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Was ich Dir nie sagen werde

G
Es gibt da so einiges, was ich Dir wohl nie sagen werde. Weil die Zeit, wo ich meine Gefühle mit Dir offen teilen wollte - die ist vorbei. Im Kopf habe ich es trotzdem. Irgendwo will es hin. Also schreibe ich es hier mal runter . Wo mein Herz in Sicherheit ist vor Dir und Deinem Achselzucken, dass Du es jetzt ja auch nicht mehr ändern kannst . und überhaupt .

Ach ja. Wo anfangen ? Hast mir aus Deinem Urlaub 'ne SMS geschickt. Dass Du gerade auf einer Brücke in XY stehst und an mich denkst . Weisst Du - wenn Dein Ex-Lebensgefährte Dir schreibt, dass er an Dich denkt, während er mit ebenjener Next durch die Lande tourt, wegen der Du verlassen wurdest . dann schießt Dir bei so einer SMS allerlei durch den Kopf . doch das wenigste davon ist wirklich, wirklich nett.

Die SMS ist jetzt eine Woche her. Bin stolz auf mich. Habe nicht geantwortet. Obwohl da natürlich mal wieder dieser Druck war, dass ich Dir doch für so ein paar nette Worte eine höflich-freundliche Antwort schulde. So bin ich eben. Will niemanden kränken. Ja, ja. Aber machmal, so wie jetzt, da ist der Bogen überspannt.

Ich habe gerade nur das Bedürfnis, Dir aus dem Weg zu gehen. Ich bin es grade leid. Seit Jahren wirfst Du mir so komische Krümelchen hin. So'n zweideutiges Zeug, an dem sich Hoffnung entzünden kann. Anfangs bin ich drauf angesprungen. Aber sowas von . Obwohl mein Kopf natürlich wusste, dass Du ein Meister der Zweideutigkeiten bist. Ein Meister der Worte, die viel andeuten, aber eben genau mehr wohl auch nicht leisten sollen.

20 Jahre waren wir zusammen. Inzwischen sind wir über fünf Jahre getrennt. Vor wenigen Monaten hätten wir unseren silbernen Hochzeitstag gehabt. Ja, ja. Das wird es für mich nicht mehr geben in diesem Leben. So eine Silberhochzeit. Da muss ein Haken dran. Wie an so vieles.

Habe geackert in diesen fünf Jahren. Geackert, mich selber wieder auf die Reihe zu kriegen. Habe viele Tränen geweint, weil es ja klar war . jeder Schritt hin zu mir und ist ein weiterer Schritt fort von Dir. Soviele Scherben. Soviel Abgrund. Soviel Schmerz. Und Du ? Du hast gejammert, dass die Neue nicht nett ist zu Dir.

Sag mal - findest Du Dich an der Stelle nicht selber unglaublich ? Woher dieser Drang mir gegenüber darzustellen, dass es Dir gewiss doch auch schlecht geht, wenn nicht sogar deutlich schlechter als mir ? Man könnte meinen, das ist aus Deiner Sicht so eine Art Wettbewerb.

Meine Liebe zu Dir ist erloschen. Verantwortlich dafür ist nicht die Erkenntnis, dass Du mich hintergangen hast, während unserer Ehe und so . Und auch nicht der Mist, der in einer akuten Trennungsphase wohl jedes Ex-Paar unvermeidlich überrollt.

Nein. Viel schwerer wiegen diese letzten Jahre. Ich meine, fünf Jahre rumgurken mit einer anderen und gleichzeitig mir erzählen, dass Du für Dein hohes Alter noch immer das Bild hast, dann mit mir zusammen zu sein ?

Ähemmm. Träum mal weiter Du. Ich gucke derweil, dass ich durch den Tag komme. Durch jeden einzelnen eben. Und nein, ich habe gerade überhaupt keine Lust mit Dir zu telefonieren und mir anzuhören, dass es nett war, im Urlaub. Oder auch weniger nett. Egal. Keine Lust eben. Echt jetzt.

