Wie würdet ihr reagieren bei solch einem Text?

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Guten Tag, liebe Leute.
Mein Name ist Traian, bin 20, männlich und studiere in Berlin.
Ich habe vor einem halben Jahr die faszinierendste Person in meinem Leben getroffen.
Mittlerweile läuft es aber nicht mehr so wie ich es mir vorgestellt hatte. Gedanken plagen mein Bewusstsein.
Aufgrund dessen habe ich angefangen zu schreiben, und zwar ziemlich viel.
Ich möchte euch meine Schriften offenlegen und euch höflichst drum bitten, mir eure Meinungen preiszugeben.

Warnung: Ihr werdet mindestens 20 Minuten zum lesen brauchen, überlegt deshalb lieber zweimal, ob ihr es euch zutraut mein verkorkstes Liebesleben anzuhören.
Vielen Dank.

Liebe Clara,
du fragst dich sicherlich: „ Warum hat der mir einen Brief geschrieben? Hätte er mir das nicht einfach per Facebook oder E-Mail schicken können? Hätte ihm die Sache sicherlich einfacher gemacht.“ Der Grund ist, dass ich Sachen wie Facebook, Twitter, E-Mails und SMS unpersönlich finde und diese Medien die Message, die ich im Laufe des Briefes versuche zu vermitteln, nicht im Geringsten widerspiegeln können. Ein Brief jedoch erfordert Mühe und verleiht der ganzen Sache eine gewisse Handfestigkeit. Diese Sache, die mir so wichtig ist und mich dazu antreibt meine Gefühle auf Papier zu bringen, bist Du.



Als ich dich das erste Mal traf war ich, wie du ja schon weißt, nicht ganz bei Sinnen, doch auch in diesem Zustand wusste ich, dass du jemand ganz besonderes bist. Du hast mich damals angemacht, weil ich dich fast mit meiner Kippe angebrannt hätte. Nie werde ich diesen Augenblick vergessen! Wie du kleines, süßes Ding mir aufmüpfig den Weg versperrtest, mich angemeckert hast„ Hey, pass doch mit deiner Kippe auf! Du hättest mich ja fast verbrannt!“ Ich war wie gelähmt, nicht fähig klar und deutlich zu denken bei deinem Anblick. Schmunzelnd bekam ich gerade noch so ein „‘tschuldige“ aus mir heraus. „Ach, halb so schlimm, ist ja gerade noch so gut gegangen.“ „Wie heißt du wenn ich fragen darf?“ „Clara“.
Ein wahrlich unvergesslicher Augenblick.


Viele Leute rieten mir mit dem Rauchen aufzuhören, Allen voran meine eigenen Eltern. Es hieß, ich würde viel schneller sterben dadurch, Impot. werden und etliche andere Krankheiten bekommen. Und sie haben alle natürlich Recht, doch erst durch das Rauchen habe ich dich kennenlernen dürfen. Wäre ich kein Raucher gewesen, hättest du mich nie angemeckert, dich mir nie in den Weg gestellt und ich hätte dich auch nie fast verbrennen können. Deswegen bin ich dem Rauchen wirklich dankbar. Das mag für dich bestimmt übertrieben klingen und nun denkst du sicherlich: „Du hättest mich doch wie jeder normale Mensch einfach ansprechen können?“. Sicher, das hätte ich tun können, doch wie du schon richtig vermutet hast bin ich nicht gerade der offenste, gesprächigste Mensch, zumindest nicht Fremden gegenüber. „Aber du hattest dir doch was eingeschmissen? Du meintest einmal dadurch würde man viel offener und gesprächiger sein?“ Ja, das war ich auch als wir uns nach unserer Bekanntschaft erst einmal schön auf die Couch gepflanzt haben, doch um ehrlich zu sein wäre ich nicht mehr da geblieben hätte es da nicht diesen Zwischenfall mit der Kippe gegeben. Ich hätte dich nicht angesprochen, ja ich glaube sogar, ich hätte dich nicht einmal bemerkt so klein, zierlich und süß wie du bist. Ich wäre vermutlich geradewegs dem Fahrstuhl entgegen gelaufen, wäre kurz um die Ecke nach Hause und ins Bettlein gefallen und hätte irgendwelche wirren Gedanken gehabt. Doch ein Glück ist dies alles nicht passiert, denn ich habe dich ja getroffen. Du hast mir vom VBT erzählt, mir gesagt du würdest Hip Hop und 9Gag mögen. Je mehr ich von dir erfuhr, desto faszinierender und wundervoller wurdest du in meinen Augen.
„Wo kommst du eigentlich her?“ „Aus Brandenburg.“ Ich dachte mir: „ Aus Brandenburg? Dort leben so tolle Menschen wie sie? Ich kann es kaum glauben, dass die erste Brandenburgerin die ich je in meinem Leben kennengelernt habe die Mädels und jungen Frauen, die ich hier innerhalb von 20 Jahren Lebenszeit in Berlin kennen gelernt habe, so dermaßen in den Schatten stellt.“ Ich realisierte schnell, dass du nicht wie jede bist, dass sich deine Welt nicht nur um das Sehen und Gesehen werden dreht, wie sie es bei den meisten Frauen hier in Berlin tut; dass es dir schei. egal ist was andere Leute von dir halten solange du Du bist und voll dahinter stehst; dass du deinen eigenen Gedanken hinterher eiferst und dich nicht von deinem Weg abbringen lässt; dass du deine eigenen Idealen entwickelst und dir nicht welche aufzwingen lässt von der Masse. „Bin ich dir zu aufdringlich?
Wenn ja dann sag es bitte.“
„Nun, irgendein Typi, den ich gerade eben erst kennen gelernt habe, umschlingt mich gerade zu. Weiß nicht …“
„FUUUUUUUUCK IULIAN.“ dachte ich mir so „Was tust du da nur?! Bist du völlig bedeppert? Lass sie los sonst verhunzt du es dir noch mit ihr! Verhalte dich ganz normal!“
Plötzlich war es schon 6 Uhr morgens und du wolltest nach Hause. Ich sagte: „ Ich begleite dich.“ „Ach Quatsch, das musst du nicht.“ „Doch, doch, ich will es aber.“ Tatsächlich wollte ich dich nach Hause begleiten, obwohl ich doch nur einen Heimweg von nicht einmal einer Minute hatte. Der Gentleman in mir klopfte an und meinte: „ Du kannst eine so bezaubernde und liebe, junge Dame nicht alleine den weiten Weg nach Hause gehen lassen, begleite sie!“
Und es gäbe nichts auf der Welt, was ich zu diesem Zeitpunkt lieber getan hätte!
Ich mochte deine Anwesenheit, deinen Blick, den du mir mit deinen verführerischen, wunderschönen grau-gelb-grünen Augen herüber warfst und das lockere Geplauder auf dem Weg. Es war, als würde ich mich mit einer langjährigen Freundin unterhalten die gerade wieder in die Heimat gekommen ist und mir von ihrem Leben dort drüben erzählt. „Hier muss ich aussteigen, danke, dass du mich soweit begleitet hast. Das war sehr lieb von dir.“
„Soweit begleitet?“ dachte ich mir so. „Wo sind wir grade überhaupt?“ Mir war es doch eigentlich egal wo wir waren, denn ich wollte einfach nur Zeit mir dir verbringen. Dies war auch der Grund, weshalb ich dir nicht angeboten habe bei mir zu übernachten. Im schlimmsten Fall hätten wir S. gehabt und uns anschließend nie mehr wiedergesehen. Vielleicht wollte ich auch einfach nicht mein grade von dir erstelltes Bild zunichte machen indem wir hemmungslosen S. bei mir gehabt hätten, was auch immer.

