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Mein Reflexionstagebuch

T
Schreiben ist für mich eine der besten Möglichkeiten, Dinge zu verarbeiten. Ich möchte hier meine Gedanken festhalten, meine Emotionen besser einordnen versuchen und das Forum auch ein wenig zur Selbst- und Beziehungsreflexion nutzen. Danke euch!

10. Juli (oder: Sodastream)

Seit der Trennung vor ein paar Tagen haben wir uns nicht mehr gehört oder gesehen, irgendwann werden wir Schlüssel austauschen müssen. Ansonsten gibt es in meiner Wohnung nichts, das dir gehört. Nicht mal eine Zahnbürste. Der Gedanke erscheint mir nach über 4 Jahren ziemlich befremdlich. Wir haben oft getrennte Leben geführt und uns eigentlich immer nur stundenweise gesehen. Für manche Paare bestimmt ein ideales Arrangement.

Jetzt sitze ich also alleine in meiner Wohnung und alles ist wie immer. Ich fühle Schmerz, ich erlebe ein absolutes Gefühlschaos, aber deine Abwesenheit kann ich momentan kaum beweinen, weil ich mich daran gewöhnt habe. Ich vermute, die Sehnsucht wird in ein paar Tagen größer, wenn ich realisiere, dass es wirklich vorbei ist.

Was ich heute betrauere, ist das „Was-Wäre-Wenn“. Den Kleinmädchentraum. Heiraten, Zusammenziehen, bis dass der Tod uns scheidet, in guten wie in schlechten Zeiten. Dabei bin ich eigentlich kein besonders konservativer Mensch.

Ich habe oft darüber gescherzt, dass ich gerne einen Sodastream kaufen würde, wenn wir zusammenziehen und endlich Platz dafür ist. Ich brauche keinen Sodastream, aber er hatte für mich einen symbolischen Wert. Genauso wie der Toaster und das Waffeleisen.

Ich wollte abends mit Dir kochen und morgens mit Dir aufwachen. Gemeinsam Kaffee trinken, das Wochenende planen, im Supermarkt einkaufen. Ich wollte mit dir vorm Fernsehen einschlafen. Gespräche bis 3 Uhr morgens führen. Eigentlich wollte ich die ganz alltäglichen, banalen Dinge, die du meistens langweilig fandest.

Aber wenn ich ehrlich bin, hat mir nicht die räumliche, sondern die emotionale Nähe in den letzten Jahren gefehlt, weil wir sie so selten herstellen konnten. Ich bin innerlich vereinsamt, und jetzt trifft mich diese Einsamkeit mit einer noch größeren Wucht als bisher.

10.07.2023 11:55 • x 4 #1


Schnitzel2000
Zitat von T-Spoon:
Ich habe oft darüber gescherzt, dass ich gerne einen Sodastream kaufen würde, wenn wir zusammenziehen und endlich Platz dafür ist. Ich brauche keinen Sodastream, aber er hatte für mich einen symbolischen Wert. Genauso wie der Toaster und das Waffeleisen.

Liebe T-spoon - wie fühlt es sich an, wenn Du dir vorstellst, den sodastream für dich doch zu kaufen. Auch wenn du ihn a) nicht brauchst und er b) ein symbol für euch beide wäre? Ich frag deshalb, weil Du dieses Symbol dann ggf. überschreiben könntest. Hast Du einen Toaster/Waffeleisen?

Mach die Dinge für Dich. Auch wenn Du erstmal heulen musst und es dir einfach shice vorkommt. Es wird heilen. Langsam. Die Trauer kommt in Wellen, mal längere Wellen der Ruhe und ich bin ok, dann wieder zwei, drei Brecher hintereinander, wo du denkst, dass kann doch nicht wahrsein

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!

10.07.2023 14:39 • x 2 #2


A


Mein Reflexionstagebuch

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T
@Schnitzel2000 danke für Deine Antwort.
Ich hab tatsächlich bereits überlegt, ob ich ihn mir nicht einfach kaufen soll, auch wenn er dann etwas Platz bei mir verstellt (Toaster und Waffeleisen hab ich auch nicht, weil meine Küche sehr klein ist).

