Wie es ist wenn ES nicht mehr da ist

C
Ich bin Anfang 40, fast die Hälfte meines Lebens habe ich mit dem Vater meiner Kinder verbracht, nach unserer “glücklichen” Trennung (so würde ich das Rückblickend bezeichnen)
sind wir so etwas wie beste Freunde und Eltern.
Dann stolperte Er in mein Leben. Er ist auch Vater-hat ein halbes Jahr intensiv um mich geworben - bevor ich mich darauf einlassen konnte. (Zu viele Ängste - aber transparent erklärt und um Zeit gebeten) Dann folgten 4 Jahre Beziehung.

Die Beziehung war ein Ankommen, beide hatten wir einen großen Sack an Vergangenheit auf unserem Rücken und haben diese miteinander geteilt…..Problem jeglicher Art, ungeklärte Reste aus anderen Lebensphasen. Aber wir hatten uns! Er war manchmal trunken vor Glück, Glück das wir beide uns gefunden hatten….oft konnten wir es beide nicht fassen.
Er spiegelte mir, das auch er endlich angekommen sei, so eine Intensität noch nie erlebt hätte...er konnte mir gar nicht oft genug sagen wie sehr er mich liebte, seine Frau- nie hat er mich anders genannt, seine Frau - die eine! Die mit der er alt werden wollte irgendwo auf einem Bauernhof. Die die er Heiraten wollte - mit der er noch ein Kind wollte.
Und das waren nicht nur leere Worthülsen...er ging Schritte - wir planten Verhütungen - waren gemeinsam beim Frauenarzt- sprachen mit Ihr über unseren Kinderwunsch - setzten uns einen Termin (Frühjahr 2017) - er schlug eine Untersuchung des Hormonstatuses vor.
Wir beschäftigten uns mit dem Thema Heirat, sprachen über unsere Vorstellungen - er wollte gern kirchlich heiraten - also sahen wir uns Kirchen in unserer Umgebung an……
Aber wir hatten natürlich auch Probleme - aber auch hier begeisterte mich von Anfang an unsere Streitkultur, seine Neugier und Bereitschaft - miteinander zu wachsen und voneinander zu lernen. Nach nur 6 Monaten Beziehung waren wir zusammengezogen - eine Entscheidung die ich nicht bereue - den es war wunderbar - nicht nur für uns den unsere Kinder genossen die neugewonnen familiäre Atmosphäre sehr.

Mit der Zeit bemerkte ich das er Phasen der Nähe und Phasen hatte in denen er sich vor mir zurückzog und doch war in den letzten 4 Jahren immer klar - ich bin seine Frau. Durch die Art wie er mich anschaute - manchmal - wenn er dachte ich sehe es nicht - da schien er regelrecht in mir zu versinken - in kleinen Gesten, Überraschungen, Nachrichten und in der Zeit die wir miteinander waren - einfach WIR.

Der Bruch
Weihnachten 2015, in der Adventszeit war er mehr um mich bemüht als je zuvor - sodass mich seine Zuneigung fast erdrückte. Er war zu dieser Zeit selbstständig und arbeitete von zu Hause aus, kaum öffnete ich die Haustür viel er mir um den Hals und küsste mich als hätten wir uns eine Woche nicht gesehen. Zwischen Weihnachten uns Silvester kühlte er merklich ab - ich dachte es sei eine seiner Phasen. Den Silvesterabend verbrachten wir im Kreis unserer Familie und durch irgendeine Lapalie (ich war ihm bei einem Spaziergang zu schnell vorweg gelaufen) geriet er derartig in Unmut das wir zu Mitternacht zwar beisammen waren aber doch getrennt.
Seit dieser Zeit gab es keine Liebesbekundungen mehr, in vielen Gespräche bekam ich im Januar aus ihm heraus das er nicht mehr wisse ob das mit uns das richtige sei.

