Kurz, intensiv und vorbei

S
Hallo an alle,

hab eine ganze Weile hier mitgelesen, aber nun möchte ich selbst meine Geschichte loswerden, da es mir gerade ziemlich schlecht geht und sich meine Gedanken nur noch im Kreis drehen. Vielleicht erscheint vielen hier mein Liebeskummer fast lächerlich, weil meine „Beziehung“ gerade mal drei Monate ging. Aber es war sehr intensiv und ich habe mir blöderweise zu viel Hoffnung gemacht. Und jetzt bin ich leider ziemlich down. Das versteht bloß keiner so richtig, weil das Ganze eben nicht lange hielt.

Vielleicht kurz zu mir: Ich bin 38 und seit knapp 4 Jahren verwitwet. Die Zeit nach dem Tod meines Mannes war für mich sehr schwer, ich hatte zum Glück viel Halt und Unterstützung durch meine kleine Tochter, meine Familie und (wenige) sehr gute Freunde. Von Männern wollte ich lange Zeit gar nichts wissen, hatte auch sehr viel zu tun, um mein eigenes Leben wieder in die richtige Spur zu bringen. Bin auch nicht mehr so der Disco- und Partymensch.

Anfang des Jahres beschloss ich, mich auf einer Singleplattform anzumelden. Eigentlich war ich von Anfang an skeptisch, aber ich dachte, man kann ja mal schauen… Nach zwei Wochen schrieb mich ein richtig interessanter Mann an. Wir sind gleichaltrig und es entwickelte sich schnell ein interessanter Mail- und Telefonkontakt und bald darauf trafen wir uns das erste Mal. Es passte eigentlich alles. Wir konnten ewig quatschen, mögen die gleichen Dinge und haben im Großen und Ganzen die gleiche Sicht auf die Welt. Ich war so glücklich, jemanden getroffen zu haben, mit dem ich auf einer Wellenlänge war und dem ich mich endlich wieder öffnen konnte.

Da er beruflich sehr eingespannt ist und wir ca. 150 km voneinander entfernt wohnen, konnten wir uns meist nur am Wochenende sehen. Hat mich aber nicht weiter gestört, denn unter der Woche habe ich ja auch zu tun und wir haben jeden Tag 1-2 Stunden telefoniert. Ich war dann auch schon mit zum Geburtstag seiner Mutter und hab seine Familie kennengelernt. Mal war ich bei ihm oder er bei mir. Wir konnten über alles reden und der S. war einfach nur toll. Mit meiner Tochter kam er auch gut zurecht und hat sich sehr um sie bemüht. Er hat sogar schon Andeutungen in Richtung gemeinsame Zukunft gemacht, was mir zu dem Zeitpunkt etwas verfrüht vorkam. Aber andererseits hat es sich so angefühlt, als ob wir uns schon ewig kennen. Das hat auch er mehrmals so bestätigt. Von diesem Gefühl habe ich mich wahrscheinlich täuschen lassen, denn letztendlich waren es eben nur ein paar Monate.

Für mich gab es jedoch auch ein Problem: Er ist noch im Trennungsjahr. Mit seiner Noch-Frau war er über 10 Jahre verheiratet. Sie hat ihn verlassen, weil er so wenig Zeit hatte und hat noch während der Ehe eine andere Beziehung angefangen. Er hat immer behauptet, dass er darüber hinweg ist, hat jedoch noch viel von ihr geredet, allerdings kaum etwas Gutes. Wenn ich es mir jetzt überlege, haben seine Arbeit und seine Noch-Frau einen sehr großen Raum in unseren Gesprächen eingenommen. Dazu kommt, dass er zu der Familie seiner Ex auch nach der Trennung ein sehr gutes Verhältnis hat und dort immer noch eingebunden ist. Seine Ex ruft ihn auch ab und zu noch an, z.B. wenn sie Geld braucht. Nach der Trennung hatte er auch ein paar Affären. Ich hatte auch mehr und mehr den Eindruck, dass er prinzipiell ein sehr misstrauischer Mensch ist, der andere nur schwer an sich heran lässt.

Naja, vor ein paar Wochen hatten wir dann einen Streit. Wir hatten ein Date für das Wochenende ausgemacht. Leider musste er an dem Wochenende (ist öfters so) arbeiten, so dass wir sowieso nur einen Tag gehabt hätten. Das hat mich aber nicht gestört – abgesagt hat er nämlich diesen einen Tag, weil er die Oma seiner Ex! im Krankenhaus besuchen wollte. Da war ich wirklich sauer und hab mich auch ziemlich kindisch am Telefon verhalten. Danach hab ich mich entschuldigt und die Woche darauf haben wir uns wieder gesehen, was auch sehr schön war.

