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Trauer, Trennung, was kommt noch?

N
Hallo ihr Alle,

wie viele von Euch durchlebe ich gerade eine schwere Trennung bzw. generell eine schwere Phase in meinem Leben und möchte das Erlebte festhalten und aufschreiben, um vielleicht etwas Ruhe finden zu können.
Mein Partner hat sich nach 4 1/2 Jahren Beziehung ziemlich plötzlich von mir getrennt, ohne einen wirklichen Grund anzugeben, ignoriert mich seitdem und ich habe das Gefühl es reißt mir den Boden unter den Füßen weg. Ich durchlebe seit vielen Monaten eine sehr schwere Zeit, da meine beiden Eltern Ende des letzten Jahres plötzlich verstorben sind. Meine Mama, nach langer, aber eigentlich nicht lebensbedrohlicher Krankheit Ende November 2022. Mein Vater folgte ihr nur einen Monat später völlig unerwartet. Ich bin im Grunde Einzelkind (2 Halbgeschwister aus der ersten Ehe meines Vaters, die ich aber nie kennengelernt habe und zu denen mein Vater um die 30 - 40 Jahre keinen Kontakt mehr hatte) und habe alles allein managen müssen, dass mit den Todesfällen einhergeht: was wird aus meiner 88-jährigen Oma, die physisch nicht mehr fit ist und nicht alleine einkaufen kann, was wird aus meinem Elternhaus, wo fange ich an, wo ich höre ich auf und wie, wie nur, soll ich das alles schaffen? Vom Aussuchen der Urne bis zum Verkauf des Elternhauses. Von Müllabfuhr bis Treppenliftabbau. Von Grundsteuer, über Finanzamt, Erbscheine, Gerichte, Unterhalt für ein Haus, dass ich nie wollte, Anwälte, Pflichtteilseinforderungen, Makler, Entrümpelung, Pflegeanträge für Oma, Arbeitsunfähigkeit meinerseits, Krankschreibungen, Psychiatersuche. Und diese Trauer, der unbeschreibliche Verlust, die zwei Menschen, die immer da sind, deren Abwesenheit man sich nicht mal vorstellen kann, deren Liebe so uneingeschränkt ist - all das tat so unglaublich weh und verschwamm gleichzeitig hinter dem Gedanken des Funktionierens - denn es gibt Niemand anderen, der es macht, der die Dinge regelt, die geregelt werden müssen. Alles habe ich allein gestemmt, habe ich allein stemmen müssen, denn ich befand mich, wie ich jetzt erkenne in einer toxischen Beziehung, in der ich meinem Partner nicht mehr das geben konnte, was er brauchte, weil ich so sehr mit mir selbst beschäftigt war. Und nach 6 Monaten, voller Trauer, Depression, Überforderung und Funktionieren-Müssen, verlässt er mich mit den Worten: Er kann gerade keine Beziehung führen, ich bin ihm zu schwierig, er müsse sich auf sich konzentrieren. Wie Müll weggeräumt, nach 4 1/2 Jahren, 4 Jahren zusammenwohnen, seinem Kind, dem ich wie eine zweite Mutter war (seine Worte, nicht meine) - in meinen schwersten Tagen, gerade nachdem das Haus verkauft ist und ich keine Zuflucht mehr habe als die gemeinsame Wohnung.
Ich habe so sehr versucht das zu verstehen, dass ich fast irre werde. Ich habe immer wieder die Schuld bei mir gesucht - hätte ich mich anders verhalten sollen, was hätte ich anders machen können? Er machte mir immer wieder zum Vorwurf, ich würde mich nicht mehr für ihn interessieren (er hat im Februar einen neuen Job begonnen) - die fehlenden Nachfragen meinerseits haben ihn wohl ziemlich gestört. Aber ich konnte nicht, es ging einfach nicht. Irgendwann meinte er, ich sei nur noch negativ und hat sich zurückgezogen, kein Telefonat (!) war mehr möglich. Er war eiskalt, Telefonate (ich war noch in der Heimat und versuchte alles zu regeln) immer nur kurz und wenn dann ein Telefonat möglich war, hat er nur gegähnt, weil er so fertig war und müde - ein neuer Job ist schließlich anstrengend, dass müsse ich verstehen. Im Nachhinein empfinde ich es nur noch als respektlos. Er kann sich meine Negativität nicht mehr anhören und helfen sowieso nicht. Ich müsste einen Arzt aufsuchen (habe ich getan!) und er könne mir nicht mehr helfen. Und immer wieder die Frage an mich: Reagiere ich über? Ich muss mich mehr für ihn interessieren! Ich mache gerade Schlimmes durch, aber kann auch nicht zu viel fordern. Fordere ich zu viel?
