Sind wir wirklich getrennt - Wann entscheidet es sich?

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Hallo,

das ist mein erster Versuch in einem solchen Forum - entschuldigt wenn ich mich unpräzise ausdrücke oder vielleicht nicht mit allen Feinheiten vertraut bin.
Ich knalle Euch hier wahrscheinlich mit all unseren, meinen Problemen einen ganz schön schwer verdauliches Thema auf den Tisch, dass sehr viele Brüche beinhaltet und vielleicht werden viele nicht verstehen, wieso es überhaupt so weit kam, im negativen wie im positivem Sinne.
Wenn ich viele Ausflüge in scheinbar nicht relevante Themen mache, dann deshalb weil diese vielleicht eben doch eine Rolle spielen. Und ich versuche alle Facetten und Aspekte unsere langen gemeinsamen Zeit unterzubringen - nicht einfach.

Wie es jetzt ist:
Meine Frau, 40, hat mir, 39, im Januar erklärt, dass sie uns als getrennt betrachtet.

Wir sind seit fast 20 Jahren zusammen, haben zwei kleine Kinder zwei und vier Jahre alt. Geheiratet haben wir 2013 nachdem wir wussten, dass wir Nachwuchs erwarten.
Allerdings hatten wir vor gut 10 Jahren durch eine Affäre mit einem Mann auf die ich mich eingelassen habe, eine schwere Krise, während der wir für circa ein Jahr nicht zusammen waren - allerdings haben wir es eigentlich niemandem gesagt. Nur ein oder zwei sehr gute Freunde wissen davon - aber dazu unten mehr.

Wenn wir uns gestritten haben - im letzten Jahr schon wegen Kleinigkeiten - sind wir in den letzten Jahren sehr emotional geworden (eigentlich gar nicht meine Art) und haben uns häufig unsinnig und unsäglich beleidigt. Wir haben uns unsere Eheringe an den Kopf geworfen. Sie hat seit dem letzten Jahr beim Streit auch häufiger gesagt, sie kann nicht mehr, aber in einem ruhigen, unaufgeregten Moment haben wir darüber nicht gesprochen.
Nach wie vor ist sie weggelaufen, es gab keine wirkliche Versöhnung mehr, einfach nur ein Ende eines Streits.

Mir war also im Januar sehr wohl bewusst, dass es bei uns gerade nicht gut läuft, aber ich dachte wir könnten das hin bekommen.
Die Eröffnung, dass sich meine Frau trennt hat mich schwer geschockt und ich war danach sehr verzweifelt, habe versucht mit Ihr darüber zu reden, zu diskutieren, Ihr verständlich zu machen, was es bedeutet, wenn wir uns trennen.
Wir verbrachten wunderschöne Urlaube, wir hatten viele schöne Zeiten - bis zum zweiten Kind und dem Entschluss ein Haus zu kaufen. Seit dem schienen wir unser Glück wieder zu verlieren, wie bei einem Leck geschlagenen Boot sank unsere Beziehung immer tiefer und wir haben es beide nicht aufgehalten, waren so sehr im Alltag verloren, dass wir uns als Paar aus dem Auge verloren.

Seitdem sie mir mitgeteilt hat, sich von mir zu trennen, befinden wir uns für mich in einem seltsamen Schwebezustand. Sie sagt mir immer wieder, dass sie nun (nur) noch entscheiden muss, ob ihre Entscheidung für alle annehmbar ist. Das ist sie natürlich nicht (im Sinne von einfach verdaubar oder gut) und trotzdem ist wohl irgendwie rational besser als eine unglückliche Ehe mit Streitereien.
Ich glaube aber nicht, dass es nur die von ihr benannten Alternativen Unglückliche Ehefrau/Glücklicher Rest oder Trennung gibt. Warum kann es nicht auch Alle Glücklich geben?

