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Was ich dir nicht mehr sagen kann

I
Hallihallo,
ich habe hier auf meine Beiträge schon mehrmals sehr einfühlsame und hilfreiche Antworten bekommen, was immer gut getan hat.
Es ist jetzt drei Jahre her, aber ich bin immer noch total traurig und kann mir nicht verzeihen und auch nicht loslassen. Ich bin mir so fremd gewesen in dieser Situation damals, es verfolgt mich einfach, diese ganze absurde Handlung von mir selbst, es ist immer noch, als wäre es gerade erst passiert.

Oft würde ich ihm so gern sagen, wie ich mich fühle, mache ich natürlich nicht. (Er kriegt davon seit Jahren schon nichts mehr mit. Ich bin froh, dass es ihm wieder gut geht.)

Diesen Text habe ich an meinen Exfreund geschrieben und werde ihn nie abschicken, aber irgendwie hab ich mir so gewünscht, dass es jemand liest und ein bißchen auch, dass ihr mich darin bestärkt, mit ihm niemals darüber zu sprechen. denn manchmal wünsche ich mir das so sehr, noch mal offen mit ihm zu reden, aber es wäre eine Belästigung für ihn, glaube ich, und würde mir außerdem nicht mal helfen.

Es ist vorbei, niemand außer mir interessiert sich noch dafür.

also:

Lieber.

Gerade hab ich die Kinder ins Bett gebracht. Wie fast jeden Abend denke ich, wie schön es jetzt wäre, zu dir ins Wohnzimmer zu gehen.

Wie schön es wirklich war, solange wir das hatten.

Ich konnte damals nicht bleiben, ich kann es jetzt nicht besser erklären als damals und es ist auch nicht mehr wichtig. Aber ich habe dir ja mal gesagt, dass ich mich nach dir nicht mehr verlieben werde.

Ich vermisse euch jeden Tag.

Und je älter M wird, desto klarer wird mir, wie traurig das ist, was ich getan habe (nicht, dass ich es jemals für gut gehalten hätte. Ich konnte damals nichts gutes sehen, es war alles verbaut.)

Bereuen hat keinen Sinn, ich habe damals schon gewusst, dass ich mit der Entscheidung nicht glücklich werden würde, und konnte trotzdem nicht anders.

Trotzdem wünschte ich, ich hätte bleiben können und wir würden zusammen für M und seine Geschwister sorgen.

Ich liebe dich, werd ich immer tun. Du bist nach wie vor das Schönste, was mir je begegnet ist.
Danke für dieses Glück, das ich mit dir haben durfte.

Ich wünsche dir wirklich das Beste und es tut mir wahnsinnig leid, wie schrecklich ich manchmal war und was ich angerichtet habe. Ich weiß es ganz genau, ich glaube nicht, dass ich viel davon vergessen habe. Bitte verzeih mir, wenn du kannst.

Auch wenn es vielleicht dreist klingt, hoffe ich irgendwie, dass du trotz allem weißt, dass ich dich nie verletzen wollte. Ich bin mit mir selber auch nicht besser umgegangen, das soll keine Entschuldigung sein, aber vielleicht hilft es zu verstehen, wie so was passieren kann. Ich wusste nicht, wie es anders geht.

So hätte ich dir vor drei Jahren auf deine Abschluss-Email antworten wollen, aber da war ich auch zu verletzt.

Liebe Grüße,

06.04.2021 21:29 • x 2 #1


K
Zitat von ImRegen:
Bereuen hat keinen Sinn, ich habe damals schon gewusst, dass ich mit der Entscheidung nicht glücklich werden würde, und konnte trotzdem nicht anders.

Entscheidungen dieser Art sind mitunter die schwierigsten Knackpunkte. Hier kannst du alles richtig machen und langfristig ebenso verkehrt liegen. Du hast etwas zurückgelassen. Mit Leichtigkeit ist da nie zu rechnen.

06.04.2021 21:53 • x 3 #2


A


Was ich dir nicht mehr sagen kann

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I
Da hast du wohl recht.

Das schwer fassbare für mich ist, dass ich irgendwie immer noch das Gefühl habe, irgendwo war es richtig, aber trotzdem trauere ich immer noch. Wie kann das sein? Sollte es nicht so sein, wenn Entscheidung richtig, dann irgendwann alles gut - auch wenn es etwas dauert? Etwas, okay, aber mehrere Jahre?

Warum denke ich, dass es richtig war?

