On and Off - jetzt Trauerfall und Rückzug

L
Keine Ahnung ob ich hier Antworten kriege, die mir in der Tat weiterhelfen.

Aber ich glaube, ich muss einfach grad mal alles auskotzen und anstatt ihm zu schreiben oder weiter meine Freundinnen vollzutexten, tipp ich hier den ganzen *beep* mal ein.

Er (36), ich (31) seit knapp 2 Jahren ein Paar. Entstanden ist diese Beziehung aufgrund einer lockeren Sache. Bzw. wir haben uns das immer schön eingeredet. So im Rückblick war es wohl sehr schnell, sehr intensiv. Reden kann ich mit ihm, wie mit keinem anderen ich es je konnte. Er ist der erste Mann in meinem Leben (ich bin bereits geschieden, habe eine 7 jährige Tochter), von dem ich das Gefühl kriege, dass ich okay bin, wie ich bin.

Wir schleppen beide viel Psycho-Koks mit uns rum und kämpfen, dass wir uns entwickeln. Er für sich. Ich für mich. Fakt ist, er hat Angst, sich wirklich zu binden. Es war die ganze Zeit so, dass immer mal wieder ein paar Monate alles nah und gut und stabil war, dann hat er sich wieder rausgezogen. Ich hab ihm seinen Freiraum gelassen, auch wenn es manchmal ganz schön weh getan hat. Da ich jedoch auch kein Mensch bin, der sich gerne einengen lässt - kann ich seine Schwankungen da verstehen.

Die letzten 3 Monate waren super bombastisch. Wir haben uns über eventuellen Nachwuchs unterhalten, das Thema zusammenziehen kam auch immer wieder auf. Von seiner Seite her. Silvester toll verbracht, 3 Wochen am Stück zusammen - ein Rekord seitens Beiden.

In der ersten Woche des Jahres ist dann ein Elternteil seinerseits überraschend verstorben. Dass ihn das umhaut - das ist klar. Ich hab da Verständnis für. Jegliches! Er hat mich dann sogar gebeten, mit zur Beerdigung zu kommen - in dieser Situation kam es auch zum Kennenlernen seiner gesamten Familie. Damit hat er mir soviel Vertrauen geschenkt. Ich war (und bin - natürlich!) für ihn da. Er hat gesprochen mit mir. Hat von sich und seinem Empfinden berichtet, sich regelrecht mir gegenüber geöffnet....

Vor gut 1,5 Wochen waren wir dann zusammen weg und ab dann war er total verändert. Kalt, auf Abstand. Keine Worte mehr. Keine Körperlichkeiten mehr. Nichts. Wir haben uns letzte Woche gar nicht gesehen, bis auf zwei drei Sms und eine E-Mail auch sonst keinen Kontakt. Ich hab ihn gelassen. Samstag Abend war er dann für eine Stunde bei mir, weil ich ihn um eine Aussprache gebeten habe und dieses von 100 auf 0 nicht verstanden habe und gerne verstehen möchte.

Nichts als Kälte kam mir entgegen. Ihm hätte es an besagtem Abend als wir weg waren den Gar ausgemacht, als er mitgekriegt hat, wie viele Kerle da um mich herumschawänzelt seien. Er hätte so keine innere Stabilität und braucht jetzt erstmal Abstand. (Mal abgesehen davon, dass ich leider so weder weiss, welche Kerle, noch dass welche um mich herumschawänzelt sind, ist das eh ein heikles Thema. Aber normalerweise umgekehrt.. ich bin die Eifersüchtige Zicke.... manchmal). Weitere Fragen beschäftigen ihn. In Bezug auf seine Familie. Auf den Todesfall. Er trauert, und dass das Fragen aufwirft, ist mir klar. Verstehe jedoch nach wie vor nicht, warum er mich jetzt so sehr wegstösst. Es ist anders als die anderen Male.

Er sagt, ich und meine Kleine seien ihm zu wichtig, als dass er jetzt einfach Hals über Kopf alles über Board wirft, aber Nähe zulassen kann er grad nicht. Er meinte auch, es könne gut sein, dass er jetzt voll den Kamikaze-Weg einschlägt und ja, es könne auch gut sein, dass das der falsche Weg sei. Er könne sich auch vorstellen, dass ich quasi die Quittung für alles kriege, was in seiner Vergangenheit in Punkto Mutter, Vater, Ex-Partnerinnen falsch gelaufen sei. Aber ändern könne er seine innere Gefühlslage nicht.

Aktueller Stand: Ich hab ihm gesagt, dass ich geduldig sein möchte. Ihm die Zeit geb, weil ich ihn liebe. Ich liebe ihn, so wie es halt vorher noch nie war. Dass er sich aber bitte melden soll, wenn er mich sehen möchte. Er auch in dieser Sache ehrlich sein soll. Auch sich gegenüber. Dass ich mich nicht mehr melde, weil ich 1. keine Lust habe, ihm auf den Senkel zu gehen, 2. nicht als Bittstellering dastehen möchte und 3. nicht in die Opferrolle rutschen möchte - denn das kenn ich alles zu gut aus der Vergangenheit.

Nun gut. Das war Samstag Abend. Ich gebe ihm die Zeit, natürlich. Aber es ist schwierig. Ich vermiss ihn. Ich würd so gerne da sein für ihn. Und natürlich plagt mich die Angst, dass er sich gegen die Beziehung entscheiden könnte.....

zum Kotzen das alles..... und ich muss einfach geduldig sein. Was anderes geht nicht. (

21.01.2014 10:43 • #1


H
Hallo Lidias,

das ist schwierig mit dem Tod eines Elternteils. Ich glaube, Rückzüge sind in dieser Zeit normal und diese musst du ihm auch zugestehen. Da gibt es aber Stellen in deinem Text, bei der ich der Meinung bin dass du vorsichtig sein solltest.

Zitat:
Nichts als Kälte kam mir entgegen. Ihm hätte es an besagtem Abend als wir weg waren den Gar ausgemacht, als er mitgekriegt hat, wie viele Kerle da um mich herumschawänzelt seien. Er hätte so keine innere Stabilität und braucht jetzt erstmal Abstand.


Zitat:
Fakt ist, er hat Angst, sich wirklich zu binden. Es war die ganze Zeit so, dass immer mal wieder ein paar Monate alles nah und gut und stabil war


Zitat:
Kalt, auf Abstand. Keine Worte mehr.


Zitat:
Er könne sich auch vorstellen, dass ich quasi die Quittung für alles kriege, was in seiner Vergangenheit in Punkto Mutter, Vater, Ex-Partnerinnen falsch gelaufen sei. Aber ändern könne er seine innere Gefühlslage nicht.


und aus der Vergangenheit weisst du, dass du dazu neigst die Opferrolle einzunehmen? Lidias, ich kann dir nur raten bei allem Warten und Hoffen gerade, dich selbst nicht aus den Augen zu verlieren. Pass auf dich auf. Ganz schnell bist du in einer Situation, in der du offensichtliche Ungerechtigkeiten akzeptierst, weil ja ein Elternteil gestorben ist. Und das geht so nicht. Ihr seid beide alt genug um zu wissen dass dadurch, dass er die Frau die er liebt (?) schlecht behandelt, niemand wieder lebendig wird.

Ich wünsch dir alles Gute, für dich die richtige Entscheidung zu treffen. Irgendwann wirst du es bei dauernden Rückzügen (die ja auch schon vor dem Todesfall da waren) müssen.

Liebe Grüße, Hannoveraner

21.01.2014 16:29 • #2