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Trennung von Bindungsphobiker

L
Hall zusammen.
Ich versuche mal einigermaßen kurz meine Geschichte aufzuschreiben. Vor 1 1/2 Jahr lernte ich ihn kennen. Ich war zu diesem Zeitpunkt ein halbes Jahr von meinem Freund getrennt. Ausgezogen und Single. Mit etwas Liebeskummer aufgrund einer kurzen Affäre mit einem anderen bindungsunwilligen Mann. Daher wollte ich keine feste Beziehung, sondern nur eine Affäre.
Wir trafen uns und merkten im Laufe des Dates eine ziemliche Anziehung. Die ersten Wochen waren toll. Wir trafen uns total oft, verstanden uns super, hatten großartigen S., verbrachten viele Nächte beieinander. Waren beide schockverliebt. Etwas stutzig machte mich, dass ihm nach zwei Wochen einmal ein ich liebe dich rausrutschte. Das hat er dann aber auch gleich umgemodelt. Die nächsten Monate liefen ganz gut. Wir sagten uns beide, dass wir nichts festes wollen, aber die Zeit miteinander genießen. Er war schon da unzuverlässig was Verabredungen bzw terminzusagen anging, das störte mich aber noch nicht so.
Nach ein paar Wochen erzählte er mir, dass es noch eine andere Person in seinem Leben gibt. Eine Affäre seit langer Zeit. Sie ist gebunden. Er sagte, sie sei ihm wichtig, es sei aber hauptsächlich virtuell und das was wir hätten sei schöner. Mich störte das komischerweise nicht. Zum einen weil ich dachte Gleiches recht für alle, aber auch weil ich merkte wie er die Zeit mit mir genoss.
Ich lernte schnell seine besten Freunde kennen. Dann wollte er, dass ich seine Familie kennenlerne. Er wollte mit mir ein paar Tage in die Schweiz fahren. Ich zögerte noch, war unsicher ob ich das möchte.
Er erzählte mir ständig wie toll ich bin. Wie sehr er das zusammen sein und den S. genießt. Ich verliebte mich, sagte es aber noch nicht.
Auf einmal änderte es sich. Die andere Frau wurde Thema. Ich weiß nicht, was ich will, ob ich es noch kann, ich habe ein schlechtes Gewissen euch beiden gegenüber. Ab dann begann das hin und her.
Du kommst mir zu nah, ich möchte keine Verantwortung übernehmen, ich drehe durch wenn ich denke du hast Erwartungen. Ein paar Tage kein Kontakt, ein weiteres Treffen. Intensivere Nähe. Aussagen wie du bist das Beste, was mir passiert ist. Du öffnest mich. Ich weiß nicht, was mit mir ist, ich habe doch jetzt das was ich will. Ich wurde immer verwirrter durch dieses Nähe-Distanz- Spiel. Trafen wir uns, konnte er nicht von mir lassen. Dann sagte er wieder er könne es nicht mehr, wir könnten uns so treffen ohne S.. Klappte aber aufgrund der starken Anziehung nicht. Diese Frau wurde immer präsenter in Gesprächen. Jetzt liebte er sie und führte mit ihr eine innige Beziehung. Trotzdem wollte er den Kontakt nicht sein lassen. Ich spiegelte seine Ambivalenz. Sprang hin und her zwischen ich will dich und ich kann es nicht mehr.
Das ganze zog sich dann ein halbes Jahr. Wie toll ich bin, hörte ich immer weniger. Aber immer noch, wie sehr er die Momente mit mir genießt, danach aber innerlich durchdreht.
Treffen wurden immer weniger bis auf zwei sehr intensive Phasen. Zum Schluss noch ca alle vier Wochen. Ich zog mich zurück, meldete mich wieder, versuchte den Druck rauszunehmen. Erwähnte die andere Frau nie. Er dann nach jedem Treffen. Sie sei seine Affäre, ich nichts. Zog ich mich zurück, kam wieder, er wisse nicht, ob es ihm um den Menschen ginge, oder eher darum, dass sie ein Schutzschild sei niemanden an sich einzulassen. Es eskalierte vor ein paar Wochen.
Schon vor ein paar Monaten war ich am Ende. Wusste nicht mehr wer ich bin. Hatte alle Energie und Lebensfreude verloren. Konnte mich nicht mehr richtig über mein Kind und meinen Hund kümmern. Mein Job (an der Uni) machte mir keine Freude mehr. In den letzten Wochen noch mal ein Schub. Wir trafen uns. Wieder erneute Öffnung mit stärkerem Rückzug.
Dann wie gesagt die Eskalation. Er könne es nicht mehr. Will nicht, dass ich ihm zu nahe komme. Will nur die andere Frau (die sich übrigens nicht trennen wird. Was er auch nicht will).
Ich möchte mich endlich lösen. Will das nicht mehr. Hänge aber noch so drin.
Habe immer noch Hoffnung.
Arbeite an mir. Mit meinem inneren Kind, erkenne meine Muster (Coabhängigkeit etc).
Aber es ist so verdammt schwer. Ich habe in den letzten Monaten so viele Verletzungen erfahren. Tagelang ignoriert (telefonisch, sms). Gespräche wurden mir nicht gewährt. Doppeldeutige, schwammige Aussagen. Ich erkenne meine Fehler. War nicht deutlich, habe nicht genug klargemacht was mich stört. Aber ich war so unsicher und habe immer mehr versucht es ihm recht und keinen Druck zu machen.
Ich würde mich über Erfahrungen freuen und auch über positive Geschichten, um erfolgreich etwas loszulassen (die kleine b@tch Hoffnung sagt natürlich auch Erfahrungsberichte ob es noch was werden kann ). Aber die Hoffnung schwindet immer mehr. Habe viel gelesen. Auch jein. Trotzdem.
Danke fürs lesen

14.09.2017 13:07 • x 1 #1


Keto
Hallo Lupine,
danke für deinen Text. Hat doch bestimmt geholfen diese Zeilen hier mal rauszuhauen, oder?
Du wirst über diese Story hinwegkommen und du hast wertvolle, wenn auch schmerzliche, Erfahrungen gemacht, die dich zukünftig vielleicht zu anderen Entscheidungen führen werden.

Du hast bereits realisiert, dass er nicht der Richtige ist und dass er dir nicht gut tut. Damit hast du ja schon ganz allein den wichtigsten Schritt getan. Lies dich hier ein wenig durch das Forum und du wirst sehen, dass viele Menschen deine Erfahrungen so oder so ähnlich teilen und dass diese ungesunde Nähe-Distanz-Dynamik durchbrochen werden kann. Von dir, jederzeit.

Alles Gute und Kopf hoch.

14.09.2017 13:20 • #2