Irgendwas hat nicht gepasst zwischen uns und passt auch heute nicht.
Blöderweise kann ich es nicht richtig benennen. Es ist nicht so was klares wie er wollte zusammen wohnen, ich nicht, oder so was. In den meisten dieser Punkte passte alles. Ganz viel war ganz toll. Ich darf gar nicht dran denken, wie viel und wie toll. Aber irgendwie war ich zu schwierig. Und ich war auch schwierig, aber ich konnte es nicht ändern, meine Situation war auch wirklich schwierig, das war nicht alles selbstgemacht oder eingebildet. Und er war der Meinung, ich müsste einfach mal so oder so, und wenn ich nur wollte, dann könnte ich auch. Und das stimmte leider nicht. Aber ich hab mich immer schlechter und schlechter gefühlt, und er war sich immer so sicher, recht zu haben.

Es hätte vielleicht Lösungen gegeben, aber wir haben sie nicht gefunden. Beide nicht. Ich wurde immer trauriger und auch jammeriger, er war genervt, zum Teil zu Recht.
Ich denke, er hätte mich irgendwann sowieso verlassen, weil ich ihm zu problemlastig bin. Mich nervt das ja selbst, aber auch wenn ich an mir arbeite und lerne, konstruktiver zu sein (was ich gut finde), ein Teil davon ist nicht Problembesessenheit und Überempfindlichkeit, sondern meine Art zu denken und zu fühlen, das kann ich nicht komplett umbauen.
Dann wäre ich ja auch insgesamt anders.
Und da hatte - und habe - ich das Gefühl, mit diesen Überlegungen und Gefühlen würde ich immer allein sein in dieser Beziehung. An irgendwelchen Punkten ist man immer allein, ja - aber für mich war dies ein zu gewichtiger Punkt.

Er hat immer gesagt, wie sehr er mich liebt und toll findet und es mir auch gezeigt - aber wie kann man sagen, man liebt eine Person, und gleichzeitig so wesentliche Züge an ihr ignorieren? Das hat mich eher erschreckt. Ich dachte dann: er weiß gar nicht, wovon er redet. Was, wenn er irgendwann sieht, wie ich wirklich bin?
Damit meine ich nicht, dass einem alles gefallen muss an dem geliebten Menschen. Aber man muss es doch irgendwie kennen, also überhaupt realistisch sehen, und irgendwie gelten lassen können, auch wenn man es nun nicht so klasse findet. Etwas kritisieren oder etwas absolut ablehnen bzw. nicht zur Kenntnis nehmen, das sind zwei verschiedene Sachen, finde ich.

Und umgekehrt fand ich ihn oft etwas hart, anderen gegenüber.
Ich hatte immer das Gefühl, solange ich seine Nummer 1 bin, hab ich nichts zu befürchten und er tut alles für mich, aber wenn ich das irgendwann nicht mehr sein sollte, wird es unangenehm. Und das gefiel mir nicht, obwohl ich noch die Nummer 1 war. Ich traute ihm also irgendwo im tiefsten Herzen nicht.

Ich sehe, auch hier im Forum, dass das für viele normal ist, aber mich hat es immer geschockt zu sehen, dass Menschen, die sich allen Ernstes heiraten wollten oder es auch getan haben, dann plötzlich den anderen mehr oder minder einfach streichen, als hätten sie nie was mit seinem Leben zu tun gehabt, als gäbe es da von einem Tag zum anderen keine Verbindung, keine Spur von Verantwortung mehr.
Oder sich gar nicht mehr verständigen können. Das habe ich erst mit diesem Exfreund selber kennengelernt, dass man nach der Trennung einfach nicht mehr miteinander reden kann, weil man ständig Streit bekommt.
(Ich meine hier nicht die akute Selbstschutzphase, wenn es einem so schlecht geht, da geht das halt oft nicht anders. Aber dann?)
Mit meinen beiden anderen langjährigen Beziehungen war das anders, obwohl die Trennungen auch schlimm waren. Aber ich glaube, diese freundschaftliche Grundierung, die meine anderen Beziehungen hatten, und die nach einer Trennung bleibt, auch wenn man nicht aktiv befreundet ist und auch nicht sein möchte, die fehlte uns.
Und das hat mir irgendwie Angst gemacht, für eine Beziehung, die das Leben lang halten soll.
Vielleicht war es deshalb doch nicht ganz so verrückt, dass wir uns getrennt haben. Aber sehr oft helfen mir diese Gründe nicht, ich vermisse ihn einfach, all die anderen, die schönen Seiten unserer Liebe.

