Hallo, auch ich möchte euch gern meine Geschichte erzählen und fange zuerst einmal mit meiner Person an
Mein Name ist Michelle, ich bin 24 und wohne in einem kleinen Dorf in der Nähe von Hannover.
Über meine Kindheit kann ich mich eigentlich nicht groß beklagen, ich habe keine Geschwister und unser Familienleben schien als Kind immer recht harmonisch.
Mit ca. 14 habe ich angefangen zu realisieren, dass es so harmonisch leider doch nicht lief. Mein Vater ist Elektriker im Schichtbetrieb und hat ein Alk., meine Mutter litt an Bulimie, hat viel geweint und war einfach ständig mit sich selbst und der Gesamtsituation unzufrieden. Sie hatte auch Affären und so kam es, dass meine Eltern sich vor ca. 8 Jahren getrennt haben.
Meine Mutter hatte nämlich einen neuen Mann gefunden, der ihr das Gefühl gibt was Besonderes zu sein. Die Trennung lief für mich ziemlich schlecht ab. Ich zog erst mit meiner Mutter aus, die aber nur noch Ihre neue Liebe im Kopf hatte. Mit dem Mann kam ich nicht sehr gut klar, er hat selber keine Kinder und hatte es sich jetzt auf die Fahne geschrieben meine Mutter aus ihrem Leid zu befreien, er hat sich schützend vor sie gestellt. Leider auch mir gegenüber, was sehr wehtat.
Somit bin ich zurück zu meinem Vater, zu dem ich allerdings nie so ein unbeschwertes Vater-Tochter-Verhältnis hatte, aufgrund der Schichtarbeit und des Alk.. Wir können uns gut ab, aber es ist wenig herzlich, er kann schwer auf Menschen zugehen. Zudem hatte er auch recht schnell eine neue Frau gefunden, die mit in das Haus eingezogen ist.
Das Haus haben meine Eltern gebaut und im Obergeschoss befindet sich eine nette Einlieger-wohnung. Als die Situation nicht mehr anders auszuhalten war zog ich mit 18 dort oben in meine eigenen vier Wände.
Meine Eltern können sich bis heute nicht in die Augen schauen und verlieren kein gutes Wort übereinander. Meine Mutter wohnt mittlerweile im Ausland, ich hänge sehr an ihr, wir haben viel Kontakt und sehen uns ca. 1x im Jahr. Das Verhältnis zwischen meinem Vater, seiner Frau und mir ist friedlich neutral, aber eben wenig herzlich.
Seitdem ich alleine wohnte isolierte ich mich völlig, fühlte mich oft einsam und ungeliebt, nicht mal meine Eltern wollten mich. War ich so ein schlimmer Mensch? Ich wurde zu einer völligen Einzelgängerin, überstand das Abi grad so eben, baute keine festen Freundschaften auf, von Partnerschaften ganz zu schweigen. Ich verlor völlig das Vertrauen zu anderen Menschen. Kann auch heute schlecht auf Menschen zugehen und habe immer Angst, dass ich „komisch“ auf an-dere wirke.
Trotzdem bekam ich mein Leben ganz gut in den Griff. Ich machte eine Ausbildung zur Bank-kauffrau und arbeite heute bei einem großen Versicherungsunternehmen. Mit 20 kaufte ich mir mein eigenes Pferd, welches mir sehr viel Kraft und vor allem eine Aufgabe gibt.
2013 war für mich ein prima Jahr, weil ich endlich wieder ins Leben zurückkehrte.
Im Job läuft es super, ich habe eine tolle Wohnung und baute durch das Reiten einen tollen Freundeskreis auf. Wir waren das ganze Jahr über mit unseren Pferden auf Turnieren unterwegs, feierten gegenseitige Erfolge und hatten eine Menge Spaß.
Mein Leben hatte sich endlich stabilisiert. Ein tolles Gefühl.
Und das Tüpfelchen auf dem i war „er“.
Wir lernten uns im Juli über gemeinsame Freunde kennen. Er reitet auch, wir verstanden uns auf Anhieb prima, grade auch durch das gemeinsame Hobby. Nun ging alles sehr schnell, wir waren schnell ein Paar und haben sehr viel Zeit miteinander verbracht. Es fühlte sich alles so unheimlich schön und richtig an, doch habe ich ihm oft gesagt, dass es mir schwer fällt mich einfach fallen zu lassen. Meine bisherigen Beziehungen hielten nie länger als ein halbes Jahr und oftmals waren meine Freunde viel älter als ich. Ein harmonisches, vertrautes Beziehungsleben habe ich nie geführt.
Dafür hatte er immer Verständnis und hat sich sehr bemüht mein Vertrauen zu gewinnen.
Schnell war es so, dass er 5 Tage die Woche bei mir geschlafen hat, am Wochenende waren wir im Auftrag der Pferde unterwegs. Oft musste ich Samstags und er Sonntags arbeiten. Zeit für uns blieb nach und nach auf der Strecke. In der Woche kam er erst um 22:00 Uhr aufgrund Abendschule nach Hause.