20.06.2017 13:55 • x 11 #1


Michael1266
Kenne ich und danke dir für die Worte, die du hier niedergeschrieben hast.

Telefonnummern kann man blockieren, SMS landen dann in Spamordner, WA wird erst gar nicht angezeigt.

Abstand hilft......vielen, mir auch.

21.06.2017 10:09 • #2


A


Was ich Dir nie sagen werde

x 3


A
Toll geschrieben, ich wünschte ich wäre schon soweit

26.06.2017 15:30 • #3


G
Hallo @Andrea71, @Michael1266,

seid gegrüßt. Ich hoffe, Euch geht es heute (den Umständen entsprechend) gut. Schön zu lesen, dass mein Text von irgendwem da draußen gelesen wird

Mein Exi hat sich heute wieder telefonisch gemeldet. Hab nicht abgehoben. Aber es dann doch nicht durchgehalten, total zu schweigen und ihm eine vage SMS geschickt. Dass ich grade zu platt bin. Ist blöde alles.

Mein werter Herr Ex, wie wünschte Ich mir einst, wir könnten als Erwachsene offen miteinander sprechen. Was hatte ich für naive Ideen. Dass man sich nach soviel Jahren gelegentlich mal auf nen Kaffee trifft. Nen sehr gelegentlicher, aber eben dann aufmerksamer Austausch. Mit diesem Wunsch fing der Ärger an. Du hast gesagt, Du willst das auch. Aber dann ?

Puh - erinnerst Du Dich an unsere letzte Verabredung ? Bei der Du spontan am Abend vorher einen Hexenschuss erlitten hast ? War nicht das erste Mal das Dir unverhofft was dazwischen kam. Du hast Schiss vor Stress mit Next.

Inzwischen sprechen wir nicht mehr über Verabredungen. Was auch soll ich dazu sagen ? Eher nix, oder ? Du sagst auch nix. Ist ja auch peinlich. Herrscht darüber nun aber Einmütigkeit ? Oder bastelst Du Dir aus meinem Schweigen eine erleichterte Rechtfertigung zurecht. So nach dem Motto - wenn sie nicht meckert, sind wir bestimmt einig - persönliche Treffen sind nicht nötig.

Naja, in gewisser Weise hast Du Recht. Ich lege keinen Wert auf Treffen, wegen derer ich jemandem hinterher rennen müsste. Aber das ist was anderes als Einerständnis. Es ist blanke Resignation.

Eigentlich könntest Du das wissen. Wir hatten solche Prozesse schon in unserer Ehe. Du hast solche Prozesse mit Next. Schweigen ist kein Einverständnis. Schweigen bedeutet, Dein Gegenüber gibt Dich auf.

Ganz loslassen willst Du aber auch nicht. Du hast den Kontakt in einen heimlichen Raum verlegt. Rufst an, wenn Du auf längerer Autofahrt allein bist.

Hab Dir gesagt, dass es mir so nix bringt, mit diesem Kontakt. Du auf der Straße, halb auf den Verkehr konzentriert. Du nimmst es zur Kenntnis und verdrängst auch das dann wieder möglichst schnell.

Bist nen verlorener Mensch. Ich irgendwo auch. Weil es mir trotz alledem widerstrebt, Dich vor den Kopf zu stoßen und den Kontakt offen komplett zu canceln. Obwohl es mir nichts bringt. Obwohl inzwischen zunehmend ich diejenige bin, die Ausreden findet. Seufz.

Aufschieberitis ist das. Weiter nichts. Vage, durch nichts begründete Ängste. Ich habe doch nichts zu verlieren außer nervendem Smalltalk. Oder wie siehst Du das ? Naja, Du hast mir ja schon gesagt, eines Tages werde ich garantiert die Geduld mit Dir verlieren. Ich sage es nur ungern - aber könnte sein, daß Du da Recht behältst.

