3

Mein Tagebuch - Die Frage nach dem Warum

Janna91
Mein Tagebuch
Tag 1 ~ 01.01.2017

Heute ist bereits Tag 25 der Kontaktsperre. Nach wie vor kreisen tausende von Fragen in meinem Kopf herum, Fragen, auf die ich nie eine Antwort erhalten habe und auch selbst keine finden konnte.
Wieso? Weshalb? Warum? Was hat es soweit kommen lassen?
Es fällt mir unglaublich schwer hier zu schreiben, dennoch hoffe ich, dass es mir irgendwann leichter fällt, dass es mir irgendwie hilft den Schmerz zu besiegen.
Monate ist die Trennung bereits her. Das hört sich wirklich lange an, aber es kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen, dass wir zusammen spazieren waren, nebeneinander eingeschlafen sind, die Tage miteinander verbracht haben. Die Tage, die so unbeschwert und leicht waren, ohne Sorgen, ohne Streit. Und jetzt fühlt es sich an, wie in einer anderen Welt, einer fremden, dunklen Welt.
Der Kontakt riss nie ab, wir konnten nicht mit aber auch nicht ohne einander. Es gab in all der Zeit Tage an denen einer von uns beiden stark war, während der andere schwach war.
Wir haben uns gegenseitig so sehr verletzt, wir waren egoistisch und rachsüchtig. Während der eine vermisst hat, hat der andere vergessen. Das Ganze wochenweise im Wechsel.
So richtig wusste wohl keiner von uns beiden, was er wollte.
Anfangs dachte ich, der Abstand würde uns gut tun, jeder von uns würde sich seiner Fehler bewusst werden, sodass man irgendwann nochmal drüber sprechen könnte, denn die Gefühle waren nicht verschwunden, das wusste ich, zumindest bei mir, bei dir konnte ich es nur erahnen.
Die Zeit verging wie im Flug, dennoch kam es immer wieder dazu, dass wir uns trafen, den Kontakt hielten. Doch mit dem Kontakt blieben auch die Probleme, die Gründe, die zur Trennung führten. Die Vorwürfe endeten nicht, die Fehler des anderen wurden immer wieder aufgezählt. Vergessen und Verzeihen schien uns unmöglich, doch immer wieder kamen wir an den Punkt, an dem wir uns eingestanden, dass wir den jeweils anderen vermissen. Dies war meistens der Fall, wenn wir uns persönlich begegneten. Denn in diesen sehr seltenen aber intensiven Momenten, in denen wir uns gegenüberstanden, waren all die negativen Gedanken für kurze Zeit verschwunden.
Die Entfernung, der Lernstress, die Arbeit, meine zu dem Zeitpunkt herrschende Abhängigkeit machte es uns jedoch täglich schwerer, irgendwie wieder zueinander zu finden,
Wir kamen uns näher. während wir uns im nächsten Moment um das Doppelte distanzierten.
Ich schmiedete Pläne, was ich anstellen konnte, dass du wieder zurückkommst, wir uns nicht weiter entfremden, sondern wieder zusammen finden.
Sollte ich dich eifersüchtig machen? Sollte ich die Unnahbare spielen? Oder sollte ich durch Liebeserklärungen Erinnerungen in dir wecken? Es half nichts davon, im Gegenteil, wenn ich ehrlich bin gingen all diese Versuche sowas von in die Hose. Ich missbrauchte dadurch nur dein Vertrauen und haben Misstrauen geweckt, dass mich für dich uninteressanter machte, ohne dass es mir bewusst war. Also versuchte ich mich weiter zu distanzieren, das ganze nicht mehr so sehr an mich ran zulassen. Ich versuchte den Kontakt abzubrechen. Eine Kontaktsperre, so hieß es in vielen Ratgebern, würde helfen, den anderen zum Nachdenken anzuregen. Ich wollte einfach abwarten, was passiert. Dir Zeit geben, um in Ruhe nachzudenken, was du willst.
Anfänglich dachte ich, dass mein Plan aufging, denn immer wieder hast du mir geschrieben
Warum meldest du dich nicht mehr?, Was ist los?, Hab ich dir was getan?
Du warst sichtlich enttäuscht und geknickt, dass ich mich distanzierte.
Doch dann hab ich den Bogen vermutlich überspannt, denn, auch wenn ich dies nicht behauptet habe, habe ich dich in deinem Glauben gelassen, jemand neues kennen gelernt zu haben.
Auch wenn ich dich darüber aufgeklärt habe, dass dies nicht der Fall ist, habe ich damit alle nur schlimmer gemacht. Dein Vertrauen war nun gänzlich weg, deine Enttäuschung zu groß.
Zu dieser Zeit fiel mir dieses Gefühlschaos lange nicht so schwer, wie jetzt, zum aktuellen Zeitpunkt.
Irgendwann haben wir beide es dennoch geschafft, uns zu einem klärenden Gespräch zu treffen, aber ursprünglich wohl eher, um einen klaren Cut zu machen und das Kapitel EikeJana für immer zu schließen. Das es an dem Abend ganz anders ausgehen würde, hatten wir wohl beide nicht gedacht.