Als du mir zum Abschied ein Küsschen auf die Wange gegeben hast und ausgestiegen bist, da fühlte ich mich wie Ted Mosby wenn er eine *beep* Frau zu Gesicht bekommt: schräges Grinsen drauf und komisch klingendes Gekicher. Es war der perfekte Abschluss für den perfekten Abend.
Ich fuhr zurück, tief in Gedanken versunken und völlig gelassen, geradezu harmonisch. Mit dezentem Lächeln und müden Augen ging ich durch die Straßen, holte mir noch schnell meinen Schlüssel im Brunnen ab und packte mich vollkommen zufrieden ins Bett.
Am nächsten Tag dann realisierte ich erst wirklich was passiert ist. „Das war mit Abstand die wundervollste Bekanntschaft die ich bisher gehabt habe. Ich sollte sie mal anrufen, sie nach Facebook fragen, aber sie pennt wahrscheinlich noch. Ich ruf besser später erst an … aber was ist, wenn sie mir eine falsche Nummer gegeben hat, nichts mit mir zu tun haben möchte?“ Und auf einmal trat es unbegründet auf: Muffensausen. Zu dem Zeitpunkt ist es mir entfallen, dass ich dich, nachdem du ausgestiegen bist, angerufen habe um dir zu erzählen, dass ich meinen Schlüssel im Brunnen verloren hatte. Das hat sich dann solange hinausgezögert bis ich endlich die Eier und den Mumm hatte es zu tun, dich anzurufen. Wir quatschten und ich erinnerte dich an die Einladung zu meiner Geburtstagsfeier, zu der verdammt viele Leute gekommen sind, und auch verdammt viele unbekannte Leute, doch du meintest du müsstest auf deinen kleinen Bruder aufpassen und das verstehe ich. Ich musste früher selbst viel Freizeit einbüßen um auf meine kleine Schwester aufzupassen, denn die Eltern waren von mittags bis abends am arbeiten. Ich musste ihr Essen kochen, sie ins Bett bringen, mit ihr spielen, sie vom Kindergarten und später von der Schule abholen und ihr ab und zu bei den Hausaufgaben helfen wenn sie mal Schwierigkeiten hatte, doch ich sag dir, der ganze Aufwand lohnt sich, denn nichts geht über ein fröhliches Geschwisterchen!
Wir fingen an per Facebook miteinander zu schreiben, uns auszutauschen. Es fing mit Disney Filmen an. Wir mochten beide Mulan, Herkules, Cap und Capper. Es ging weiter mit Serien. Du meintest, Lie to me wäre eine deiner liebsten Serien.
Die erste Staffel hättest du sogar auf DVD und du würdest sie mir sogar ausleihen, hattest sie dann aber verpeilt mitzunehmen. Es war mir egal ob du es verpeilt hattest oder nicht, denn die Geste zählt doch schließlich.
Wir redeten übers Essen und ich erfuhr, dass du scharfes Essen auf den Tod nicht ausstehen kannst und dabei immer recht zickig wirst. Wir haben über meinen Schlafrhythmus geredet und darüber, wie kaputt ich doch sei (womit du auch klar Recht hast … wer steht denn bitte um 23 Uhr auf?).
Wir haben über Games geredet „Hast du schon den neuen Hitman Teil gezockt? Hab gehört der soll richtig gut sein!“ oder „ Ich hab mir mal ein ganzes Let’s Play über Bioshock 2 angeschaut, soooo gut!“.
Ich dachte: „ ich les nicht recht .Hat sie grad wirklich geäußert, dass sie Hitman und Bioshock feiert? Was ist das denn bitte für ein Mädchen?
Ich bin sprachlos … sie spricht so frei darüber als wäre das was ganz normales.“ Da hat es mich übermannt und ich musste dir einfach sagen, dass ich echt glücklich gewesen bin dich kennen gelernt zu haben und das du so bleiben sollst wie du bist, nämlich verdammt cool, einfach Over the Top!
Dies führte zur Diskussion, dass viele andere Frauen auch so seien, es aber nicht zeigten und sich nur auf das Äußere degradieren. Anschließend hattest du etwas geäußert, dass mich echt zum Nachdenken gebracht hat: „Wenn sich ein Paar S. kaufen muss um noch Spaß am S. zu haben, dann haben die sich nichts mehr zu sagen.“ Ich war wie geflasht, das 9Gag Meme Sudden Realization Ralph (der Typ auf der Party) beschreibt das Gefühl am besten.
Du warst im Kunst-Lk bei dir auf der Schule, deswegen ersuchte ich bei dir Hilfe und Rat für mein tolles Pixelartprojekt. Du hast mir sogar das zweite Motiv ausgesucht!
Ich las auch deinen Bericht in der Schülerzeitung und erfuhr deinen Nachnamen. „Frau Z., wie niedlich“ dachte ich mir. Es fing an mich zu stören dich bei deinem Vornamen zu nennen. „Warum nur?“ Dachte ich mir. Ich überlegte und überlegte und plötzlich wurde mir klar, dass ich nur meinen liebsten Leuten Spitznamen gegeben hab. Da fiel es mir wie Schuppen vor den Augen! „Kann es sein, dass ich Gefühle für sie hege? Das kann doch nicht sein, so schnell verguck ich mich doch normalerweise nicht in Jemanden.“
Doch mit der Zeit kristallisierte sich das immer mehr und mehr heraus.