Seit dem:
Es folgten abwechselnd Gespräche und Phasen wo wir nur stritten, Phasen in denen ich ihn in Ruhe ließ um Ihm Zeit zu geben, Trennungsversuche und Ultimaten.
Aber auch Zeiten in denen wir Alltag leben, sehr oft sogar - gemeinsam ausgehen, lachen, Reisen - Hand in Hand durch fremde Städte spazieren, Konzertbesuche, Partys….Normalität.
Aber auch tiefe Verletzungen - Respektlosigkeiten seinerseits, schmerzhafte Enttäuschungen - er könne sich ein gemeinsames Kind nicht vorstellen, er wolle nie auf einem Bauernhof leben…….alle gemeinsamen Ziele lösten sich in nichts auf...

Aber ich nähere mich nun einer Grenze, ich kann so nicht mehr weitermachen…
War ich Anfangs nur unendlich traurig, verletzt und enttäuscht so bin ich nun auch wütend
weil er uns dieses “wunderbare” genommen hat. Ich spüre das mich diese Situation zu einem Menschen macht der ich nicht sein will. Selbst wenn wir bei einem Konzert sind und er mich in die Arme nimmt - dann ist es nicht dasselbe, den ES fehlt - in seinem Blick - meine Frau, ich lieb Dich - ich habe Dich lieb oder ähnliches hat er seit dem Bruch nie wieder gesagt.

Er weiß das, weiß das er auch für mich Verantwortung trägt, das ich keine Sicherheit mehr habe und in einem Schwebezustand dahinlebe der mich teilweise in den Wahnsinn treibt.
Bei unserem letzten Gespräch darüber machte er den Vorschlag ein Paartherapie den ich toll finden und sofort annahm.
Doch während wir nun auf den Termin warten merke ich das in mir etwas kaputt gegangen ist…...das ich mir nicht mehr sicher bin ob ich jemals wieder zurück kann…..

Es tut mir leid...ich könnte noch ewig schreiben….ich könnte ein bisschen Lebensweisheit gebrauchen, einen Blick von außen.

Vielen Dank
Trine

01.09.2016 15:30 • #1


Ricky
Da Du das ja scheinbar sehr genau festmachen kannst, ab wann er nicht mehr liebevoll war, was ist passiert bzw. was hat er denn bei den Gesprächen gesagt, was da passiert sei? Sofern das nicht von Dir irgendwie nur so wahrgenommen wird, und er sich gar nicht so recht verändert hat.

01.09.2016 15:50 • #2


A


Wie es ist wenn ES nicht mehr da ist

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Hallo Ricky,

es ist anders weil er selbst mir in Gesprächen Anfang Januar gesagt hat das er sich über seine Gefühle nicht im klaren ist.
Für mich selbst gab es rückblickend kein auslösendes Ereignis, und auf meine Frage hin ob und was passeirt ist,
kann er mir keine Antworten geben.

VG Trine

01.09.2016 16:01 • #3


K
Oh je, das klingt richtig traurig

Ich bin nun leider auch nicht die Beziehungs.pertin, aber ich schreib mal so, was mir spontan auffällt/einfällt. Vielleicht passt davon etwas für Euch?

Erstmal - die berühmten vier Jahre. Das ist ja so eine Zeitspanne, in der sich in Beziehungen häufig entscheidet, ob es weitergeht oder nicht. Das ist angeblich biologisch so bedingt (weil das irgendwie die Zeitspanne ist, in der Menschen Nachwuchs großziehen; nach vier Jahren ist das Baby aus dem Gröbsten raus und angeblich zog Mann(n) dann weiter). Ich kenne das tatsächlich auch häufig so aus dem Bekanntenkreis, dass viele sich nach vier Jahren trennen, ODER nach vier Jahren passiert eben etwas Großes (Heirat, Kind kriegen, Haus bauen usw.).

Es klingt für mich jetzt erstmal so, als hätte er nur gerade ein diffuses Gefühl von ich bin mir nicht mehr ganz sicher. Das kann ja durchaus mal passieren zwischendurch, und es muss auch keinen konkreten Auslöser dafür gegeben haben. Bei ihm stelle ich mir vor, dass es zum einen mit der Zeit (Silvester, Jahr zu Ende) und mit Euren weiteren Plänen (Hochzeit, Kind, Bauernhof) zu tun hat. Vielleicht auch eine Art Panik vor den anstehenden doch sehr viel engeren Bindungen, die Ihr plant? Da Du sagst, er hat ja auch sein Päckchen aus der Vergangenheit zu tragen, vielleicht eine Form von Bindungsangst, Angst vor den mehr oder weniger endgültig klingenden Konsequenzen?