Die Trauer kommt wirklich in Wellen. Es schwankt zwischen Dumpfheit und plötzlichen Heulkrämpfen, ganz seltsam. Ich hoffe, diese intensive Phase dauert nicht Monate …

10.07.2023 16:04 • x 2 #3


Schnitzel2000
@T-Spoon je mehr du sie annehmen kannst, die Trauer, desto eher integriert sie sich in Dein Leben und kann dann verebben und transformiert werden, in etwas neues in dir. Ich empfehle Routinen. Die helfen mir (Tag 24 der Trennung, die ich wollte) sehr: Morgens, mittags, abends chanten, Tagebuch handschriftlich, hier im Forum, Dehnübungen (Körperarbeit ist super, das gelingt mir nur bedingt).

Ich setze auch gezielt Schokolade/Eis ein, wegen der Dopaminzufuhr, die ja aufeinmal weg ist. Alles, als wäre ich wirklich krank/vergiftet und würde mir eine Kur verpassen. Es hilft schon sehr. Auch wenn es nicht einfach weg geht. Aber es gibt bei mir jetzt schon Zeitfenster von ca. 3-6h, in denen ich zwar daran denke, aber es nicht mehr weh tut.

Ich geh zusätzlich 1x die Woche zur Osteopathie - wie geagt, über den Körper zu gehen, ist sehr hilfreich. Kauf den Toaster umgehend. Das ist ein Küchen-must-have! du kannst dann toll Toast mit Schokoladenaufstrich oder sandwich mit Käse machen.

Den Sodastreamer gibts zu Weihnachten oder Sylvester und Waffeleisen zu Deinem Namenstag!

Liebe Grüße

10.07.2023 16:23 • x 1 #4


T
@Schnitzel2000 danke für die schönen Tipps! Das mit dem Kranksein und sich genauso behandeln macht absolut Sinn – denn im Endeffekt ist man das ja, die Seele ist halt erkrankt und nicht der Körper (wobei der sich genauso krank anfühlt gerade).

Bei der Osteopathie war ich vor ein paar Wochen zum ersten Mal und war überrascht, wie sanft und gleichzeitig wirkungsvoll die Behandlung ist und hab mir heute auch schon überlegt, nochmal zu gehen. Umso besser zu wissen, dass es auch bei Trennungsschmerzen unterstützen kann

Ich poste ein Foto vom Toaster, sobald ich einen habe

10.07.2023 16:53 • x 2 #5


Teardrop_ine
Zitat von T-Spoon:
Aber wenn ich ehrlich bin, hat mir nicht die räumliche, sondern die emotionale Nähe in den letzten Jahren gefehlt, weil wir sie so selten herstellen konnten

Nun habe ich deine zwei treats gelesen…
Dieser Start hätte tatsächlich 1:1 so von mir stammen können.
Ist das eure „erste“ Trennung?!

10.07.2023 21:43 • #6


T
11. Juli (oder: Urlaubserinnerungen)

Die frühen Morgenstunden sind immer die schlimmsten. Ich wache auf und muss erstmal eine Stunde lang weinen, danach fühle ich plötzlich gar nichts mehr. Als würde mein Körper entscheiden, dass er die Flut an Emotionen jetzt nicht mehr aushält, und das System einfach herunterfahren.

Letztes Jahr hatten wir unsere größte Krise. Du hast Dich oft tagelang nicht gemeldet, wolltest mich nicht sehen, wirktest uninteressiert und demotiviert, wenn wir uns dann doch trafen. Als wäre das nicht genug gewesen, hast Du dann auch noch unseren gemeinsamen Urlaub abgesagt, weil Du lieber alleine reisen wolltest.

Kurz dachte ich, Du hättest vielleicht eine Affäre, aber das war es nicht. Dafür warst Du auch zu deprimiert die meiste Zeit.

Als ich dann begann, alte Wunden zu bearbeiten, meinem Leben einen anderen Fokus zu geben, hast auch Du Dich plötzlich verändert.

Du warst zum ersten Mal bereit, über Deine Gefühle zu sprechen und Konflikte auszutragen (anstatt sie totzuschweigen oder jedes Mal einfach abzuhauen, wenn Dinge brenzlig wurden).
Du hast Dich mit Dir selbst, Deinen Mustern und Deiner Familiengeschichte auseinandergesetzt.
Du wolltest unsere Beziehung verbessern, gabst zu, in der Vergangenheit oft nicht fair zu mir gewesen zu sein, und hast Dich mehr bemüht als jemals zuvor.

