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Mit Liebeskummer den Alltag überstehen

Lilli2016
Guten Morgen,
nach 3 Jahren bin ich nun wieder in diesem Forum gelandet. 3 Jahre auf und ab in meiner Beziehung, die nun nach 16,5 Jahren vor dem endgültigen Aus zu stehen scheint. und ich sitze mit all diesem Schmerz im Büro und funktioniere irgendwie, aber wirklich da bin ich nicht.
Ich bin 46 und dachte, mit diesem Mann wirst du alt. dann schlich sich der Alltag ein, dazu kamen das eine oder andere gesundheitliche Problem (psychische Probleme bei mir) und in den letzten 3 Jahren haben wir beide jeweils ein Elternteil verloren, was nochmals sehr einschneidend war und uns verändert hat.
Mein Freund war / ist sehr verschlossen. Typisch Mann vielleicht. Er wollte immer meine Sorgen lösen, seine hat er totgeschwiegen und anstauen lassen. Es kamen immer öfter Phasen, in denen er sich sehr distanziert hat, viel beim Fußball war (er ist Trainer), viel unterwegs war, wir kaum noch Nähe hatten und ich immer wieder gelitten habe. Gespräche gab es nur noch oberflächlich. Wir konnten uns über alles und jeden unterhalten, nur nicht über uns sprechen. Wir haben auch sonst immer über den Tag hinweg mehrfach Kontakt über whats app. So geht es jetzt gut 2 Jahre hin und her. Im Mai / Juni war ich 3 Wochen mit einer Freundin im Urlaub. Wir hatten täglichen Kontakt, aber irgendwas ist in dieser Zeit auch mit ihm passiert. Vielleicht wurde ihm bewusst, wie gut sich das Leben ohne mich anfühlt.
Nachdem ich zurück war herrschte eine komische Stimmung und wir hatten seit Mitte Juni kein einziges gemeinsames Wochenende, da entweder er oder ich geplant woanders verbrachten oder er mit seinen Kumpels unterwegs war. Er hat dann öfter spontan bei jemandem auch übernachtet (weil er Zuviel getrunken hatte). Unter der Woche kam er teilweise erst gegen 1 Uhr nachts vom Training nach Hause. Er wollte einfach nur weg von mir.
Dann steckte mir ein Bekannter vor 4 Wochen ein Gerücht, dass er längst eine andere Frau habe. Das fiel natürlich auf fruchtbaren Boden und alles eskalierte. Er streitet es aber ab, dass eine andere hinter seinem Verhalten steckt, sagt dass es ihn sehr verletzt und enttäuscht, dass ich sowas glaube.
Seine Begründung lautet: er wisse im Moment einfach nicht was er will.
Nun hatten wir letzte Woche eigentlich eine Woche gemeinsam Urlaub geplant, wollten seinen Geburtstag mit einer Städtereise feiern. In den Wochen davor ging jeder seiner Wege, ich versuchte mein Selbstbild aufzupolieren, war auch viel unterwegs. Das Gerücht haben wir wieder totgeschwiegen.
Samstag vor einer Woche wollten wir fahren. ich hatte schon fast alles gepackt als er mir mitteilte, dass er nicht mit komme, er Zeit brauche und ich trotzdem fahren soll, zu meiner Mutter. Jeder solle in der Zeit nachdenken, pro und contra abwägen und danach reden wir wie es weitergehen soll.
Ich war natürlich völlig vor den Kopf gestoßen, ich dachte wirklich wir könnten die Tage nutzen, uns wieder nah zu kommen. Wir redeten noch etwas, ich weinte viel, bevor ich fuhr nahm er mich in den Arm und sagte mir noch, dass wir das gemeinsam schaffen.
Dann folgten 6 Tage ohne Kontakt - außer einem Geburtstagsgruß von mir um Mitternacht und seiner Antwort Dankeschön mein Schatz. Die Tage waren die Hölle für mich, ich habe mich völlig zurückgezogen, meine Mama ließ mich auch gewähren, hab viel, viel geweint, Beziehungsratgeber gelesen, TV geschaut, nachgedacht, pro und contra Listen geschrieben. Ich war seit Jahren nicht mehr soviel mit mir und meinen Gedanken allein.
Am Freitag fuhr ich nach Hause. Die Wohnung sah genauso aus, wie zu dem Zeitpunkt, an dem ich sie verlassen hatte. Als wäre er gar nicht da gewesen. Meine Freundin, die im Nachbarhaus wohnt, sagte mir aber später, sein Auto wäre immer da gewesen. Die Begrüßung war sehr unpersönlich. Er hatte im Garten gearbeitet und war verschwitzt und wollte erst duschen. Dann saßen wir auf der Couch und ich fragte nach seiner Woche und wie seine Gedanken, nun seien.
Seine Antwort war, er wisse es immer noch nicht. Er hatte gehofft, es würde klick machen, was nicht passiert ist. Er hätte noch Gefühle für mich, aber er im Moment würde ihn soviel an mir stören, dass das stärker wäre. Was er mir dann aufzählte sind Alltagsdinge, Dinge aus meiner Persönlichkeit, die ihn stören. zum Teil kannte ich das schon, aber ich bin doch wie bin. er sagt, ich hätte mich sehr verändert in den letzten Jahren und er weiß einfach nicht, was er machen soll. 50 Prozent wären bei mir und 50 Prozent wollen weg. Er versicherte mir wieder, dass keine andere Frau dahinter stehe und fragte mich auch, ob ich jemanden kennengelernt habe.

