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Was will er? Warum macht er so etwas?

L
Hallo,
lese aber schon seit einigen Tagen in diesem Forum nach.
Ich habe vor ca. 2 Jahren einen Mann kennengelernt. Er ist alleinerziehender Vater von einem Sohn und hatte mit diesem Jungen große Schwierigkeiten. Am Anfang unserer Beziehung war dies das Hauptthema. Er hatte Angst, man würde ihm den Jungen wegnehmen. Also habe ich ihm geholfen. Habe seine Wohnung geputzt, habe ihm in einer Beratungsstelle einen schnellen Termin vermittelt. Den Jungen hab ich sehr schnell kennengelernt und es war Sympathie auf den ersten Blick. Auch mein Sohn, schon
älter, war von den Beiden sehr angetan. Wir haben viel zusammen unternommen, wobei ich meistens gezahlt habe. Ich habe es später mal so ausgedrückt. Wir haben erst Familie gespielt, bevor wir ein Liebespaar wurden.
Haben wir beide am Wochenende etwas unternommen, hat er immer sehr viel getrunken und wollte immer bis zum Ende bleiben. Oft sind wir erst morgens um 7.00 Uhr nach Hause gekommen.
Für mich war es sehr anstrengend, weil ich herzkrank bin. Ich habe versucht, ihm klar zu machen, wie es mir geht, doch er hatte den Kopf so zu von seinen eigenen Problemen. Anfang des Jahres eskalierte es dann und ich habe mich von ihm getrennt. Er hat so schrecklich geweint und wir haben noch mal einen Versuch gestartet. Doch auch dieser ging nach kurzer Zeit schief. Wir hatten dann einige Wochen keinen Kontakt. Dann haben wir wieder angefangen zu telefonieren. Wir beschlossen, uns Hilfe zu suchen, weil wir beide noch viele Gefühle füreinander hatten. Wir haben uns erst vor ca. 6 Wochen wieder gesehen. Er hat mir seine neue Wohnung gezeigt. Mein Sohn und ich haben ihm dann bei der Renovierung geholfen. Da hatte ich dann zum ersten Mal wieder Kontakt zu seinem Sohn. Als wir alleine waren erzählte dieser mir, er mache sich Sorgen um seinen Vater. Seit der Trennung würden sie beide bei einer Ex-Freundin wohnen, weil der Schulweg (Schule in einer anderen Stadt) für den Jungen dann kürzer wäre. Sein Vater würde ständig trinken, früher hätte er nur am Wochenende getrunken, heute würde er auch in der Woche trinken. Dies wäre auch ein Grund, warum das Jugendamt ihm wegnehmen wolle. Am darauf folgenden Wochenende erzählte mir mein Ex-Partner selber, dass er bei dieser guten Freundin wohnen würde. Er hatte mir früher mal erzählt, er wäre nie mit ihr zusammen gewesen, aber sie würde ihn lieben. Sie ist 10 Jahre älter als er. Jetzt erzählte er mir, sie wäre so mütterlich, auch zu seinem Sohn, sie wäre ein Engel. Er erzählte mir da auch, dass er sie seit 5 Jahren kenne und immer, wenn er keine Beziehung hatte und Bedarf nach einer Frau, zu ihr fahren würde. Er wolle nichts von ihr, würde sie aber als Mensch sehr schätzen. Mich würde er lieben, mit mir könne er Zukunft planen und träumen. Wir wollten auf den Anfang der Therapie warten. Eine Woche später, wir waren wieder in seiner neuen Wohnung und haben geholfen, war er rasend vor Eifersucht. Da er viel getrunken hatte, musste ich einen Handwerker nach Hause fahren. Danach sagte er mir, alles was ich je gemacht hatte, wäre kontraproduktiv. Ich wäre für seinen Sohn schlecht und hättte in der letzten Woche jeden Abend mit seiner Bekannten über mich gesprochen. Er hätte ihr gesagt, er würde mich lieben. Sie darauf: Das
hast Du mir nie gesagt. Wenn Du sie liebst, dann nimm sie Dir. Und sie hat ihn laufend gefragt, wie lange sie beide noch hätten. Und dann hätten sie am Vortag wieder miteinander geschlafen. Als er mir dies sagte, dachte ich, es zerreißt mich. Ich habe ihm darauf gesagt, für mich ist alles erledigt. Ich würde ihm noch bei seiner Wohnung helfen, weil ich dies zugesagt hatte, aber danach würde ich keinen Kontakt mehr wollen. Er wollte nicht begreifen. Schließlich wären wir ja noch nicht wieder zusammen. Er sagte mir, ich würde wieder so in sein Leben platzen und Forderungen stellen und seine Bekannte hätte für alles Verständis. Gleichzeitig gab er zu, dass er an meiner Stelle auch nicht damit klar kommen würde. Ein paar Tage später musste er aus beruflichen Gründen auch den Therapietermin absagen, auf den wir 2 Monate gewartet hatten. Er wollte einen neuen Termin, nur ich hab keinen Sinn mehr darin gesehen. Ein paar Tage später hat er auch meinem Sohn bei einem Streitgespräch gesagt, er würde mich lieben und wolle die Therapie.
Wir haben jetzt keinen Kontakt mehr, weil ich dies nicht mehr wollte. Nur auf einer Internet-Plattform sind wir noch befreundet. Da sehe in ihn onine, aber wir schreiben nicht.
Er hat mich so verletzt, doch meine Gefühle haben sich nicht geändert. Ich verstehe mich selber nicht. So wie es aussieht, ist er Alk.. Auch seine Bekannte scheint in diese Richtung zu gehen und unterstützt laut seinem Sohn noch diesen Alk.. Für mich sind dies fremde Welten. Für mich hat er mich betrogen. Er hat mir monatelang erzählt, er würde mich lieben und hatte etwas mit einer anderen. Und doch werde ich meine Gefühle für ihn nicht los. Was soll ich nur machen?