Das letzte halbe Jahr war eigentlich das Schönste in unserer Beziehung.

Wir sind erst vor 2 Wochen aus dem gemeinsamen Urlaub zurückgekehrt. Wir hatten eine wundervolle Zeit und ich war voller Hoffnung, dass sich die Dinge irgendwie doch noch zum Guten wenden würden.

Als wir nach unserer Rückkehr erneut über das Thema Kinder sprachen, wurde mir bewusst, dass ich Dir keine Zugeständnisse machen konnte. Ich bin zu sehr mit meiner eigenen Heilung beschäftigt und habe nicht die Kraft, mich auch noch um ein Baby zu kümmern. Es hätte noch einige Jahre Arbeit zwischen uns gebraucht, um einem kleinen Menschen ein stabiles Zuhause zu bieten. Diese Zeit haben wir nicht mehr.

Der Urlaub war nicht das erneute Aufblühen unserer Beziehung, sondern unsere Abschiedsreise.

11.07.2023 09:37 • x 2 #7


Schnitzel2000
@T-Spoon fühl dich gesehen! Du hast so viel Seelenarbeit geleistet. Man kann das nicht für zwei Menschen übernehmen. Es ist großartig, dass Du es für dich tust. Damit bringst Du schon sehr viel Gutes in die Welt. Wenn er will, könnte er diese Arbeit an sich ebenfalls aufnehmen. Du hast ihm gezeigt, dass, und wie das gehen kann! Machen muss er selbst.

Ich finde es unheimlich stark, dass Du dich getrennt hast, obwohl es in der beziehung scheinbar besser lief. Vertrau auf Deinen Körper, er übernimmt gerade tatsächlich, wenn es seelisch zu heftig wird. Wie gesagt, überleg dir Osteopathie zu machen (ich komme gerade davon, es ist echt schön und hilft mir sehr, meinen Körper u. Seele zu stärken) oder Mass. zu buchen, oder einfach nur eine fantastische Creme/Öl zu kaufen und dich damit zu balsamieren, eine Gesichtsmaske, alles was wohltut!

Es wird besser. Beim visualisieren hilft mir nach wie vor:
1. Bild der sich zurückziehenden Verästelungen von inneren Energiebahnen - sieht tatsächlich aus wie ein Geäst aus Nervensträngen, dass sich zu mir (und zu EX) zurückzieht, ohne zu verkleben und zu verhaken
2. Bild (wenn positive Erinnerungen hochploppen), dass die schöne Erinnerung auf einmal in kleinen Hitzeflammen aufgeht und zu Asche zerfällt

Beide Bilder habe ich mir nicht vorgenommen, sie kamen einfach so innerlich und tun mir gut. vielleicht kommen bei Dri auch Bilder auf, die für dich gut sind.
Herzliche Grüße und sei sehr stolz auf Dich. Du bist eine tapfere Ritterin der Liebe und hast Deine Werte bewahrt! Dafür gebührt Dir Respekt!

11.07.2023 10:46 • x 2 #8


T
@Schnitzel2000 Danke für Deine schönen Worte und die vielen Tipps Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich wirklich Seelenarbeit geleistet habe. Der Tag war der heftigste bisher. Ich glaube, ich habe erst heute realisiert, dass es wirklich vorbei ist und er nicht anrufen oder weinend vor meiner Tür stehen wird (was idiotisch ist, ich weiß – aber trotzdem war da noch der letzte Funken Hoffnung, der nicht sterben wollte).

Osteopathietermin habe ich übrigens am Donnerstag!

Die Visualisierungen finde ich toll, ich glaube von der mit den Verästelungen hab ich schon mal in einer geführten Meditation gehört. Wie lange ist es bei Dir denn jetzt her (die Trennung meine ich)? Du wirkst – zumindest beim Schreiben – so, als wärst Du schon sehr weit in dem Verarbeitungsprozess fortgeschritten.

11.07.2023 20:29 • x 1 #9


Schnitzel2000
Zitat von T-Spoon:
Der Tag war der heftigste bisher. Ich glaube, ich habe erst heute realisiert, dass es wirklich vorbei ist und er nicht anrufen oder weinend vor meiner Tür stehen wird (was idiotisch ist, ich weiß – aber trotzdem war da noch der letzte Funken Hoffnung, der nicht sterben wollte).