Ironisch, dass ich dabei immer an eine ganz alte Situation denken muss. Wir waren noch frisch miteinander. Und Du sagtest, eines Tages würdest Du mich verlieren. Weil Du garantiert irgendwann große sch. bauen würdest. Erinnerst Du Dich noch ? Ich konnte mir damals ums Verrecken nicht vorstellen, wie Du das jemals anstellen willst

05.07.2017 22:01 • x 1 #4


G
Auftauchen. Wo war ich ? Wie lange war ich fort ?

Leben auf Sparflamme, im so tun als ob. Nicht auffallen, bloss nicht auffallen
Das muss reichen. Was nicht schreit bleibt liegen.

Müssen Monate gewesen sein diesmal
Staub in den Ecken, Post ungeöffnet

Realität so grell, so fordernd. Tu dies, zu das. Rückkehr so schwer, Immer so schwer

Müll entsorgen, Rechnungen zahlen.
Wie lange bleibe ich diesmal ? Was wird mich diesmal aus der Bahn werfen ?

Es braucht nicht viel. Kein Kitt, der mich hält. Kein Anker

Hab mich vermisst. Werde mich vermissen. Mach mir nichts vor. Hab oft schon gedacht - diesmal hätte ich es gepackt. Doch Pustekuchen

Neue Freundschaften geknüpft. Tätä. Vielversprechend. Viel investiert. Doch dann war ich wieder weg. Das kannste doch keinem erklären.

Krieg neue Kontakte nicht stabil genug.
Bin nicht stabil genug, um im Hier und Jetzt zu bleiben

Das mit den Menschen, das sollte ich vielleicht mal besser lassen. Aber spielt keine Rolle. Nicht heute, nicht jetzt

Nicht hinsehen, nicht grübeln, einfach machen. Machen, was geht, solange es geht. Von vorn anfangen, immer wieder von vorn. Kleine Ziele setzen.

Wie oft noch muss ich da wohl durch ?
Wie hieß noch dieser Kerl, der diesen Felsen den Berg raufrollen muss ? Und dann rollt der Felsen immer wieder runter ?

Erinnere mich nicht. Aber das bin ich.
Wurde der eigentlich irgendwann erlöst von dem Job ?

Echt, so ein Mist
Da hab ich Dich überstanden
Und dann das

14.07.2017 00:40 • x 1 #5


S
Sisyphos aus dieser griechischen Sage...glaube nicht dass er erlöst wurde....
Und zu Trinken gab es auch nix...
Sehr sehr treffendes Beispiel

Auch wenn es Dir kein Trost sein wird:

Mir geht es ähnlich
Leere, Gedanken, Überforderung, Leben...mit dem was einem übrig gelassen wurde


Von einem gedanken- und rücksichtslosen Ar....

Nachdem mein Ex mein Leben gef..... hat war sein grösstes Problem dass er kein Handy mehr hatte..
.(hab ich mitgenommen weil ich es ihm erst kurz vorher geschenkt hatte----für Verrat und die Zerstörung meines Lebens, schon wieder, gibt's jeine Geschenke du Freak)
Ich hab ALLES verloren, war obdachlis, musste ihm Möbel und alles lassen und er jammert überall rum wegen dem Handy....ohne Worte.....pfui


So wie Dein Ex sich noch bei Dir über die Nächste beschwert....
Für manche Menschen fehlen einem echt die Worte...
Für Andere ein Baseballschläger
( ist nicht von mir, weiss aber auch nicht von wem...)

Halt durch

Alles alles Gute

Denn Du hast es verdient

14.07.2017 21:34 • x 1 #6


G
Hallo @Schwarz,

lieben Dank Dir für Deinen Zuspruch. Wobei es mir total leid getan hat zu hören, was bei Dir so gelaufen ist. Materiell hatte mein Ex keine Chance, mich so völlig runterzumachen. Bedingt durch Ehe war klar, dass es Spielregeln gibt, an denen er bei der Trennung nicht vorbei kommt.