Eine Paartherapie ist da sicherlich gut, ich würde aber dazu tendieren, dass er erstmal einige Male allein dorthin geht, denn das Problem scheint ja in IHM zu liegen und nicht in Dir, Du bist Dir ja nach wie vor sicher, dass Du ihn liebst und willst. Und es ist sicherlich einfacher für ihn, sich zu öffnen, wenn er ganz frei reden kann. Ich glaube nicht, dass es was mit Dir zu tun hat, sondern nur mit Eurer Lebenssituation. Das ließe sich ja lösen, wenn Ihr z.B. solche schwertragenden Pläne einfach erstmal wieder verschiebt ...

01.09.2016 17:20 • #4


C
Hallo Kätzchen,

Danke für Deine Antwort.
Das er kalte Füße bekommen hat - daran habe ich auch schon gedacht - und es wieder verworfen.
Ein gemeinsames Kind zu bekommen - da kamen die ersten Schritte von Ihm.
(Es den Eltern und den Kindern sagen das wir das in Planung haben, die Frauenärztin nach einer Hormonstatusuntersuchung fragen etc...),
Wir haben Entscheidungen getroffen beruflich wie privat die den Weg ebenen für eine baldige Elternschaft, der Termin für das absetzen der Verhütung stand fest.
Beim Heiraten genau dasselbe. Ich persönlich wollte eigentlich nicht heiraten.
Wir haben lange darüber gesprochen warum das für Ihn wichtig ist und meine Antwort war immer das ich Ihn liebe und
das ich aber mit Heiraten nichts anfangen kann. Er hat mir erklärt das er das nur einmal im Leben wollen und
ich seine Frau wäre, die die er schon immer gesucht hätte....das es ihm sehr wichtig wäre, usw.
Daraufhin habe ich entscheiden wenn es ihm so wichtig ist dann soll es so sein und wir haben uns quasi eine art 4 Jahresplan gemacht.
Und jetzt....

Im Prinzip warte ich jetzt seit 9 Monaten auf eine Antwort, eine Entwicklung auf......, ich habe Ihm die Trennung angeboten,
schon mehrfach..er aber will sich nicht trennen - will noch nicht aufgeben...aus meiner Sicht passiert aber auch nichts von
dem was er mir erzählt hat (wollte zBsp. für sich selbst mit einer Therapie beginnen)

Das warten war geprägt von einer Phase der Verzweiflung, dann kam die große Traurigkeit...ich konnte keine Paare sehen...keine Schwangeren
etc. Wir hatten in den letzten 9 Monaten gute und schlechte Phasen - wir haben normalen Alltag gelebt, wir haben Ausflüge gemacht etc.
Jetzt bin ich in der Phase wo die Wut da ist....wie konnte er mir die Perspektive nehmen, wie mich solange hängen lassen in diesem Schwebezustand
das Gute kann ich nicht mehr an mich heranlassen...bei einer kleinen Reise ist mir das aufgefallen.
Wir standen an einem See, es war romantisch und wunderschön...wir hatten vorher viel gelacht...und aufeinmal dachte ich ACHTUNG
das ist alles nur eine Illusion...das ist nicht Echt!

Letzte Woche bin ich von einer Geschäftsreise zurückgekommen und habe ihm gesagt das ich so nicht mehr weitermachen kann,
da wir(4 Kinder) zusammen wohnen, habe ich mich gefühlsmäßig komplett rausgenommen - wir leben wie eine WG.
Anders kann ich nicht mehr.

Daher auch meine Frage - in mir drin ist etwas zerbrochen....selbst wenn ihm plötzlich wieder einfällt das er mich liebt,
wird das zu kitten sein?

