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Wiederholungstäter

N
Einleitende Bemerkungen:

Ich war vor einiger Zeit, unter anderem Nick, schon einmal in diesem Forum unterwegs.
Da es den toten Göttern offenbar gefällt ihre Spiele mit mir zu spielen, hat es mich also wieder in dieses Forum gespült.
Neu beginnen - besser scheitern.

Meine Geschichte:

Vor ca dreieinhalb Jahren zerbrach meine Ehe.
Eine wirklich schlimme Zeit!
Damals hatte ich mich hier ins Forum gerettet, was eine der wenigen guten Entscheidungen in meinem Leben war.
Natürlich ging diese Trennung, von Seiten meiner nun Ex-Frau (rechtskräftig geschieden), nicht ohne Betrug und die totale Entwürdigung unserer Ehe, aus der ein Sohn hervorging welcher bald seinen zehnten Geburtstag feiert, über die Bühne.
Ich zog aus, ließ alles zurück und traute mich kaum weiter als bis zum nächsten Tag zu blicken.
Ich war in jeder nur denkbaren Weise am Ende.
Emotional, finanziell, körperlich.

Zu dieser Zeit lernte ich eine Frau kennen, natürlich im Netz, welche in gleicher Lage war - jedoch am anderen Ende saß.
Sie verließ gerade ihren Mann.
Wir wollen sie hier A. nennen.
Das Unheil nimmt seinen Lauf.

Wir schrieben vermutlich tausende WA-Nachrichten.
Ich konnte meine Frau durch ihre Augen sehen - Sie ihren Mann durch die meinen.
nach einigen Wochen telefonierten wir dann regelmäßig miteinander.
Und das waren nicht immer leichte Gespräche!
Wir haben gestritten, wir haben getröstet, wir haben uns Mut gemacht.
Zeit verging und wir fanden neue Themen die uns verbanden.
Dann wollte ich diese Frau real sehen.
Für eine Stunde in einem Kaffee. an jedem beliebigen Ort auf dieser Welt.
Aber das war wohl nicht möglich.
Auf Zusagen folgten Absagen.
Auf ein Ja, ein Nein.
Noch mit meiner Trennung beschäftigt, brach ich den Kontakt vollständig ab.

Da saß ich nun wieder.
Ein knappes halbes Jahr allein, kam sie in mein Leben.
Nennen wir sie S.
Geschieden und alleinerziehend, triefte aus jeder Pore ihres Seins die Verzweiflung.
Ich war frei, wenn auch nicht im Herzen, aber das kann man im Schach halten.
so dachte ich zumindest.
Ich sollte mich schwer täuschen!

Wochen und Monate vergingen und ich fand mich in einer emotionalen Dreiecksgeschichte wieder.
Meine Ex-Frau, von der ich mich mit überschallgeschwindigkeit entfernte, S. die alle Hebel auf eine gemeinsame Zukunft mit mir umlegte und A., die ich nie aus den Augen und Gedanken verbannen konnte.
Einige durchgewachte Nächte und zergrübelte Tage später trennte ich mich von S.
Ihre Welt brach vollständig zusammen.
Sie war wohl das, was man eine Übergangsbeziehung nennt.
Ich bin nicht stolz darauf.

Nun ist also aus einem Verlassenen, ein Verlassender geworden.
Vollständiger Perspektivwechsel.

Mein Plan für die nähere Zukunft war nun klar wie nie zuvor.
Frauen?
Nein Danke!
Wäre da nicht A.

Ich schrieb sie an.
Ich war der festen Überzeugung sie würde sich nie wieder melden.
Aber ich musste es versuchen.
Und sie antwortete!

Am selben Abend telefonierten wir mehrere Stunden.
Ohne jeden gegenseitigen Vorwurf.
Ich sprach von meinen letzten Monaten.
Sie von ihren, welche auch ein kurzes Drama vorzeigen konnten.