Meine Frau hat nun viele Dinge, die sie an mir kritisiert. Ich war/bin auch ein kritischer Mensch, manchmal pedantisch, etwas autistisch (zumindest bin ich in einem Test da kurz vor der Grenze), mancher würde vielleicht sagen ein Nörgeler.
Aber manchmal wird sie jetzt sehr verletztend, versucht mich in der Öffentlichkeit bloßzustellen, indem sie in der S-Bahn bei kritischen Themen extra laut spricht.
Während unserer Aussprachen hat sie einmal zugegeben, dass das ihre Art ist, zu kompensieren, dass sie so versucht ihre Angst vor einer angeblichen Unterlegenheit zu kompensieren.

Ich weiß: Ich habe Fehler gemacht und die sind verdammt schwerwiegend. Aber ich weiß auch, dass wir zusammen glückliche Zeiten hatten, uns in vielen Punkten so gut verstehen, ich möchte, ja kann niemals ohne sie sein. Ich möchte für unsere Kinder gute Eltern sein, bessere als unsere.

Ich habe über mein Verhalten im Allgemeinen nachgedacht und ich habe viele meiner Fehler nicht nur eingesehen, sondern ich habe mich auch tatsächlich geändert: Ich helfe sehr viel mehr im Haushalt, bleibe wieder ruhig und sachlich bei einem Streit und Diskussionen, koche, arbeite aktiv am Haus und bin sehr viel mehr für die Kinder da.

Ich würde behaupten, meine Frau hat mich mit dem Schock zu einem besseren Menschen gemacht. Sie sagt dazu, dass sie mir diese Veränderung nicht abkauft, dass das nicht von Dauer sein wird, dass ich das nur tue, um nicht alleine zu sein, und dass es sie ärgert, denn dann hätte ich das vorher schon gekonnt.
Für sie seien diese Änderungen zu spät, sie empfinde nichts mehr für mich. Sie sieht mich als Freund, nimmt mich in den Arm, wenn ich vor Verzweiflung weine. Manchmal redet Sie (meist (aber nicht nur) vor den Kindern) von einem gemeinsamen Urlaub im Herbst. Bis dahin ist sie in der Arbeit sehr ausgelastet.

Seit der Trennung sagt sie mir, dass sie niemals heiraten wollte. Das hätte nur ich gewollt. Aber wenn sie das nicht wollte, dann hätte sie doch nicht Ja sagen müssen, nicht Ja sagen dürfen?
Seit der Trennung sagt sie, sie wollte kein Haus, das wäre meine Entscheidung gewesen. Aber sie hat mit unterzeichnet, sie ist mitgefahren. Ich habe damals häufig betont, wie wichtig es ist, wenn wir ein Haus kaufen (und meine Mutter mit einziehen lassen), dass wir das gemeinsam wollen müssen, sogar noch einmal extra beim Notar. Sie hat es zwar damals im Vorfeld auch ein oder zwei Mal in Frage gestellt, aber nie Nein gesagt, nicht gesagt Das mache ich nur, weil Du es willst!.

Sieht sie heute vielleicht alles negativ, distanziert sich von allen Dingen, damit Ihre Entscheidung sich zu trennen definitiv richtig ist?

Sie sagt mir, dass sie nicht mehr mit mir in einem Bett schlafen will, aber sie selbst unternimmt nichts um das umzusetzen. Muss, soll ich das machen?

Manchmal scheint sie wild entschlossen, wütend, scheint all Ihre Wut und Unzufriedenheit an mir (und manchmal auch den Kindern) auslassen zu wollen und dann lässt sie mit kleinen Dingen wieder Hoffnung aufkeimen.
Dann wieder scheint sie die absichtlich diese Hoffnung zu zerstören, nach eigener Aussage nur um mir klarzumachen, dass nicht alles gut ist.
Es dreht sich immer wieder darum, dass sie nicht vergessen kann und das alles in Ihrem Kopf bleibt. Ich versuche Ihr klarzumachen, dass ich die Fehler, die ich gemacht habe bereue, sie leider nicht rückgängig machen kann. Ich kann nur die Zukunft verändern und daran arbeiten.