Versucht hat ers, mit dem Vorbeikommen. Nötig gehabt hat ers nicht. Wir hatten beide einen Job und unser eigenes Auskommen und bei aller Wut hatte ich ein klares Interesse, alles materielle fair und einvernehmlich aufzuteilen. Einfach, um mir nicht noch zusätzlichen Stress anzutun. Trotzdem habe ich ihn wieder und wieder dabei erwischt, wie er versucht hat, mich zu behumsen. Für mich war das total schlimm. Jedesmal, wenn sowas passiert ist, hatte ich das Gefühl, er versetzt mir nochmal 'nen Tritt in die Magengrube.

Und er hat dann immer ganz unschuldig getan - so von wegen, wir wären doch früher immer großzügig miteinander umgegangen. Da hätte er sich nix bei gedacht, dieses oder jenes einzusacken. Jede einzelne seiner dummdreisten Pfiffigkeiten hat mir maßlos weh getan. Jeder dieser Aktionen habe ich als Ausdruck von Geringschätzung empfunden.

Das alles sind aber Sachen, die liegen jetzt lange zurück. Sie werden dadurch nicht wieder gut, aber ich habe inzwischen eine (hart erworbene) innere Distanz. Meine jetzigen Abstürze und Depressionen kann ich damit nur sehr bedingt erklären. Es ist was zerbrochen in mir in dieser Zeit. Meine Werte, mein ganzes inneres Grundgerüst, mein Gefühl für die Sinnhaftigkeit meines Lebens, meine Leichtigkeit, mein Selbstwertgefühl als Frau.

Das alles muss schon vorher wackelig gewesen sein. Psychische Glasknochen. Funktionieren solange, wie es im Leben gut läuft. Aber wehe, es kommt eine Krise. Man kriegt sich selber dann ja aber nach sowas auf gar keinen Fall wieder so zusammengesetzt wie zuvor. Weil einige zentrale Pfeiler komplett zerbröselt sind. Sowas heilt nicht.

Ich kann bestimmte Dinge einfach nicht mehr so sehen wie vor dieser Erfahrung. Weil sich so eine Erfahrung nicht verleugnen lässt. Soweit ok. Nur bräuchte ich so langsam echt mal einen Ersatz für den verlorenen, inneren Halt. Und da komme und komme ich gefühlt seit Jahren nicht weiter.

Es geht nicht mehr um Leben. Es geht nur noch um Überleben. Um Funktionieren. Darum, sich mit dem Alltag zu konfrontieren, die gefühlte Überlastung auszuhalten. Keine Ahnung, wie andere Menschen es schaffen, morgens mit guter Laune zu erwachen und dann energiegeladen durch den Tag zu gehen. Mir fehlt da was.

Was habe ich mich bemüht, Dinge und Menschen in mein Leben zu ziehen, die mir Freude machen. Energie schenken. Aber siehe oben. Kaum mache ich da ein paar Fortschritte stürze ich unvermutet wieder über Wochen hinweg ab. Und dann kann ich froh sein, wenn mir das *beep* Überleben bleibt. Sisyphos also - und er wurde nie erlöst ... Vielleicht müssen manche von sich einfach abfinden. Mit einem Leben in depressiven Grenzen

Liebe @Schwarz, ich hoffe, die materiellen Dinge bei Dir sind inzwischen nicht mehr ganz so schlimm wie nach der Trennung und dass einigermaßen gut geht und läuft bei Dir. Den Umständen entsprechend, eben.

21.07.2017 14:22 • x 3 #7


S
Danke, lieben Dank...

Ja, Du bringst es auf den Punkt...
Es ist etwas kaputt...

Der Regenbogenpalast eingestürzt, alle Einhörner im Märchenwald tot...

Diese Menschen suchen sich Opfer...
Frauen, die eh schon einen Knacks weg haben...

