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Was hat er denn?

E
Hallo zusammen,
ich bin 48 Jahre alt, seit fast 28 J. verheiratet und habe nie gedacht, dass ich mal Hilfe bezüglich meiner Ehe brauchen werde.

Es geht um meinen Mann, der war früher Inhaber einer Firma; leider hatte ständig Probleme mit den Subunternehmern dass wir fast Pleite waren. Er hatte Angst, seinen Mund aufzumachen sodass die Subler mit dem m achten, was sie wollten.

Ich habe ihn danach deswegen oft kritisiert wo ich Angst hatte, dass wir wegen seiner Feigheit alles verlieren sodass er angefangen hat Alk. zu konsumieren. Inzwischen war er 2- Mal gewalttätig, später hat sich entschuldigt und 5 Jahren kein Alk. mehr angerührt. Wurde auch erkrankt dass er in die Frührente ging.

Seit einem Jahr trinkt er ab und zu wieder. Nicht viel. 1-2 Drinks. Sein Problem ist, wenn er trinkt, auch in kleinen Maßen; wird er total zu anderem Mensch. Läuft hin und zurück und schimpft über alle. Korrigiert sogar den Moderator im TV.

Weil ich keinen Streit riskieren möchte, versuche ich mich voll zurückzuziehen in Badezimmer oder verlasse das Haus. Wenn ich doch da bleibe und überhaupt nicht auf ihn reagiere, provoziert er mich und macht Musik so laut dass die Nachbarn sich beschweren. Deswegen gehe ich am besten raus.

Und das passt ihm nicht; sein Wunsch ist, ich soll da bleiben. Ich habe ihm angeboten, ich werde bei einer Freundin übernachten, er soll dann am besten ganze Flasche austrinken und ich komme am nächsten Tag wieder. Oder soll mir Bescheid sagen, dass er grad einen trinkt, dann komme ich später heim, wo er schon am Schlafen wird und das passt ihm wieder auch nicht. Redet dann, ich soll am besten fremd gehen, Partnerwechsler oder so.

Ich kann es ihm nicht beweisen, ich vermute dass er mal fremd gegangen ist und bin auch seitdem zurückhaltend. Als ich ihn drauf angesprochen habe, hat er natürlich alles verneint und lachte auch mal dabei.

Was er auch ständig sagt, er hat kein Leben hier in Deutschland; hier ist saukalt und ständig regnerisch und er will auswandern und zwar sofort. Ich bin ja berufstätig und kann mir das nicht leisten. Er mit seiner Rente schon und er redet mir ständig ein, ich soll aufhören zu arbeiten. Was ich auch nicht will.

Was hat er denn? Ist das die Midlife Crisis?

Ich würde mich über Ihre Antworten freuen, falls ihr sowas auch durchgemacht habt.

Ehefrau_48

29.12.2021 19:14 • #1


O
Das ist keine Midlife-Crisis, es scheint so, als wäre dein Ehemann Alk.. Hört sich für mich sehr ernst an. Hast du schonmal versucht, mit ihm darüber zu sprechen? Gibt es überhaupt jemanden, dem du das anvertraut hast?

29.12.2021 20:12 • x 1 #2


A


Was hat er denn?

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H
Liebe Ehefrau,

er hat vermutlich ein Alk. so wie du es beschreibst. Dabei kommt es nicht auf die Menge an - die kann durchaus viel höher sein, als das, was du mitbekommst - sondern darauf, dass sich diese auf sein Leben auswirkt. Und mittlerweile auch auf deins.

Das ist nicht zu unterschätzen, ich musste das als Angehörige vor Jahren auch lernen.

Es ist sehr wichtig, dass du eine Suchtberatung kontaktierst, es gibt auch Hilfe und Selbsthilfe für Angehörige. Anonym.

Seit ich bereit war Hilfe anzunehmen und sich nicht mehr alles um den Alk. drehte, wurde mein Leben sehr viel besser. Auch ich flüchtete mich in andere Zimmer oder nach draußen und war damit beschäftigt, das Leben des Alk. zu verstehen und zu verbessern oder auf Besserung zu hoffen.

Alk. ist eine schleichende Krankheit, die das gesamte Umfeld erfasst, wir erkennen das nicht so schnell, weil wir das Bild haben: Volltrunken und verwahrlost auf der Parkbank, das stimmt mitnichten.

Ich selbst habe ich mich bei AA und Alanon informiert und mir dort helfen lassen, aber es gibt noch viele andere Gruppen, da wirst du im Internet fündig.

Ich habe damals sehr lange abgewartet, weil ich den Alk. nicht sehen wollte. Vielleicht willst du dir früher Hilfe holen.