Ich grübelte nach einem speziellen Spitznamen für dich, kombinierte die Anfangsbuchstaben deines Vor- und Nachnamens, CZ … „Das könnte man ja auf Englisch aussprechen Cizee, so wie Sí aus dem spanischen und sie aus dem deutschen: Sísie…. Ach neee, Quatsch, das ist nicht das wahre.“ Ich überlegte weiter und später dann fand ich auch einen, doch ich denke es ist noch nicht an der Zeit für dich ihn zu erfahren.

Später dann waren wir sogar zu zweit Geschenke kaufen. So verpeilt wie ich bin hab ich dich eine halbe Stunde warten lassen, eine halbe Stunde die ich liebend gerne länger mit dir verbracht hätte. Verzeih mir das Rumwarten, doch du musst wissen, dass ich aus meinem Abijahrgang als der Sieger um den Titel „Verpeilomat“ herausging. Und dann sah ich dich, und ich war wie geblendet.
So schön hatte ich dich wahrlich nicht in Erinnerung gehabt. Ich muss auch zugeben, dass es mir mit der Zeit immer schwerer fiel mir dich visuell vorzustellen. Ich habe dich ja schließlich einen ganzen Monat lang nicht gesehen, noch dazu war ich ja auch nicht grad im besten Zustand gewesen als wir uns kennenlernten.
Wir waren sogar auf dem Weihnachtsmarkt und sind mit der Maus gefahren und so einem Gerät, das uns beide echt schwindelig gedreht hat. Wir trafen auf 2 meiner guten Freunde und wurden Zeuge wie eine Frau im Spiegellabyrinth voll gegen die Zwölf gelaufen ist (haha). Daraufhin gingen wir zur S-Bahn und warteten auf deine Bahn. Als die Bahn ankam, war der Moment gekommen Abschied zu nehmen und ich weiß bis heute nicht, was da in meinem Kopf vorging. Ich umarmte dich und ging die Treppe runter, raus an die frische Luft. Ich rauchte meine Kippe und hörte dem Rumgeklimper und den Gesängen der Punks neben mir zu während ich tief in Gedanken versunken war: „Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht?! Was war das denn bitte für ein Abgang? Du hast sie schlicht umarmt? Das war es? Mehr nicht? Was ist denn los mit dir? Sie hatte dir doch schon beim letzten Abschied ein Küsschen auf die Wange gegeben. Das ist ein Monat her, Iulian! Das wäre heute doch das Mindeste gewesen! Wieso ziehst du in den bedeutendsten Momenten immer, aber auch wirklich immer, den *beep* ein?!“. Ich hatte schon einige Male den falschen Move gestartet und somit gute Freundschaften den Bach untergehen lassen. Bei dir wollte ich auf keinen Fall etwas Falsches machen weil du viel zu besonders bist!
Allerdings kann man auch Sachen in die Brüche gehen lassen in dem man nichts tut, nicht? Dieser Abend ging mir einfach nicht aus dem Kopf. „Hätte ich sie küssen sollen? Was, wenn sie sich weggedreht hätte? Das wäre doch das endgültige Ende zwischen mir und ihr, selbst auf freundschaftlicher Basis. Aber was ist, wenn sie gewollt hätte, dass du sie küsst? Was ist, wenn durch dein Nichthandeln eben gerade diese Freundschaft in die Brüche gehen wird?“ Ich frag mich auch heute noch, ob es eine gute Idee gewesen wäre dich zu küssen, oder zumindest den Versuch gestartet hätte, dich zu küssen.
Am nächsten Tag habe ich meinen Kumpel, Zaman heißt er übrigens, gefragt was mit ihm und Sunny, seine Freundin die du flüchtig kennengelernt hast, los ist, ob wieder was zwischen denen läuft.
Du musst wissen, das ist so ein Paar das mal zusammen und mal getrennt ist … Sie können nicht miteinander, aber auch nicht ohneeinander. Jedenfalls würgte er mich sofort ab und kam gleich auf dich zu sprechen: „Wer war denn das Mädchen mit dem du unterwegs warst?“ „ Sie heißt Clara, sie ist das Mädchen, welches ich an Daniels Geburtstag im Brunnen kennengelernt habe.“ „Ach so, sie war es also, die du bis nach Brandenburg begleitet hast?“ „Ja.“ „Iulian, von Freund zu Freund, lass sie ja nicht gehen.“ „Was? Wie meinst du das?“ „Digga, sie war ja so locker und lustig drauf gestern. Als wir euch gefragt haben was ihr so eingekauft hättet hat sie doch gemeint „Na Klopapier, ihr wisst schon, brauch man auch ab und zu.“ Sie ist ja feierlich. Ein klasse Mädchen mit dem du dich da abgibst und hübsch ist sie auch noch! Sunny meinte dasselbe.“
Sie haben ja auch beide recht damit.
Dann kamen die Feiertage und Silvester dazu und wir hatten uns eine Zeit lang nicht mehr geschrieben. Wer weiß, was in einer Woche alles so passieren kann, nicht wahr? Bei mir ist nicht viel passiert, Weihnachten mit der Familie schön gefeiert, an Silvester arbeiten gewesen und anschließend mit einigen Freunden getroffen, die NICHT auf der Odyssee waren, sondern es bevorzugt haben es etwas entspannter anzugehen, sprich einen schönen Platz zu suchen und gemütlich zu bechern. Zaman, den du auch auf dem Weihnachtsmarkt kurz kennengelernt hattest war auch da. Meine Jungs und ich saßen also am Rosenthaler Platz, der Tourigegend schlechthin, und erzählten uns lustige Geschichten die jeder für sich in den Feiertagen so erlebt hat.
