Von Liebe zu Mitleid - veränderte Gefühle

Hallo,

meine Frau, die ich seit 9 Jahren kenne und mit der ich seit 7 Jahren verheiratet bin, ist vor zwei Monaten mit ihren beiden Kindern, meinen Stiefkindern (böses Wort) ausgezogen. Nun habe ich Weihnachten relativ gut überstanden und habe durch die freien Tage viel, wahrscheinlich zu viel Zeit zum Grübeln… Ich sitze allein in unserer halb leeren Wohnung und bin auf dieses Forum gestoßen.

Sie hatte vor 2 Jahren einen Schlaganfall, von dem eine teilweise Lähmung des linken Beines zurückgeblieben ist. Aber viel schlimmer ist, dass eine PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung) mit schwersten Depressionen hinzugekommen ist, die letztendlich unsere Beziehung / Ehe zerstört hat. Die Trennung ging, für mich sehr überraschend, von ihr aus, weil sie meine Gegenwart nicht mehr ertragen konnte.

Das hängt mit ihren Erlebnissen zusammen - sie wurde von ihrem Stiefvater seit frühester Kindheit s.uell schwer missbraucht - und hatte die schlimmen Erinnerungen bis zum Ausbruch kompensiert und verdrängt. Umso heftiger waren nun in den letzten zwei Jahren die Folgen mit psychosomatischen epileptischen Anfällen, schweren Depressionen und Suizidgedanken mit den entsprechenden Aufenthalten in Krankenhäusern. Ich habe sie dabei nach meinen besten Kräften unterstützt und alles Organisatorische um Kinder, Haushalt usw. erledigt, war zum Schluss aber auch oft am Ende meiner Kräfte…

Dennoch hätte ich mich von mir aus nicht getrennt (in guten wie in schlechten Zeiten) und bin jetzt in ein tiefes Loch gefallen…

Sie meint, ich könne ihr nicht mehr helfen und wahrscheinlich hat sie damit auch Recht. Auch haben sich meine Gefühle zu ihr verändert, aus Liebe ist Mitleid, ständige Sorge und Angst um Ihren Zustand geworden. Wahrlich keine Basis für ein Beziehung…

Und trotzdem fühle ich mich schlecht und habe das Gefühl, sie allein zu lassen…

Ja, ich weiß in welchem seelischen Dilemma du dich befindest. Du bist ein sehr fürsorglicher Mann. Ich selbst habe solch einen Mann kennengelernt. Seine Frau hat nach der Trennung auch einen Schlaganfall erlitten. Nun ist er seelisch genau in deiner Situation. Sie kann die Wohnung nur mit Rollstuhl verlassen. Ewig ist er im Standbymodus. Belastend ! Für eine neue Beziehung. Nicht Fisch nicht Fleisch. Selbst gemeinsame Urlaube werden aus Mitleid noch unternommen. Belastend auch für ihn. Er mag ihr nicht ins Gesicht sagen, dass er nur Mitleid hat - mehr nicht. Wenn wir gemeinsam Freude empfinden hat er ein schlechtes Gewissen. Also, was ich sagen möchte: solche Lebenssituationen gibt es scheinbar öfter. Für eine neue Partnerschaft ist dies aber nicht zuträglich. Ich werde mich wohl oder übel von diesem Mann zurück ziehen. Er ist einfach zu gefangen. Furchtbarer Zustand- langsam bekomme ich schon Mitleid.