Liebe trotz ungewisser Zukunft?

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Liebe Leute,
ich wende mich an euch, da ich mir Rat erhoffe für eine Situation, die mich gerade verzweifeln lässt.

Seit einem halben Jahr bin ich mit einer Venezolanerin zusammen, die hier in Deutschland lebt. Unsere Beziehung war gut - wir waren beide verliebt und glücklich und noch vor wenigen Wochen waren wir gemeinsam das erste Mal im Urlaub.

Meine Freundin lebt erst seit etwa drei Jahren in Deutschland. Sie war verheiratet mit einer deutschen Frau - die beiden haben nach drei Monaten Beziehung geheiratet. Laut meiner Freundin war diese Ehe die schlechteste Entscheidung ihres Lebens. Nach kürzester Zeit wurde es zum Alptraum- die beiden hatten nur noch Streit und meine Freundin wurde nach ein paar Monaten aus der gemeinsamen Wohnung geschmissen. Sie war von Anfang an offen mit mir - erzählte mir davon. Es war klar, dass die Ex-Frau die Scheidung einreichen will. Gemeinsam mit ihr bin ich bereits nach zwei Monaten Beziehung bei der Ausländerbehörde gewesen - diese sagte uns, dass es schlecht um ihr Visum aussehen würde, wenn die Ex-Frau auf die Scheidung besteht. Meine Freundin versuchte das ihrer Ex-Frau zu kommunizieren, doch diese zeigte sich erbarmungslos - es sei ihr egal, wenn sie (meine Freundin) wegen der Scheidung vorzeitig ihr Visum verliere.
Unsere Beziehung ging weiter - es war eine verdammt schöne, innige und intensive Zeit. Ich habe mich verdammt wohl bei ihr gefühlt. Als wir vor wenigen Wochen aus dem Urlaub kamen traf meine Freundin jedoch der Schlag - die Ex-Frau hat die Scheidung eingereicht. Meine Freundin war verzweifelt. Sie erkundigte sich bei verschiedenen Anwälten,doch diese gaben immer wieder dieselbe Auskunft: Sie würde ihr Visum verlieren und muss dann zurück nach Venezuela.
Da die politische Lage Venezuelas aktuell katastrophal ist (Bürgerkrieg), traf sie noch mehr der Schock. Meine Freundin war verzweifelt - sie weinte nur noch. Von der Anwältin wurde uns mitgeteilt, dass eine erneute Ehe ihre einzige Chance wäre um hier zu bleiben. Ich selbst (ebenfalls eine Frau) konnte und wollte sie nicht so leiden sehen. Ich liebe sie und wünsche mir nichts mehr als eine gemeinsame Zukunft mit ihr. Ich bin eigentlich die letzte Person auf Erden, die an Heirat und Ehe denkt, jedoch habe ich ihr - aus Liebe - angeboten, dass ich sie heiraten würde. Die Reaktion meiner Freundin war darauf allerdings sehr ablehnend - sie wolle nicht, dass jemand sie heirate nur wegen irgendwelcher Papiere. Ich sagte ihr, ich würde sie doch lieben. Doch sie blieb hartnäckig. Es müsste noch anders möglich sein. Sie habe nie so eine schlimme Erfahrung in ihrem Leben gemacht wie ihre letzte Ehe und sie könne das nicht nochmal. Und wie ich mir das vorstellen würde - schließlich habe ich doch nie daran gedacht, jemanden zu heiraten. Sie wolle von nichts und niemandem mehr abhängig sein.
Ab diesem Zeitpunkt wandelte sich ihr Verhalten mir gegenüber schlagartig. Sie sagte mir, sie brauche Zeit und Abstand und wolle ihre Probleme alleine regeln ohne mich da reinzuziehen. Sie meldete sich zwar täglich, jedoch kamen nur noch oberflächliche Nachrichten von ihr. Ich sagte ihr - ich wolle sie sehen. Das taten wir nach einer Woche kaum Kontakt. Dieses Treffen war gleichzeitig herzzerreißend traurig wie auch schön. Ich beteuerte ihr, dass ich sie liebe und ihr nur deshalb dieses Angebot gemacht habe, weil ich eine gemeinsame Zukunft für uns wünsche. Am nächsten Tag schrieb sie mir, dass sie mir für alles danke, aber jetzt erstmal Zeit brauche um alles in ihrem Leben zu regeln. Die letzten Tage dann gab es wenige und von ihrer Seite recht oberflächliche Nachrichten an mich. Ich wollte ihr Zeit geben und sie nicht drängen - ich verstehe, in welcher Verfassung sie ist. Gleichzeitig bin ich aber verdammt traurig und auch verletzt, dass sie nun so mit mir umgeht. Gestern Abend konnte ich es nicht mehr aushalten: Nachdem sie mir wieder eine belanglose Nachricht schrieb, schrieb ich ihr, dass ich es traurig finde, dass wir nun auf so oberflächliche Weise kommunizieren. Es war ein längerer Text, in dem ich versuchte, ihr meine Gefühle deutlich zu machen. Von Heirat etc. schrieb ich nichts - nur, dass ich sie sehen wolle.
Ihre Antwort war sehr harsch - sie hätte mir doch schon gesagt, sie wolle nicht heiraten. Und da ihre Chance ohne Heirat hierzubleiben sehr schlecht sei, wisse sie nicht, ob es Sinn mache, die Sache fortzusetzen, wenn unsere gemeinsame Zeit limitiert sei. Als ich sie nach ihren Gefühlen fragte, sagte sie mir, sie könne dazu momentan nichts sagen, da sie sich gedanklich zwischen zwei Kontinenten befinde und einfach nicht wisse, wie und ob es weitergehen kann.
Ich bin so verdammt traurig und verletzt. Und weiß einfach nicht, wie das passieren konnte. Ich fühle, dass sie sich immer mehr von mir entfernt - und dabei war doch eigentlich alles so schön mit uns. Ich weiß absolut nicht mehr, was ich denken, fühlen und hoffen soll. Ich liebe sie einfach und wünsche mir doch einfach nur eine gemeinsame Zukunft. Aus keinem anderen Grund habe ich gesagt, was ich gesagt habe. Was denkt ihr darüber? Haben wir überhaupt noch eine Chance?

28.06.2017 20:49 • #1


R
Liebe ela
Das ist eine sehr traurige Geschichte. Und es wird wohl kein HappyEnd geben.
Dennoch bewundere ich Deine Freundin sehr. Sie nimmt ihr Leben in die eigenen Hände, um unabhängig zu sein. Ihre Abhängigkeit hat sie in diese Situation gebracht. Verständlich, dass sie nie wieder in eine solche Abhängigkeit geraten möchte. Ich habe auch Respekt vor ihrer Haltung, dass sie derzeit Eure Beziehung nicht weiter intensiviert. Wozu auch? Sie weiß, dass sie bald nicht mehr hier sein kann.
Und dass sie in Anbetracht ihrer schwierigen Situation den Kopf nicht frei bekommt, solltest Du verstehen. Hier geht es um ihre Existenz. Darum muss sie sich vordringlich kümmern. Da bleiben für romantische Anwandlungen momentan nicht viel Zeit.

29.06.2017 10:22 • #2