Ich bin nicht der Meinung daß sie das unbedingt bewußt machen...
sie funktionieren halt so...

Sie können es auch nicht mit einem tun weil sie intelligenter oder gerissener sind
Die sind einfach abgezockt

Totale Egomanen
Übertrieben ausgedrückt könnte man im Straßengraben liegen und am verrecken sein-
aber sie heulen rum weil ihnen ein Fingernagel abgebrochen ist oder sie Spliss haben....und laufen herum und suchen Mitleid...und lügen damit sie Menschen auf ihre Seite ziehen...
Sie können Gefühle imitieren, das schauen sie sich woanders ab...
Aber Gefühle haben....nein...definitiv nicht

Es geht nur um ihre eigenen Befindlichkeiten, ihren Vorteil

Ich habe mal geschrieben ich bin als Zombie aus der Beziehung herausgegangen....das ist aber nicht so
Er ist der Zombie....ohne Gefühle
Alleine ein Nichts, eine leere Hülle

Ich komme mir vor als ob ich vergiftet worden bin...
Es frisst wie Säure in einem

Aber jeden Tag, egal wie miserabel es mir geht...ich kämpfe


Und immer wieder muss man auch im schlimmsten Elend das Gute suchen...

Jeden verd....Tag sag ich mir...ok...
Er hat mein Leben gef....
Aber ohne mich...ist er nix
Er ist nicht der Hit...wird wegen Geldstrafe jetzt schon im Knast sitzen
Er ist klein, hässlich, ungepflegt
Ein Jammerlappen, Muttisöhnchen...
Jetzt arbeitslos, verliert auch seine Wohnung
Was er finden wird sind i-welche Matratzen, für ne Nacht odet zwei
Aber eine Frau die für ihn tut was ich getan habe...keine Chance...

Und es ist meine Schuld dass ich meinen Liebesfilm auf ihn projeziert habe
Hat nix mit ihm zu tun
Das hat mich verblendet und ich habe mich selbst dabei verloren...



Ich bin daran gewachsen
Ich hab gelernt mich nicht von einer Beziehung abhängig zu machen
Zeitweise war ich so kaputt, ich musste alle meine Kraft aufbringen um zu Essen, genug zu trinken und nicht nur da zu sitzen und mir Gedanken zu mache
Heute lache ich über diese Phase...
Genau wie über ihn
Aber das Gift wirkt noch in einem und ein Gegengift hab ich noch nicht gefunden

Es tut mir leid daß Dir das passiert ist
Es widert mich an wenn ich lese wie Dein Ex noch diesen diebischen Spaß daran hatte Dir Kleinigkeiten abzuzocken
Du siehst das als Respektlosigkeit...
Ich sehe das als Armutszeugnis....es bringt ihnen eine kurze Befriedigung...aber die Leere die sie danach empfinden wenn man sich ihrem Zugriff entzieht ist umso größer
Auch wenn sie nichts fühlen...glaube mir DAS fühlen sie
Wenn man aus ihrem Einzugsbereich verschwindet
Kein Zugriff mehr
Kein Kontakt
Die grösste Strafe für ihn ist Dein Glück
Bestrafe ihn...indem du ihn vergisst
Und:

WERDE GLÜCKLICH

Alles alles Liebe und Gute für Dich

Irgendwann hört es auf....
Und ich freu mich über jeden Tag an dem ich so viel arbeite und beschäftigt bin dass ich das alles vergesse


Ich sehe das nicht als Einsamkeit, zumindest im Moment nicht
Ist einfach mal Zeit mich um mich selbst zu kümmern....

Und Beziehung?

Lol....erst mal nicht

Mit einem Mann nochmal zusammenziehen?
Never


Drück Dich....und :Kopf hoch!

