Selbstoptimierung, Beziehnungsfähigkeit

N
Hallo an Alle!

Mir stellt sich die Frage:
Warum befindet man sich immer wieder in ähnlichen Partnerschaften und Beziehnungstrümmer?
Weil man noch nicht soweit ist?
Noch an sich arbeiten muss?
Mit sich selbst noch nicht im Reinen ist, seine Defizite durch den Partner auszugleichen sucht?

Ich habe mich schon etwas länger mit diesem Thema der Beziehungsfähigkeit befasst, dennoch schaffe ich es nicht, die ganze Theorie auch praktisch umzusetzen.

Beispielsweise:
-Eine kurzfristige Bedürfnisbefriedigung erscheint meist attraktiver als die rational Sinnvollere (siehe On-Off-Beziehungen).
-Seinen Freundeskreis und eigene Interessen in einer Beziehung hinten anzustellen wird zum Automatismus...
-Normale Menschen sind nicht so (vermeintlich) aufregend wie Schwierige.
Und Dergleichen.
Ich möchte wirklich an mir arbeiten (bin bereits in Therapie), da ich es sooo leid bin, mich immer wieder selbst fragen zu müssen, wie blöd ich eigentlich bin, trotz besseren Wissens auf mein Herz (oder eher Sehnsucht) zu hören.
Ich will nicht mehr hoffen, das ist mir zu passiv, ich will aktiv gestalten.
Ich will mit mir sein und keine Kindheitsdefizite durch Beziehungen ausgleichen müssen.
Dieser Vergleich kam mir heute: letzlich ist das ja als ob man einem Archäologen bei seiner Arbeit immer wieder Aufgedecktes mit Boden zuschüttet; so kommt man ja nie an den Schatz.

Vielen Dank fürs Lesen.
Ich freue mich, wenn Andere dazu ihre Erfahrungen teilen möchten.

Lieben Gruß,
nyx

10.08.2015 03:32 • #1


S
Hallo nyx....
die Frage hab ich mir auch immer wieder gestellt.
Ich musste zu dem Ergebnis kommen, das es an mir selbst lag oder zum Großteil. Meine drei Beziehungen liefen ungefähr alle drei gleich ab und ich stand jedes Mal vor den Trümmern!

Ich hab angefangen mich damit auseinander zu setzen und dran zu arbeiten. Hin und wieder kommen nochmal Rückschläge, aber ich gehe auch davon aus, das mein Deckelchen auch noch nicht dabei war.

Ich bin jetzt erstmal ich und alles andere interessiert mich nicht mehr. Auch wenns schwer fällt die Gedanken immer bei sich zu halten

lg

10.08.2015 10:58 • #2


A


Selbstoptimierung, Beziehnungsfähigkeit

x 3


P
Klug ist es sich innerhalb einer Beziehung oder danach selbst zu reflektieren!
Diese Erfahrung muss man aber erst einmal machen, daher sich rückwirkend Selbstvorwürfe zu machen ist vollkommen unnötig!
Da jeder Mensch verscheiden, so glaube ich laufen Beziehungen nie gleich ab...es gibt bestimmt Ahnlichkeiten im Verhaltensmuster...letztendlich speigelt mich ja der Partner in einer Beziehung!

Wie sind alles nur Menschen und Fehler zu machen ist menschlich, daraus zu lernen nicht immer leicht und was es mit guten Vorsätzen auf sich hat....na das ist bekannt!

Es ist ein hoher Anspruch sich selbst zu optimieren und der Menscht strebt nach höherem...so grundsätzlich, jedoch besteht die Gefahr das man hier zu sehr verkopft und sich selbst ein Stück weit blockiert!

10.08.2015 12:30 • #3


S
Fehler sind da um zu lernen, wenn sich denn dann eingestehen kann, das man nicht perfekt ist.

Ich hatte mich halt auch immer wieder gefragt, warum meine Beziehungen nicht halten und dann habe ich die Antowrten auch ganz schnell gefunden
Habe auch schon vieles geändert, aber halt noch nicht alles

10.08.2015 12:54 • #4


Träumchen
Hallo Nyx!
Ich bin genau in der gleichen Situation wie Du.Die letzten zwei Jahre waren übel. Scheidung von mir ausgehend, parallel Liebe meines Lebens gefunden und nun wieder Trennung von ihm ausgehend. Aber wieder Annäherung und nicht definitierter Zustand.
Jedenfalls habe ich mich viel mit mir auseinandergesetzt und viel gelesen und aufgeschrieben. Mir hat das Buch Das Geheimnis meines Spiegelpartners sehr geholfen, meine Muster zu erkennen und mich.

