Hat mir jemand einen Tipp? Ist es besser, sich jede freie Sekunde mit irgendwas abzulenken oder verdrängt man da nur und es kommt am Ende nur noch schlimmer, wenn alles hoch kommt?
Was kann ich machen, dass es nicht mehr so weh tut? Ich wünsche mir so sehr, dass es mir endlich wieder ein bißchen besser geht.
Ich für meinen Teil habe die Erfahrung gemacht, dass jegliche Ablenkung nichts bringt, wenn man nicht parallel mit der Verarbeitung befasst. Wie du bereits sagst, gibt es viele Menschen, die durch diese permanente Ablenkung das Geschehene und den Schmerz verdrängen - nicht verarbeiten. Morphium nimmt einem Patienten zwar die Schmerzen, aber es trägt nicht unbedingt zum Heilungsprozess bei.
Meine Trennung liegt jetzt über ein Jahr zurück und ich muss sagen, dass es mir auch erst seit einigen Wochen wieder stabil gut geht. Gerade die Monate nach der Trennung habe ich viel geweint, extrem getrauert, geschrien, Briefe geschrieben, mich beim Sport abreagiert, die Beziehung bis ins kleinste Detail auseinandergenommen und reflektiert - eine extrem anstrengende Zeit, psychisch extrem fordernd und ich war oft der Verzweiflung nahe, weil ich das Gefühl hatte, der Schmerz frisst mich auf.
Ich habe versucht eine gesunde Balance zu finden - vormittags in der Uni habe ich Gas gegeben, mich abgelenkt, auch am Wochenende recht viel unternommen - aber ich habe mir auch Zeit genommen, richtig zu trauern. Wenn ich einen Tag hatte, an dem mich die Trauer so übermannt hat, habe ich sie einfach zugelassen - einfach mal abends geweint, meinen Freunden ein Ohr abgekaut, melancholische Musik gehört, mich einfach reingesteigert. Diese Tage waren die Hölle auf Erden, jedoch wurden sie seltener und seltener - wenn auch langsam, mit vielen extremen Rückschlägen nach guten Phasen.
Heute fühle ich mich das erste Mal seit Monaten stabil, gestärkt - ich habe das Gefühl, die Wunde ist endlich zu einer Narbe geworden. Ich kann an sie denken, ohne aufkochende Gefühle, bin in der Lage, ihre Stimme zu hören, habe kein Problem mehr damit, ihr über den Weg zu laufen. Manchmal merke ich zwar noch ein kleines Drücken in der Brustgegend, aber es gelingt mir endlich, schnell die Gedanken wegzulenken und mich damit abzufinden, dass es endgültig vorbei ist.
Es klingt sehr schrecklich, dass du wegen deinem Ex scheinbar so eingeschränkt in deinem öffentlichen Leben bist. :/
Ich kann verstehen, dass du ihn keinesfalls sehen willst - aber das kann ja kein Dauerzustand sein, dass du deswegen öffentliche Plätze meidest.
Ich bin nach gut 4 Monaten Trennung in Therapie gegangen, weil ich gefühlt habe, ich schaffe es nicht alleine.
Wäre auch eine Möglichkeit für dich, gerade wenn du mit deinen Freunden nicht mehr darüber sprichst, aber Unterstützung im Verarbeitungsprozess suchst.
Mir hat diese Therapie immens geholfen. Ich konnte mich mindestens einmal die Woche (ohne schlechtes Gewissen, da ich Angst hatte, meine Freunde zu nerven) ausheulen, habe mit der Therapeutin zusammen die Beziehung und Trennung reflektiert, Zweifel aus dem Weg geräumt und es einfach ordentlich verarbeitet.
Ich wünsch dir alle Kraft der Welt!
18.08.2016 22:09 •
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