Wir haben uns oft gesagt, dass wir das alles gemeinsam schaffen, dass wir ein Team sind, dass wir uns lieben und füreinander da sind. Er wollte mir helfen wieder glücklich sein zu können. Alles rundherum hat perfekt gepasst. Das Hobby, die Freunde, die gleichen Vorstellungen vom Leben, das körperliche.
Für alle anderen waren wir „das perfekte Paar“.
Dann fing er an einer flüchtigen Freundin von uns bei ihrem Pferd zu helfen. Anfangs war ich auch immer mit dabei. Das Mädchen ist etwas jünger als ich, Studentin, eher ein graues Mäus-chen, immer extrem penetrant nett, höflich, dankbar. Im Sommer hatte sich ihr Vater das Leben genommen. Sie war somit auch in einer extrem schweren Situation und hat sich sehr an meinen Freund geklammert. Sie ist ihm unendlich dankbar, dass er ihr so viel hilft und er hat ganz oft gesagt, dass er es so bewundernswert findet, wie toll sie ihre Situation meistert.
Ich habe SMS gelesen, die sie sich geschrieben haben. Sie: „Du bist so ein toller Mensch, jeder der dich kennt kann sich glücklich schätzen“ und er: „Wenn es von dir nur mehr Menschen geben würde, dann wäre die Welt um einiges gerechter“.
Das hat mir ziemlich wehgetan. Klar tat sie mir auch Leid, aber ich hatte mehr und mehr das Ge-fühl, dass es für ihn in der Zeit das wichtigste war, dass es IHR gut geht. Sie verstanden sich so gut und verhielten sich wie seelenverwandte.
So kam es, dass wir uns sehr oft gestritten haben. Ich habe ihn gefragt, warum er denn grade mit mir zusammen sei? Findet er mich hübscher? Kann er mit mir bessere Gespräche führen? Be-rührt ihn meine Lebensgeschichte mehr als ihre? Wohl kaum.
Er sagte immer, dass es zwischen uns was Besonderes sei und man es mit dem Verhältnis zwi-schen ihm und ihr nicht vergleichen könne.
Das habe ich aber nicht gemerkt. Und ihn hat es fertig gemacht, dass ich das so nicht merkte.
Auch ich stand oft an dem Punkt und habe mich gefragt „Kann ich das überhaupt? Will ich das überhaupt? Oder muss ich nicht einfach an ihm lieben, dass er so ein toller und hilfsbereiter Mensch ist?“ Aber ich stand mir selbst im Weg, hatte das Gefühl keine Kontrolle über seine Be-ziehung zu ihr zu haben. Das machte mich unglücklich. Er bürgte sich selber so viel auf. Arbeit, Schule, er gab Reitunterricht, half „ihr“ 3-4x die Woche mit dem Pferd und ritt täglich das Pferd meiner besten Freundin, da sie operiert wurde und dann ständig Streit mit mir.
Das machte ihn fertig und ich habe es nicht gesehen.
Ich habe dann auch mir „ihr“ Kontakt aufgenommen und sie hat mir versichert, dass ich mir keine Sorgen mache müsse, sie wolle sich nicht dazwischen drängen, da so eine Situation ja der Grund sei, dass ihr Vater nicht mehr lebt (Seine Frau hatte ihn wegen einer anderen verlassen).
Aufgrund der Streitereien hatte ich Angst, dass er mich nun mit meinen wirklichen Macken und Problemen kennenlernt, dass ich nicht mehr der Mensch war, in den er sich verliebt hatte, dass er mich verlässt.
Und so geschah es auch. In der Woche vor Weihnachten. Nach nur 4,5 Monaten.
Er kam abends zu mir. Stand in Tränen aufgelöst im Wohnzimmer, hat kaum ein Wort rausbe-kommen. Ich habe ihn sofort in den Arm genommen und gefragt was los sei. Er hat gesagt „Ich habe keine Kraft mehr“. Ich habe gesagt „Ich weiss, du tust im Moment so viel. Ich weiss, dass das Kraft kostet, aber was ist denn passiert? Warum weinst du so?“
Und dann hat er gesagt „Ich kann uns einfach keine Chance mehr geben“. SCHOCK!
Ich habe mich ganz langsam von ihm weg gedrückt. Dann hat er noch „Nein!“ gesagt und mich festgehalten. Aber nur kurz. Ich habe angefangen zu weinen, ihm gesagt, dass ich ihn liebe, ihm gesagt dass ich an mir arbeiten werde.
Aber er hat es ziemlich endgültig gemacht. Er hat gesagt, dass er glaubt, dass er mir nicht helfen kann und mich nicht glücklich machen kann. Dass ich einen anderen finden werde.
Irgendwann bin ich einfach aufgestanden und zu meiner besten Freundin gefahren.
Er war vorher bei ihr und hatte ihr gesagt was er vorhat. Sie hatte wohl mit Engelszungen auf ihn eingeredet. Aber zu ihr hat er immer gesagt, dass er es IM MOMENT einfach nicht schafft.