Liebe Grüße

29.12.2021 20:23 • x 9 #3


O
Wahrscheinlich ist er durch seine Erkrankung, die zur Frührente geführt hat, in eine Art Teufelskreis geraten. Mir erschließt sich nur nicht ganz, wieso du ihn dazu motivierst, noch mehr zu trinken. Kannst du es so besser ertragen, wenn du ihn nicht dabei siehst?
Ich kann mir vorstellen, dass es sehr schwierig sein muss. Wenn dir aber etwas an deinem Ehemann und an deiner Ehe liegt, würde ich das Gespräch suchen und nicht die Augen vor solch einem schwerwiegenden Problem verschließen.

Allein die Tatsache, dass er einige Male gewalttätig geworden ist, hätte dich wachrütteln müssen. Damals hättest du, meiner Meinung nach, bereits externe Unterstützung in Anspruch nehmen sollen. Das solltest du auch jetzt tun.

29.12.2021 20:33 • x 2 #4


E
Hallo,

ja, habe ich öfters.
Er sagt dass er kein Alki ist. Er weiß selber nicht was er will.

Ist do launisch wie ein kleines Kind.

29.12.2021 21:24 • #5


E
Danke für die Antwort.
Dass ich ihm die Flasche geholt habe, will ich dass er alles austrinkt sodass er danach sich übergeben muss und selbst begreift dass es ihm eher schadet.

Ich hoffe das so sehr

29.12.2021 21:26 • x 1 #6


O
@Ehefrau_48

Hallo erstmal.
Das tut mir leid, dass er sich seiner Probleme nicht bewusst ist. Das ist aber gar nicht so untypisch.

Ich hoffe, dass du jemanden hast, dem du dich anvertrauen kannst, denn der Weg aus der Alk. verlangt einem viel Energie ab.

Es wäre gut, wenn du, wie bereits erwähnt, Hilfe beanspruchen würdest. Es gibt verschiedene Anlaufstellen, die man sowohl telefonich als auch online kontaktieren kann, falls du dich zunächst einmal rantasten und nicht persönlich dort erscheinen möchtest. Die werden dir dort auch sagen, wie du am besten mit dem Verhalten deine Mannes umgehen kannst (dass er abblockt). Man wird dich dort auch über alles Weitere beraten. Es ist aber wichtig, dass du diesen ersten Schritt gehst, und diese Hilfe suchst.

29.12.2021 21:36 • x 2 #7


B
Zitat von Ehefrau_48:
Danke für die Antwort. Dass ich ihm die Flasche geholt habe, will ich dass er alles austrinkt sodass er danach sich übergeben muss und selbst ...

Du glaubst doch nicht ernsthaft,dass dies was bewirkt? Aus dir spricht eine Co-Abhängige. Hilfen würden dir schon genannt. Dein Mann ist Trinker.Da ist nichts daran zu rütteln. Du kannst ihm nicht helfen auch dies muss für dich klar sein. Wenn,dein Mann so weiter macht musst du dir überlegen ob du in dieser ungesunden Verbindung bleiben willst. Mich wundert, dass du nicht deine Sachen gepackt hast als er gewalttätig gegen dich wurde. Dein Mann müsste sich Hilfe suchen um wieder trocken zu werden. Falls er dies nicht will solltest du Konsequenzen ziehen ansonsten gehst du kaputt.

29.12.2021 22:08 • x 4 #8


H
Zitat von Ehefrau_48:
Danke für die Antwort. Dass ich ihm die Flasche geholt habe, will ich dass er alles austrinkt sodass er danach sich übergeben muss und selbst begreift dass es ihm eher schadet. Ich hoffe das so sehr

Wir haben das alles durch. Die ganze Palette rauf und runter. Reden, Mitgefühl, Wut, Provokation, heulen, fluchen, erpressen, Ultimaten stellen.

Hilft: nix.

Nicht, weil der Konsument böse ist, sondern weil wir uns von einer Grandiosität heimsuchen liessen, wir könnten das kontrollieren und heilen.

Was ich lernte, damals noch in Amerika waren zuerst the three C`s: you didn`t cause it, you cannot control it and you will not cure it.
Das kann nur derjenige selbst. Das hilft für viele Abhängigkeitsverhältnisse, auch emotionaler Art.
Warum lasse ich mich schlecht behandeln? Weil ich glaube, dass, wenn ich mich nur richtig verhielte, der andere keinen Grund dafür hätte. Control.
Deshalb ist es sehr gut, sich von anderen Hilfe zu holen, die mehr Erfahrung haben.
Am meisten lernte ich von trockenen Alk.: ich trank, weil ich Probleme hatte. Ich trank, weil es mir gut ging. Ich trank aus Langeweile, ich trank, weil viel los war. Ich trank und fand den Grund hinterher. Das Schwerste, was mir über die Lippen kam: ich bin Alk..