Aber vielleicht sehe ich das alles ganz falsch und diese zarteren, stabileren, ruhigeren Seiten konnten sich nur nicht entwickeln bei uns, weil ich so schwierig war. Aber naja, dann konnten sie es ja auch nicht. Er hat bei allem Ärger nie den Schlussstrich gezogen - weil er eben wollte, dass ich mich ändere, weil er nicht aufgeben wollte, weil er quasi drauf bestand, dass das so sein würde. Und ich wäre zwar irgendwie tatsächlich gern so gewesen, wie er mich gesehen hat, aber ich hatte das Gefühl, so werde ich nie sein. Vielleicht habe ich das alles überbewertet.
Ich fand und finde es so schwer, da die richtigen Maßstäbe zu haben.

Anyway, gut, dass es ihm wieder gut geht. Irgendwann geht es mir hoffentlich auch wieder so gut.

Sorry, so ein langer Text. Aber irgendwie hilft es.

Einen schönen Abend!

09.04.2021 20:53 • x 3 #3


B
Zitat von ImRegen:
Ich fand und finde es so schwer, da die richtigen Maßstäbe zu haben.


Zitat von ImRegen:
Das schwer fassbare für mich ist, dass ich irgendwie immer noch das Gefühl habe, irgendwo war es richtig, aber trotzdem trauere ich immer noch. Wie kann das sein? Sollte es nicht so sein, wenn Entscheidung richtig, dann irgendwann alles gut - auch wenn es etwas dauert? Etwas, okay, aber mehrere Jahre?


Wer sagt das es so sein sollte? Nichts ist schwerer als die richtige Entscheidung zu treffen. Wenn es ein richtig oder falsch überhaupt gibt. Alles eine Frage der Perspektive. Habe Gedult mit dir selbst. Wenn der richtige Zeitpunkt für dich gekommen ist, wenn du bereit dafür bist, dann wird es schon geschehen.


Zitat von ImRegen:
Irgendwas hat nicht gepasst zwischen uns und passt auch heute nicht.
Blöderweise kann ich es nicht richtig benennen. Es ist nicht so was klares wie er wollte zusammen wohnen, ich nicht, oder so was. In den meisten dieser Punkte passte alles.


Dann solltest du es herausarbeiten und ihm eine Form geben. Von alleine passiert das nicht. Und vom Grübeln und Nachdenken allein auch nicht. Und mit den Punkten ist das auch so eine Sache. Qualität vor Quantität. Es kommt da wohl weniger darauf an wieviele Punkte übereinstimmen, sondern welche Punkte übereinstimmen.
Oberflächlich übereinzustimmen ist keine große Kunst. Und davon lässt man sich schnell blenden, aber Aussagekräftig sind sie nicht. Nicht wenn es ans Eingemachte geht. Du solltest deine Glaubenssätze mal genausten überprüfen und hinterfragen. Vielleicht passte auch alles und du hast dich nur selbst sabotiert? Hast dir aus irgendeinen Grund eingeredet das es nicht passen kann und darf ? Oder das du es nicht verdient hast? All sowas ist möglich. Habe Geduld und Erbarmen mit dir selbst, denn in der Liebe zu versagen ist nun wahrlich keine Schande. Ergründe dich!

Zitat von ImRegen:
Und er war der Meinung, ich müsste einfach mal so oder so, und wenn ich nur wollte, dann könnte ich auch. Und das stimmte leider nicht. Aber ich hab mich immer schlechter und schlechter gefühlt, und er war sich immer so sicher, recht zu haben


Keine Ahnung worum es genau ging, aber bist du dir ganz sicher das er nicht doch vielleicht auf einer Ebene recht hatte? Es klingt für mich so als hätte er an dich geglaubt und wollte dir helfen, dich ermutigen, weil er gesehen hat wie du leidest? I dont know. Alles ist möglich.

10.04.2021 19:12 • x 2 #4


I
Ja, das ist ja das Schlimme.

Vielleicht passte alles, und ich konnte nur nicht, weil ich einen Hau habe.
Das erklärt auch, dass ich nicht mehr froh werden kann seitdem.
Wie wird man denn damit fertig, wenn man weiß, alles war eigentlich gut, nur ich selber nicht? Wenn ich selbst das Schönste zerstört habe, was ich je erlebt habe?

10.04.2021 19:36 • #5


I
Theoretisch weiß ich, wie man damit fertig wird.
Akzeptieren, weiterleben, daraus lernen.
Aber ich freue mich über nichts mehr, es klappt nicht.