Es ist normal, dass anfangs noch Hoffnung da ist. Die kann man (ich zumindest) auch nie ganz beerdigen. Das mach ich nach und nach. Ich zähl mir immer die schlechten Momente dann auf.


Zitat von T-Spoon:
Osteopathietermin habe ich übrigens am Donnerstag!

das ist sehr gut. Auch das Weinen ist wichtig und sag der Therapeutin/Therapeut ruhig, dass du gerade Trennung erlebst. Es gibt unterschiedliche Arten der Osteopathie, schau mal, was Dir gut tut.


Zitat von T-Spoon:
Verästelungen hab ich schon mal in einer geführten Meditation gehört.

Vielleicht ich auch, unterbewußt, keine Ahnung - bei mir kam das Bild auf.


Zitat von T-Spoon:
Wie lange ist es bei Dir denn jetzt her (die Trennung meine ich)? Du wirkst – zumindest beim Schreiben – so, als wärst Du schon sehr weit in dem Verarbeitungsprozess fortgeschritten.

Ich bin in der 4. Woche nach der Trennung. Ich hatte zum Schluss (ein Tag vor der Trennung) große Angst bekommen und sowas wie einen Ausblick in die Zukunft Innerlich gehabt (das hatte ich in einer früheren Beziehung schon einmal, damals noch stärker).

Ich wusste auf einmal, das geht richtig übel aus. Wie ein Liebesfilm, bei dem man auf einmal merkt, f*, dass ist eigentlich ein Splatter-Horrorfilm mit Liebesanfang. Ich wusste, wenn ich jetzt nicht aussteige wird sie meine Seele richtig fies quälen.

Weil ich von jetzt auf gleich ohne Vorwarnung Schluss gemacht habe, wird sie mir bis ans Lebensende unversöhnlich böse sein. Das lässt mich echt schnell voran kommen, mit der Verarbeitung. Es gibt kein zurück. Niemals. Heute hatte ich 2h, in denen ich nicht an sie und die ganze Geschichte denken musste: Meine Chefin hatte ein Datenbankproblem und sie und ich haben uns festgebissen.

Zitat von T-Spoon:
ch bin mir nicht mehr sicher, ob ich wirklich Seelenarbeit geleistet habe.

Weißt Du, da bin ich mir sicher. Du hast Therapie begonnen, hast ihm die Möglichkeit gegeben, sich zu entwickeln gemeinsam mit Dir. Ihr hattet einen Teil des Wegs. Du hast Verantwortung für Dich und Deine Wünsche und Bedürfnisse übernommen. Du bist sehr stark. Andere Menschen wären dort geblieben in der Verdrängung. Du kannst nicht mehr nicht hinsehen und hast Dich für Wahrheit und Dein Leben entschieden. Das ist Seelenarbeit!

Da entsteht Gutes draus. Du wirst sehen. Hier sind so tolle Tips - bei Ete in seinem Tagebuch sind einige gerade heute gewsen zum Stichwort Vagusnerv und der User Lalala hat ein Video verlinkt - schau mal rein. Leb nach Routine, achte auf Deinen Körper, mach alles, damit Dopamin in Dein Leben kommt (hast Du Tiere? Streichel und kuschel sie, oder Geschwister oder FReundinnen, mach alles, damit Dein Dopamin nach oben kommt!

Komm gut durch die Nacht!

11.07.2023 21:21 • #10


T
Zitat von Schnitzel2000:
Ich bin in der 4. Woche nach der Trennung. Ich hatte zum Schluss (ein Tag vor der Trennung) große Angst bekommen und sowas wie einen Ausblick in die Zukunft Innerlich gehabt (das hatte ich in einer früheren Beziehung schon einmal, damals noch stärker).

Wow, das klingt aber nach sehr starker und richtiger Intuition! Ich habe Deine Beiträge etwas verfolgt und Du sagst, Deine Expartnerin hätte narzisstische Züge? Sich aus so einer Beziehungsdynamik zu befreien kann enorm schwierig sein, finde es sehr stark, dass Du den Absprung geschafft und auf Dein Bauchgefühl gehört hast.