Ob ich wisse, was für ein Chaos in ihrem Kopf ich veranstalte, hat sie vor kurzem rethorisch gefragt - dabei hat sie sich auf all meine Versuche darüber zu diskutieren, dem Aufzeigen was wahrscheinlich geschehen wird (Scheidung, Streit ums Sorgerecht, Verlust unseres Hauses, Wegzug von mir, Wegzug von mir mit den Kindern, . ), meine Verfehlungen und Dummheiten bezogen. Bei mir herrscht genau im Kopf auch ein riesiges Chaos, eine Welt bricht zusammen und es vermag gerade keine danach zu entstehen - die Verzweiflung wächst und wächst und es scheint für mich kein Mittel zu geben, an all den desaströsen Enden etwas zu ändern.
Aber sind das alles nicht genau die Dinge über die man sich für eine Entscheidung im Klaren sein muss? Für mich sind genau das die Fragen und sie drängen mir ihre scheußlichen, unbequemen, zerstörerischen Antworten Tag für Tag auf.
Vielleicht war ihre Vorstellung einer offenen Beziehung (s.u. Die Aussprachen) auch nur der Gedanke, dass es dann noch einen Weg zurück gibt. Aber wie kommen wir bei all den in die Welt stürzenden Veränderungen bei einer Trennung noch zurück? Wäre es unberechtigt, wenn ich mich dann nach all dem was so ein Schritt zerstören wird, verletzt fühlte?
Ihr selbst erscheint die Zukunft nach einer Trennung auch nicht rosig oder glücklich, aber sie möchte die Chance glücklich zu sein und bestreitet, dass das mit mir klappen kann. Deswegen würde sie gerne eine gemeinsame Kindererziehung, meine Mutter passt auf, wir arbeiten, aber jeder lebt sein leben. Ich finde das schrecklich und nicht nicht erstrebenswert. Oder ist das ein Kompromiss mit dem ich vorerst leben sollte?

Es kommen immer wieder Vorwürfe auf, die ich manchmal aus subjektiver und/oder auch objektiver Sicht nachvollziehen kann, aber häufig ist das so nach meinem Empfinden nicht gerecht. Z.B. sagt sie, ich hätte sie nie unterstützt; wenn ich ihr dann aufzeige wo und wie ich sie eben doch unterstützt habe (und meine Arbeit deswegen z.T. auch vernachlässigt habe - und das habe ich für sie gerne getan), dann sieht sie es ein. Sie sagt mir ich hätte nicht gezeigt, dass ich sie wertschätze, nicht respektiert (wir haben uns beide schlimme Schimpfwörter an den Kopf geworfen), hätte Dinge ohne sie entschieden, sie hätte sich selber verloren, ich hätte nicht bemerkt, dass sie abgenommen hat. Manches davon kann ich dann durch Beispiele entkräften, manches auch nicht. Wie gesagt, ich sehe meine Fehler durchaus ein und bin bereit daran zu arbeiten.
Aber auch wenn sie es in einem Moment einsieht, irgendwann kommen diese Vorwürfe 1-zu-1 wieder. Wenn ich versuche (und es versucht habe) diese Dinge zu zeigen, dann war ihr das fast immer zu viel (Umarmen in der Öffentlichkeit war ihr unangenehm; aber wie geht Nähe und Liebe zeigen ohne Umarmen?).

Sie sagte kürzlich es waren immer die anderen dran, jetzt sei sie einmal dran. Ich habe aus meiner Sicht oft nachgegeben, versucht einen Kompromiss zu finden. Sie konnte eigentlich immer tun und lassen was sie möchte (manchmal habe ich in grosser Verzweiflung gesagt, dass das so nicht gut gehen kann, ohne gemeinsame Urlaube oder Unternehmungen, aber das ging dann meist in die Richtung, dass ich sie dann wohl nicht richtig lieben würde und es wurde auf morgen verschoben) und ich habe versucht uns irgendwo dazwischenzuquetschen. Die mühsam gefundenen Kompromisse wurden dann meist keine Realität. Oder es wurde daraus etwas anderes, es kam kurzfristig etwas dazwischen etc.