10.08.2015 18:53 • #5


N
Lieben Dank für Eure Antworten und für den Buchtipp @Träumchen.
@Pedro P: Du meinst also, allein durch den Wunsch danach, macht man diesen unmöglich?
@snoopy: Fehler zu begehen ist menschlich und nötig, um zu lernen das ist wahr.Aber immer wieder in ähnliche Verhaltensmuster zu fallen und die gleichen Fehler erneut zu begehen, trotz Erfahrung... da frage ich mich allmählich, wie ich diese Lernschwierigkeiten anders lösen könnte.

10.08.2015 19:18 • #6


S
Hallo nyx,

allem voran: Beziehungen sind immer mehr oder weniger auch anstrengend Denn wenn wir lieben, gehts ans Eingemachte Wir spüren mehr denn je all unsere Unzulänglichkeiten, Sehnsüchte usw. Und wir sind wesentlich verletzbarer als in anderen beziehungen. Tiefe seelische Berührung kann eben auch Schmerz beinhalten. Nur angenehme Gefühle gibt es nicht
Es muss aber auch nicht immer schmerzhaft sein. Dann läuft wirklich etwas falsch.

Handelt es sich bei Folgendem um deine eigenen Verhaltensweisen?

Zitat:
-Eine kurzfristige Bedürfnisbefriedigung erscheint meist attraktiver als die rational Sinnvollere (siehe On-Off-Beziehungen).


welche Bedürfnisse werden dabei genau befriedigt?

Was genau betrachtest Du als rational sinnvoller?

Wahrscheinlich denkst Du, dass es sinnvoller wäre, eine stabile, langwährende Beziehung zu führen? Hast aber Angst vor Nähe?

Zitat:
-Seinen Freundeskreis und eigene Interessen in einer Beziehung hinten anzustellen wird zum Automatismus...


In der Anfangsphase recht normal. Auf Dauer fatal. Für dich und die Beziehung.
Wenn Du also eher immer Beziehungen auf Distanz hast (On/Off) und trotzdem dazu tendierst deine Sachen hinten an zu stellen, dann brauchst Du wahrscheinlich momentan noch eine gewisse Distanz in der Beziehung, um dich durch kontinuierliche Nähe nicht völlig zu verlieren. Nur so ein Gedanke von mir.
Seine Interessen zu vernachlässigen zeigt auch einfach, dass dir deine Dinge noch nicht wichtig genug sind. Das kann sich aber ändern. Die Erfüllung, Bedürfnisbefriedigung durch einen Partner ist auch immer der schnellste Weg zur Befriedigung. Hingehen, Liebe tanken, wieder abdampfen
Schwieriger ist es, sich diese Zufriedenheit selbst zu verschaffen...letztendlich aber wesentlich erfüllender.
Außerdem ist es ganz normal, dass die Liebe einen erstmal umhaut und alles einnimmt wenn wir jung sind.

Was da hilft ist weniger, an der Beziehung selbst zu feilen, sondern an sich. Hast Du das Gefühl, Herr im eigenen Haus zu sein, in dir zu wohnen, gewissermaßen Halt in deinem Leben zu haben, dann ist auch die Angst, sich selbst in einer Beziehung zu verlieren geringer.

Zitat:
-Normale Menschen sind nicht so (vermeintlich) aufregend wie Schwierige.
Und Dergleichen.


Das, was Du als Konfliktstoff in dir trägst, reizt dich auch bei anderen Menschen. Konflikte werden in gewisser Weise materialisiert. Jeder Konflikt will aufgelöst werden und macht sich so lange (in der Partnerwahl) bemerkbar, bis er angegangen wird.
Zudem sind komplizierte, schwierige Menschen nicht immer automatisch beziehungsgestört Es gibt verschiedene Arten von Kompliziertheit. Einmal diejenigen, die aufgrund des Uneins mit sich seins zustande kommen. Zerrissene Menschen...So wird die Aufregung auch durch diese Zerrissenheit erzeugt.

Menschen, die da etwas weiter sind oder gar nicht erst mit so viel Ballast in die Beziehung gehen, können auch auf ganz andere Art aufregend sein. Diese Aufregung resultiert dann weniger aus krankhaften Beziehungsstrukturen, ewigem Ringen miteinander (z.B. Nähe-Distanz), sondern aus Themen, die außerhalb der Beziehung liegen. Zwischen Du und Ich schiebt sich die wunderbar aufregende Welt. Das kann sie aber nicht wenn zwischen Du und Ich alles bis in den letzten Winkel von mit Beziehungskonflikten ist.

Klar trennen kann man diese beiden Ebenen nicht voneinander aber es ist eine Frage der persönlichen Entwicklung, ob man eher zu ersterem oder letzterem tendiert.

