Ich habe keine Ahnung, ob ich das jemals abschicken werde. Es ist nur ein weiterer, verzweifelter Versuch mit der Situation klar zu kommen. Kein Versuch, dich zurück zu gewinnen, keine Angst. Ich kämpfe mit Leidenschaft, wenn sich ein Kämpfen lohnt, aber ich weiß, wann ein Kampf verloren ist und dies akzeptiere ich, weil ich mir sonst nur selber weh tue. Was ich jedoch momentan nicht akzeptieren kann, sind die Gefühle, die in mir toben.
Eigentlich sollte ich dir das gar nicht schreiben, weil es keinen Unterschied macht, ob du es nun weißt oder nicht, aber vielleicht kann ich damit zu einem Abschluss kommen. Wahrscheinlich ist es unfair von mir, dich damit zu konfrontieren. Ich bin wirklich kein egoistischer Mensch, im Gegenteilt, das weißt du! Aber, in diesem Fall muss ich es sein, weil mich das sonst immer verfolgen würde, es nicht los geworden zu sein. Wenn DU mich danach hasst, muss und werde ich damit leben. Ich war immer ehrlich zu dir und möchte dies auch bis zum Ende sein … Eigentlich wollte ich dir das alles persönlich sagen. Weil dies aber nicht geht, muss es so sein. Weiß auch gar nicht, ob ich in der Lage wäre, dir das selber zu sagen.
Sagen muss ich es aber, weil es mich sonst zerreisst!
Keine Ahnung, was ich mir davon verspreche, einfach es los zu werden und da es dich irgendwie auch betrifft und ich mit keinem anderen darüber reden kann/möchte, musst du daran glauben.
Ich wollte schon mit dir reden, als wir uns das letzte Mal gesehen haben (du hast bestimmt gemerkt, dass etwas mit mir nicht stimmt), aber konnte nicht. Du warst damals schon so distanziert mir gegenüber, deshalb hatte ich Angst vor deiner Reaktion. Als wir so da lagen und Musik miteinander gehört haben, wusste ich bereits, dass das das letzte Mal ist. Als ich dich umarmt habe, wusste ich, dass dies ein Abschied ist. Keine Ahnung, es war einfach so ein Gefühl, das mich selten täuscht. Ich bin nicht naiv, jedoch ein feinfühliger Mensch, deshalb konnte ich in dieser Situation nicht mit der Sprache rausrücken.
Ich will dich nicht erschrecken, nicht dass du in Panik verfällst, ich versuche einfach dies alles zu verarbeiten! Es hat sich alles “geregelt”. Ich bin nicht (mehr) schwanger!
Ich muss das los werden, ob es dir/mir nun gefällt oder nicht, ob es richtig ist, oder falsch, weiß ich nicht …
Du weißt, dass mein Körper seit der Spirale nicht ganz so tickt, wie er sollte. Aber in diesen Tagen habe ich befürchtet, dass etwas anders ist und war verunsichert. Kurzum: ich hatte Angst schwanger zu sein. Genau das wollte ich dir sagen, aber konnte nicht. Ich wusste, dass du bei mir bleiben würdest, dafür hätte ich meine Hand ins Feuer gelegt. Du bist kein Mann, der eine Frau in dieser Situation alleine lässt, das habe ich bei unserem “Unfall” gemerkt und dafür bin ich dir unendlich dankbar. Da ich auch bei uns so unsicher war, wollte ich vorher Klarheit - in jeder Hinsicht. Erst einmal wegen uns und auch bezüglich meiner Befürchtung. Deshalb habe ich Dir die Nachricht geschrieben, dass wir eine Auszeit brauchen und du dir deiner Gefühle klar werden solltest, ob du unserer “Beziehung” eine Chance gibst ... Ich möchte keinen Mann, der sich in irgendeiner Weise oder aus Pflichtgefühl gezwungen fühlt bei mir zu bleiben, gerade, weil wir das Thema schon hatten vonwegen Frauen, die ihre Männer mit Babys an sich binden. Nein, so eine Frau war/bin ich nicht! Hab es auch beim besten Willen nicht darauf angelegt, im Gegenteil!
Habe nur einer Freundin davon erzählt, was sollte ich auch sagen? Der einzige Mensch der mir mit den richtigen Worten hätte “helfen” können, war nicht da, dafür mache ich dir keinen Vorwurf, ich wollte es ja so, weil es ja meine Entscheidung war.
Du solltest ganz ohne irgendwelchem Druck, dir deiner Gefühle klar werden, dass sie nicht ausreichen, hatte ich bereits geahnt. Dennoch waren diese Tage nach unserem letzten Treffen die Hölle - irgendwie war doch Hoffnung da, dass ich mich täusche! Ich habe mich davor gedrückt einen Test zu machen, viel zu groß war die Angst vor dem Ergebnis, ich habe alles verdrängt und erstmal nicht mehr drüber nachgedacht, so nach dem Motto “wird schon nichts passiert sein, wie beim letzten Mal” …
Als dann aber deine Nachricht kam, in der stand, dass du mich “nur gern” hast, und dir das nicht reicht, kam ich nicht mehr aus, musste Gewissheit haben. Es kam das raus, wovor ich mich so sehr gefürchtet hatte - positiv! Was danach mit mir los war, kann ich gar nicht beschreiben, und mich teilweise daran auch gar nicht mehr erinnern, war wie im falschen Film, habe alles verdrängt und nur funktioniert. Zum Glück hatte ich viel Arbeit, die mich etwas abgelenkt hat, nachts jedoch kamen die Ängste wieder. Was sollte ich bloß machen? Dir schreiben und dich unter Druck setzen, oder erstmal einfach alleine damit klar kommen?
Das “Problem” hat sich aber relativ schnell von alleine “gelöst”. Der Arzt meinte, es war wahrscheinlich “nur” eine Eileiterschwangerschaft, käme mit der Spirale schon mal vor, genau sagen kann man es aber nicht.
Jedenfalls war ich auf der einen Seite wahnsinnig erleichtert, auf der anderen Seite aber wahnsinnig traurig und leer. Schlechtes Gewissen, weil ich erleichtert bin, Glücksgefühl, weil ich nicht in der schwierigen Lage sein muss, es dir zu sagen und entscheiden zu müssen. Eigentlich weiß ich gar nicht mehr, was ich war oder auch jetzt bin.
Bin seit Tagen nicht mehr ich selbst, kenne mich so nicht. Wankelmütig bis zum Umfallen, traurig, glücklich, weil es nichts bringt, dann wieder ängstlich. Ich mag mich nicht, will kein Mitleid oder sonst was, einfach wieder ich selbst sein!
Auch jetzt weiß ich nicht, ob ich dir das alles mitteilen soll, weil an der Situation nichts mehr zu ändern ist. Hilft es mir, abzuschliessen, oder übermannt mich das schlechte Gewissen, weil ich dich damit “belästige”? Ich kann mich momentan selber nicht ausstehen, so kenne ich mich gar nicht. Bin normalerweise ein starker Mensch, der mit jeder Situation klar kommt, sogar meistens was Positives daraus gewinnen kann, aber im Moment … bin ich einfach nur ratlos.
02.08.2015 09:23 •
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