Auf einmal tauchte eine vierköpfige Gruppe leicht betrunkener junger Frauen auf, alles Touris natürlich, und sie fragten uns irgendwas, habe da nicht wirklich zugehört. Jedenfalls blieben die noch eine Weile bei uns und fragten uns anschließend, ob wir nicht Lust hätten mit ihnen feiern zu gehen. Wie es halt bei 5 Single Jungs so ist, schlägt man(n) solch ein Angebot nicht aus, in der Hoffnung es würde noch zu etwas kommen. Zaman lehnte prompt ab: „ Ne man ich komme nicht mit, ich treffe mich jetzt mit Sunny.“ Ein anderer daraufhin: „ Ja, super, ist doch perfekt. 4 für 4, los, Aufmarsch Jungs!“ Ich lehnte jedoch ab. „Waaaas?! Wieso?“ „ Mhhm, keine Lust dazu.“ „Digga, willst du mich verarschen, da läuft heut Abend locker noch was! Komm doch mal!“ Es fiel mir keine bessere Ausrede ein, deswegen sagte ich: „ Ne du, lass stecken, hab ‘ne Freundin.“ Von hinten hörte ich Zaman anmarschieren: „ Was? Wirklich? Ey freut mich wirklich sehr für dich! Ich hab es gleich gewusst als ich euch beide so zusammen sah! Vom äußeren passt ihr sehr zusammen! Ja gut, wie es so charakterlich zwischen euch aussieht kann ich ja kaum beurteilen, doch was ich da auf dem Weihnachtsmarkt von ihr erlebt habe ist echt nice! Mein erster Eindruck von ihr war spitze!“ Ein Raunen, erzeugt von den 3 anderen Jungs, ertönte. „Nah, wenn das so ist. Lasst abhauen.“ Als die Gruppe dann weg war, durchbohrte mich Zaman mit seinen Fragen: „ Und? Wann seid ihr denn zusammen gekommen?“ „ Ach, man Samy, ich hab gelogen, bin gar nicht mit ihr zusammen.“ „Was? Aber wieso hast du das dann gesagt?“ „Weil ich irgendwie keine Lust mehr hab mit anderen Frauen unterwegs zu sein, die sind alle nicht mein Fall.“
„Ach, so ist das also, da scheint ja jemand ziemlich verschossen zu sein, wenn ich das richtig deute.“
Und wieder einmal behielt Zaman recht.
Als mir das selbst auch klar geworden ist konnte ich mich nicht mehr zurückhalten, ich musste dich einfach wiedersehen, den Sprung ins kalte Wasser wagen und dir sagen, dass ich anfing etwas für dich zu empfinden. Ich fragte dich ganz direkt, ob du Zeit für mich hättest, du hattest eine freche Antwort parat und ich hakte weiter darauf ein, schlug dir vor dich in Brandenburg zu besuchen, damit du nicht den weiten Weg auf dir nehmen musst. Ich war nur einige Male in Brandenburg und kenne mich dementsprechend gar nicht aus dort. Du hättest mich sonst wohin entführen können, es hätte mir mit Sicherheit gefallen. Du antwortetest: „ Nö, so schon gar nicht.“ Ich war mir nicht sicher, ob das ernst oder scherzhaft gemeint war. Ich tippte auf letzteres weil ich ernste Töne nicht von dir gewohnt war und schoss mit einer frechen, scherzhaft gemeinten Antwort zurück: „ Wieso, kann man denn in Brandenburg nix unternehmen?“. Ich bekam keine Antwort mehr von dir zu hören und du gingst offline. Das hat mich zum Grübeln gebracht: „ Hat sie das ernst genommen? Verdammt, das war aber nicht ernst gemeint! Jetzt denkt sie bestimmt ich sei so ein weiterer aufgeblasener, hochnäsiger, mit Vorurteilen behafteter Berliner. *beep*! Ich muss es ihr irgendwie verständlich machen, dass ich das auf gar keinen Fall bin, nicht mal im Geringsten!“ Also habe ich versucht zu erklären, dass ich das ironisch meinte, denn man kann, wie ich weiß, sehr wohl in Brandenburg Sachen unternehmen. Viele meiner Klassenfahrten fanden in Brandenburg statt, doch die beste von ihnen war immer noch die in Eberswalde. Du hattest trotzdem nicht zurück geantwortet und so langsam hatte ich den Eindruck, dass du mir irgendwie böse seist. Ich wusste nicht weiter, also erzählte ich meinem gleichgeschlechtlich Kumpel die Geschichte und bat ihn um Rat (Nein, nicht meinem Chef ). Seine Antwort kam wie aus der Pistole geschossen und öffnete mir die Augen: Ich hatte dich unter Druck gesetzt. Um diese Erkenntnis reicher versuchte ich mich zu zügeln, dich nicht mehr Tag für Tag anzuschreiben, sondern eher etwas Abstand von dir zu halten, denn ich dachte mir, wenn du mir etwas zu erzählen hättest, würdest du mich sicherlich anschreiben. Irgendwann nach 2-3 Tagen, die mir wie eine halbe Ewigkeit vorkamen, hast du doch noch zurückgeschrieben und mir verklickert, dass alles in Ordnung sei. Ich las nochmal den ganzen Verlauf der letzten Woche und mir wurde bitter übel, übel vor Peinlichkeit und Scham. Welch aufdringlichen Mist ich dir doch geschrieben hatte, dachte ich mir so im Nachhinein. Eines Tages warst du dann schlussendlich weg, verreist. Die ersten Wochen waren gewöhnungsbedürftig doch nach einer Zeit vergingen die Tage wie Stunden, die Wochen wie Tage und die Monate wie Wochen. In den 3 Monaten die du weg warst gab es nicht einen einzigen Tag, an dem ich nicht an dich denken musste (das ist auch heute noch so). Lediglich die Dauer des An-Dich-Denkens wurde von Tag zu Tag kürzer, bis zu dem Moment, an dem ich wirklich geglaubt hatte, mit der ganzen Situation wieder im klaren zu sein. Und dann warst du auf einmal wieder Zuhause, wieder in Berlin-Brandenburg, wolltest mich sehen, mit mir Zeit verbringen. Ich war überrumpelt. Versuch dich mal hineinzuversetzen. Ich meine, da triffst du wie aus heiterem Himmel das wohl gebildetste, schönste, liebste und faszinierendste Mädchen, welches du dir im Leben je hättest erträumen können, fängst an dich in den ersten drei Monaten mit ihr zu befreunden und gut zu verstehen und schon verlässt sie das Land für eine äquivalente Zeit, irgendwo ans anderen Ende der Welt. Der zeitliche Unterschied macht es fast unmöglich für dich, sie an der *beep* zu bekommen (in dem Fall ist die *beep* Facebook) und es fängt an, dass ihr immer weniger miteinander schreibt, und wenn ihr es doch noch irgendwie hinbekommt zu gleicher Zeit am Computer oder Smartphone zu hängen und miteinander zu schreiben, dann nur über sinnlose Smaltalk-Themen wie: Wie geht’s dir? Oder: Wie ist das Wetter? Oder: Wie sieht Neuseeland/Berlin aus?
