Da hast du wohl recht.
Das schwer fassbare für mich ist, dass ich irgendwie immer noch das Gefühl habe, irgendwo war es richtig, aber trotzdem trauere ich immer noch. Wie kann das sein? Sollte es nicht so sein, wenn Entscheidung richtig, dann irgendwann alles gut - auch wenn es etwas dauert? Etwas, okay, aber mehrere Jahre?
Warum denke ich, dass es richtig war?
Irgendwas hat nicht gepasst zwischen uns und passt auch heute nicht.
Blöderweise kann ich es nicht richtig benennen. Es ist nicht so was klares wie er wollte zusammen wohnen, ich nicht, oder so was. In den meisten dieser Punkte passte alles. Ganz viel war ganz toll. Ich darf gar nicht dran denken, wie viel und wie toll. Aber irgendwie war ich zu schwierig. Und ich war auch schwierig, aber ich konnte es nicht ändern, meine Situation war auch wirklich schwierig, das war nicht alles selbstgemacht oder eingebildet. Und er war der Meinung, ich müsste einfach mal so oder so, und wenn ich nur wollte, dann könnte ich auch. Und das stimmte leider nicht. Aber ich hab mich immer schlechter und schlechter gefühlt, und er war sich immer so sicher, recht zu haben.
Es hätte vielleicht Lösungen gegeben, aber wir haben sie nicht gefunden. Beide nicht. Ich wurde immer trauriger und auch jammeriger, er war genervt, zum Teil zu Recht.
Ich denke, er hätte mich irgendwann sowieso verlassen, weil ich ihm zu problemlastig bin. Mich nervt das ja selbst, aber auch wenn ich an mir arbeite und lerne, konstruktiver zu sein (was ich gut finde), ein Teil davon ist nicht Problembesessenheit und Überempfindlichkeit, sondern meine Art zu denken und zu fühlen, das kann ich nicht komplett umbauen.
Dann wäre ich ja auch insgesamt anders.
Und da hatte - und habe - ich das Gefühl, mit diesen Überlegungen und Gefühlen würde ich immer allein sein in dieser Beziehung. An irgendwelchen Punkten ist man immer allein, ja - aber für mich war dies ein zu gewichtiger Punkt.
Er hat immer gesagt, wie sehr er mich liebt und toll findet und es mir auch gezeigt - aber wie kann man sagen, man liebt eine Person, und gleichzeitig so wesentliche Züge an ihr ignorieren? Das hat mich eher erschreckt. Ich dachte dann: er weiß gar nicht, wovon er redet. Was, wenn er irgendwann sieht, wie ich wirklich bin?
Damit meine ich nicht, dass einem alles gefallen muss an dem geliebten Menschen. Aber man muss es doch irgendwie kennen, also überhaupt realistisch sehen, und irgendwie gelten lassen können, auch wenn man es nun nicht so klasse findet. Etwas kritisieren oder etwas absolut ablehnen bzw. nicht zur Kenntnis nehmen, das sind zwei verschiedene Sachen, finde ich.
Und umgekehrt fand ich ihn oft etwas hart, anderen gegenüber.
Ich hatte immer das Gefühl, solange ich seine Nummer 1 bin, hab ich nichts zu befürchten und er tut alles für mich, aber wenn ich das irgendwann nicht mehr sein sollte, wird es unangenehm. Und das gefiel mir nicht, obwohl ich noch die Nummer 1 war. Ich traute ihm also irgendwo im tiefsten Herzen nicht.
Ich sehe, auch hier im Forum, dass das für viele normal ist, aber mich hat es immer geschockt zu sehen, dass Menschen, die sich allen Ernstes heiraten wollten oder es auch getan haben, dann plötzlich den anderen mehr oder minder einfach streichen, als hätten sie nie was mit seinem Leben zu tun gehabt, als gäbe es da von einem Tag zum anderen keine Verbindung, keine Spur von Verantwortung mehr.
Oder sich gar nicht mehr verständigen können. Das habe ich erst mit diesem Exfreund selber kennengelernt, dass man nach der Trennung einfach nicht mehr miteinander reden kann, weil man ständig Streit bekommt.
(Ich meine hier nicht die akute Selbstschutzphase, wenn es einem so schlecht geht, da geht das halt oft nicht anders. Aber dann?)
Mit meinen beiden anderen langjährigen Beziehungen war das anders, obwohl die Trennungen auch schlimm waren. Aber ich glaube, diese freundschaftliche Grundierung, die meine anderen Beziehungen hatten, und die nach einer Trennung bleibt, auch wenn man nicht aktiv befreundet ist und auch nicht sein möchte, die fehlte uns.
Und das hat mir irgendwie Angst gemacht, für eine Beziehung, die das Leben lang halten soll.
Vielleicht war es deshalb doch nicht ganz so verrückt, dass wir uns getrennt haben. Aber sehr oft helfen mir diese Gründe nicht, ich vermisse ihn einfach, all die anderen, die schönen Seiten unserer Liebe.
Aber vielleicht sehe ich das alles ganz falsch und diese zarteren, stabileren, ruhigeren Seiten konnten sich nur nicht entwickeln bei uns, weil ich so schwierig war. Aber naja, dann konnten sie es ja auch nicht. Er hat bei allem Ärger nie den Schlussstrich gezogen - weil er eben wollte, dass ich mich ändere, weil er nicht aufgeben wollte, weil er quasi drauf bestand, dass das so sein würde. Und ich wäre zwar irgendwie tatsächlich gern so gewesen, wie er mich gesehen hat, aber ich hatte das Gefühl, so werde ich nie sein. Vielleicht habe ich das alles überbewertet.
Ich fand und finde es so schwer, da die richtigen Maßstäbe zu haben.
Anyway, gut, dass es ihm wieder gut geht. Irgendwann geht es mir hoffentlich auch wieder so gut.
Sorry, so ein langer Text. Aber irgendwie hilft es.
Einen schönen Abend!
09.04.2021 20:53 •
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