Nähe-Distanz-Probleme

G
Servus zusammen,

seit einiger Zeit, sogar schon annähernd seit ein paar Monaten, belasten mich bestimmte Dinge in meiner Beziehung leider immer mehr. Meine Freundin (36) und ich (28) sind knapp 3 Jahre zusammen. Vor 1,5 Jahren ist sie aufgrund eines Burnouts in die Arbeitslosigkeit gerutscht und befindet sich seit dem auch wieder in einer Therapie. Zu der Zeit und auch heute noch unterstütze ich sie so gut ich kann. Seit ein paar Wochen fängt sie auch wieder an Bewerbungen zu schreiben und sich nach Arbeit umzusehen. Sobald sich aber etwas anbahnt, habe ich das Gefühl, dass sie ganz schnell viele Ausreden sucht um die Stelle dann doch nicht anzutreten.
Zeitgleich spricht sie immer wieder das Thema Zusammenziehen an. Ich kann mir aktuell nicht vorstellen mit ihr in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen, da noch gar nicht absehbar ist wie sich ihre berufliche und finanzielle Zukunft entwickelt. Ich finde auch, dass sie erst einmal an dieser Baustelle und den daraus resultierenden Frustrationen arbeiten sollte. Das habe ich auch versucht mit ihr so zu kommunizieren. Meine Worte haben sie natürlich noch mehr aus der Bahn geworfen. Sie ist leider ohnehin eine Person, die sich sehr schnell extrem zurückgewiesen fühlt. Das macht es mir oftmals schwer, schon die kleinsten Dinge anzusprechen. Sie fing dann an unsere Beziehungen mit anderen zu vergleichen. Aber X und Y sind auch schon nach einem Jahr zusammengezogen. .
Wir sind aber nicht X und Y und die haben auch nicht die gleiche Problematik wie wir.

Zum eigentlichen Hauptproblem: Aufgrund ihrer aktuellen Arbeitslosigkeit und meiner beruflichen Situation ergeben sich immer öfter Reibungspunkte. Wir haben zwei völlig verschiedene Zeitfenster die uns zu Verfügung stehen. Sie versucht ihren Tag mal mehr, mal weniger so gut es geht auszufüllen und hat bis zum Abend wenn ich nach Hause komme sehr viel Zeit für sich. Ich arbeite 7-9 Stunden am Tag und bin abends erstmal gestresst. Wir sehen uns meistens wirklich jeden Abend. Wir teilen uns gegenseitig mit was uns so beschäftigt und wie wir uns fühlen. Danach kochen wir etwas und schauen uns zusammen einen Film an. 1-2 mal die Woche versuchen wir etwas zu unternehmen und mal rauszukommen. (Kino, Bar, Essen gehen, Billard etc.)
Wenn ich nun mal etwas Alleinzeit für mich brauche und das anspreche, fängt es fast jedes Mal an zwischen uns zu krieseln. Dann hagelt es entweder Vorwürfe, oder sie versucht bei mir Schuldgefühle hervorzurufen. Ich habe ihr schonmal gesagt, dass ich mich öfter von ihr emotional erpresst fühle. Sie sieht das leider gar nicht so und meint ich würde übertreiben.
Eigentlich bin ich ein Mensch, der viel Zeit für sich braucht. Sie hingegen ist jemand, der viel Nähe und Zweisamkeit braucht. Die kurze Alleinzeit die sie benötigt, holt sie sich ja schon den ganzen Tag über. Ich habe schon oft versucht mit ihr darüber zu reden. Ich bekomme dann von ihr in dem Moment zwar manchmal Verständnis, aber wenn es dann mal wieder zu so einer Situation kommt, reagiert sie als würde ich die Beziehung beenden.
Erst gestern hatten wir wieder so eine Situation. Wir habe Weihnachten komplett zusammen verbracht, die Tage danach und werden auch Silvester, Neujahr und die Tage danach zusammen verbringen und haben auch schon geplant was wir machen. Jetzt ging es um einen Abend den ich mal für mich haben wollte und sie fing schon wieder an zu nörgeln, dass wir kaum gemeinsame Zeit miteinander verbringen würden. Zugegebener Maßen haben wir in letzter Zeit wirklich weniger unternommen. Aber selbst in Zeiten in denen wir regelmäßig wirklich schöne Dinge gemacht haben, wurden mir dann Vorwürfe gemacht.
Sie trifft sich ab und zu den Tag über wenn ich arbeite mit ihren Freundinnen und unternimmt etwas für sich. Meine Freunde kommen leider viel zu kurz, da ich entweder arbeite, bei meiner Freundin bin, oder kurz mal ein paar Stunden für mich allein bin. Es kommt immer seltener vor, dass ich mich mal spontan mit meinen Leuten treffe. Das macht mich so unfassbar traurig. Selbst meine Familie kommt viel zu kurz. Hin und wieder erwische ich mich schon dabei, wie ich meine Beziehung überdenke.
Ich habe das Gefühl, dass sie nur noch fordert und fordert. Wenn es nach ihr gehen sollte, sollte ich am besten mein gesamtes Leben nach ihr ausrichten. Das nimmt mir momentan einfach nur noch die Luft zum Atmen. Nicht mal ein Buch kann ich in Ruhe lesen, da wir ja in der Zeit nichts zusammen machen
Ich weiß leider auch nicht mehr wie ich ihr das vermitteln soll. Ich liebe sie. Aber es müsste sich dringend etwas ändern. Sie hat leider auch keine Hobbys mehr und mit ihren Freundinnen unternimmt sie wenn, dann alle 2 Wochen mal etwas für 2-3 Stunden. Ihr fehlt dann auch jegliches Verständnis wenn ich dann mal mehr Zeit mit meinen Freunden verbringen will, als sie es mit ihren tut.

Gibt es Leute die schon einmal in einer vergleichbaren Situation gesteckt haben, oder hat jemand Ratschläge?

Grüße
Gipfelträumer

30.12.2018 22:23 • #1


Emma14
Ich glaube, du solltest mal ernsthaft durchgreifen. Es reicht aus, wenn ihr jeden 2. Abend und einen Tag lang am Wochenende gemeinsam verbringt. Und das wäre schon recht viel. Wenn das nicht gelingt und sie weiter so einen anklammernden Stress macht, steht die Beziehung auf dem Spiel. Ich war mal in einer Fernbeziehung, wo von ihm verlangt wurde, dass wir jedes Wochenende zusammen verbringen. Ich konnte kaum noch etwas anderes machen (Freundinnen, Eltern besuchen). Nach 6 Monaten habe ich es beendet und war erleichtert über meine wiedergewonnenen Wochenenden.

30.12.2018 22:55 • #2