21.07.2017 19:53 • #8


G
ich träume selten, bzw. erinnere mich fast nie daran. der letzte traum, an den ich mich erinnere
ist schon zwei, drei vielleicht sogar vier jahre her. davor war es noch seltener.
heute war es anders. ich träumte, ich sei in einem büro, eine kanzlei, ein maklerbüro oder so.
ich hatte den eindruck, dass ich oft da bin. ich weiss nicht,
ob ich da mitarbeiterin war, oder nur häufiger gast.

eine frau kam in die räume. die frau wollte einiges verkaufen. haus/grundstück oder so.
das auffälligste an ihr war ihr wiesel, was ihr folgte.
ein wunderschönes tier, was sprechen konnte und ein bewusstsein hatte.
auch dieses tier sollte verkauft werden.

während die frau ihren geschäften nachging, hatte ich zeit mit dem wiesel zu sprechen.
ich fragte, ob es ihm etwas ausmacht verkauft zu werden.
es meinte nein, das wäre ok. es käme ja zur xy, das sei eine liebe frau.

ich jedoch hatte vorher ein gespräch mitgehört, bei dem klar geworden war, dass dieser handel
geplatzt war. die besitzerin des tieres hatte wohl bemerkt, dass sie viel, viel mehr geld für
das tier fordern könnte als mit xy vereinbart war. 70 000 Euro wollte sie auf einmal haben. viel zu viel für xy. aber irgendein kunde würde sich schon finden. das tier wusste davon noch nichts.
es tat mir leid zu sehen, dass es so betrogen wurde und einer sehr ungewissen zukunft entgegen ging.

doch was konnte ich schon für das tier tun ? dann drehte sich der traum und die besitzerin des tieres wurde verhaftet und abgeführt, wegen irgendwelcher krummer geschäfte mit ihrem haus oder grundstück. im trubel dachte niemand an das wiesel, das sich an mich klammerte.
ich hatte das gefühl, dass ich es unbedingt beschützen müsse. wer weiss, was ihm sonst passieren würde. ein tier, das ist hierzulande eine sache und ein kostbares tier, dass würde man einsperren bis zum verkauf an den meistbietenden. wir flohen aus dem büro.

das wiesel hatte seine vorderbeine um meinen hals gelegt und umklammerte mit seinen hinterbeinen meinen oberkörper. so wie es kleine kinder tun. und ganz wie ein kleines kind, war es zutraulich und küsste mich mit seiner niedlichen, pelzigen schnute. seine wärme, seine nähe war so schön. es fühlte sich so richtig an, dass es bei mir war. gleichzeitig fragte ich mich, was ich denn da zum teufel nur gerade tue. denn wenn mich jemand erwischen würde, wie ich dieses tier stahl, dann würde es mir damit sicher nicht gut ergehen.

dann drehte sich der traum erneut und ich irrte durch strassen und sackgassen.
ich konnte mein auto nicht finden. ich hatte angst vor verfolgern und angst, das wiesel zu enttäuschen. ich machte mir vorwürfe, wieso nur ich zu dumm gewesen war, mir genau zu merken, wo mein auto stand.

schließlich wurde ich wach. ungern nur. ich wollte nicht wach werden. ich wollte erst das
auto finden und uns beide retten. ich hatte angst, wenn ich wach werde, würde ich das wiesel vergessen. aber der tag holte mich dennoch ein.

bis vor einer stunde hatte ich den traum tatsächlich vergessen. jetzt jedoch kam die erinnerung zurück. ich frage mich, was ich daraus lernen soll. besser den parkplatz merken ? weil man nie wissen kann, wann man ganz dringend ein fluchtfahrzeug braucht ?

...............................

Liebe @Schwarz,

Deine Worte sind so wahr und treffend. Ich denke, ist es eben nach wie vor das, was mir am meisten zu schaffen macht, die fehlende Akzeptanz dafür, dass es eben nicht mehr heilt. Ich war so zuversichtlich anfangs, ich würde das mit der Heilung schon hinbekommen. Doch sie blieb aus. Ich habe mich so lange gegen die Einsicht gewehrt, dass es nun so bleibt.