Nun muss auch meine Mutter ihre Bedürfnisse unterordnen.
Sie stimmt sich aktuell gar nicht mit uns ab, wir kennen nicht den Dienstplan, wir wissen nicht wann und wie lange sie arbeitet (statt 40 Stunden ist sie teilweise 80 Stunden in der Arbeit, aber dazwischen gibt es Pausen/Leerzeiten); als sie befördert wurde und mehr Verantwortung bekam, da hat sie meiner Mutter gegenüber nicht erwähnt, dass sie deswegen noch häufiger weg sein wird und meine Mutter daher noch länger die Kinder betreuen soll).
Wenn man versucht die Probleme die daraus entstehen zur Sprache zu bringen, kommen sofort Vorwürfe auf man wolle, dass sie ihre Arbeit hinwirft, man wolle ihr ein schlechtes Gewissen machen etc. Die Kita/der Kindergarten haben mit uns über die Entwicklung unserer Kinder gesprochen, weil diese sich nicht mehr so weiterentwickeln, wie es erwartet würde (nicht dumm oder zurückgeblieben, aber sie haben halt Probleme).
Wenn man zusammen bespricht, dass sie in Zukunft ihre Dienstpläne mit uns bespricht/uns diese gibt, dann wird das akzeptiert, aber es passiert nie (wir haben das mind. 5 Mal ausgemacht).

Hin - her - hin - her. ich kann nicht mehr, bin psychisch wirklich am Ende. Das möchte sie auch nicht, ich soll mich gefälligst zusammenreissen und es nehmen und mit den Konsequenzen leben, wie ein Mann. Diese Entscheidung und die Umsetzung aller privaten Dinge wird immer wieder auf ein morgen verschoben, weil sie jetzt arbeiten muss, nicht den Kopf frei bekommt (weil ich zu nah bin).
Aber sie hat ihrer Mutter/Familie nicht erzählt, dass Schluss sein soll und wollte es auch meiner Mutter nicht mitteilen.
Aber da es meine Mutter nun durch Zufall erfahren hat, ist es für sie ein Grund warum es ein Stück endgültiger ist.
Sie sagt, sie hat Angst vor dem Tag, an dem sie jemand anderen kennenlernt, weil dann alles wahrscheinlich sehr schnell gehen werde.

Ich habe das Gefühl, dass der Rest unserer Verbundenheit einen Tod auf Raten stirbt: nur keine Gefühle, alles sachlich und der Notwendigkeit zu arbeiten und zu funktionieren untergeordnet.
Sie fühlt sich alleine und verlassen - aber ich können ihr nicht mehr helfen, für mich wäre es zu spät. Nur Ihre neuen Arbeitskollegen erkennen sie an, vom ersten Tag an, dort bekäme sie die Bestätigung. Sie kann sich aktuell nicht vorstellen mich wieder so zu lieben, wie es in einer Beziehung sein müsste. Sie liebt mich wie einen Freund, wie einen Bruder.

Eine Paartherapie um daran zu arbeiten möchte Sie aber nicht - die Paartherapie würde sie nur machen, um unsere Probleme für eine freundschaftliche Zukunft aufzuarbeiten bzw. um gesagt zu bekommen, ob es mit uns wieder funktionieren kann.
Ich habe häufig das Gefühl, dass es nur einer Starthilfe bedürfte, dass wir nur wieder ein bisschen mehr zueinander finden müssten und der alte Motor könnte wieder in Schwung kommen und starten, wenn auch mit viel Rauch und gutem Zureden, aber wenn er doch erst einmal wieder ein bisschen liefe.

Ist es wirklich vorbei oder gibt es noch eine Chance?
Was kann ich Ihr sagen, sollte ich sagen es ist zu Ende, eine Entscheidung einfordern, warten? Ich werde wahnsinnig, kann seit 5 Monaten nicht mehr geradeaus denken und fühle mich machtlos, einsam, zerrissen. Wie kann ich ihr zeigen, dass es nicht zu spät sein muss, dass wir eine Chance verdient haben, sie zurück gewinnen?

Ich fürchte, dass ich ohnehin schon zu viel geschrieben habe, ich bitte dafür schon einmal um Verzeihung! Ich habe irgendwie kunterbunt losgelegt. Deswegen findet Ihr unten einige Themen/Aspekte unserer Beziehung - sorry, ist schwierig da (chrono)logisch vorzugehen.