Aber Abseits allem Gesagten war es wieder da, dieses Gefühl des verbundensein.
Halbwegs befreit aus der Vergangenheit nahmen die Gespräche deutlich an Tiefe zu.
Und jetzt sollte auch der richtige Zeitpunkt gekommen sein sich zu begegnen.
Ich fuhr zu Ihr, was eine enorme Wegstrecke bedeutete und wir verbrachten ein unvergleichliches Wochenende.

Einig darüber, das die Umstände eine Beziehung unmöglich machten fuhr ich zurück, nur um dann alle Pläne über den Haufen zu werfen.
Wider jeder Vernunft wollte ich es durchziehen.
Und sie scheinbar auch.
Die Zeit verging,war jedoch immer wieder durchsetzt von kleinen und größeren Ungereimtheiten.
Irgendetwas war falsch.
Dann der Aufprall.
Das Telefon klingelt und ohne jedes Zögern beendete sie diese Beziehung.
Mich traf es hart, konnte aber damit umgehen.
Ich war darauf vorbereitet. Mein Bauchgefühl hatte mich gewarnt.

Also kramte ich meinen alten Plan vom frauenlosen Leben aus der Tasche, strich die abgeknickten Ecken zurecht und fand mich ab.
Wochen der absoluten Funstille!
Dann kam mein Geburtstag.
00.01Uhr klingelt das Telefon.
A.!

Wir sprachen.
Lange.
Sehr lange!
Wir sprachen uns schonungslos aus und machten unter allem gesagten einen Strich.
Ich fuhr wieder zu ihr.
Sie kam zu mir.
Wir waren ein Paar.
Aber die Umstände hatten sich nicht verbessert.
Ein kurzer Urlaub der nicht schön verlief, gefolgt von Abenden im Frühherbst die unbeschreiblich waren.

meine Küche - ground zero!

Sie war bei mir.
Ein anstrengendes Wochende!
Sie fuhr heim.

Black out in meinem Kopf.
Vollständiger Stromausfall!

Ich werfe das Handtuch.

Ich wühle in meiner Hosentasche nach meinem alten Plan.
Er ist um einige Brandlöcher unzähliger Zig. und Flecken vom Bourbon-Glas reicher.
ich welchsel den Job und schütte mich mit Arbeit zu.
Ich werde eng in meinem Herzen.

Ich beschäftige mich zum ersten Mal mit mir und meinem Leben.
Erkenne wiederkehrende Muster.
Entdecke im Netz eine passende Beschreibung.

Die Monate vergehen.
Mein Geburtstag kommt.
Das Telefon piept.
A.!

Wir schreiben.
Wir telefonieren.
Und wieder dieses Gefühl der Zugehörigkeit.

A. ist in einer Beziehung.
Sie sprach es nicht aus.
Ich fragte nicht danach.

Ich erkläre mich.
Über meine Erkenntnisse zu meiner Persönlichkeit.
Kein einziger Vorwurf von Ihr.
Und über allem dieses unendlich tiefe Gefühl.

Mir geht es schlecht.

Abschluss:

ich möchte dieses Thema benutzen um in Tagebuchform meine Gedanken niederzuschreiben.
Mich zu sortieren.
Wer mag kann einen Eintrag hinterlassen.
Ich würde mich freuen.

10.06.2019 13:05 • #1


T
Hi, also unabhängig von deiner Geschichte, die ich persönlich sehr traurig und bedrückend finde - es tut mir sehr leid, was dir widerfahren und wohl noch nicht vorbei ist - finde ich deine Art des Schreibens sehr ansprechend und interessant zu lesen. Gern mehr davon.

Liebe Grüße und alles Gute für dich.

10.06.2019 13:12 • #2


A


Wiederholungstäter

x 3


G
Hallo!
Ein grandioser Post.
Ach ich kann dich so gut verstehen. Dieses Push and Pull - das Spiel, das so süchtig machen kann.
Um nur diesen kurzen Urlaub zu genießen, bevor der Aufprall kommt.
Entrissen ist das Herz und man glaubt tatsächlich, dass nur der Täter, der dir die Wunde zugefügt hat, heilen kann.

