Irgendwann abschließen

Hallo, ich möchte den Thread hier einfach nutzen um meine Gedanken und Gefühle niederzuschreiben. Es geht um einen Mann mit dem ich eigentlich nie wirklich nah war und trotzdem dreht sich bei mir gerade alles um ihn.

Wir haben uns vor etwa 4 Jahren kennengelernt. Ich war Studentin und er Doktorand. Er hatte damals für die Semesterferien eine Stelle frei und ich habe sie bekommen. Anfangs fand ich ihn einfach nett - mehr nicht. Nach den Semesterferien hatte ich ein Seminar bei ihm - plötzlich war ich verliebt. Ich kämpfte gegen die Gefühle und hielt das Ganze für eine dumme Schwärmerei. Nachdem das Seminar vorbei war, ging ich ihm aus dem Weg. Nach einiger Zeit hatte ich mit ihm abgeschlossen - dachte ich.

Nach dem Studium habe ich eine Zeit lang gearbeitet. Dann begann ich mein Masterstudium am selben Institut. Vor genau ziemlich einem Jahr kam eine Rundmail von ihm an alle Studenten, dass er wieder jemand für die Semesterferien sucht. Ich konnte das Geld gut gebrauchen und war mir sicher, dass die alten Gefühle nicht wiederkommen werden. Ich dachte, er würde sowieso nicht mehr wissen, wer ich bin und bewarb mich bei ihm.

Zum Vorstellungsgespräch stand er freudestrahlend vor mir. Er meinte, er hätte gleich gedacht, dass ich das sein müsste. Warum ich das nicht gleich gesagt hätte, dann hätte er sich den ganzen Bewerbungskram sparen können. Ich bekam den Job und - pumps - waren die Gefühle wieder da. Nachdem der Job gelaufen war, meinte er, er hätte bald wieder eine Stelle, aber ich beschloss den Kontakt abzubrechen.

Im darauffolgenden Semester hatten wir ein Seminar, das von ihm und zwei Kollegen angeboten werden sollte. Ich meldete mich bewusst bei seinem Kollegen an. Als wir uns mal zufällig über den Weg liefen, erwähnte er mehr als Feststellung, dass ich mich ja bei seinem Kollegen und nicht bei ihm für das Seminar angemeldet hätte. Ich ignorierte die Aussage. Kurz vor Semesterbeginn kam die Nachricht, dass die Seminare zusammengelegt werden und, dass... er... das Seminar leitet. Für mich brach eine halbe Welt zusammen und ich wusste, dass das nicht gut gehen wird.

Ich schwor mir nach diesem Seminar jeden Kontakt abzubrechen, aber die Zeit war schwer. Zumal es sich um ein Projekt handelte, das auch individuellen Kontakt erforderte. Einerseits wünschte ich mir Abstand zu gewinnen, andererseits wollte ich ihm nah sein. Es war total paradox. Dann kam der letzte persönliche Termin mit ihm. Ich war froh, dass es nun endlich ein Ende haben wird. Als wir alles besprochen hatten, fragte er mich plötzlich, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm ein Eis essen zu gehen. Ich war total überfordert, sagte aber zu. Seitdem geht bei mir gar nichts mehr. Nach dem Eisessen sahen wir uns zweimal. Ich bildete mir eine leicht verliebte Stimmung zwischen uns ein. Wir waren aber nie alleine und ich traute mich nicht die Initiative zu ergreifen. Eine Woche nach dem Eisessen hielt ich es nicht mehr aus und schrieb ihm eine Mail, ob er Lust hätte mal einen Kaffee zu trinken. Er sagte zu und fragte mich, wann es mir passt. Ich gab ihm einige Termine zur Auswahl und... er antwortete einfach nicht mehr.

Jeden Tag schaute ich zig mal in mein Postfach, aber nach knapp einer Woche kam immer noch keine Nachricht. Dann gab mir meine Chefin plötzlich die Aufgabe etwas für sie bei ihm abzuholen. Das war wirklich das Letzte was ich wollte. Ich versuchte es locker zu nehmen. Ging zu ihm, tat so als wäre nichts und bat um die Unterlagen. Er gab sie mir. Als ich mich verabschiedete, fragte er mich, was jetzt mit unserem Kaffee sei. Ich verstand die Welt nicht mehr. Was sind das für Spielchen? Ich freute mich aber trotzdem. Wir machten einen Termin auf Ende der Woche, denn er hatte Rückenschmerzen und meinte, momentan sei er nicht so fit (bemerkte ich schon, als ich an dem Tag ins Büro kam).

Zwei Stunden vor unserer Verabredung, kam dann eine Mail, dass er einen Hexenschuss habe und, dass er das Treffen deshalb absagen müsse. Er würde das aber sehr gerne nächste Woche nachholen. Ich schrieb ihm zurück, dass das in Ordnung sei und ich ihm gute Besserung wünsche. Seitdem (eine Woche) kommt mal wieder gar nichts... Gestern war ich bei uns am Institut und habe seine Stimme aus dem Büro gehört. Er ist also nicht krankgeschrieben.

Ich verstehe ihn nicht. Einerseits geht er darauf ein, schreibt er würde es sehr gerne nachholen und dann kommt wieder gar nichts. Ich will aber auch nicht zu offensiv sein, ihn zu irgendwas drängen und ständig die Intiative ergreifen. Einerseits habe ich das Gefühl, er will überhaupt kein Treffen mehr. Sonst würde er sich wohl melden. Andererseits, warum sagt er es mir dann nicht und macht mir diese Hoffnungen. Es zerfrisst mich einfach. Tagsüber geht es, aber abends steigt immer so eine unerträgliche Traurigkeit und Wut in mir auf und ich kann nicht damit umgehen. Dann kommen wieder Impulse ihm zu schreiben, aber ich traue mich nicht und möchte es auch vermeiden, ihm nach zu kriechen, zumal das zwischen uns ein schwieriges Verhältnis ist.

Hab den Drang mich bei ihm zu melden, aber zum Glück ist Wochenende und da macht das sowieso keinen großen Sinn. Wünschte, ich könnte ihn einfach vergessen.