Hallo liebe Community
Ich schreibe diesen Beitrag hier, weil ich von niemand anderem diesbezüglich Hilfe annehmen will oder zu viele innere Blockaden habe, darüber zu reden (ihr kennt das Gefühl bestimmt - da ist was in einem, das nicht stimmt, aber möchte man darüber sprechen, hat man das Gefühl, man hat keine Worte dafür). Ich finde für viele meiner Sorgen einen Ort, wo ich sie hintragen kann, aber bei diesem Thema fühlt es sich an, als wären da einfach zu viele offene Wunden und tieferliegende Kindheitsgefühle vernetzt, als dass ich ohne Scham-, Angst- und Minderwertigkeitsempfindungen darauf eingehen könnte.
Ich war vor einer Weile eine ganze Zeit lang in Therapie - der Grund, warum ich dieses Thema nicht bei einem Therapeuten aufarbeiten möchte, ist, dass dieser meinte, eine Therapie wäre erst wieder sinnvoll, wenn ich ausgezogen wäre. Viele meiner Sorgen hängen auch mit meinem Vater zusammen, bei dem ich wohne, deshalb tut mir diese Art der Konfrontation im Moment nicht gut - im Frühjahr fange ich an zu studieren, dann werde ich mir in meiner Studienstadt eine Therapeutin suchen, wenn ich dann noch Gesprächsbedarf haben sollte.
Jetzt aber endlich zum eigentlichen Thema: Ich habe mich vor knapp einem halben Jahr von meinem damaligen Freund getrennt. Zwei Monate später bin ich bereits mit meinem jetzigen Freund zusammengekommen, den ich sehr liebe und für den ich sehr dankbar bin. Ich habe bereits in der letzten Beziehung sehr viel Mühe investiert - ich bin ein Mensch, auf dessen emotionale Unterstützung man stets zählen kann. Mein Ex-Freund hat diese emotionale Unterstützung aber dem Anschein nach nicht gebraucht und wollte umgekehrt auch keine geben. Sieht man sich das Bindungstypen-Modell an, erinnert sein Verhalten viel an den vermeidenden Typus und meines viel an den ängstlichen.
Es heißt ja, solche Beziehungen sind häufig relativ stabil, da der ängstliche Part (ich) sozusagen der Klebstoff der Beziehung ist. Was der vermeidende Typ weniger tut, gleicht der ängstliche aus. Inzwischen kann ich die Beziehung insofern mit Abstand sehen, dass ich inzwischen weiß, ich bin nicht Schuld - Schuld, dass die Beziehung zu Ende gegangen ist, ist keiner, sondern wir haben einfach nicht zusammen gepasst und ich hab es mir die ganze Zeit schöngeredet, ohne es zu wissen. Ich hab es mir schöngeredet, weil meine Eltern nie Halt geben konnten (als wir zusammen gekommen sind, war ich 14 - die Beziehung ging knapp fünf Jahre) und weil ich es nicht kannte, besser behandelt zu werden. Damit meine ich, dass man mit all seinen Empfindungen ernstgenommen wird und der andere nicht über den eigenen Kopf weg Entscheidungen trifft. Dieses Verhalten und die tief bei mir darunter liegende Verlustangst, die Minderwertigkeitsgefühle und letztendlich sein Verhalten, dass bei mir dauernd in meinen seelischen offenen Wunden gebort hat, haben mich zu Verhaltensweisen getrieben, für die ich die Schuldgefühle nicht ablegen kann. Im letzten halben Jahr bin ich ihm mehrmals fremdgegangen - ich hoffe, er wird es niemals erfahren - unter anderem mit meinem jetzigen Freund. Ich konnte mich selbst kaum mehr im Spiegel ansehen, weil ich sonst ein Mensch bin, der immer darauf bedacht ist, andere nicht zu verletzen. Dieses Fremdgehen war quasi ein Losbrechen aus der Beziehung, ich hatte das Gefühl, ich komme nicht von ihm los, fange ich nicht mit anderen etwas an.
Noch ein letzter mir wichtig erscheinender Punkt, dann hoffe ich, das Thema irgendwie verständlich zusammengefasst zu haben: Wir hatten circa vom zweiten bis einschließlich dem fünften Beziehungsjahr eine offene Beziehung, die ich ihm zu sehr ausgelebt habe: d.h., er meinte, S. und Liebe trennen zu können - für mich geht das nicht, ich möchte auch keinen kalten S. haben und letztendlich habe ich mich das ein- oder andere mal verguckt, was ihn natürlich geärgert hat, womit er aber beim Experimentieren fern von gesellschaftlichen Normen rechnen muss. Das hat ihn verletzt und letztendlich habe ich erfahren, dass er in der Trennungsphase, in der er alles ändern wollte, mit einer ehemaligen Freundin S. hatte, um mir das heimzuzahlen (hierauf gehe ich nicht weiter ein, der Text ist schon lang genug). Er ist mir noch ewig hinterhergerannt und eigentlich muss ich mich nicht schuldig fühlen, weil allein schon in dieser Sache zu erkennen ist, dass er scheinbar einen Egoismus und irgendwie auch Bösartigkeit an den Tag legt, die ich nicht teilen kann. Dass er es mir heimzahlen wollte, hat mir aber nochmals klargemacht, dass ich ihn mit meinem übermäßigen Ausleben der offenen Beziehung sehr verletzt habe und das tut mir so leid. Ich denke nicht du hast das gemacht, deswegen sind meine Fehler auch vergessen. Ich habe Fehler gemacht, die nicht mit seinen zu rechtfertigen sind und ich frage mich, wie ich irgendwann diese enormen Schuldgefühle (ich habe von Grund auf viele) loswerden kann.
Ja, das hört sich irgendwie alles an wie in einer schlechten Soap und beim Schreiben habe ich mich selbst wieder erschreckt, in wie viel emotionales Wirrwarr ich mich in Vergangenheit verstrickt habe. Letztendlich kann man hier festhalten, ich werde mit Sicherheit niemals wieder jemandem fremdgehen, die Schuldgefühle haben sich nicht gelohnt. Und zweitens, ich habe mich von allen Menschen (außer meinen Eltern) gelöst, mit denen ich mich in emotionales Wirrwarr zu verstricken drohe, mir selbst zu Liebe.
Habt ihr vielleicht ein paar hilfreiche Gedanken zu dieser Situation? Alles abwertende, respektlose oder schuldzuweisende darf gerne für sich behalten werden, das hilft mir nicht weiter. Oder brauche ich einfach noch Zeit, um zu begreifen, was ich mir und ihm da eigentlich angetan habe?
Ich stoße hoffentlich auf ein paar Worte, die mich weiterbringen
Liebe Grüße und Danke im Vorhinein,
Zoé
12.10.2017 11:12 •
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