29.12.2021 22:54 • x 5 #9


Heffalump
Zitat von Ehefrau_48:
Er sagt dass er kein Alki ist.

Dann ist er einer.
Zitat von Ehefrau_48:
Dass ich ihm die Flasche geholt habe, will ich dass er alles austrinkt sodass er danach sich übergeben muss und selbst begreift dass es ihm eher schadet.

Du gibst ihm sein Suchtmittel, damit er sein Suchtmittel aufgibt? Seltsame Sachen passieren.

Zitat von Ehefrau_48:
Sein Problem ist, wenn er trinkt, auch in kleinen Maßen; wird er total zu anderem Mensch.

Impulskontrolle? Gewaltbereit? Aggressiv?
Macht dich das an? Oder warum gibst du ihm seinen Stoff?

Andersherum, warum trinkt er? Wohl kaum, weils schmeckt, sondern weils die Welt, die böse drumherum, einen vergessen lässt. Er Opfer, alle anderen Täter. Inklusive Dir.

Lebt man länger mit Abhängigen zusammen, kann man Co abhängig werden. Und solange er sich nicht helfen lassen will, bei der Sache, die er nicht, Du schon als Problem wahrnimmst - wird das nix mit Besserung.

30.12.2021 05:17 • x 4 #10


C
Zitat von Ehefrau_48:
Weil ich keinen Streit riskieren möchte, versuche ich mich voll zurückzuziehen in Badezimmer oder verlasse das Haus.

Wenn ich doch da bleibe und überhaupt nicht auf ihn reagiere, provoziert er mich und macht Musik so laut dass die Nachbarn sich beschweren. Deswegen gehe ich am besten raus.

Und das passt ihm nicht; sein Wunsch ist, ich soll da bleiben. Ich habe ihm angeboten, ich werde bei einer Freundin übernachten, er soll dann am besten ganze Flasche austrinken und ich komme am nächsten Tag wieder.


Mein Eindruck ist : Er macht dich zum Spielball seiner Launen und du unterstützt das noch mit deinem unterwürfigen Verhalten und projizierst eigene Ängste auf ihn, bist in eine Co-Abhängigkeit geraten und hilfst damit weder dir noch ihm. Er hat jeglichen Respekt vor dir verloren.

Wenn du willst, dass es dir besser geht, lasse ihn fallen, er soll aus dem Babyalter raus und Verantwortung für sich selbst übernehmen lernen und du kümmere dich um dich selbst.

Wenn du es allein nicht schaffen kannst, hole dir Unterstützung und nutze wie schon geraten die Selbsthilfegruppe der AA, ich vermute, tust du es nicht, kannst du selbst bald daran erkranken.
Viel Kraft, Mut und alles Gute !

30.12.2021 06:59 • x 4 #11


D
Zitat von H-Moll:
Es ist sehr wichtig, dass du eine Suchtberatung kontaktierst, es gibt auch Hilfe und Selbsthilfe für Angehörige. Anonym.

Liebe @Ehefrau_48 , auch ich würde mir an deiner Stelle Hilfe holen. Aber nicht anonym bei der Suchtberatung o. ä., sondern namentlich beim Scheidungsanwalt.
Du bist berufstätig und kannst somit für dein Ein- und Auskommen so gut selbst sorgen, dass du nicht auf irgendeinen gewalttätigen Säufer angewiesen bist.

30.12.2021 10:15 • x 4 #12


Y
Zitat von Ehefrau_48:
Hallo zusammen, ich bin 48 Jahre alt, seit fast 28 J. verheiratet und habe nie gedacht, dass ich mal Hilfe bezüglich meiner Ehe brauchen werde. Es ...

Wichtig finde ich, dass du dein eigenes Glück und Leben nicht nach seinem ausrichtest und/oder nachordnest. Die Neigung dazu ist im Zusammenleben mit einem Alk. sehr groß, weil die Krankheit unglaublich raumgreifend ist. Und weil Alk. Kräfte binden können, gewollt oder ungewollt.

Richte dich nicht nach ihm aus oder versuche ihn zu retten.
Das kann nur er selbst. So wie du ihn beschreibst, hat er daran allerdings kein großes Interesse.
Bleib bei dir und grenz dich ab, wenn er wie auch immer übergriffig wird.

Mit deinem Job bist du autonom genug, notfalls auch alleine klar zu kommen, sollte es eskalieren. Diese Option würde ich nicht vernachlässigen, sondern mich fragen, wie es perspektivisch weitergehen soll, in deinem Leben. (Nicht in Eurem).
Was muss sich verändern?

30.12.2021 10:33 • #13


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