Zitat von Schnitzel2000:
Weil ich von jetzt auf gleich ohne Vorwarnung Schluss gemacht habe, wird sie mir bis ans Lebensende unversöhnlich böse sein. Das lässt mich echt schnell voran kommen, mit der Verarbeitung. Es gibt kein zurück. Niemals. Heute hatte ich 2h, in denen ich nicht an sie und die ganze Geschichte denken musste: Meine Chefin hatte ein Datenbankproblem und sie und ich haben uns festgebissen.

Wow, ich glaube, nicht jeder würde in dieser Situation so handeln. Da knicken doch bestimmt viele Menschen ein, wenn ihnen von dem/der Ex solche Gefühle entgegenschlagen (vor allem, wenn man die andere Person noch gemocht oder gar geliebt hat) und man versucht dann eventuell sogar noch, zu beschwichtigen. Bin gerade sehr beeindruckt von Deiner reifen Haltung.

Zitat von Schnitzel2000:
Da entsteht Gutes draus. Du wirst sehen. Hier sind so tolle Tips - bei Ete in seinem Tagebuch sind einige gerade heute gewsen zum Stichwort Vagusnerv und der User Lalala hat ein Video verlinkt - schau mal rein. Leb nach Routine, achte auf Deinen Körper, mach alles, damit Dopamin in Dein Leben kommt (hast Du Tiere? Streichel und kuschel sie, oder Geschwister oder FReundinnen, mach alles, damit Dein Dopamin nach oben kommt!

Danke für Deine lieben Worte - mir hilft es gerade wirklich, solche Sätze zu lesen. Ich werde bei Ete's Tagebuch mal reinschnuppern. Und das mit der Routine stimmt zu 100 %. Hab heute erstmals das Home Office verlassen und es ging mir nach ein paar Stunden im Büro um einiges besser als die Tage davor.

12.07.2023 21:23 • x 1 #11


Schnitzel2000
Zitat von T-Spoon:
Hab heute erstmals das Home Office verlassen und es ging mir nach ein paar Stunden im Büro um einiges besser als die Tage davor.

sehr gut - das freut mich sehr! Das wird besser. Tag für Tag. Immer mal ein kleiner Rückschritt, und dann geht es wieder vorwärts!

12.07.2023 22:49 • #12


T
13. Juli (oder: innere Dämonen)

Vorgestern war der schlimmste Tag bisher.

Nach einer Woche ohne jeglichen Kontakt wurde mir bewusst, dass es tatsächlich vorbei ist. Er wird nicht weinend mitten in der Nacht vor meiner Tür stehen oder mich anrufen, um mir zu sagen, dass er seine Meinung doch noch geändert hat. Dass sein Kinderwunsch nicht größer ist als unsere Liebe. Man redet sich abstruse Dinge ein, wenn man etwas nicht wahrhaben möchte.

Er geht seit Tag 1 ganz normal arbeiten. Das weiß ich, weil wir in derselben Firma angestellt sind.
Nach den Trennungen von seinen Exfreundinnen hat er sich jedes Mal für mehrere Wochen krankschreiben lassen (im Büro wurde damals leider viel getratscht). Irgendwie fühlte es sich wie ein Schlag an – er macht einfach weiter, während ich mich im Home Office verkrieche und meine Wunden lecke. Ich habe meine Arbeitskollegen (zumindest jene, die davon wissen) gebeten, mir nichts mehr von ihm zu erzählen. Wahrscheinlich wird ein Jobwechsel auf lange Sicht unausweichlich, aber darüber kann ich gerade noch nicht nachdenken.

Meine inneren Dämonen sind nun auch aktiv geworden und flüstern mir giftige Gedanken ein: Er ist bestimmt erleichtert. In Wirklichkeit warst Du ohnehin nur eine Belastung für ihn. Sogar seine Exfreundinnen haben ihm mehr bedeutet, und die Beziehungen dauerten nur halb so lang wie eure! Du wirst schon sehen, in ein paar Monaten hat er eine Neue, während Du im Selbstmitleid versinkst. Du bist eben unfähig, eine Beziehung zu führen. Am besten solltest Du für immer allein bleiben. Du kannst dich niemandem mehr zumuten.

Mir wird heute klar: Bei einer Trennung durchlebt man nicht nur den Schmerz, der entsteht, wenn man eine geliebte Person verliert. Man verarbeitet auch die Beziehung an sich, alle zugefügten Verletzungen jener Zeit, und ungeheilte Wunden, die fast so alt sind, wie man selbst.