Das alles führte dazu, dass ich daheim nur noch auf Eierschalen rumgelaufen bin, weil ausnahmslos alles ihn gestört hat. Versuchte ich mich abzulenken, mit Kochen z.B. - das mache ich sehr gern und ich wollte mir was Gutes tun -, hieß es: Hier ist es eh schon zu warm, wieso hast du gekocht? Ich habe seine Wäsche gewaschen, aber falsch (die hätte man vorher einweichen müssen). Falsch aufgehängt sowieso. Er schlief schlecht, weil ich ja wieder da war und schnarchte. Ich lenkte mich ein, zwei Stunden mit Videospielen ab - ich würde nur noch auf dem Sofa hocken. Wenn das Kind käme, würde es nur zugucken und sonst nichts tun. Ich wäre Schuld. Dass er aber ganze Tage vor dem PC verbrachte am Wochenende, während das Kind einsam vorm Fernseher saß, war nicht relevant. Mein Gott, sie hatte/hat sogar Angst ihn zu fragen, ob er etwas mit ihr macht und sei es Bügelperlen sortieren. Die Frage ging immer an mich, aus Angst, so glaube ich, dass der Papa eh nein sagt. Zurecht! Denn er musste immer erst fertig spielen, oder konnte nicht speichern. Ich konnte nichts mehr richtig machen. Und immer wieder kam ich an, wollte Gespräche führen, die Dinge ansprechen und klären. Es endete immer in Ignoranz: Ich kann dazu jetzt nichts sagen, ich bin gestresst, müde, das Kind ist da usw. Ich wurde immer verzweifelter, weil nichts durchkam und ich mich so ungerecht behandelt gefühlt habe, sodass ich im Mai nach einem Streit übergeschnappt bin, weggelaufen bin. Ich war eine Nacht im Hotel, weil ich tatsächlich mittlerweile Niemanden mehr habe. Ich komme wieder, er will ein Gespräch und sagt eiskalt im ersten Satz: Ich habe so gut geschlafen wie seit langem nicht mehr. Ich verstand die Welt nicht mehr. Da war der Mensch, den ich liebte, völlig verändert, total eiskalt, verletzend, bößartig. Und wieder habe ich mich versucht zu rechtfertigen, denn er war der Einzige, der mir geblieben war.
Der letzte Akt war dann im Juni: Er räumte das Kinderzimmer um (ist ok, das Kind wird größer und Spielsachen werden uninteressant). Es stand eine Aussortierung von Spielsachen an. Das betraf u.a. die Puppenstube meiner Mutter. Ich (Wir) hatten sie damals der Kleinen zu Weihnachten geschenkt, weil er aus Geldmangel nichts kaufen konnte - und ich mittlerweile auch nicht mehr. Er bat um Hilfe, ich sagte, das ist mir gerade zu schwer, er möge es übernehmen. Plötzlich eisiges Schweigen, Augen verdrehen. Ich ging nach einer halben Stunde zu ihm, wollte mich erklären, warum es gerade für mich so schwer war. Da machte er Schluss: Ich kann gerade keine Beziehung führen, mit dir ist nicht zu reden, ich kann mit dir nicht umgehen. Plötzlich brach der Boden unter meinen Füßen weg: ich hatte alles für diesen Mann getan, hatte ihn durch Krankheit und Arbeitslosigkeit geholfen, seine Schulden gezahlt, ihn in Weiterbildung und Arbeit gebracht, ertragen, wenn er mich demütigte, war seinem Kind eine Mutter gewesen, habe Erinnerungen geschaffen und jedes Geschenk gezahlt, jedes Mobiliar - nun verließ er mich. Er sagte, er komme sich vor wie das egoistischste A. der Welt, dann ging er seinen Sachen nach und sagte, er mache nur Schluss, würde mich aber nicht rauswerfen. Dem Kind (was in einer Stunde kommen sollte) könnten wir sagen, mir gehe es nicht gut und ich könnte ja ins Schlafzimmer gehen. Und das Schlimmste: Siehst du, wie du reagierst! Deswegen