Weltschmerz

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Hallo,

Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen und mein Problem beschreiben soll...

Vielleicht vorab ein paar Worte zu mir und meiner Situation: Ich bin noch unter 30, kannte meinen Partner 7 Jahre, dann Heirat und jetzt - nach 3,5 Jahren Ehe - die Scheidung. Wir leben zur Zeit in der ersten Hälfte des Trennungsjahres, seit knapp 4 Monaten bewohne ich eine eigene Wohnung. Kinder hatten wir keine. Eigentlich waren wir für unsere Umwelt DAS Traumpaar schlechthin...

Das Verhältnis zu den jeweiligen „Schwiegerfamilien“ war gespannt. Mein Mann und seine eigene Mutter haben eine „Hassliebe“. Sie können nicht miteinander (mein Mann wollte deswegen schon ans andere Ende der Welt ziehen) und sie können nicht ohne (Mutti bezahlt ja...)

Bisweilen sind alle Formalitäten (Scheidungsfolgevereinb., Unterhalt, Eigentumsübertragung der Immobilie und Verteilung des Hausrates) erledigt. Da hat mein Mann nicht mit der Wimper gezuckt sondern gleich alles ruck-zuck erledigt. Seine Neue hat sich auch gleich häuslich nieder gelassen. Der Umzugslaster war sozusagen noch gar nicht ganz weg... Ist man so leicht ersetzbar? Nach so langer Zeit? Wenn sie wenigstens hübsch wäre oder DIE Frau überhaupt...keineswegs, so ist es für mich noch unverständlicher... Zudem muß ich sagen, daß mein Mann mir sämtlichen Hausrat überlassen hat. Weiterhin Erspartes und ein Auto. Aber warum führt er sich jetzt so auf, als wolle er dafür das Bundesverdienstkreuz haben?

Wie soll ich sagen, ich bin furchtbar deprimiert. Ich stehe an einem Abgrund... falle vorne über, kann mich händeringend wieder retten. Ich habe innerhalb von 2 Monaten 20 Kilo abgenommen, komme mit mir selber nicht zurecht, fühle mich wie im falschen Film, kann es nicht begreifen. Andererseits bin ich froh, daß ich diesen faulen Lügner, Betrüger und A....kriecher (*sorry*) endlich los bin. Leider hat er sein wahres Gesicht erst nach der Hochzeit gezeigt...

Wir haben uns zum Schluß viel angegiftet. Das war einfach so. Zwei Dickschädel halt... Trotzdem haben wir Nachwuchs in absehbarer Zeit geplant und wollten uns ein neues Haus kaufen... Mein Mann war nie jemand, der Gefühle zeigen konnte oder herzlich war... das bißchen was war, ließ dann auch nach. Weiterhin fühlte ich mich vernachlässigt, mußte viel alleine regeln und bewerkstelligen (er war halt ein Pascha *sorry* ein verwöhntes und verhätscheltes Einzelkind). Habe die Haus- und Gartenarbeit selbst erledigt, während er es nicht für nötig hielt. Habe viel an Reparaturen und Umbauarbeiten im Haus (wir hatten es vor 2 Jahren „gebraucht“ gekauft) selbst erledigt.

Ihm war immer nur wichtig, daß er seinem Hobby nachgehen konnte. Wobei ich in der Hinsicht immer zu ihm gestanden habe und ihn bei seinen ehrenamtlichen Tätigkeiten unterstützt habe.

Ich kann nicht begreifen, daß nun eine andere in meinem liebevoll gestalteten Badezimmer in der Eckbadewanne liegt, daß eine andere die Gartenmöbel zwischen die Rosen, Lilien und Gladiolen stellt (ich habe meinen Garten geliebt), daß eine andere den Herd in der Küche benutzt, ihre Wäsche in meinem Trockner trocknet und überhaupt alles in dem Haus – in das ich viel Liebe, Geld und Energie reingesteckt habe – benutzt, anfasst, ansieht oder überhaupt dran denkt....... Die kleinen Dinge, die ich für UNSER Nest verwendet habe... Warum? Es tut alles so weh, ich fühle mich so benutzt.