13.07.2023 09:25 • x 2 #13


Schnitzel2000
Moin @T-Spoon - ich kann leider nur kurz gerade schreiben - später mehr. Aber schau, dass Du das versuchst, hier gezielt dagegen zu arbeiten. Du schreibst selbst giftig - das ist nicht gut und schwächt dich.
Zitat von T-Spoon:
flüstern mir giftige Gedanken ein

umkehren der Gedanken:

Zitat von T-Spoon:
Er ist bestimmt erleichtert.

Du hast allen Grund, erleichtert zu sein. Du darfst dieses Gefühl haben! Atme ein und aus und genieße Deine Freiheit, die Möglichkeit, zu reflektieren. Du machst das toll!
Zitat von T-Spoon:
Du ohnehin nur eine Belastung für ihn

ER war eine Belastung, bzw. die Beziehung. Denk daran, was alles belastend war, mach dir eine Liste davon mit konkreten Beispielen. Fühl ich da in diese negativen Körper- und Seelengefühle ein, damit du siehst, warum du noch gehen musstest. Das war nicht nur der unterschiedliche KiWU
Zitat von T-Spoon:
Du bist eben unfähig, eine Beziehung zu führen

Wir alle lernen das. Niemand ist unfähig per se. Du willst dich weiter entwickeln. Das geht oft nicht innerhalb der Beziehung. Beim nächsten mal wirds besser!
Zitat von T-Spoon:
Du kannst dich niemandem mehr zumuten.

Sagt wer? Frag dich eher, wen Du dir zumuten willst?!
Zitat von T-Spoon:
und die Beziehungen dauerten nur halb so lang wie eure!

YEES - gott sei dank! Ich hatte diesen Gedanken auch: Jetzt bin ich in die Kurzzeit-Hitliste bei X gekommen, mit nur drei Monaten - GUUUUT - denn sonst wäre alles noch schlimmer geworden.
Zitat von T-Spoon:
in ein paar Monaten hat er eine Neue, während Du im Selbstmitleid versinkst.

Vielleicht hat er eine Neue - na und? Du wirst strahlend schön aus der Asche, aus dem Morast des Alten emporsteigen und so viel innere Kraft und Seelenarbeit geleistet haben, dass du automatisch nur schöne Menschen anziehst!
Promise !

Liebe Grüße

13.07.2023 09:47 • x 1 #14


T
14. Juli (oder: Aufbruchsstimmung)

Mit Kollegen gestern trinken gewesen. Keine gute Idee - Alk. und Liebeskummer vertragen sich nicht. Der Abend war lustig, auch wenn wir einen Mitarbeiter verabschieden mussten, der zurück in seine Heimat geht. Die auch deine Heimat ist.

Kurz vor unserer Trennung haben wir viel darüber gesprochen, ob es eine Option wäre, gemeinsam dorthin auszuwandern. Ich wollte immer schon im Ausland leben, hatte aber Bammel, es alleine zu tun. Du hattest hier ohnehin nur noch Frust und hast Deine Heimat immer vermisst. Eigentlich stand Thema immer mal wieder im Raum. Ich war also endlich in Aufbruchsstimmung und irgendwie naiv genug zu glauben, Du wärst es auch.

Bei unserem letzten Gespräch traf es mich wie ein Schlag: Du seist nicht bereit, wegzugehen. Du könntest Deinen Job in so instabilen Zeiten wie diesen nicht aufgeben (obwohl Du am Arbeitsmarkt extrem gute Chancen hättest). Du wolltest eine Familie, kein Abenteuer.

Gestern Abend fragte ich meinen Kollegen, woher genau er stammt. Er nannte mir den Namen des Ortes, und es war das 500-Seelen-Dorf, indem wir gerade eine Woche unseres Urlaubs verbracht haben. Die Welt ist klein.

Ich erinnere mich, wie wir in dem pittoresken Ort spazieren gingen und plötzlich vor einem Haus landeten, das zum Verkauf stand. Du fragtest, ob ich nicht Lust hätte, einfach ein Häuschen hier zu kaufen und es gemeinsam zu renovieren. Ich dachte mir damals: Warum eigentlich nicht?


3 Wochen später ist alles anders. Und ich weine über eine Zukunft, die es nie geben wird mit Dir.

14.07.2023 12:01 • x 2 #15


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