wollte ich es nicht ansprechen! Ich konnte es nicht fassen und bin gegangen. In dieser Nacht fand ich Zuflucht bei einem alten Freund und brach mir den Kopf wie es weitergehen sollte. Nichts, ich hatte nichts mehr. Keine Familie, keine Eltern, kein Haus, keine Zuflucht, keinen Job. nichts. Und als ich überlegte, wie ich mit meinem Zeug am Besten ausziehen könnte, wo ich es einlagern könnte, dämmerte mir: Ich will die Wohnung behalten, er soll ausziehen. Er warf die Keule mit dem Kind: Soviel zum Thema, dass du ihr nicht das Zuhause wegnehmen willst. Ich ging nicht darauf ein, beharrte auf meinen Wunsch - wir stehen beide im Mietvertrag, der Großteil der Möbel sowie fast alle Verträge laufen auf mich.
Nach einer Woche, er hatte eingewilligt, sich eine neue Wohnung zu suchen, hatte mir auch schon stolz mitgeteilt, das er eine Besichtigung hatte, war ich vor Ort wegen eines Arzttermins. Es kam zum klärenden Gespräch und ich bin darauf eingestiegen. Er knallte mir um die Ohren: Ich mache mir solche Sorgen, wie es bei dir weiter geht. Ich liebe dich ja als Mensch. Aus jahrelanger Erfahrung mit Vermietern kann ich dir sagen, dass es nicht einfach wird mit deinem Krankengeld, die Wohnung zu behalten. Bumm! Da hat er einen Trigger gezündet, aber zum ersten Mal wurde ich wütend und habe ihm gesagt, er hätte dies nur gesagt, um mich zu verletzen und dass ich mittlerweile so stark bin, dass sich auch dafür eine Lösung findet. Er wurde wütend, und sagte, dass er trotz hochgradig negativer Schufa bei seinem derzeitigen Gehalt eine Wohnung findet, egal was ist. Dann kam die Schuldumkehr: mit mir könne man nicht reden, ich wäre verrückt. Dann Tür knallen und Ignoranz bis jetzt. Mittlerweile habe ich festgestellt, dass er seinen Mietanteil - wie so oft in den letzten Jahren - nicht überwiesen hat. Ich denke, er provoziert eine Reaktion. Ich bleibe ruhig und lasse ihm den Gewinn, ich habe es auch nicht anders erwartet. Ich habe das Gefühl, er will mich am Boden sehen, will mich letztlich zerstören. So sehr hasst er mich mittlerweile. Mir fehlt auch die Kraft zum kämpfen, das weiß er genau.
Gerade bin im Skelett dessen, was von meinem Elternhaus übrig geblieben ist, plane den Verkauf durchzustehen und mich dann in stationäre Therapie zu begeben, um mich irgendwie wieder aufzubauen. Das Gute ist, dass er mich in den letzten Monaten so vielfach im Kleinen verlassen hat, dass es zwar unendlich weh tut, aber nicht unüberwindbar scheint. Die letzten Monate, haben mir ermöglicht zu wachsen, in einer Form, von der ich nicht wusste, dass sie in mir ist. Und es fiel zusammen, mit den Momenten, in denen er sich zurückgezogen hat. Er hat mich letztlich nicht mehr gebraucht, holte sich die Bestätigung seines Egos von Außen, vom Job in dem Fall. Mein Gott, der Typ hat mir einer Foto seiner ersten Gehaltsabrechnung geschickt und gesagt, er könne es immer noch nicht fassen! Ich fand das dermaßen überheblich und regelgerecht ekelhaft, dass ich gar nichts darauf geantwortet habe. Und das wurde dann wieder zum Vorwurf gemacht.
Keine Ahnung, wer das bis hierhin gelesen hat. Ich wollte es mir nur mal von der Seele schreiben. Ich trauere um die letzten Jahre, die sich so verschenkt anfühlen. Frage mich wie es soweit kommen konnte und weiß nicht ein noch aus, während ich die letzten Reste meiner Kindheit buchstäblich entsorge. Aber das Schreiben tat gut.

04.07.2023 14:40 • x 4 #1


L
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben!

Es gut, dass Du da bist. Es ist gut, das er weg ist.

Du wirst sehen: Du gehst einem bessern, zufrieden Lebene entgegen!

04.07.2023 15:53 • x 1 #2




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