Wir verloren uns irgendwie aus den Augen und die Tatsache, dass du dort drüben in Neuseeland „auf dich alleine gestellt“ warst mit fremden Neuseeländern gefiel mir nicht. Nicht, dass ich irgendetwas gegen Neuseeländer hätte, aber wie du weißt bin ich der große Bruder einer kleinen Schwester und über all die Zeit, die ich mit ihr verbracht hatte entwickelte sich das so genannte „Großer-Bruder-Komplex“ in mir. Zwar drückt sich die Besorgnis eines großen Bruders nicht wie bei den meisten Müttern mit penetranten Terroranrufe aus, bei denen man sofort weiß, dass man arg dran is wenn man 15 unbeantwortete Anrufe von Mama auf dem Handy zu stehen hat, doch die Gefühle sind die gleichen. Die Sorge des Bruders drückt sich eher so aus: Wo auch immer du hingehst, du kannst mich zu jeder Zeit anrufen und ich werde da sein, ich werde dich sicher Auffangen, in jedweder Situation. Standhaft wie ein Fels in der Brandung. Diese besagte Besorgnis oder besser gesagt: dieses Unwohlsein verspürte ich als du in Neuseeland warst. (Ich glaube ich habe es dir schon einmal gesagt, doch wenn du je Probleme in Neuseeland gehabt hättest, hättest du mich anrufen oder anschreiben können, denn ich habe ja super, spezielle Super-Spezial-Agenten in Neuseeland stationiert. Du weißt schon, pfeifen und im Kreis drehen und alles wird gut hehe.)
Zu diesem Zeitpunkt war es mir egal was du dort treibst und mit wen. Wir waren ja nicht zusammen, oder haben uns unsere gegenseitige Zuneigung ausgesprochen. Wir waren nicht einmal Freunde, sondern vielmehr nur Bekannte. Deswegen habe ich auch gezögert dich vom Flughafen abzuholen, denn die Situation würde mir peinlich vorkommen. Stell es dir nur mal vor, da holst du eine Freundin vom Flughafen ab und es stellt sich heraus, dass die ganze Familie und ihre Freunde schon gespannt am Gate warten. Wie gesellt man sich in so einer Situation hinzu? Wie stellt man sich da vor? Als Wen stellt man sich da vor? Im Grunde genommen bin ich für die Leute doch nichts weiter als ein Bekannter von dir. Klar, du hättest es bestimmt als erfreulich und schön empfunden, hätte ich dort am Gate auf dich gewartet. Vielleicht wäre dir meine missliche Lage selbst auch aufgefallen und hättest es lieb und irgendwie mutig von mir gefunden, mich in deinen Reihen hinzugesellt zu sehen, doch wäre es das Richtige gewesen? Wäre es der passende Moment gewesen? Dazu kommt noch die Frage, was wäre danach geschehen wenn ich da gewesen wäre? Ich vermute du würdest mich begrüßen, einen kurzen smalltalk mit mir führen und danach mit deinen Leuten von dannen ziehen, doch diese frage kannst wohl nur du beantworten. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, dann hätte ich mir gewünscht dich doch vom Gate abgeholt zu haben, einfach aus dem Grund weil ich mich der Situation gerne stellen würde; diese Situation gerne erfahren hätte.
Es interessierte mich nicht, ob du dort eine nette kleine Liebschaft gehabt hattest, denn es ging mich nicht im Geringsten was an. Was mich allerdings störte war die Tatsache, dass ich jegliches Lustempfinden für alle anderen Frauen verlor. Ja, ohne Witz: Ich habe die Lust an Frauen verloren, seitdem ich dich kennengelernt hatte. Welche Frau ich auch immer anguckte, es war immer der gleiche Gedanke: „ Nein, sie kommt nicht im Geringsten an Clara ran.“ und mein Kopf neigte sich im Bruchteil einer Sekunde wieder meinem Wege an. Es hätten Angelina Jolie und Jessica Alba an mir vorbeilaufen können und mich mit ihren verführerischsten Blicken anschmunzeln können, der Gedanke wäre der gleiche geblieben, ohne Zweifel. Vielleicht mag dir das wiedermal etwas zu aufdringlich erscheinen, aber dieses mal gibt es kein aber, denn mir ist klar geworden, dass ich monogamer bin als ich dachte und noch dazu leidenschaftlich romantisch. Welch verkorkste Einstellung für einen jungen Mann, findest du nicht? Eigentlich müsste ich nur so vor lauter Testosteron strotzen und jedem jungen Fräulein hinterher pfeifen, wenn ich so die alten Geschichten meiner Onkel zu hören gesagt bekomme, als die Herren noch in meinem Alter gewesen sind. Glaube mir, wenn ich dir sage, dass ich kein Aufreißer bin oder es jemals war, auch wenn mich die meisten Leute gerne so einstufen oder mich so sehen wollen würden.
Das bin nicht Ich.



