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Wird es jemals wieder gut werden?

W
Hallo liebes Forum,

ich hoffe sehr darauf hier Gleichgesinnte zu finden und möchte deshalb meine Geschichte teilen. Meinen Verlobten kenne ich nun seit über 10 Jahren. Er war damals der Freund von einer entfernten Bekannten und wir freundeten uns recht schnell und intensiv an. Gefühle waren zu der Zeit von keinem von uns beiden ein Thema. Irgendwann trennte er sich von seiner Freundin und hatte recht viele Frauengeschichten. Die Frauen wussten immer alle, dass es noch andere gab und er hatte einfach seinen Spaß. Eines Tages lernte er dann doch die Frau kennen, von der er dachte sie wäre die Eine. Ich habe mich sehr für ihn gefreut und hab ihn mit Spannung auf seinem Weg begleitet. Er wurde Papa und hat die Frau geheiratet. Kurz nach der Hochzeit merkte ich, wie er sich veränderte. Er wurde trauriger und in sich gekehrt und hat kaum noch mit jemandem geredet. Irgendwann erzählte er mir dann doch, dass er unglücklich sei. Die Frau und er passten nicht zusammen und es gäbe nur Streit, was auch die Momente mit der kleinen Tochter belasten würde. Zudem gestand er mir, die Frau bereits betrogen zu haben. Ich war geschockt und konnte ihm nur raten mit offenen Karten zu spielen und mit ihr zu reden. Nach weiteren Wochen der Streiterei haben sich beide entschlossen sich zu trennen und wegen der Tochter nur noch ein freundschaftliches Verhältnis zu pflegen.
Ein gutes Jahr später änderte sich unsere Beziehung auf einmal grundlegend. Begonnen hat alles mit einem gemeinsamen Glas Wein und einer gemeinsamen Nacht. Ich wusste nicht was mit mir geschieht und ebenso wenig, warum ich auf einmal den Mann der so viele Probleme attraktiv fand. Ich wusste doch wie er war! Trotzdem kamen wir zusammen. Wir verstanden uns prächtig, jedoch waren immer wieder Momente in denen er traurig und in sich gekehrt war. Er begann eine Therapie, durch welche es ihm von Sitzung zu Sitzung besser ging. Ich merkte wie er immer mehr wieder zu sich selbst fand und alles Geschehene verarbeitete.

Wieder ein Jahr später kam dann doch der nächste Schock. Ich fand raus, dass er mich ganz am Anfang der Beziehung betrogen hatte. Für mich brach eine Welt zusammen. Klar, ich wusste das er das schonmal getan hat, aber ich hatte mir immer eingeredet, dass er das nur tat, weil er mit seiner Ex so unglücklich war.

In vielen Gesprächen kam heraus, dass er das scheitern seiner Ehe und seiner Familie schlecht verkraftet hatte und mehr Probleme mit sich selbst hatte als er sich eingestehen wollte. Daraufhin hat er Mist gebaut und danach für sich die Reißleine mit der Therapie gezogen. Er sagt, dadurch ist ihm vieles klar geworden und er will für mich besser werden und hat das jetzt auch geschafft.

Ich habe mich dazu entschieden mit ihm zu kämpfen und zusätzlich zu seinen Einzelgespächen mit seinen Therapeuten gemeinsame Termine wahrzunehmen. Das klappt sehr gut und wir konnten vieles aufarbeiten.

Seitdem sind zwei Jahre vergangen in denen wir eine harmonische Beziehung geführt haben. Wir reisen viel, waren gemeinsam im Urlaub und teilen die meisten Hobbys. Er zeigt mir jeden Tag wie wichtig ich ihm bin und es könnte alles perfekt sein . wäre da nicht mein Kopf. Ständig frage ich mich: ist er ehrlich? Kann sich jemand so ändern? Bin ich die nächste dumme? Machen meine Gefühle mich blind?

Vor einem Monat hat er mir einen tollen Heiratsantrag gemacht und ich dachte, ich könnte nicht glücklicher sein. Doch nun übermannt mich eine solche Angst und ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll.

Gibt es ähnliche Erfahrungen?

25.07.2018 12:05 • #1


A
Ja, ich persönlich glaube schon, dass man sich durch Arbeit an sich selber und vor allem mit der Unterstützung einer Therapie bedingt ändern kann.

Edit: Vorausgesetzt es liegt in der Persönlichkeit nicht zu viel im Argen z.B. frühkindliche Störungen aufzuarbeiten, ist so gut wie unmöglich oder unmöglich.

25.07.2018 12:07 • #2


A


Wird es jemals wieder gut werden?

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A
Klar können sich Menschen ändern. Schau mal, dein Verlobter war wie du um die 18, als du ihn kennengelernt hast, nehme ich an. Dann hat er auch relativ schnell den Schritt zur Heirat und Vaterschaft getan, war wohl noch nicht ganz soweit. Wenn man sich da nicht mehr verändern würde, wäre das ja mehr als bedenklich.

Ich kenne zwei Kandidaten, die sich in jungen Jahren mehr als nur die Hörner abstießen (selbst ihre Spitznamen drückten diese Gegebenheit aus ) - die dann um die 30 absolut treue anhängliche Ehemänner wurden, einer fast schon in Richtung Pantoffelheld. Und meiner würde sie alle gemeinsam noch toppen

Mehr Sorgen würde ich mir machen, wenn jemand mir erzählt, er will seine erste, zweite Freundin heiraten - dann sticht die meisten der Hafer, wenn sie älter werden, weil sie Angst haben, etwas zu versäumen.