10.04.2021 19:38 • #6


I
Danke für die gründliche Antwort.
Ich bin gerade nur so sehr deprimiert.
Es war so eine verdammt schwierige Situation für mich, und ich hab darin komplett versagt.
Und seitdem habe ich das Gefühl, es ist für mich vorbei, das wird nicht mehr heil. Dieser Ausdruck gebrochenes Herz ergibt jetzt so richtig Sinn für mich. Und ich war das selber, es hätte alles anders kommen können, wenn ich es zugelassen hätte.

10.04.2021 19:48 • #7


S
Wenn du nach so langer Zeit keinen Abschluss findest und immer noch in diesem Strudel gefangen bist bzw. die Trauer Dich so lähmt, frage ich mal ganz naiv, was gegen eine Kontaktaufnahme spricht? Wäre das vielleicht eine Möglichkeit, etwas für Dich aufzulösen?

10.04.2021 19:56 • x 2 #8


C
Es lebe die Phantasieliebe!

Nur wer ein unerfülltes Leben hat schreibt drei Jahre später noch so einen Schwachsinn. (Sorry!) Hätte sich dein damaliger Ehemann nach diesem hin und her getrennt, wäre er heute die Liebe deines Lebens und deine Affäre an die der Brief gerichtet ist, der Fehler deines Lebens!

Solche Phantasielieben resultieren idR aus einem öden Leben und wie du dein Leben gestaltest liegt ausschließlich an dir! Dann muss man nämlich auch keinen Träumen nachjagen, sondern lebt sie (ja auch mit Kindern)!

10.04.2021 19:56 • #9


Snipes
Zitat von Sascha123:
frage ich mal ganz naiv, was gegen eine Kontaktaufnahme spricht?


Eine ganze Menge! In erster Linie dass die TE nie und nimmer die Antworten bekommen wird, die sie sich erhofft und in zweiter Linie, dass sie ein erneuter Kontakt noch weiter zurückwerfen wird. Drei Jahre und so wenig Entwicklung sind nicht gut und ich wünsche mir für die TE dass sie sich prof. Hilfe holt und keinerlei Kontaktaufnahme startet.

10.04.2021 20:01 • x 1 #10


I
Hallo Clara,
Deutliche und kritische Worte sind echt okay, aber Beleidigungen und Unterstellungen kannst du für dich behalten.
Wenns dich nervt, lies ein anderes Thema, gibt ja genug.

10.04.2021 20:08 • x 1 #11


C
Zitat von ImRegen:
Hallo Clara, Deutliche und kritische Worte sind echt okay, aber Beleidigungen und Unterstellungen kannst du für dich behalten. Wenns dich nervt, ...


Ich wollte dich natürlich nicht beleidigen, aber drei Jahre später sowas zu schreiben ist echt nicht gesund und idR liegt es tatsächlich daran dass man kein erfülltes Leben und dementsprechend zu viel Zeit hat sich irgendwelche Luftschlösser zu bauen. Die bringen dich aber nicht weiter.

10.04.2021 20:12 • #12


AaronB
Zitat von Clara_:
Es lebe die Phantasieliebe! Nur wer ein unerfülltes Leben hat schreibt drei Jahre später noch so einen Schwachsinn. (Sorry!) Hätte sich dein damaliger Ehemann nach diesem hin und her getrennt, wäre er heute die Liebe deines Lebens und deine Affäre an die der Brief gerichtet ist, der Fehler deines Lebens! Solche ...


Solche spontanen Entgleisungen wie deine hier gerade resultieren idR aus subjektiv interpretierten lessons learnt - Trigger, wohl neudeutsch.
Das die TE nach Jahren ihr Verhalten reflektiert ist nichts, wovor du dich fürchten musst, auch falls du Vergleichbares erlebt hast.

10.04.2021 20:17 • x 2 #13


C
Zitat von AaronB:
Solche spontanen Entgleisungen wie deine hier gerade resultieren idR aus subjektiv interpretierten lessons learnt - Trigger, wohl ...


Ne, alles gut bei mir. Manchmal triggert mich dieses Forum aber in der Tat, weil man nicht nach Lösungen sucht und diese auch umsetzt oder andere Schuld sind. Will manchmal nicht in meinen Kopf hinein.

Das Leben ist ein Lernprozess, nur wenn man nichts daraus lernt, dreht man sich eben im Kreis.

10.04.2021 20:44 • x 1 #14


A


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