Danke für Euren Rat und Eure Einschätzung,

Rec



Unser Anfang:
Wir sind zusammen in die Schule gegangen und nach etlichen gemeinsamen Unternehmungen kamen wir dann zusammen, nachem wir gemeinsam mit Freunden nach dem Abi im Urlaub waren. Irgendwie schienen wir beide während der ganzen Zeit zu wissen, dass das sowieso unser Schicksaal ist. Es war/ist unser beider erste Beziehung und wir waren, obwohl beide da schon über 18 Jahre alt waren, aufgeregt und irgendwie unbeholfen. Ich glaube die Schmetterlinge waren bei Ihr damals etwas ausgeprägter als bei mir. Es fiel mir glaube ich auch deshalb schwer, weil ich unsicher war und Angst davor hatte, doch am Ende verlassen zu werden (meine Mutter hat sich von meinem Vater getrennt und mein Stiefvater hat uns verlassen).

Unsere Kinder:
Wir haben unsere beiden Kinder definitiv gewollt. Schon als wir zusammenkamen haben wir beide davon gesprochen uns eine große Familie zu wünschen.
Allerdings haben wir auch eine schwere gemeinsame Entscheidung getroffen, die ich heute bereue. Damals glaubte ich aber es geht nicht anders. Kurz bevor ich einen verlässlichen Job hatte, war meine - damals noch Freundin - Frau schwanger. Wir haben abtreiben lassen, da ich ganz im Studium war, einen Job neu angefangen hatte (und noch in der Probezeit) und der Job meiner Frau nicht geeignet erschien, eine Familie durchzubringen. Eine fürchterliche Entscheidung über die wir heute kaum reden und die vieleicht immer ein wenig unter dem Teppich bleibt.

Umso glücklicher waren wir, als wir unseren Sohn bekamen. Meine Frau ging 12 Monate in Elternzeit; wir trafen gemeinsam die Entscheidung, dass ich keine Elternzeit nehme. Eigentlich wollte ich viel lieber die 2 zusätzlich verfügbaren Monate nehmen, aber meine Frau hat mich überzeugt, dass das nicht geht, das hätten wir finanziell wohl so nicht stemmen können.
Eine neue Perspektive im Job eröffnete sich und wir waren finanziell ganz gut abgesichert. In der Arbeit meiner Frau entfielen ohnehin ein paar Stellen und so konnte sie sich auch voll dem Kind widmen.
Meine Frau war erschöpft und angestrengt, aber schaffte es eigentlich ganz gut. Eine super Mama, viel Angst und Einsatz für das Kind. Auch wenn wir kein echtes Kinderzimmer hatten, kamen wir aus. Wir überlegten in eine größere Wohnung zu ziehen (finanziell schwierig in der Stadt) oder sogar hinaus ins Grüne zu ziehen.
Der Kleine schlief bei uns derweil im Bett. Am Anfang war das für mich auch noch normal und ok, aber irgendwann schien zwischen Mama und Baby kein Platz mehr für mich. In dieser Zeit kam ich mir ausgegrenzt vor und habe dann mehr gearbeitet - das war vom Arbeitgeber auch nicht unerwünscht. Die Wochenenden waren aber wunderschön und so manchesmal machten wir zur Mittagspause gemeinsame Spaziergänge oder Einkaufsbummel (dafür wurde es Abends noch später).
Wir schienen sehr glücklich, nur gab es überhaupt keinen S. mehr, Zärtlichkeit gab es aber noch.

Wir entschieden uns für ein zweites Kind, auch weil meine Frau den Wunsch hatte, dass die beiden nicht zu lange auseinander sein sollten und sie Angst hatte, dass bei längerem Warten die Biologie uns einen Strich durch die Rechnung machen würde. Nach 9 Monate kam unsere kleine Tochter zur Welt. Uns fiel manches leichter als bei unserem Sohn, aber wir nahmen bald wieder unsere Suche nach einer Wohnung auf. Die Zinslage ließ es nun auch zu, dass wir uns evtl. ein Haus zulegen konnten.
Wir fragten ob meine Mutter Ihre Wohnung verkaufen und mit einziehen wollte. Wir waren beide nicht ganz sicher ob es eine gute Idee ist, aber im Endefekt fand meine Frau das eine gute Idee, denn sie wollte ja auch nach den zusätzlichen 12 Monaten wieder arbeiten (wie vorher). Der große ging nun schon in die Kita, die kleine wurde überall hin mitgenommen, Spaziegänge durch die Stadt, Kaffeetrinken etc. Auch auf die Hausbesichtigungen, die wir nun fast im Wochenrhythmus machten.
Aber es gab noch weniger S. und die Initimitäten nahmen glaube ich auch hier schon ab.