Ich war überrumpelt, auf eine positive, fassungslose Art und Weise. „Sie will mich wirklich wiedersehen nach all der Zeit dort drüben in Neuseeland? Vielleicht bedeute ich ihr doch etwas? Was auch immer ihre Hintergründe sind, ich werde es versuchen, mich auf sie einlassen.“ Ich schlug dir vor das beste Eis Berlins zu kosten und anschließend ins Theater zu gehen, bei der eine ehemalige Kollegin von mir mitspielte. Im Nachhinein dachte ich mir, dass ich die Info mit der Kollegin lieber auslassen hätte sollen, denn es wäre nur sinnlose Nahrung für sinnlose Gedanken, wie: Findet er sie süß? Oder: Hatte er mal was mit ihr?, gewesen und solcher Sachen.
Wie dem auch sei, nach dem Theater gingen wir zu mir Nachhause und suchteten Mad Men. Ich hatte zwar schon die ersten drei Folgen mal angeknabbert, doch ich wollte, dass du es mir zeigst; ich wollte einfach nur mit dir im Bett liegen und gemütlich gucken, mit dir quatschen, deine sanfte Haut berühren und deinen verführerischen Duft genießen. Die Serie war eher das Mittel zum eigentlichen Zweck. Als du dann anfingst demonstrativ die Pille ein zuschmeißen wusste ich wohin das ganze noch hinführte. Daraufhin wurde ich lockerer und ein unbeschreibliches Glücksgefühl stieg in mir empor, nicht, weil wir S. gehabt hätten, sondern weil dieser Moment mit dir im Bett mein bisheriges Non-Plus-Ultra, auf seiner besonderen Art und Weise, meiner bisherigen erlebten Momente gewesen ist. Vergleichbar mit Heiligabend als kleines Kind oder Geburtstag im Kindergarten. Als wir dann die fünfte Folge hinter uns hatten und so langsam müde wurden schautest du mich an, lehntest dich nach vorne und küsstest mich.
„Now i can die in peace“, dachte ich mir so.
Wir machten uns fertig fürs Bett. Ich rauchte noch meine Zig. auf dem Balkon zu Ende und ließ den ganzen Abend nochmal Revue passieren.
Ich stieg zu dir ins Bett und wir fingen sofort an uns zu berühren, uns zu streicheln, uns zu küssen, ja, sogar uns zu kitzeln. Wir spielten miteinander rum und als es soweit war, verspürte ich ein ziehendes Stechen, genau wie bei meinem aller ersten Mal. Ich versuchte für einige Augenblicke mich neu zu positionieren. Du starrtest mich verwundert an: „Iuly, was machst du da?“ Ich kam mir bedeppert vor. „Warte mal einen kurzen Augenblick.“ Ich zog ihn raus und wurde sprach- und regungslos. „Es blutet.“ „Was? Meine Tage hatte ich doch erst vor einer Woche ?!“ „ Ja, das bist nicht du, sondern ich.“

