Lieber Vereinsamter,
Zitat:Wie treibe ich jemanden an der über keinen eigenen Antrieb verfügt, schwach ist und sich gehen lässt? Soll ich sie mit sich alleine zurück lassen?
Ja denn in jedem Menschen steckt auch ein starker Mensch und oftmals kommt der erst zum Vorschein wenn man mit etwas sehr Schwerem- z.B. einer Trennung- konfrontiert wird. In jeder langjährigen Beziehung entstehen gewisse Rollen, in die man ganz schleichend und unbemerkt immer tiefer hineingerät. Bei Deiner Freundin ist das vielleicht die Rolle der Hilflosen, auf Dich angewiesenen. Man kann sich in dieser Rolle verlieren, d.h., sich mit ihr identifizieren. Wenn das der Fall ist, dann werden Aussagen gemacht wie Ich kann ohne Dich nicht leben! Dadurch dass sie nun 10 Jahre lang mehr oder weniger einzig ihre schwache Seite in der Beziehung gelebt hat, wird sie kaum noch Zugang zu ihrer starke Seite haben. Wenn Du Dich von ihr trennst, wird es sicherlich ein Schlag für sie sein, langfristig aber ist es eine große Chance für sie! Sie ist gezwungen, sich selbst zu entdecken, ihre Stärke wieder zu finden...Obiger Satz klingt so, als hätte sich Deine Freundin bis zu einem gewissen Grad selbst aufgegeben und wenn dem so ist, ist es kein Wunder, dass die Anziehung verschwindet denn man findet doch nur einen Menschen anziehend, der sich selbst und das eigene Leben genießt und interessant zu gestalten weiß...der neue Herausforderungen sucht, voller Interessen ist...
Es klingt so, als seist Du nur noch aus einem Gefühl der Verantwortung für sie mit ihr zusammen. Du siehst sie wie ein Kind, das Du nicht allein lassen kannst aber indem Du das tust...indem Du ohne das Gefühl der Liebe und Zugeneigtheit bei ihr bleibst, wirst Du ihre Unsicherheit (unbewusst) verstärken denn nichts schwächt so sehr, wie nicht geliebt zu werden und als schwach angesehen zu werden.
Ich habe nicht den Eindruck, dass es bei Dir darum geht, dass Du die Abwesenheit der Schmetterlinge beklagst, mehr dass Du aus Deiner Rolle als Beschützender ausbrechen möchtest um Dich als liebender Mann zu entdecken. Und sie wird genauso die Möglichkeit haben, aus ihrer Rolle der Hilfsbedürftigen heraus zu treten und sich irgendwann als liebende Frau zu entdecken.
Damit dies möglich wird, muss man sich erstmal selbst kennengelernt haben und das geschieht leider nicht im geschützten Kokon, sondern im Leben Du sehnst Dich zunehmend nach Lebendigkeit und sie hat wohl noch eine sehr große Angst davor...Aber es gibt ja auch eine sanfte Trennung...Kein abruptes Aus Schluss Vorbei, sondern ein gemeinsamer Trennungsprozess. Und eine Trennung nach so vielen Jahren wird sehr weh tun aber all die Gefühle, die dann in euch beiden wieder aufkeimen -und das ist nur ganz am Anfang der Trennung der reine Schmerz-, die werden euch eure eigene Lebendigkeit endlich wieder spüren lassen!