Zitat:
Ich will nicht mehr hoffen, das ist mir zu passiv, ich will aktiv gestalten.


Sehr guter Ansatz! Nicht mehr über sich ergehen lassen, erdulden oder bis zum Sankt Nimmerleinstag hoffen, sondern sich das, was man vom Leben möchte am Schlawittchen packen

10.08.2015 19:37 • #7


SilentOne78
Hallo nyx,

da hab ich auch noch einen Buchtipp für Dich. Mindf... Love von Petra Bock. Da geht es darum, destruktive Denkmuster (Mind...)- und daraus resultierenden Verhaltensmuster - zu erkennen und zu überwinden, mit denen wir uns selbst das Leben und Paarbeziehungen schwer machen.

10.08.2015 20:26 • #8


N
@Siebenschläfer: Danke für deine ausführliche Antwort!
Handelt es sich bei Folgendem um deine eigenen Verhaltensweisen?
Früher extrem, heute nicht mer so stark, dafür gerate ich aber an Partner, die ein ähnlich extremes Verhalten wie ich früher zeigen.

welche Bedürfnisse werden dabei genau befriedigt?
Die akute Sehnsucht, die eig. mehr eine Einsamkeit ist.
Die Hoffnung, dass nicht alles umsonst war, all die Energie und Nerven die in das Miteinander investiert wurden.

Was genau betrachtest Du als rational sinnvoller?
Sich nicht dieser Bequemlichkeit hinzugeben, die Trauer auszuhalten, zu wissen (und danach zu handeln), dass es besser wird, wenn man sich ernsthaft mit sich selbst beschäftigt.
Also entweder man ist zudammen, oder nicht.
Man weiß, dass man mit jemandem zusammen sein möchte, oder nicht.
Verliebtheit ist wichtig, damit Liebe entstehen kann, aber irgendwann ist die Liebe auch eine Frage der Entscheidung. Sprich, wenn man sich nur leiten lässt und keinen Gebrauch seiner Geistesfähigkeiten macht ist man unreif, eig. ein Tier.

Seine Interessen zu vernachlässigen zeigt auch einfach, dass dir deine Dinge noch nicht wichtig genug sind.
Davor habe ich Angst, wieso bin ich mir nicht selbst so wichtig? Mir sind meine Interessen wichtig, aber warum stelle ich sie hinten an und ärgere mich JEDES MAL erneut darüber?

Hast Du das Gefühl, Herr im eigenen Haus zu sein, in dir zu wohnen, gewissermaßen Halt in deinem Leben zu haben, dann ist auch die Angst, sich selbst in einer Beziehung zu verlieren geringer.
Dieses Gefühl habe ich noch lange nicht.
Das Paradoxe ist ja aber, dass man erst in Interaktion mit Anderen wahre Selbsterkenntnis möglich ist.
Zumindest ist das, was ich mir alleine im stillen Kämmerchen zurechtdenke bloße Theorie und steht absolut konträr zur tatsächlichen Praxis.

Jeder Konflikt will aufgelöst werden und macht sich so lange (in der Partnerwahl) bemerkbar, bis er angegangen wird.
Ist es dann illusorisch zu denken, meine Bemühungen diesbzgl. haben einen Effekt, wenn doch immer wieder ähnliche Konflikte auftreten? Was mache ich denn falsch?
Wie geht man denn die alten Konflikte an? Kommt noch ein Klick-Moment?
Ich lese diesbzgl viel, bin in Therapie..


...aber es ist eine Frage der persönlichen Entwicklung, ob man eher zu ersterem oder letzterem tendiert.
Ich möchte die letztere Aufregeung, bitte. Die fühlt sich besser an. Und konstruktiver.

@SilentOne78: Auch Dir, Danke.
Liest sich ganz interessant.
Darf ich fragen, welche Passagen dir persönlich am stärkesten weitergeholfen haben?

10.08.2015 22:59 • #9


N
Ich möchte auch ein paar Bücher empfehlen, für all diejenigen, die immer wiederkehrende Beziehungsprobleme kennen und sich damit bzw. sich mit selbst auseinandersetzen möchten um diese zu überwinden.


Die Kunst, sich wertzuschätzen - Angst und Depression überwinden - Selbstsicherheit gewinnen. (Heinz-Peter Röhr)

Wege aus der Abhängigkeit: Destruktive Beziehungen überwinden. (Heinz-Peter Röhr)

Wenn Frauen zu sehr lieben: Die heimliche Sucht, gebraucht zu werden
(Norwood, Robin)


Alles Liebe!

13.08.2015 15:40 • #10


A


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