Irgendwas hat in diesem, anfänglich sehr distanzierten und klärendem Gespräch, etwas in mir geweckt, was mich daran erinnern ließ, welch schöne Zeit wird trotz all dem hatten.
Und auch du warst plötzlich wie ausgewechselt und hast meine Nähe gesucht. Es ist als wäre es gestern gewesen, ich erinnere mich noch so genau an deinen Gesichtsausdruck, die Tränen in deinen Augen, deine zittrige Stimme, mit der du sagtest Du fehlst mir.
In dem Moment nahmst du mich in den Arm und auch mir kamen die Tränen. Wir beide sahen uns in die Augen, und eigtl. dachte ich wir waren uns sicher, dass diese Liebe noch nicht zu Ende ist und einer zweiten Chance bedarf. Wir hatten beide aus unseren Fehlern gelernt, sind reifer geworden mit dieser Beziehung und nicht zuletzt durch die Trennung.
Desto wütender macht es mich, dass es für dich zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon klar war, dass es diese Chance nicht mehr geben kann, denn offensichtlich hattest du da schon neue Bekanntschaft geschlossen und warst dir vielleicht nur noch nicht ganz sicher.
Egal, was ich versuchte, du hast es meistens abgelehnt, hast mich weggestoßen, aber wehe ich habe mich dadurch distanziert, da hast du dich dann plötzlich wieder gemeldet.
Du hast lieber genommen, anstatt zu geben, mich absolut verunsichert und mein Verhalten verurteilt.
Wieder hast du mir Vorwürfe gemacht, immer wieder. Du hast davon gesprochen, dass wir kleine Schritte gehen müssen, um uns wieder näher zu kommen, hast dich selbst aber keinen cm bewegt.
Seit ich bei dir war im Oktober ging es hin und her. Du konntest den Kontakt nicht abbrechen, du konntest mir nicht die Wahrheit sagen, du hast mich hingehalten, wochenlang.
Du hast Gefühle in mir geweckt, dich wieder so zu lieben, wie am ersten Tag und dann hast du mich fallen gelassen, nein du hast mich runter gestoßen, von ganz oben, ohne Fallschirm.
4 Wochen ist es nun her, dass du mir endlich die Wahrheit gesagt. Die Wahrheit, die du mir hättest mir viel früher sagen müssen. Warum hast du dich immer wieder gemeldet? Warum hast du mir wieder Hoffnungen gemacht? Bis zu letzt den Kontakt gehalten, obwohl du längst in einer neuen Beziehung warst? Warum tun Menschen so etwas? Ich kann es nicht verstehen.
Warum hast du mich so an dich herangelassen, warum hast du es zugelassen? Warum hast du mich geküsst und berührt, mich immer wieder angerufen und besucht?
All diese Fragen und noch viele weitere, die jetzt in meinem Kopf kreisen, werden für immer unbeantwortet bleiben. Während du nun glücklich bist, so wie du selbst sagst, sitze ich weinend hier.
Seit Wochen vergeht kein Tag, an dem ich nicht weine.
Was ist aus meinen Träumen, meinen Hoffnungen, meinen Plänen geworden?
Du lebst weiter, während ich hier festsitze.
Ich kann nicht atmen, ich kann nicht mehr essen, ich kann nichts denken. Mir fehlt die Kraft mich zu bewegen, mein Tag wird bestimmt von unzähligen Tränen, die ich nicht stoppen kann.
Ich kann den Schmerz kaum beschreiben, aber eins kann ich sagen, ich habe noch nie solche Schmerzen in meinem Leben erlitten, wie diese, die mich momentan begleiten.
Es ist als würde mir jemand die Kehle zuschnüren, und kein Tag, der vergeht, lässt es irgendwie besser werden.
Es ist als hätte es nie schlechte Zeiten gegeben, im Moment kann ich mich jedenfalls nur an all das Gute erinnern und so sehr ich es auch versuche, die negativen Gedanken, die Gründe für die eigentliche Trennung in den Vordergrund zu rücken, es mag mir einfach nicht gelingen.
Ich stehe morgens auf, um zu weinen und ich gehe abends ins Bett, um zu weinen.
Dazwischen versuche ich mich abzulenken, mich mit Freunden zu treffen, Sport zu machen, zu arbeiten, aber ich bin so schwach und kraftlos, dass mir der Antrieb fehlt.

Warum fällt dir das alles so leicht? Warum hast du mir das angetan?

Wird es je begreiflich für mich werden?

02.01.2018 11:37 • x 2 #1


Sabine
Zitat von Janna91:
Warum hast du mir das angetan?


Was hat er dir angetan? Woher weißt du, wie leicht es ihm fällt?

Zitat von Janna91:
Wird es je begreiflich für mich werden?


Ja, je mehr du fragst und mit der Zeit werden die Antworten kommen.

02.01.2018 21:43 • x 1 #2