Auf irgendeiner kruden Ebene habe ich das Gefühl, dass ich mit diesem Aufgeben zulasse, dass das Böse siegt. Im Moment geht es mir etwas besser. Heute war ich kurz draußen und da war kühler Wind in der Sommerwärme, der mir durch die Haare strich und durch den Rock fuhr. Es fühlte sich großartig an. Frei und für eine kleine Weile ganz leicht.

Ich hoffe, in Deinem Leben ist auch etwas Schönes passiert. Irgendetwas.

Liebe Grüße

07.08.2017 20:21 • #9


G
der traum geht mir noch immer nach. ich habe mich vor einiger zeit mit traumdeutung beschäftigt. merkwürdig vielleicht für jemanden, der so selten träumt. doch vielleicht sind mir gerade deshalb, die sehr wenigen an die ich mich erinnere, umso wichtiger. ich mag den angang, jeden bestandteil des traums als aspekt meiner selbst zu betrachten. und wenn ich da tue, dann kann ich kann sie lesen. jeden einzelnen davon.

schön war er nicht der traum. umso interessanter, dass mein traum-ego sich so gegen das erwachen wehrte. dass es nicht einsehen wollte, dass die situation hoffnungslos war. nie und nimmer hätte die regisseurin zugelassen, dass dieser traum ein happy end nimmt. das hätte meinen traum-ego schon in dem moment klar werden können, als das auto beim verlassen des büros nicht aufzufinden war. statt das wahrzunehmen hat mein traum-ego sich tiefer und tiefer in die verzweifelte suche verstrickt. doch nun bin ich wach.

ich sehe - es gibt eine lösung. ich setze das wiesel sachte auf den boden. es ist ein kluges tier. es versteht, dass es jetzt die wahl hat. es kann zurück gehen ins gebäude und sich verkaufen lassen. oder es wählt die freiheit. niemand wird es einfangen können, wenn es sich in richtung bäume durchschlägt. so niedlich es aussieht. es ist ein flinkes, kleines raubtier, dass in der freiheit gut für sich selber sorgen kann.

das wiesel und ich - wir verstehen uns ohne worte. ich brauche ihm nichts erklären. es sieht mir ein letztes mal tief in die augen, dann huscht es davon. mein ego kniet auf dem feuchten gehwegpflaster und sieht ihm hinterher. wie es kleiner und kleiner wird, mit fröhlich wippendem *beep*. ich fühle mich verlassen und leer.

doch halt - ich bin wach. was zwingt mich, im ego zu bleiben ? ich wechsele die perspektive. jetzt bin das wiesel und trabe auf flinken pfoten fort. ich werde geliebt. so sehr, dass jemand seine eigene haut riskierte, um mir das hier zu schenken. die welt ist aufregend, sie ist neu, voll von unerwarteten gerüchen und geräuschen. ich lasse das alte ego hinter mir.

nicht schlecht. so gefällt mir der ausgang der geschichte doch gleich viel besser. jetzt müsste ich mich nur noch in meinem alltag so fühlen. leider ist der keine phantasiegeschichte.

08.08.2017 16:44 • #10


G
Es geht so momentan bei mir. Du fehlst. Immer noch. Schrecklich, aber wahr. Wobei ich nicht mal sagen könnte, was es denn ist, was mir an Dir fehlt. Also ... nicht Du als Mensch. Du als Mensch hast total versagt. Du als Traum. Als Illusion . Als Prinz in meinem Märchenschloss. Ist es so etwas ?

Denn Dich als Mensch kann ich definitiv kaum noch ertragen. Noch immer rufst Du gelegentlich an. Noch immer habe ich es nicht geschafft, diesen letzten Faden endlich zu kappen. Endlich die Brücke abzureißen. Über die Du ja doch nie gehst. Die für Dich nur eine Option ist. Eine wichtige Option. Ich weiß. Aber dennoch eben nur ein Option. Ein Fallbackszenario.