Ich krame auch wieder meinen alten Plan aus meiner Hosentasche.

10.06.2019 15:02 • #3


A
Es scheint Menschen zu geben, die man nie vergessen kann, mit denen man sich tief verbunden fühlt, mit denen man trotzdem nicht leben kann.

10.06.2019 15:43 • x 1 #4


G
... ich bewundere dich ja, dass du die Häufigkeit des Spiels so einstecken hast können

Ja, und das sind die Geschichten, die das Leben schreibt.
Beim näheren Betrachten macht es einem irrsinnig viel Angst, diesbezüglich positiv in die Zukunft zu blicken.

10.06.2019 16:08 • #5


V
Was 'hast' Du denn laut Deiner Internetrecherche?

10.06.2019 16:22 • #6


G
Bezüglich borderline meinst du?

10.06.2019 16:35 • #7


N
Oft genug war ich in diesem Spiel der Täter.
Ich beherrsche es gut.
Zu gut.

10.06.2019 18:32 • #8


N
an A.

gerade haben wir Stunden telefoniert.
Mir schlug das Herz bis zum Hals.
Vorsichtige Formulierungen aus der sicheren Deckung.
Nichtgegebene Antworten auf nicht gestellte Fragen.
Und dann bricht die Spannung.
Wir lassen uns im Gespräch treiben.
Lachen und provozieren uns und schneiden Sätze ab.
Als müsse man alles heute noch sagen.
Wendemarken...
Immer wieder wird es für Minuten still.
Wir schweigen dort, wo Worte keinen Sinn ergeben.
Dann sprachen wir so.

Keiner kann auflegen.
Die Technik zwingt uns.
Gibt uns Zeit in uns hineinzuspüren.

10.06.2019 18:48 • #9


V
Zitat von Gaia:
Bezüglich borderline meinst du?


Du denkst Borderline zu haben?

10.06.2019 19:13 • #10


N
nein.
denke ich nicht.

10.06.2019 19:30 • #11


N
Eine feste Umarmung für dich. Du sortiert und ordnest dich. Ein guter Weg es hier zu tun. Borderline ist es nicht. Nur eine wirre Zeit.
Dir alles Gute hier. Es ist schön zu lesen, weil du eine schöne Sprache hast und gute Gedanken.

10.06.2019 19:40 • #12


N
an A.

Wir suchen nach Worten um das was geschieht zu beschreiben.
Wir wollen der Mitte, um die wir kreisen, einen Namen geben.
Und dann verlässt uns der Mut.

Wir kramen in den Erinnerungen.

Meine Erinnerungen sind so anders.
Ich weiß wie es aussieht wenn sich deine Augen mit Tränen füllen.
Die unerträgliche Hitze auf deinem Balkon.
Der Geruch deiner Haare.

Angekommen sein und nicht stehen bleiben können.
Weiterlaufen.
Immer weiter...

10.06.2019 20:28 • #13


N
an A.

ein Abend im August.
Wir diskutieren Kunst und Literatur.
Du gebildet - ich nur interessiert.
Ich argumentiere kühl, du kochst hoch.
Ich genieße deine Lebendigkeit.
Ich gehe unter.
Du quittierst es mit einem kühlen Lächeln, welches deine Mundwinkel umspielt.
Ich koche hoch.
Du genießt meine Lebendigkeit.

Wir trinken roten Wein...

10.06.2019 20:55 • #14


E-Claire
Es heißt dann wohl, welcome back. Willkommen zurück.

Zitat von nördlich-vonIHR:
Dann wollte ich diese Frau real sehen.
Für eine Stunde in einem Kaffee. an jedem beliebigen Ort auf dieser Welt.
Aber das war wohl nicht möglich.


Und warum bist Du genau an dieser Stelle nicht ausgestiegen?

Wie lautete, da die innere Argumentation?

Mit anderen Worten, was hat dich angezogen und was hat den Rest der Geschichte ermöglicht?

10.06.2019 22:18 • #15


A


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