Dafür muß ich mir jetzt anhören, daß ich selbst zu doof zum Einkaufen bin. (Das wird von meinem Schwiegerdrachen im Dorf breitgetreten. Danke! Ich bin auch wirklich eine böse Schwiegertochter gewesen...) Außderm bin ich eh nur hinter dem Geld hergewesen... Zudem muß ich mir von Fremden anhören, daß er ja auch schon vor der Ehe andere gehabt hat. Außerdem war ich wohl immer schon ein Dorn im Auge, meine Schwiegermutter hat sogar Bekannte von sich beauftragt, bei meiner Familie zu spionieren....

Doch jetzt, wo ich wieder alleine bin und die Gelegenheit habe, ganz neu anzufangen... Ich bin so leer, obwohl ich einen sehr liebevollen und aufmerksamen Partner gefunden habe, der meine Situation kennt und mir versucht Kraft zu geben und mich abzulenken.

Wisst ihr was? Ich hasse meinen Noch-Mann abgrundtief, habe Rachegefühle, würde ihn lieber leiden sehen. Ich suche immer wieder nach Möglichkeiten, ihm eins auszuwischen. Andererseits würde ich so gerne mal mit ihm über die Zeit, die Fehler und unsere Probleme reden, aber er sagt, ER könnte nicht mehr mit mir reden....Was soll ich tun? Ich habe das Gefühl, das war alles irgendwie nur ein Mißverständnis. Ich komme einfach nicht los...

Vielleicht gibt es hier jemanden, dem es ähnlich geht, der sich nicht lösen kann. Ich brauche wirklich Unterstützung von Leidensgenossen. Mein derzeitiger Partner ist – wie es mir scheint – mittlerweile ziemlich überfordert mit der ganzen Sache...

Mittlerweile sind seit der Trennung 8 Monate vergangen. Ein lieber Freund hilft mir, die Sache durchzustehen.

Wie gesagt, er versucht es. Ich leider extremen Stimmungschwankungen... eben noch heiten und gut gelaunt, plötzlich plagt mich der größte Weltschmerz, alles tut so weh, Depressionen nagen an mir, ich bin verbittert... Ich hasse meinen Mann aus tiefsten Herzen und mit ihm seine Neue (die 2 Monate nach der Trennung schon bei ihm eingezogen ist)

Ich möchte am liebsten ganz weit weg sein wenn ich diese negative Stimmung habe, alleine, wo mich keiner kennt. Ich komme einfach nicht drüber weg, weiß nicht, warum das Leben lebenswert sein sollte, habe kein Ziel vor Augen, keine Lebensaufgabe.... Ich möchte dem Kerl eigentlich gerne eins auf die Nase geben und ihn fragen, warum er das getan hat. Kann er nicht einfach tot umfallen?

Hat jemand Erfahrungen damit und weiß, wie und ob mir noch zu helfen ist? Werde ich jetzt bis an mein Lebensende so leiden...? Bitte helft mir! Ich bin einfach nur totunglücklich...
18.08.2003 20:01 •

E
Hallo zuleyka,

ich kann dir nur erstmal sagen Du bist nicht allein mit diesen Gefühlen.
Ähnlich wie bei Dir, Trennung nach 7 Jahren, Kind und gemeinsames Haus... In der Beziehung war er wirklich ein total lieber, netter nur irgendwann kam die Gewohnheit, und eine Sicherheit von seiner Seite-meine finanzielle Abhängigkeit-und das Ende begann.

Jetzt nach über einem Jahr Trennung denk ich Alles war eine Lüge, er hat sich so fies und gemein mir gegenüber verhalten, war nur darauf auf mich fertig zu machen, in jeglicher Art und Weise, hat mir alles weggenommen, nicht mal Rücksicht auf seine Tochter war dabei. Ich fühl mich ähnlich wie Du, kann die Empfindungen für ihn kaum in Worte fassen und auf der anderen Seite stand man sich einmal so nah, hätte alles für den anderen getan...
Das ist für mich auch das größte Problem diese Enttäuschung dass man sich wohl Jahre in dem anderen geirrt hat...