Das Haus:
Und dann hatten wir schließlich unser Objekt gefunden, Kauf im Dezember 2014, Einzug im Mai 2015. Es war groß genug Einliegerwohnung für Oma und eine Wohnung für uns vier. Es gab daran noch einiges zu tun, aber wir waren uns eigentlich einig auch selber Hand anzulegen. Es war stressig und wir schafften kaum den Umzugstermin. Meine Frau hat wieder sehr viel gemacht, ich habe mich erst zum Schluss eingebracht - meine Arbeit ist ein Saisongeschäft und am Jahresanfang ist viel Arbeit angesagt (aber vielleicht ist das auch nur eine Ausrede?).

Was wir machen lassen wollten, ging nicht voran und wir hatten knapp kalkuliert.
Die Oma kam einige Monat später im August. Die Zeit verging, aber es bewegte sich wenig. Und so leb(t)en wir lange Zeit - seit 2015 - auf einer halben Baustelle.

Kurz und gut: Unser Leben wurde im Haus nicht geordneter, es wurde nicht gemütlicher, sondern schwieriger.
Jeder warf dem anderen vor etwas nicht gemacht zu haben und dass alles nur deshalb nicht voran geht. Ich hatte meine Arbeitszeit plus die Fahrtzeit. Meine Frau war in dieser Zeit noch zu Hause, die beiden Kinder gingen/gehen seit dem von 8:00 Uhr bis 16:00 Uhr in die Kita/den Kindergarten im Ort.
Ich hatte die Hoffnung, dass meine Frau und meine Mutter hier mehr Drive entwickeln und Handwerker organisieren. So ging 2015 rum.

Die letzten Urlaube:
Wir verbrachten 2016 zusammen zwei, drei Urlaube, aber auch da war es nicht immer gut. Unser Urlaub zum Hochzeitstag - super Hotel, tolles Essen - war schön, wir machten alles zusammen, streichelten uns, hatten eine gute Zeit. Aber meine Hoffnung auf viel S., wenn die Kinder mal nicht dabei sind, hatte sich auch dort nicht erfüllt.
In den anderen Urlauben war die Zeit im wesentlichen schön, aber meine Frau war immer angefressen, weil ich auch einmal Zeit für mich wollte.
Insgesamt fühlte ich mich in dieser Zeit wie ein Depp: Ich musste zur Arbeit gehen, meine Frau war zuhause (oder fuhr in die Stadt und besuchte Freundinnen). Wir machten am Wochende schöne Ausflüge, planten gemeinsam die Küche oder das Bad, aber es schien mir nur etwas zu passieren, wenn wir beide dran waren. Leider habe ich das alle merken lassen, ich war ungehalten. Und ich hätte auch mehr tun können.

Dann im Sommer 2015 fing meine Frau wieder an mehr zu arbeiten. Zuerst nur in der alten Arbeit für 2 oder 3 Tage die Woche. Dann im September 2016 wurden es aber 2 Tage in der alten Arbeit und 3 oder 4 Tage in der neuen Arbeit. Meine Mutter passt(e) dann auf unsere Kinder auf.
Und seit Herbst/November 2016 ist meine Frau praktisch 6 Tage nicht zu Hause.