09.06.2014 07:28 • #1


N
Hallo Lumoda,

was du tun sollst, kann ich dir sagen: Nimm die Beine in die Hand und renn so weit weg wie du nur kannst!
Einem Alk.kannst du nicht helfen, denn das muss er selbst wollen. Du kannst ihn nicht ändern, schon weil er den Bedarf icht erkennen kann. Leid tut mir der Junge, der mit ansehen muss, wie sein Vater vor die Hunde geht.
Du hast ein Helfersyndrom-und das ist jetzt nicht böse gemeint, denn das hab ich auch und ich habe mehr als 20 Jahre versucht, einen Alk.umzukrempeln-, das du aber nun bestenfalls bei dir selbst anwenden solltest.
Der Mann deiner Träume kann ganz schnell ein Alptraum werden und das willst du nicht wirklich. Er kann nur sich selbst helfen. So lange aber immer jemand da ist, der ihm unterstützend unter die Arme greift, für alles Verständnis aufbringt und seine Trinkerei entschuldigt, wird gar nichts passieren. Er muss erst tief fallen und dann besteht die Hoffnung,
dass der Verstand-wenn er noch nicht ganz versoffen ist-wieder einsetzt.
Geh und bleib auf Abstand! Das ist das gesündeste, das du für dich tun kannst.
Auch wenn es schmerzt.
Ich wünsche dir alles Gute und drück dich feste!

09.06.2014 09:58 • x 1 #2


A


Was will er? Warum macht er so etwas?