Ich verschwand ohne Worte zu verlieren ins Badezimmer und versuchte die Blutung zu stillen. Ich hatte keinen einzigen Moment an dich gedacht in dieser Situation. Nach einer kurzen Weile kamst du zu mir, tröstetest mich während ich meinen P. im Waschbecken mit kaltem Wasser ab badete und zogst sogar das Bettlaken ab. So wie ich mich kenne wäre mir diese Situation extrem, also wirklich extremst-extrem, peinlich gewesen wäre mir das mit jemand anderem passiert, doch auf deine gefasste, liebe und der Situation irgendwie unwürdige fröhliche Art und Weise verblasste die Scham in mir, sie verpuffte regelrecht. Du hattest es irgendwie geschafft, mich nicht mickrig und schwächlich aussehen zu lassen. Wie du das geschafft hast weiß ich immer noch nicht.
Wir schliefen schlussendlich ein, ich mit meinem rechten Arm über dir und mit dem linken irgendwo im Nirvana. Einige Stunden später wachte ich auf und merkte, dass mir der ganze linke Arm komplett eingeschlafen ist. Ich dachte mir so: „Na ja egal, Hauptsache im anderen spüre ich noch deine sanfte Haut.“ und schlief in gleicher Position wieder ein.
Als wir dann beide wach wurden und ich uns Tee aufgekocht hatte verspürte ich eine unbändige Energie in mir. So aufgeladen und voller Kraft fühlte ich mich schon sehr lange nicht mehr, so lange, dass ich nicht einmal weiß, ob ich mich jemals ähnlich gefühlt hatte. Ich saß auf dem Sessel und dachte nach. Du hast dich auf mich gesetzt, mit deinen beiden armen um mich und wir küssten uns wieder. Ich hätte Tage, Wochen, Monate, ja, sogar Jahre weiterhin so verharren können!
Als du dann schließlich weggingst ließ ich mir ein Bad einlaufen und blubberte fröhlich unter Wasser vor mir hin. Später dann ging ich zum Geburtstagsgrillen meines Kumpels Lennard, oder auch Lenz von mir genannt. Man merkte mir sofort an, dass ich wie ausgewechselt war. „Iulian, du hast ja dein breites Grinsen wieder im Gesicht, was ist denn passiert?“ hallte es von allen Seiten. „Ein Gentleman genießt und schweigt.“ sagte ich. Das ist mir noch von der zweiten Folge Mad Men im Kopf hängen geblieben. Sie alle ahnten schon, was es bedeuten würde, weswegen weitere Worte unnötig gewesen wären. An dem Tag ging es mir so ausgezeichnet gut, dass ich mich von einem Becher zum anderen hangelte und wie es so kommen musste war ich gegen 8 Uhr Abends so blau, dass ich schnurstracks Nachhause ging und wie ein Stein einschlief. Irgendwann gegen 4 Uhr morgens wachte ich auf und erinnerte mich, dass ich an dem Abend doch eigentlich was mit dir unternehmen wollte. Ich hatte es vermasselt und schlief wie betäubt wieder ein. Am nächsten Tag musste ich ja arbeiten und auch dort durchbohrten mich meine Mitarbeiter. Auch dort meinte ich nur: „Ein Gentleman genießt und schweigt.“ und allen war es klar. Allerdings muss ich noch erwähnen, dass meine Kollegen sehr angetörnt waren von dir. „ Wow, ich wusste ja gar nicht, dass du einen solch guten Geschmack hast was Frauen angeht.“ ließ mich Erol, derjenige, der dich scherzhafterweise ständig angemacht hatte, mit künstlicher Verblüffung wissen lassen. „Tja, kannste mal sehen, weshalb ich dir all die Weibsbilder hier im Eisladen überlasse.“ antwortete ich neckisch. Er grinste mich kopfschüttelnd an und übergab mir die Weisheit: „ Eine Beziehung lohnt sich erst, wenn sich dein Leben durch diese Umstellung im positiven ändert.“
Dieser Spruch traf mich mitten ins Schwarze und brachte mich erneut in tiefe Überlegungen.
Mein Leben schien sich schon zu ändern, zwar waren es nur kleine Dinge, wie zum Beispiel der Lesehunger der mich übermannte und dazu brachte Schuld und Sühne oder Ansichten eines Clowns zu lesen oder auch die Fröhlichkeit die sich in mich ausbreitete, aber dennoch schien sich mein Leben, oder besser gesagt: meine jetzige Situation, langsam im positiven Sinne zu verändern. Mir schien das Verhältnis, welches wir hatten, gut zu tun, doch tat sie auch dir gut?
Diese Frage fing an mich aufzufressen.