Die neue Arbeit:
Leider gibt es dort einen Vorfall, der sehr unrühmlich für mich ist: Meine Frau war zur Eröffnung der neuen Arbeit eingeladen (natürlich mit etwas Arbeit). Ich war etwas beleidigt nicht eingeladen zu sein (eigentlich war es eine öffentliche Veranstaltung, aber meine Frau wollte nicht, dass ich komme).
Ich war an diesem Abend dann aber auch recht geschafft, habe unsere Kinder ins Bett gebracht und bin dabei eingeschlafen. Meine Frau schrieb irgendwann nach 2 Uhr, als die Feier aus war bzw. rief an, um abgeholt zu werden. Mein Telefon geht spätnachts aber in den Sparmodus, deswegen habe ich den Anruf nicht mitbekommen. Als ich 30 Minuten später wach wurde habe ich sofort zurückgerufen, erreichte aber nur die Mailbox und schrieb dann, dass ich sie hole - ich fuhr also die 40km um sie zu holen; dort musste ich feststellen, dass dort niemand mehr war. Meine Frau war mit der S-Bahn weggefahren, da sie nicht alleine dort warten wollte. Ich rief an und schrie sie am Telefon an, wo sie denn nun sei und dass ich doch nicht durch die Gegend fahre nur um festzustellen, dass niemand mehr da ist. Das haben Ihre neuen Arbeitskollegen, die mit Ihr in der S-Bahn saßen, mitbekommen. Mein Verhalten kann ich nicht mal sinnvoll entschuldigen, irgendwie wollte ich wahrscheinlich nicht Schuld sein. Ich habe mich sofort nachdem ich sie dann an der S-Bahn eingesammelt habe, entschuldigt, aber das macht es nicht ungeschehen.

Für meine Frau war das einer der Schlüsselmomente, nachdem wir ohnehin sehr häufig stritten, war das für sie eine weitere, noch tiefere Verletzung. Damit habe ich ihr, sagt sie, den Abend und Start im neuen Job ruiniert - und das kann ich verstehen.

Ich habe an meinem Handy danach die Einstellungen verändert, um eine Wiederholung zu verhindern. Leider habe ich das Telefon trotzdem noch zwei Mal nicht gehört (einmal Akku leer, einmal Telefon im Wohnzimmer und ich im Schlafzimmer bei den Kindern).
Meine Frau leitet daraus ab, dass sie mir nichts wert ist. Das geht aber vollkommen an der Realität vorbei, sie ist zusammen mit den Kindern das wichtigste überhaupt in meinem Leben, niemand bedeutet mir so viel, wie sie.

Für meine Frau ist die Arbeit nun sehr wichtig und das akzeptiere ich als Teil ihrer Persönlichkeit, als Teil ihrer Ideale. Sie flüchtet aber auch nach eigener Aussage in die Arbeit vor mir. Sie sagt, sie hat hier im Haus nichts. Der einzige Grund zu kommen sind die Kinder. Aber die sind meist schon im Bett.

Die Aussprachen:
Vieles aus unseren Streiterein und Diskussionen steht schon oben.
Ein liegengebliebener Joghurtbecher oder Socken, zu wenig Unterstützung, dass ich sie nichtr abgeholt habe. Das ist alles alt.
Leider habe ich seit Januar wieder Fehler begangen. Nicht nur die Frage, mit wem sie weggeht, oder ob sie weiss wann sie zurück ist, findet sie seit dem unverschämt (es geht mich nichts an).
Nachdem sie vorgeschlagen hatte eine offene Beziehung zu führen (also ohne Gefühle unter uns, nur eine reine Zweckbeziehung), weil sie gerne mal S. mit anderen hätte, sie mit dem Auto ihres Chefs vorfuhr und mir erzählt wie niedlich dieser wäre, nahm ich an, dass sie in diesen verknallt ist bzw. eine Affäre mit ihm hat. Das habe ich ihr auch gesagt bzw. sie gefragt. Die Antwort war ein Rätsel: Das könne sie mir nicht sagen. Ich habe das auf unterschiedliche Arten gefragt (Könntest Du Dir eine Beziehung mit ihn vorstellen, Findest Du ihn attraktiv? - Antwort war ja - etc.) und einmal hat sie auf meine Aussage Du bist doch mit jemand anderem zusammen mit Ja geantwortet, aber sie wollte mir nicht sagen mit wem (nachher sagte sie, es wäre die Arbeit).
Alles klang für mich nach einer beabsichtigten Affäre oder der Vorstellung mit ihm zusammen sein zu wollen. Ich wurde über die Zeit immer verzweifelter, denn gegen eine andere Liebe hätte ich nicht kämpfen können. Und für meinen vollkommen aus der Balance geratenen Kppf verdichteten sich die Anzeichen immer mehr; ich wollte Klarheit und habe über ihr Handy versucht herauszufinden, wo sie ist. Nun, sie hat es herausgefunden. ausgerechnet nachdem wir einen Abend vorher ein Gespräch über Vertrauen und die Möglichkeiten einander wiederzufinden geführt hatten, als ich ihr glaubte, dass niemand sonst da ist, entdeckte sie, dass ich das zuvor getan habe.