Aber irgendjemand hat mal gesagt Rachegefühle vergiften nur das Herz und bringen nichts voran und irgendwann merkt JEDER ,wie er mal einem anderen wehgetan hat auf die eine oder andere Weise, jeder findet mal seinen Meister, der ihn mitten ins Herz treffen kann. Und dann wird er über sein Verhalten nachdenken und auch traurig sein...Daran glaub ich einfach.

Versuch ihm irgendwie zu verzeihen, dann gewinnst DU, dann bist DU die Stärkere und auch wieder frei...

18.08.2003 22:14 •
A
Weltschmerz
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E
Hallo,

weißt du was evtl. dein Problem ist??? Es hört sich viel danach an als ob du deinen Ex noch lieben tust, ansonsten würde es dich nicht so berühren. Du schreibst das du ihn hassen tust, aber sowas sagt man immer (diese Erfahrung habe ich auch gemacht) wenn man jemanden im Herzen noch liebt aber es nicht sagen und ausdrücken kann. Es war bei mir Ähnlich gewesen. Und über dieses Gefühl muss man sich erst mal Bewusst werden denke ich. Weil warum sollte man sich wünschen das jemand tot umfällt wenn man keine Gefühle mehr hat. Dir wäre es schei. egal was mit ihm wäre, dich würde es nicht berühren. Denk mal genau drüber nach und werde dir bewusst was du wirklich fühlst, und wenn du das dann weißt, dann wirst du auch einen Weg finden aus diesen Rachgefühlen. Rache ist zwar süß, aber sie ist nach einer langen Beziehung fehl am Platze. Man hat sich mal geliebt oder der eine liebt den anderen immer noch, und dann so etwas zu denken halte ich für sehr falsch. Und er kann nicht mit dir über eure damaligen Probleme reden solange du diese nicht abstellst, was soll dabei denn raus kommen??? Wichtig ist es, nicht die Fehler bei dem anderen zu suchen, sondern in sich zu gehen und zu begreifen was man selber für Fehler begangen hat, den anderen dabei erst mal ganz außen vor lassen. Wenn man für sich weiß was man falsch gemacht hat, wird man solche Situation mit ganz anderen Augen sehen und endlich verstehen. Das Verstehen ist das den meisten in einer Trennung bzw. danach fehlt. Es ist einfach dem anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben, und ganz schwer über sich selber nachzudenken. Ich weiß das hört sich jetzt ganz schön gemein an, aber es ist der erste Schritt um wieder miteinander einen Umgang zu finden, über seine ehemaligen Probleme zu reden und zu begreifen was der wahre Grund war. Und ich bin mir sicher, den weißt du nicht, auch wenn du denkst du weißt ihn. Das blöde in einer Beziehung oder eben auch in einer Trennung ist, das man immer meint zu wissen was der andere möchte, man meint zu wissen was der andere fühlt. Leider ist es meist so, das es genau das nicht ist, dies muss man erkennen und dem anderen zu hören, verstehen was er möchte und was er fühlt, und dann beurteilen und evtl. auch handeln. Klingt vielleicht kompliziert, ist vom grunder her aber ganz einfach.

Charly
19.08.2003 00:40 •

E
hoffentlich macht dein neuer partner rechtzeitig absprung,
denn das, was du ihm antust, ist nicht fair.
19.08.2003 00:58 •

E
Hallo zuleyka,

sei froh, daß Du den Ex hassen kannst, das sollte Dir den Abschied eigentlich erleichtern. Ich konnte es nicht, im Gegenteil, und das hat natürlich alles verzögert. Aber Haß ist keine dauerhafte Lösung, Du solltest Deinen Stolz nicht zum Wichtigsten machen sondern lieber in der Gegenwart leben und Dich auf Deinen neuen Partner einlassen.

Das Schöne an der Gegenwart ist, daß sie eine Zukunft hat

ich habe neulich an eine Frau geschrieben:

Du machst das Positive von Deiner absoluten Wahrnehmung abhängig. Warum empfinde ich das Leben als positiver? Nur weil ich es relativer sehen kann?

mach Dir mal Gedanken, was Dir mehr nützt: Falscher Stolz oder die Liebe eines Menschen, der Dich respektiert.

cu
20.08.2003 17:38 •






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