Mein lieber Freund,
nun ist es soweit. Der Tag, vor dem ich mich so lange gefürchtet habe, ist da. Wir haben die Kreuzung erreicht und jeder von uns hat einen anderen Weg eingeschlagen. Hand in Hand sind wir schon lange nicht mehr gegangen, aber dennoch weiterhin nah genug, dass ich nicht realisieren konnte, dass du wirklich gehst.
Bis heute habe ich mit dieser grotesken Situation zu kämpfen, dass du mir vorwarfst, ich hätte keine Liebe für dich empfunden. Dabei ist mit jedem einzelnen, verstrichenen Tag immer klarer geworden, dass ich die einzige war, die Gefühle investiert hat. Doch wie dumm von mir, dass ich hoffe, du würdest dies erkennen.
Du hast mich in unserem letzten Gespräch unglaublich verletzt und die Tatsache, dass du noch nicht einmal einsiehst, etwas Unrechtes getan zu haben, verletzt mich beinahe noch mehr. Ich versuche mir deine Beleidigungen mit gekränktem Männerstolz zu erklären – einfacher macht es dies jedoch nicht.
Ich freue mich auf den Tag, an dem mein erster Gedanke am Tag nicht dir gilt. An dem jeder Blick auf das Handy nicht mit der Hoffnung verknüpft ist, eine Nachricht von dir vorzufinden. An dem ich nicht von einem Leben mit dir fantasiere.
Dieser Tag ist noch nicht heute. Dieser Tag wird auch nicht morgen sein und auch nicht übermorgen. Doch er wird kommen, das weiß ich.
Du fehlst mir. Du fehlst mir so wahnsinnig sehr. Doch meine Liebe ist bei dir nicht gut aufgehoben. Es gibt einen Menschen, der mir sehr nahe steht, der meine Liebe weitaus mehr verdient hat. Ein Mensch, der immer für mich da war, mir immer den Rücken gestärkt hat. Der nie von meiner Seite wich, egal wie schwer die Zeiten auch waren.
Ich habe diesen Menschen oft weggestoßen, habe ihm die Schuld für all meine Probleme gegeben und ihn wahrlich nicht immer gut behandelt. Doch dieser Mensch ist noch immer da. Er bleibt, egal was ist. Von daher möchte ich nun ihn lieben, von ganzem Herzen, für immer!
Ich gebe zu, die Liebe für diesen Menschen zuzulassen, fällt mir nicht leicht. Zu lange habe ich mich geweigert, ihn zu lieben. Oft bekomme ich gesagt, dass dieser Mensch nichts wert und nicht liebenswert ist. Voller Fehler, Schwächen. Unattraktiv, mit zahlreichen Macken. Doch das soll mir ab heute egal sein. Ich will diesen Menschen, ich will ihn lieben, ihn ehren, ihm genauso zur Seite stehen, wie er mir.
Denn dieser Mensch ist niemand geringeres als ich selbst.
Und wer sonst hätte es mehr verdient, von ganzem Herzen von mir geliebt zu werden als ich? Ich war immer für mich da und ich habe mich auch in den schweren letzten Monaten nicht verlassen. Zu Zeiten, wo du schon längst fort warst, habe ich mir beigestanden. Wie schön zu wissen, dass es jemanden gibt, der mich immer lieben wird – uneingeschränkt, bedingungslos. Ich muss es nur zulassen.
Lebewohl! Ich werde mich nicht mehr bei dir melden, sondern mich ganz um mich kümmern. Und ich weiß, dass auch ich nichts mehr von dir hören werde. Ich möchte nicht darüber nachdenken, wie sehr mir dies doch das Herz zerreißt.
Ich liebe dich, pass auf dich auf!
Schön, dass wir eine Reihe bilden.
Blöd, dass wir Tetris spielen.
Wir verschwinden.
15.02.2016 00:10 •
x 3 #1