Aber dann habe ich leider gemerkt, wie er sich ganz langsam zurückgezogen hat. Ich hab das erstmal akzeptiert, was sollte ich auch machen. Er hatte dann (angeblich) immer am Wochenende zu tun. Natürlich verstehe ich, dass man auch mal was anderes zu tun hat, aber wir hatten doch sowieso schon so wenig Zeit miteinander. Es war auch nicht so, dass er das gleich gesagt hätte, sondern die Treffen wurden von uns beiden geplant und von ihm auch bestätigt, und im letzten Moment hat er sich es dann anders überlegt bzw. es ist etwas dazwischen gekommen. Dieses Hin und Her hat mich wahnsinnig gemacht. Außerdem hat er kaum noch angerufen, sondern wir haben nur noch per Whatsapp geschrieben.

Er meinte auch irgendwann, dass es wohl besser wäre, wenn wir uns trennen, da er nur eine Enttäuschung für mich wäre und ich ihn sowieso irgendwann verlassen würde und er davor Angst hätte. Auch, dass ich viel zu emotional bin und die Entfernung zu weit ist etc. Aber das kam mir alles irgendwie schräg vor (z.B. die Entfernung war ja von Anfang an so), was ich ihm dann in einer E-Mail geschrieben habe. Klar war ich wegen der vielen Absagen enttäuscht, vor allem weil mir die Gründe eher vorgeschoben vorkamen und er hat meine Enttäuschung natürlich gespürt. Trotzdem hat er den Kontakt auch weiter gehalten.

Ich dachte, dass wir uns einfach aussprechen müssten, denn per Whatsapp kann man doch nichts besprechen. Sicher hat sich vieles hochgeschaukelt und daran war ich nicht unschuldig. In meinem Bemühen, ihn mehr bei mir zu haben, habe ich ihm anscheinend Angst eingejagt bzw. unter Druck gesetzt. Aber wie soll man das lösen, ohne sich zu sehen? Irgendwie ein echter Teufelskreis. Trotzdem habe ich mir eingeredet, dass wir das alles wieder hinbekommen können, auch wenn mir mein Bauchgefühl schon etwas anderes gesagt hat. Frag mich jetzt grad selber, was mit mir los war.

Zu Ostern ist er dann in den Urlaub gefahren. Vorher haben wir uns ausgemacht, dass er erstmal seinen Urlaub genießen soll und wir dann weitersehen. Da hat er mir noch geschrieben, dass er jetzt endlich die Scheidungspapiere hat. Da hab ich mir natürlich wieder Hoffnung gemacht, dass wir es doch noch hinbekommen. Tja, und nun ist er wieder da und meldet sich nicht (auch während des Urlaubs nicht). Ich konnte einfach nicht mehr länger warten und vor einigen Tagen habe ich ihm einen Brief geschrieben, in dem ich ihm nochmal erklärt habe, warum ich mich so verhalten habe und ihn nach einem Treffen fragte, auch für den Fall, dass er sich endgültig trennen will, damit wir noch einmal miteinander reden können. Leider hab ich keine Antwort darauf erhalten.

Ich weiß, dass ich auch nicht mehr darauf hoffen sollte, nach allem, was vorgefallen ist. Aber es ist einfach so schwer zu akzeptieren, dass es das nun gewesen sein soll und dass er den Kontakt so abbricht, ohne mir wenigstens zu sagen, was nun ist. Vor allem, weil wir eben am Anfang über alles reden konnten. Er hätte mir doch wenigstens sagen können, dass er keinen Kontakt mehr will oder Zeit braucht, anstatt mich so hinzuhalten. Eigentlich bin ich seit 2 Wochen nur am Warten und Heulen, hab auch auf nichts Lust mehr. Dabei muss ich mich um so viel kümmern und stark sein, vor allem für meine kleine Maus.

Der Punkt ist, dass ich weiß, dass es wahrscheinlich wirklich besser so ist, denn die viele Arbeit (er ist in einer Führungsposition und ein echter Workaholic) und die ganze Verquickung mit der Familie seiner Ex-Frau machen die Sache natürlich kompliziert. Und es ist auch zu viel passiert. Ich wünsche mir auch jemanden, der mehr für mich da ist und nicht nur für seine Arbeit lebt.

Aber das Herz sagt eben etwas anderes. Wenn ich an unsere gemeinsam verbrachte Zeit denke und daran, dass er das anscheinend schon ad Acta gelegt hat, könnte ich nur weinen. Ich muss mich so zusammenreißen, ihn nicht anzurufen oder zu schreiben. Oder ständig zu schauen, ob er online ist. Ich schaffe es auch noch nicht, seine Nummern zu löschen. Irgendwie frag ich mich auch, wie oft man sich jemandem öffnen kann, nur um ihn dann wieder zu verlieren.

Sorry für den langen Text und danke fürs Lesen!

27.04.2014 18:46 • #1


weintraube
Kannst du evtl anrufen, oder zu ihm hinfahren, und eine antwort fordern?
Obwohl du die antwort eigentlich schon hast.... aber ich verstehe nur zu gut, dass man diese auch erst hoeren muss bevor man die akzeptieren kann.

Viel glueck!

28.04.2014 02:10 • #2