Meine Affäre:
Meine Affäre vor 10 Jahren war nicht geplant, aber als sie entstand, fühlte ich mich häufig einsam und alleine; meine Frau (damals Freundin) arbeitete sehr häufig und wir unternahmen kaum gemeinsam etwas. Mir fehlte ein vertrauter Mensch, mit dem ich meine Gedanken teilen konnte.
Warum es ein Mann war, weiß ich nicht, hat sich halt so ergeben - aber ich möchte nicht behaupten, dass ich davor nie an Männern/Jungs interessiert war.
Wir haben meine Affäre nie wirklich aufgearbeitet oder uns darüber ausgesprochen, aber auch wenn es am Anfang schwer war, haben wir uns scheinbar immer noch als Freunde, Vertraute gut verstanden. Und hätte ich nicht das Gefühl gehabt, dass es bei uns gut wird, wäre kein Vertrauen da gewesen, hätten wir uns auch nicht für ein Kind und danach noch für ein zweites Kind entschieden.
Mein damaliger Freund hat die Affäre beendet und ich war dann am Boden zerstört. Ich konnte mit niemandem darüber reden und fühlte mich noch mehr allein.
Wahrscheinlich war ich deswegen und weil ich mich nicht traute zuzugeben, dass ich eine Affäre gehabt hatte, nicht freundlich und lieb sondern sehr gemein zu meiner Frau - verstehe ich heute selber nicht.

Wir verbrachten dann trotzdem einen gemeinsamen Silvester-Urlaub und waren in einem seltsamen Zwischenstand. Ich umarmte sie, küsste sie und hätte gerne S. mit ihr gehabt. Heute, nachdem wir viel über uns und unsere Geschichte gesprochen haben (nachdem sie die Trennung ausgesprochen hat) weiß ich, dass sie das eklig fand und jeden Respekt vor mir verloren hat.

Wenn das so ist, warum haben wir dann lange danach gemeinsam Kinder bekommen, geheiratet? Das sind Dinge die ich nicht verstehe.

Wir haben fast ein Jahr gebraucht um wieder zusammen zu kommen. Wir wollten, brauchten es beide. Ich habe in diesem Jahr neue Freundschaften geschlossen, bin aktiver gewesen, ausgegangen. Aber es gab keine andere Liebe/Affäre.

Nach dem schweren Neustart nach gut einem Jahr lief es aber ganz gut und immer besser. Ich habe meine Frau oft in/bei Ihrer Arbeit besucht, sie arbeitete immer viel und sonst hatte ich kaum eine Chance sie zu sehen, da die Arbeit auch häufig am Wochenende stattfindet. Vielleicht habe ich da zu sehr geklammert, aus Angst wieder das Gefühl zu bekommen, alleine zu sein.

14.06.2017 12:56 • #1


Luto
puh, etwas viel Text, ich habe irgendwann aufgehört.
was auffiel: in dem Teil, den ich noch las taucht das Wort Liebe nicht auf.
es klingt so, als wäre die bei ihr nach 20 Jahren verloren gegangen, wahrscheinlich schon viel früher, aber sie hat sich das wahrscheinlich sehr lange nicht eingestehen können, stattdessen lieber das über Streite oder Arbeit kompensiert?
Zitat von rec:
Wir haben meine Affäre nie wirklich aufgearbeitet

sowas ist immer schlecht, denn deine Affäre war auch ein Indiz, dass Du nicht glücklich warst.

14.06.2017 20:12 • #2