Es ist so absurd. Du müsstest es sehen. Wenn Du anrufst ... ich rolle mit den Augen ... aber wie unter Zwang hebe ich dann doch meistens wieder ab. Weil es sich so anfühlt, als würde etwas furchtbares passieren, wenn ich das nicht täte . Und dann gibt es wieder eine Runde Smalltalk. Meistens erzählst Du was von Deinem Job . Naja, das ist so lala. Nicht wirklich spannend, tut aber auch nicht weh. Letztes Mal habe ich mir den Besen aus der Küche geholt, Dich reden lassen und angefangen zu fegen. Weil ich das Gefühl hatte, dass Du mir gerade echt einfach nur die Zeit stiehlst.

Dann aber musstest Du mir unbedingt noch erzählen, was Du am Wochenende getrieben hast. Ich dachte nur Autsch, bitte, bitte nicht. Weil - ich will echt nicht wissen, was Du mit Next unternimmst. Ich habe versucht, Dich zu stoppen, aber ich war zu halbherzig und Du zu sehr in Deinem Film, dass Du jetzt was gaaaanz Tolles zu berichten hast. Und nein, es wurde nicht besser davon, dass Du die ganze Zeit in der Ich-Form gesprochen hast. So - als ob es sie nicht gäbe. So als wenn Du ganz allein dieses Ach-So-Tolle gemacht hast, wovon Du Deinen Enkeln noch erzählen willst ....

Warum nur schütze ich mich nicht wenigstens da ? Warum nur stoppe ich nicht Deinen Redeschwall ? Warum nur ? ....

Ach, ich weiß . Wenn ich das täte, dann würdest Du Dich womöglich nicht mehr melden. Weil ich ja dann meine Funktion verliere. Als Option. Als Bühne, als Zuschauerin ,die Dir gibt, wonach Du so gierst ; Beachtung, Gesehen-Werden. Das ist es doch .... Und ich spiele mit . Warum nur spiele ich mit ?

Glimmt irgendwo in meinem Affenhirn noch immer die verborgene Hoffnung, Du könntest es heilen ? Mich heilen ? Die Zeit zurück drehen ? Dich wandeln ? Uns wandeln ? Hält mein Affenhirn dies alles etwa für Liebe ? Wo ich doch ganz genau weiß, dass das alles eben keine Liebe ist. Die Welt wäre ganz schön arm, wenn die Liebe so aussähe. So tot, so leer, so ohne Mitgefühl.

Ich weiß , ich selber trage meinen Teil dazu bei, dass die Dinge zwischen uns so aussehen. Aber ich kann einfach nicht mehr anders. Ich bin es unendlich leid, Kraft und Energie in dieses bodenlose Loch Deines Herzen zu kippen.. Fäden zu knüpfen, Nähe herzustellen, an Dein Herz zu klopfen, Dich zu fragen, wie es Dir wirklich geht. Diese Nähe herstellen, die Du so gerne zulässt, die Du aufsaugst, wenn sie Dir jemand hinter her trägt. Aber die Du nicht wertschätzt. Nicht genug, um Deinerseits dafür einen Finger zu rühren. Nicht genug, um Deinerseits meine Nähe zu suchen. Und so geht das nicht. So funktioniert keine Liebe, keine Partnerschaft, keine Freundschaft - offenbar nicht mal in der abgeschwächten Form freundschaftlicher Kontakt. Nicht für mich.

Ich muss lernen, durch die Augen des Wiesels zu sehen. Ich muss das Wiesel werden. Ich muss mein altes Ego hinter mir lassen. Ohne Bedauern. Das ist der Weg. Ich weiß. Doch ich hatte es in den letzten Wochen wieder verdrängt. Mich zu sehr darauf konzentriert, den Alltag zu bestehen. Dem Wiesel zu wenig Raum gegeben.

19.08.2017 22:13 • #11


A


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