Irgendwann fing ich sogar an zu überlegen, was du überhaupt an mir fändest. Ich meine, was könnte ich dir in meiner jetzigen Situation schon bieten? „Eine Beziehung lohnt sich erst, wenn du das Leben deines Partners dadurch positiv veränderst.“ Ich kann dir doch gar nichts bieten, dein Leben nicht schöner machen als es schon ist. Ich gelangte wieder an den gleichen Ausgangspunkt in dem ich mich befand bevor ich dich kennenlernte.
Ich erzählte Erol von den Gedanken die mich plagten. Er ohrfeigte mich: „Komm wieder zur Besinnung, Iulian! Das sind Fragen die einen Menschen innerlich auffressen können und dafür bist du noch viel zu jung, selbst ich mit meinen 43 Jahren darf mir solche Fragen nicht erlauben!“
Irgendwie hatte er ja recht und so fing ich an, wenn mich etwas bedrückte, es aufzuschreiben und Frieden damit zu schließen.
Schreiben wirkt wahre Wunder, im Ernst.
Als ich mit diesem Text anfing war er es aus reiner Selbstlaune, eine Beschäftigung die ich suchte um der Langweile und der Leere zu entgehen, doch mit jedem weiteren Wort, das ich eintippte, wuchs das Bedürfnis, dass du es lesen müsstest. Ich malte mir aus wann das „Ding“ denn fertig sein, wann ich es dir präsentieren, zu welchem Zweck ich es dir zeigen würde. Auf Letzteres wusste ich sogar jetzt schon die Antwort darauf: Entweder wenn wir schon eine lange Zeit miteinander ausgekommen sind als, ich sag mal „Liebesbeweis“, oder wenn ich das Gefühl bekomme, dass sich unsere Wege so langsam trennten, als kleines Vergiss-mein-nicht. Und wiedermal mag das für dich aufdringlich und verfrüht klingen, doch wenn du wüsstest mit was für Schicksale ich bisher in meiner Familie (etc.) konfrontiert wurde würdest du das vielleicht nachvollziehen. Ich meine, mein Cousin hat mit 20 in Rumänien geheiratet nur mit seinem MSA in der Tasche und sonst nichts. Hinzu kommt, dass er nun, 2 Jahre später, ein Kind erwartet und das Geld vom Bauarbeiten jetzt schon vorne und hinten nicht reicht. Wenn ich dann noch die rumänische Mentalität hinzufüge, nämlich bei Problemen anfangen zu saufen und was weiß ich, so kann ich mir doch schon eine Aussagekräftige Prognose über sein zukünftiges Leben ausmalen (for the record: Ich bin Deutscher!). Weiß nicht, vielleicht gehe ich auch viel zu besorgt an die ganze Sache, aber ich mag es nicht Sachen den Zufällen zu überlassen, weswegen ich eher dazu tendiere, mir Worst-Case-Szenarien auszumalen um die dazugehörige Lösung zu finden. Vielleicht nahm ich auch einfach die Sache zwischen uns ernster, als du sie nahmst. Vielleicht war ich für dich ja nur „eine nette, kleine Abwechslung“ zum Alltag. Vielleicht war ich einfach nicht so wichtig für dich, wie du es für mich gewesen bist. Vielleicht, und davor fürchtete ich mich am meisten, hast du die Zeit, die wir miteinander verbracht hatten, als langweilig empfunden und mich daraufhin wie eine heiße Kartoffel links liegen lassen, oder noch schlimmer: Vielleicht hast du jemanden kennengelernt in den du dich auf den ersten Blick verliebt hast. So viele Theorien und so wenige Indizien um dieses Sammelsurium an Gedanken einzugrenzen. Ich wusste so vieles über dich und doch kannte ich dich kaum.



Ich bin noch nicht ganz fertig damit, weswegen ich einen gut gemeinten rat oder tip eurerseits sehr begrüße.

Vielen lieben dank für die Aufmerksamtkeit.

27.05.2013 19:47 • #1


C
Lieber Traian,

ich habe deinen Text nicht ganz gelesen, weil er einfach zu lang und ausführlich ist.
Wenn es dir hilft schreib ruhig jedes Detail in dieser Genauigketi auf.

Den Lesern hier würde es Häppchenweise aber leichter gehn mit einer Antwort, zumal nicht ganz klar ist worauf du Überhaupt hinauswillst. Also ob du ne Frage hast.

Wenn du wissen willst ob du ihr diesen Text schicken solltest, würde ich sagen nein. Es geht auch viiiiieeel kürzer, wenn du dir überlegst was du eigentlich mitteilen möchtest anstatt die ganze Story vom anfang bis zu Ende wiederzugeben.

Ich verstehe leider nicht, was du möchtest

28.05.2013 10:29 • #2




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