Eine Garantie hast du ohnehin nicht. Also: Die Chancen stehen genauso gut und genauso schlecht wie bei einem erzkatholischen Theologiestudenten, wenn er noch Jungfrau war, umso schlechter. Hör nicht auf deinen Kopf, hör auf dein Bauchgefühl. Wenn du glücklich mit ihm bist und ihm vertraust, dann go for it. Wenn du nicht glücklich bist und ihm nicht vertraust, dann lass es sein!

25.07.2018 12:22 • x 3 #3


Rinah
Zitat von Whatever2507:
Ständig frage ich mich: ist er ehrlich? Kann sich jemand so ändern? Bin ich die nächste dumme? Machen meine Gefühle mich blind?


Ich glaube auch, dass man sich ändern kann, wenn man es wirklich will. Und es sieht ja auch so aus, als wolle er es wirklich. Du solltest ihm vielleicht sagen, wie Du Dich fühlst. Ich denke, dass hier die Kommunikation ganz wichtig ist.

Was Dein Vertrauen in ihn angeht: ich verstehe Dein Kopfkino. Ich glaube aber auch, dass Vertrauen eine Entscheidung ist. Schenk es ihm und schau was passiert. Wenn Du ihm nicht vertrauen kannst solltest Du Dir überlegen, ob das alles Sinn für Dich macht mit ihm. Sollte er Dich betrügen, kommt es eh irgendwann raus. Natürlich wäre das bitter. Es kann aber auch gut sein, dass er einfach wirklich aus seinen Fehlern gelernt hat und sowas nie wieder passiert. Dann würdest Du mit Deinem Misstrauen nur Eure Beziehung belasten. Schenk ihm Dein Vertrauen. Du verlierst nichts, wenn Du es tust.

25.07.2018 12:28 • #4


A
Zitat von Arnika:
Ich kenne zwei Kandidaten, die sich in jungen Jahren mehr als nur die Hörner abstießen (selbst ihre Spitznamen drückten diese Gegebenheit aus ) - die dann um die 30 absolut treue anhängliche Ehemänner wurden, einer fast schon in Richtung Pantoffelheld. Und meiner würde sie alle gemeinsam noch toppen

Mehr Sorgen würde ich mir machen, wenn jemand mir erzählt, er will seine erste, zweite Freundin heiraten - dann sticht die meisten der Hafer, wenn sie älter werden, weil sie Angst haben, etwas zu versäumen.

Kann ich beides bestätigen.

Und wie schon gesagt wurde, eine Garantie hast du eh nie.

Ich finde es auch gut, dass du dir solche Gedanken machst und nicht blauäugig in Katastrophen rennst. Spricht für dich.

Allerdings darfst du dir dein Glück auch nicht selber zerreden. Bin ich auch manchmal gut drin, daher kann ich es gut nachvollziehen. Erinnere dich immer wieder daran, was alles Gutes für ihn und eure Beziehung spricht. Mir hilft das dann.

25.07.2018 12:35 • x 1 #5


K
Zitat von Whatever2507:
Er zeigt mir jeden Tag wie wichtig ich ihm bin und es könnte alles perfekt sein . wäre da nicht mein Kopf. Ständig frage ich mich: ist er ehrlich? Kann sich jemand so ändern? Bin ich die nächste dumme? Machen meine Gefühle mich blind?

Wie es scheint, gelingt es Dir nicht, ihm seine Fehltritte zu verzeihen. Für deine Wertvorstellungen ein No-go. Doch du bestrafst Dich selbst, wenn Du nicht verzeihen kannst, weil Du dich selbst dazu verurteilst, nicht vergessen zu können.

Alle seine Bemühungen, die Du wertschätzt, reichen trotz allem nicht aus, ihm das notwendige Vertrauen schenken zu können. Und das beeinträchtigt doch ganz erheblich deinen Prozess, sich ihm gegenüber öffnen zu können. Sollte es Dir nicht gelingen, ihm wirkliches Vertrauen schenken zu können, wird es besser sein, diese Beziehung auf rein freundschaftlicher Basis fortzuführen.

Ihr kennt Euch schon sehr lange, deshalb überlege Dir gut, ob dein Verhältnis trotz fehlendem uneingeschränktem Vertrauen zu ihm eine tragfähige Basis haben kann.

Offenheit und Ehrlichkeit kannst Du auch in einem förderlichen Gespräch zur Klärung deiner bestehenden Vorbehalte anregen.

Hab Mut und viel Glück.

25.07.2018 12:42 • #6


A
Zudem kommt, es ändert sich ja nicht nur der Mensch, es ändern sich auch die Umstände. Eine meiner besten Freundinnen hat in jungen Jahren nichts anbrennen lassen, auch immer warm gewechselt, damit natürlich auch nicht die Treue in Person.

Heute: Seit fast 15 Jahren glücklich verheiratet, 2 Kinder, Haus, Hund - und eine der wenigen Ehen, für dich ich in meinem Umfeld die Hand ins Feuer legen würde. Vielleicht gerade, weil sie in ihrer Jugendzeit ordentlich Gas gegeben hat und dann wirklich wusste, was sie will - und was sie nicht mehr will.

Mag sein, dass der/die eine ewig den Nervenkitzel braucht - die anderen bauen auf ihren Erfahrungen auf und werden gerade deswegen gesetzter. Und die dritten haben sich nie ausgelebt - und holens dann spätestens in der Midlife-Crises nach. Also würde ich mir an deiner Stelle keinen großartigen Kopf machen - wenn dein Bauchgefühl stimmt. Eine Glaskugel haben wir alle nicht.

25.07.2018 12:58 • x 2 #7