Das gab mir Hoffnung. Ich wollte ihm Zeit geben und auf ihn warten.
In den ersten 14 Tagen nach der Trennung hatten wir mäßigen Kontakt. Er hat mir oft gesagt wie toll er mich findet und im nächsten Satz, dass er sich mit mir eine wirklich gute Freundschaft vor-stellen könne. Das wollte ich natürlich nicht hören. Ich habe es aber geschluckt.
Dann habe ich ihm geschrieben, dass ich es auch so sehe, dass es im Moment so die richtige Lösung war, ich mir aber von Herzen wünsche, dass es noch einmal klappt, weil er einfach genau der Mensch ist auf den ich so lange gewartet hatte.
Dazu hat er nichts gesagt. Wir haben uns ab und an noch mal im Stall gesehen. Er setzte sich auch an den Reitplatz und hat mir zugesehen. Wir haben normal miteinander gesprochen. Ich habe in der Zeit auch mit vielen Leuten gesprochen, die alle gesagt haben, dass es sich nicht so endgültig anhörte wie er es mir gegenüber hat aussehen lassen. Doch das wollte ich von ihm hören. Die Ungewissheit hat mich zerfressen.
So kam es, dass wir uns Montag getroffen haben. Er war furchtbar kalt und selbstbewusst und distanziert. Ich habe ihn mehrfach gefragt ob er noch eine Chance sieht. Er hat mir aber ganz deutlich gemacht, dass er die Gefühle zu mir verloren hat und es für ihn kein Zurück mehr gibt.
Ich habe ihn gefragt ob es eine andere gibt. Er sagte erst „nein“, dann aber „Okay, ich habe in der letzten Zeit viel mir „ihr“ gemacht, aber das hat damit nichts zutun“.
Das Gespräch lief relativ ruhig ab. Ich habe ihm gesagt, dass er einsehen muss, dass ich ihm dann nicht ständig über den Weg laufen kann. Er gibt nun auf unserem Hof keinen Unterricht mehr und reitet auch das Pferd meiner Freundin nicht mehr. Da war er auch sehr verständnisvoll.
Habe sämtliche SMS, Telefonnumern, Facebook etc. gelöscht. Sowohl von ihm, als auch von ihr.
Das mit ihr wurmt mich jetzt extrem. Sie haben Silvester zusammen verbracht. Und ich kann mir richtig vorstellen, wie sie sich gegenseitig aufbauen. Ob sie nun zusammen sind weiss ich nicht. Aber dass sie gegenseitig was für einander empfinden denke ich schon. Warum sollten sie nicht? Sie sind doch so auf einer Wellenlänge, und nahezu voneinander begeistert.
Ich werde „sie“ morgen auf dem Geburtstag einer gemeinsamen Freundin sehen. Am liebsten würde ich ihr ja an die Gurgel gehen. Aber ich werde mich zusammen reißen und sie einfach komplett ignorieren.
Auch wenn noch nicht viel Zeit vergangen ist sehe ich die Situation heute schon viel entspannter.
Was mir am meisten zu schaffen macht ist das einschlafen. Ich liege oft mindestens 2 Stunden wach und denke darüber nach was die beiden so treiben, was sie füreinander fühlen, ob er ihr genau die selben Dinge sagt wie mir.
Dagegen habe ich mir heute früh in der Apotheke Sedariston gekauft. Die hatte mir mein Arzt schon mal verschrieben, als ich vor einem Jahr in einem schwarzen Loch aus Minderwertigkeits-gefühlen, Einsamkeit und Antriebslosigkeit steckte.
Ich bin optimistisch, dass es damit erträglicher wird.
Ich wünsche mir natürlich nach wie vor die schönen Zeiten mit ihm zurück. Aber solange er was mit ihr zu tun hat würde es nicht gehen.
Mein Plan ist es mich jetzt erst mal wieder auf den Stand zu bekommen, bevor ich ihn kennenge-lernt habe. Da war ich ja auch alleine und es ging mir unheimlich gut, weil 2013 einfach mein Jahr war.
Vielleicht sieht man sich dann ja noch einmal wieder. Und dann soll er die Person sehen, in die er sich verliebt hatte. Und vielleicht wird er dann wehmütig. Wie ich dann reagiere kann ich heute noch nicht sagen. Wenn es sie nie gegeben hätte wäre alles perfekt gewesen und hätte zu 100% gepasst.
Aber es bricht mir umso mehr das Herz, jetzt zu sehen dass anscheinend meine ganzen Zweifel begründet waren und er es immer abgeschlagen hat.
Wie beurteilt ihr die Situation? Was hättet ihr vielleicht anders gemacht? Wie würdet ihr jetzt damit umgehen? Was habt ihr für Tipps, wie ich „ihr“ morgen gegenüber treten soll?
Es interessiert mich einerseits brennend, ob zwischen den beiden was läuft. Andererseits weiss ich auch, dass es mir wieder schlechter gehen wird, wenn ich weiss, dass sie wirklich was fürei-nander empfinden. Was meint ihr? Antworten auf die Fragen suchen?
02.01.2014 13:21 •
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