Meine Seite: auch mich stören viele Dinge, ich habe auch einiges auf den Tisch gelegt, nur meine pro und contra Listen nicht, denn ich hatte das Gefühl, dass nur ich in dieser Woche wirklich gearbeitet hatte. Es tat einfach nur weh. Aus reinem Selbstschutz habe ich dann vorgeschlagen, die Beziehung zu beenden. Eine Pause stehe ich nicht durch. Wir sprachen kurz über so sachliche Dinge wie: wer bleibt in der Wohnung, wer zieht aus u.s.w. und er sprach davon, ich solle bleiben, er würde sich was kleines suchen. Ich bat ihn zu gehen und er packte ein paar Sachen für das Wochenende und fuhr zu einem Freund. Vorher ging ich und er wollte mich wieder in den Arm nehmen, weil ich weinte, aber ich konnte das nicht zu lassen.
Das Wochenende habe ich überlebt, zum Glück mit der Unterstützung von 3 lieben Freundinnen, damit ich nicht allein war. Gestern dann meldete er sich, auch ihm täte alles sehr weh und es geht ihm nicht gut und ich würde ihm fehlen. Ich fragte, wie ich ihm denn fehlen kann, wenn ihn soviel stört und ob es nicht doch nur die Gewohnheit ist. Er antwortete, weil ich ihm nicht egal sei und klar wäre es auch die Gewohnheit, aber die würde ihm nicht fehlen.
Die Nacht allein war schlimm, ich konnte wieder nicht schlafen. Ich bin nun hier im Büro und versuche meinen Alltag zu überstehen, aber der Kloß im Hals sitzt so fest und ich kämpfe gegen die Tränen.
Deswegen habe ich hier nun alles nieder geschrieben.
Ich frage mich ständig, was ich eigentlich will. Ich weiß, dass ich ihn so, wie er jetzt bzw seit 2 Jahren ist, auch nicht mehr will. Aber ich hänge auch sehr an der anderen Seite, ich weiß ja, dass er auch anders ist. Ich weiß, dass wir uns verändert haben. Ich kam mit dem Gedanken zurück, an der Beziehung zu arbeiten, wieder die Nähe zwischen uns zu suchen. und er weiß nicht, ob das noch etwas bringt.

Am Samstag war ich wie gelähmt, ich konnte mich nur in Zeitlupe von A nach B schleichen, meine Freundinnen haben sich um mich gekümmert, ich habe soviel geweint, dass ich irgendwann keine Tränen mehr hatte.

Heute wird er wohl in die Wohnung kommen, um Sachen zu wechseln oder was auch immer. Ich hoffe natürlich, dass wir uns nicht begegnen, möchte ihn aber auch nicht fragen, wann er kommt. Ich möchte ihn im Moment nicht sehen, ich möchte auch nicht, dass er sich meldet. Ich möchte nur, dass dieser Extremschmerz leichter wird, ein bisschen erträglicher, damit ich mein Leben meistern und zu mir finden kann.

Und ja, ich habe immer noch die Hoffnung, dass wir wieder zusammenfinden. Ich denke, Gefühle sind noch da, aber eben auch soviel Frust und Unzufriedenheit. Das kann doch nicht alles zerstören. Es zerreisst mir das Herz und zieht mir den Boden unter den Füßen weg und eigentlich will ich nur eines: schlafen und dieses Gedankenkarrusell abschalten.

05.08.2019 07:19 • #1


B
Nun nach fast 17 Jahren vor den Aus zustehen ist hart. Deine Hoffnung besteht noch zu einem zusammenfinden als außenstehender frag ich mich, wo wollt ihr euch finden? Auf dem Fußballplatz oder bei deinen Freundinnen?

Ich will damit sagen; jeder hat seinen Weg genommen und das Ergebnis ist ein Scherbenhaufen. Die Scherben lassen sich zwar kleben doch das zerbrochene wird nie mehr so sein wie es war. Es würde Jahre dauern die Risse zu überdecken. Versuche zu akzeptieren was geschehen ist und bereite dich für eine neue Zukunft vor. Mit ihm oder allein wird die Zukunft zeigen.
Dir viel Glück!

05.08.2019 08:07 • x 1 #2