mehr gegeben als Du. Er war ehrlich, aber der Schwarze Peter lag im Notfall bei Dir. Du hast es gewusst, also jammere nicht. Jetzt, wo Du merkst, dass es Dir zu eng wird, ziehst Du den *beep* ein und bist nicht bereit, auch ehrlich zu sein und zu sagen, ich wünsche mir eine Beziehung mit Bestand und Verlässlichkeiten, ich wünsche mir eine Nahbeziehung und einen festen Partner, der nicht ohne schlechtes Gewissen fremd geht, weil er sich das selbst ja erlaubt hast.

Wer gibt nun mehr und wer nimmt ohne Rückzahlung? Er genauso wie Du, also seid Ihr quitt!

Begonie

Danke euch.

Begonie, vielen lieben Dank für deinen Kommentar und tollen Denkanstöße.

Warum denkst du direkt ,dass du ein schlechter Mensch bist,nur weil du Grenzen hast,die du nicht verschieben kannst?

Hallo Stachelrose,

zunächst einmal: Man ist kein schlechter Mensch, weil Man an sich denkt.

Du kannst niemandem in Deiner Umgebung etwas gutes tun, bevor du nicht selbst zufrieden und glücklich binst. Da diese Beziehung Dich nicht glücklich macht (du bist ja schließlich hier bei uns), wirst Du langfristig auch ihn nicht glücklich machen können. Er wird irgendwann auch merken, dass Du dich nicht so wohl fühlst, wie am Anfang.

Und da er ja scheinbar ein gestandener Mann mit gefestigtem Umfeld und Prinzipien ist, wird er sicher auch Deine Standpunkte verstehen und vll sogar damit rechnen, dass es irgendwann in diese Richtung geht.

Ein offenes Gespräch ist unabdingbar, aber befreie Dich von dem Gedanken ihm nicht weh tun zu wollen.

Er hat zu Dir ja gesagt, dass die Beziehung nur für schöne Stunden geeignet ist ohne eine Perspektive auf Langfristigkeit. So lange es ihm gut geht mit Dir, wird er gerne weiterhin bei Dir aufschlagen. Er stellt keine großen Ansprüche, drängt nicht darauf, Deine Bezungspersonen kennenzulernen. Wahrscheinlich ist es ihm sogar recht, dass Du ihn nicht vollständig in Dein Leben, Deinen Dunstkreis einbinden möchtest. Menschen wie er lehnen das oft sogar ab, denn lernt man die Eltern der Partnerin kennen, wird man gleich als potentieller Schwiegersohn, jedenfalls aber als fester Freund gesehen, als den er sich vermutlich nicht empfindet.

Heißt für Dich, er nimmt die Annehmlichkeiten einer Beziehung mit Dir gerne an, strebt aber keine Änderung des Verhältnisses an. Und sollte es ihm irgendwann keinen Spaß mehr machen, wird er wegbleiben und das ohne schlechtes Gewissen nach dem Motto: ich habe es ihr ja gesagt! Sie wusste Bescheid, was Festes gibt es nicht und ich will keine exklusive Beziehung.

Dich aber stört es jetzt wahrscheinlich, weil Du doch als Exklusivware wahrgenommen werden möchtest. Da Du das nicht kriegst, entwickelst Du Abwehrreaktionen und lenkst sie auf die bewusste Ebene um, die Dir sagt, ich will mal eine richtige Beziehung und auch keine, die 250 km weit weg wohnt.
Berechtigte Wünsche, die Du einfach nur aussprechen und die Konsequenzen daraus ziehen musst. Wenn er wieder mal bei Dir bist, dann sprich das an. Eigentlich müsste er es ja verstehen und gewappnet sein, denn er wollte ja nie eine feste Beziehung mit gegenseitigen Verpflichtungen.

Ich glaube, es wird Dir besser gehen, wenn Du über Deinen Schatten gesprungen bist. Oft ist nur der Anfang schwierig.

Begonie

Weißt du ob er noch andere Standbeine hat? Er behandelt dich fürsorglich, seine Frau fürsorglich und vielleicht weitere Frauen genauso.

Wenn das so sein sollte nimm mit was geht, denn wenn du weg brichst sind da noch andere, mehrere Netze und doppelten Boden. Habt gemeinsam eine schöne Zeit und kostet das aus. Wir leben alle nur ein Mal. Er wird bestimmt nichts dagegen haben dass du weiter datest um jemanden aus deiner Nähe kennenzulernen.

Ich spreche die aussichtslose Situation regelmäßig an, er meint dazu ich soll unsere Beziehung genießen, mir keine Gedanken machen, sollte ich einen potentiellen Partner finden, würde er das akzeptieren. Ich bin aber der Meinung, daß ich die Zeit, die ich für ihn aufbringe anderweitig sinnvoll verbringen könnte, nämlich einen verfügbaren Partner in meiner Nähe zu finden. Ich lasse mich von ihm einwickeln, weil er es mir leicht macht. Er stellt keine Fragen, keine Ansprüche und hat stets Zeit für mich, sobald ich (kind)frei habe. Ich habe es bequem bei ihm, das bemerkt er selbst mir gegenüber.

Ich weiß nicht ob er noch mit anderen Frauen den Kontakt pflegt, ich würde meinen, er war von Anfang an offen und ehrlich, daher wäre ich doch sehr verwundert, wenn er nun Lügen würde. Zumindest verbringt er den Morgen und Abend damit mich anzurufen per Videoanruf, oder mir zu schreiben. Er ist aufmerksam und mir zugewandt, habe dahingehend keine Konzentrationsschwäche oder Vergesslichkeit festgestellt. Er arbeitet 7 Tage 7 bis 12 Stunden täglich, beruflich und privat, er ist unter anderem am Umbau seines Hauses und das seines Kindes dran.