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L
Danke Neja,

Deine Antwort war wirklich gut und hilfreich. Mein Kopf kann es auch begreifen, nur mein Herz sagt etwas ganz anderes. Als ich den Text heute Morgen gesendet habe, war ich so voller Wut und Verzweifelung. Auch mir tut der Junge sehr leid. Ein 12-jähriger, der Verantwortung für seinen Vater übernimmt. Er hat so geweint. Ich hatte gedacht, wenn wir mit dieser Therapie anfangen, würde auch der Alk. Thema werden. Es sollte eine Art Familientherapie werden und meinem Ex-Partner war es auch sehr wichtig. Ich denke, er weiß, dass er Alkololiker ist. Ich hätte alles gemacht. Nur nicht mit einer zweiten Frau neben mir. Als ich ihm dies gesagt habe und dass er sich für mich für diese Frau entschieden hat, hat er es vehement abgestritten. Doch ich bin bis heute bei meinem Standpunkt geblieben.
Nur innerlich zerreißt es mich. Ich frage mich immer wieder, warum hat er mich über Monate hingehalten? Was sollte das Ganze? Einmal sagte er, er wäre in einer melankolischen Stimmung gewesen. Nur dann war er oft da drin, weil wir ja öfter telefoniert haben. Mein Sohn hat ihn beobachtet, wie er hinter mir stand und immer wieder die Arme erhoben hat als wollte er mich umarmen. Doch er hat es nie gemacht.

Es gibt noch so viele Fragen und keine Antworten.....

09.06.2014 19:49 • #3


N
Zitat von Lumoda:
Ich hatte gedacht, wenn wir mit dieser Therapie anfangen, würde auch der Alk. Thema werden. Es sollte eine Art Familientherapie werden und meinem Ex-Partner war es auch sehr wichtig. Ich denke, er weiß, dass er Alkololiker ist.


Etwas zu wissen, ist die eine Seite, es zuzugeben und aktive Veränderungen vornehmen zu wollen, ist die andere Seite. Bevor ein Alk. zugibt, dass er einer ist und ein Problem hat, fließt viel Wasser den Fluss hinunter und dann wird oft noch jemand gesucht, dem er dann die Schuld aufdrücken kann. Er selbst hätte nämlich niiiiiiiiiiie zum Alk. gegriffen...
Und auch eine Therapie ist keine temporär begrenzte Angelegenheit. Das schwierige ist nämlich,danach bei der Stange zu bleiben und die Finger vom geliebten Kumpel zu lassen. Die Rückfallquote ist leider sehr hoch.
So herzlos wie es sich anhört, aber ein Alk., der nicht erkennen will oder kann, dass nicht nur er ein Problem mit diesem Teufelszeug hat, sondern seine Angehörigen auch und sie darunter leiden und nur er etwas daran ändern kann, muss sich erst allein auf weiter Flur wiederfinden, ohne jegliche Unterstützung oder Hilfe, ohne Zuspruch oder Bestätigung... Er muss tief fallen, um zu merken, dass nur er selbst sich aus diesem ewigen Kreislauf befreien kann.

Dein Vorhaben war löblich, hätte aber nur dir die Erleichterung gebracht zu wissen, dass du alles getan hast, was machbar war. Nur gehören zur Umsetzung dieses Vorhabens noch andere Teilnehmer außer dir. Er hat wahrscheinlich erst einmal zugestimmt, um dich zu besänftigen, dich milde zu stimmen.
Jedoch hatte er nie wirklich vor, es durchzuziehen. Dann wäre er mit seinem Problem- was für ihn ja gar keins ist- konfrontiert worden und dieses Dahindümpeln und andere für sich machen lassen, hätte ein Ende gehabt, weil der Therapeut Ergebnisse von ihm verlangt hätte. Davor hatte er sicher Angst und wollte vor dir nicht als Looser dastehen.


Zitat:
Nur innerlich zerreißt es mich. Ich frage mich immer wieder, warum hat er mich über Monate hingehalten? Was sollte das Ganze?

Du warst sein Notanker.
Du hast schließlich alles dafür getan, dass sein Haushalt wieder in Ordnung kommt, das Jugendamt milde gestimmt wird und ihm den Sohn nicht wegnimmt... Du hast ein geregeltes Leben ermöglicht.
Bis... ja, bis du Forderungen gestellt hast.
Dann warst du unbequem.
Seine Freundin versteht ihn da besser.
Wenn sie wirklich das gleiche Problem hat wie er, ist das auch zu verstehen.