Grüße Trine

08.09.2016 13:28 • #5


Ricky
Klingt irgendwie alles nach sehr viel Angst auf beiden Seiten. Und bei beiden Seiten sind da bestimmt noch so 1-2 Punkte im Hintergrund, die nicht angesprochen werden und deshalb kommt es zu dieser Situation. Seine Anziehung Dir gegenüber ist fast weg, scheinbar auch deshalb, weil er die Ziele, die Du gerne hättest, nicht mehr mag. Und dann wird's daran eben scheitern.

Ich meine, ist es denn so wichtig auf einem Bauernhof zu leben? Geht es um euch oder um ein vorgefertigtes Leben? Warum muss es noch ein weiteres Kind sein, wo ihr doch scheinbar schon 4 (?) habt? Oder woher rührte das Zitat um die 4 Kinder bei Dir?

08.09.2016 13:41 • #6


C
Hallo Ricky

Angst, Punkte die nicht angesprochen werden...mmmh
eigentlich hatten wir immer eine sehr gute und transparente Kommunikation...wir haben seeeehr viel geredet, er ist ein Mann der gern und viel redet
natürlich ist es möglich das es von seiner seite Dinge gibt die er bisher nicht zur Sprache gebracht hat.

Zum Thema anziehung, er findet nach wie vor das ich eine tolle Frau bin, er begehrt mich - auf der s.uellen Ebene hatten wir nie ein Problem - da hat sich in Quantität und Qualität nichts verschlechtert, also außer jetzt wo ich mich quasi rausgenommen habe.

Zitat:
Ich meine, ist es denn so wichtig auf einem Bauernhof zu leben? Geht es um euch oder um ein vorgefertigtes Leben? Warum muss es noch ein weiteres Kind sein, wo ihr doch scheinbar schon 4 (?) habt? Oder woher rührte das Zitat um die 4 Kinder bei Dir?


Wichtig oder nicht wichtig?
Grundsätzlich sehe ich das so, wenn man beschließt im fortgeschrittenen Alter(also ende 30) eine Beziehung einzugehen, hat man einiges gelernt,
demzufolge hatten wir beide einen Lebensentwurf, Ziele die wir überprüft haben - wollen wir denn in die gleiche Richtung.
Sonst wären wir keine Beziehung miteinander eingegangen.
Gerade beim Thema Kind finde ich soetwas heikel, es war immer klar das wir beide noch ein Kind wollen, ein gemeinsames sozusagen,
angeschoben hat ER das Thema....laß uns, wann, den anderen Kindern erzählen das wir ein Kind planen...etc. , sich dann kurzerhand anders
zu entscheiden - finde ich unreif und unfair. Zumal ich aufgrund unserer gemeinsamen Planung nochmal den Job gewechselt habe.
( Und dabei geht es nicht nur um mich, wenn ich eine Entscheidung treffe - Ja ein Kind - sollte mir in einem gewissen Alter die Tragweite einer solchen Entscheidung bewußt sein - wenn ich zudem noch andere Mesnchen in meine Planung einweihe - Eltern, Kinder - finde ich das schon unverantwortlich, denn unsere Kinder fragen nun ständig wann Sie den endlich ein Geschwisterchen bekommen...usw. zumal mir persönlich die Zeit davonläuf (Und NEIN ich habe keinen Druck ausgeübt - fünf Jahre ist ein noch überschaubarer Rahmen - ein mann der mir in der Anbahnungsphase zu verstehen gegeben hätte das er mit dem thema Kinder durch ist wäre für mich nicht in Frage gekommen)

Der Bauernhof war keine jetzt, hier, heute oder morgen Entscheidung sondern eine perspektivische Richtung.
Wir verfolgten da beide das selbe Ziel....wir wollten beide auf einem Bauernhof Alt werden.
Ziele bedürfen aber gewissen Weichenstellungen ...Zwischenziel auf die man gemeinsam hinarbeitet.

Es geht uns also keineswegs um ein vorgefertigtes Leben sonder um Träume, Wünsche und Ziele die jeder von uns unabhängig von
der Partnerschaft für sich selbst hatte.

Zu den Kindern, er hat zwei Kinder, sie sind alle zwei Wochen bei uns, ich habe zwei Kinder - sie sind 50 % da.
Ein gemeinsames Kind war unser Wunsch.

Liebe Grüße Trine

08.09.2016 14:09 • #7