Was dich zerreißt, ist die Tatsache, dass du alles gegeben hast und trotzdem nicht zum Erfolg gekommen bist. Da springt dein Ego im Dreieck.
Lass dich davon nicht irritieren. Du hast getan, was du konntest. Nun muss er sich um sich selbst kümmern.
Besser du kommst jetzt aus der Sache raus, als dass du deine Jahre verschwendest, einem Menschen helfen zu wollen, der sich nicht helfen lassen will, bzw. dem nicht zu helfen ist, es sei denn, er unternimmt selbst etwas.

LG Neja

10.06.2014 09:13 • x 1 #4


L
Danke Neja,

Du hattest recht. Die letzten zwei Tage gab es wieder Kontakt. Da hat sich sein wahres Gesicht gezeigt. Wir hatten durch seinen Umzug viel Handwerkszeug bei ihm. Durch das Unwetter benötigten wir es selber und sein Umzug war ja auch schon 2 Wochen vorbei. Es hat mehrere Anläufe gebraucht bis er uns ein Teil brachte. Dann ist mein Sohn zu ihm und hat dort unsere Sachen zusammengesucht und ihm im Anschluss Vorwürfe gemacht. Er erklärte wieder, er würde mich lieben und die Therapie wollen. Dann hat mein Sohn ihn auf seiner Frauengeschichten angesprochen und er sagte dann, er wäre mit seiner Bekannten zusammen. Aber er würde auch jede Nacht weinen. Nach einem Wortgefecht drohte er meinem Sohn Schläge an und als dieser ihn auf seinen Alk. ansprach hat er meinen Sohn aus seiner Wohnung geworfen. Vorher hat er ganz klar gesagt, er sei kein Alk..
Heute Morgen hat er mich angerufen und machte mir Vorwürfe. Ich hätte meinen Sohn aufgehetzt. Ich wäre ein schlechter Mensch. Er würde soooo! mit seiner Bekannten stehen. Und sie wäre ein so guter Mensch, weil sie für alles Verständnis hätte. Das Gespräch war teilweise sehr hässlich und gemein und ich wollte es ganz schnell beenden. Ich war auch nicht mehr freundlich und habe ihm gesagt, was ich von ihm halte. Gerade er als Pädagoge sollte doch andere Verhaltensweisen an den Tag legen als Gewaltandrohungen. Er versuchte mich in der Leitung zu halten. Irgendwann hab ich es dann doch beendet und war froh.....
Zum ersten Mal hab ich mich gut gefühlt. Danke Neja, alles war genauso wie Du es gesagt hast. Nur hätte er nie auch nur einen Schritt in Richtung Entzug gemacht. Weil er sich nicht für süchtig hält. Ich hätte einen aussichtslosen Kampf geführt und er hätte mich dabei noch lustig weiter betrogen.
Nur bei einer Sache sehe ich es etwas anders als Du. Ich habe sehr tiefe Gefühle für diesen Mann und ich denke, es hat nichts mit meinem Ego zu tun. Ich sehe nur wie ein Mensch, den ich liebe, sich und auch seinem Sohn die Zukunft nimmt. Ich habe versucht zu helfen und konnte nichts bewirken. Und wir haben für die Hilfe noch einen Tritt bekommen. Ich mache mir Sorgen, ich bin verletzt (wegen der Lügen und dieser Frau)....ich habe Angst, dass er seinen Job verliert und seinen Sohn (wobei es für den Jungen vielleicht besser wäre). Dies würde ihn töten. Diese Hilflosigkeit ist es.
Aber ich sehe im Moment auch etwas anderes. Er hat meinen Sohn bedroht. Und da werde ich zur Löwenmutter. Egal wie alt mein Sohn ist. Und da sind auch meine Gefühle diesem Mann gegenüber egal. Ich will nie wieder etwas von ihn hören und sehen und alles, was er zu sagen hat interessiert mich nicht mehr. Er hat sich für mich so was von ins Aus geschossen, mehr geht nicht. Auch wenn es noch so weh tut....irgendwann wird es vergehen.
Liebe Neja, ich danke Dir für Deine Hilfe und Deine klaren Ansagen. Ich werde jetzt meine Beine in die Hand nehmen und laufen so schnell ich kann .

Danke und einen ganz lieben Gruß

11.06.2014 21:27 • #5