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Doppelbotschaften zermürben mich

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Hallo zusammen,

ich lese schon einige Zeit hier mit und habe mich gestern dann entschlossen, mich auch anzumelden. Aus Diskretionsgrünen möchte ich meine Geschichte nicht gerne groß ausbreiten (bei Bedarf gerne per PN mehr). Sie ist letzten Endes so banal wie 1000 andere auch. Aber das ändert nichts an meinem Gefühlschaos zwischen Hoffen und Warten, Bangen und Verabschieden.

Kurz: Mein Mann und ich kennen uns 10 Jahre, 8 davon haben wir zusammen gelebt. Im Herbst kam scheibchenweise raus, dass er schon über ein Jahr ein Verhältnis mit einer Kollegin hatte. Er würde mich nicht mehr begehren, war aber unentschlossen. Unsere Beziehung bedeute ihm sehr viel, er fühle sich tief verbunden ... Ein ganzes Jahr lang belogen, betrogen und hintergangen geworden zu sein, hat mir aber komplett den Boden unter den Füßen weggerissen und ich habe ihn gebeten, das Haus zu verlassen. Das tat er dann auch - und ist schnurstracks zu ihr. Dort wohnt er seit gut vier Monaten mit ihr und ihren 3 Kindern. Ich bin mit unserem Hund im Haus (gehört ihm) geblieben.

Wir hatten von Anfang an nahezu täglich Kontakt, teils beruflich bedingt, weil ich für seine Firma arbeite (ja, auch das noch ) Ich war sehr passiv, habe ihn in 99 % der Fälle kommen lassen. Es kamen SMS, WhatsApp und Mails. Immer wieder auch Gute Nach-Nachrichten und belanglosestes Zeug, so dass ich ganz klar den Eindruck hatte, er sucht Kontakt und Nähe ... Dann wieder tagelang nichts. Dann ein Besuch bei mir. Dann wieder Abschwung. Und so weiter und so fort.

Und gerade befinden wir uns wieder in einer zunehmend intensiven Phase. So intensiv, wie seit der Trennung nicht mehr. Vor 14 Tagen hat er das Wochenende hier verbracht. In getrennten Betten, aber unter einem Dach. Frühstück fand bei ihm im Bett statt. Gelaufen ist nichts, aber ich spüre ganz stark, das es prickelt und heiß wird. Auch scannt er mich regelmäßig ab, glotzt mir immer wieder ganz gedankenverloren auf die Brust und und und ... (Passt irgendwie gar nicht zu ihm, hat er vorher nie gemacht). Das WE war sehr harmonisch und vertraut und zum ersten Mal seit der Trennung habe ich wieder ein wir gespürt. Haben zusammen DVD geguckt, gesessen, geredet, gelacht etc. ...und eigentlich hat nur gefehlt: Ich bleibe! Vergangenes WE war er Freitag gut drei Stunden hier. Hat abgehangen, bisschen Sport geguckt, bisschen im Garten gemacht. Sonntag kam er auf nen Kaffee. Da teilte er mir mit, dass er in den Osterferien eine Woche verreist. Ich habe das nur zur Kenntnis genommen. Habe nicht nachgefragt, ob alleine oder mit ihr, ich gehe aber mal davon aus.

Wir haben in der vergangenen und auch in dieser Woche fast täglich telefoniert (immer rief er an, davor haben wir seit seinem Auszug eigentlich gar nicht telefoniert), gestern Abend auch reger WhatsApp-Wechsel. Er generiert Meetings mit uns beiden, die ich rein professionell gesehen unnötig finde. Er hat mehrmals betont, dass letzte Mal vor ein paar Tagen, dass ich keinen Druck hätte, eine neue Wohnung finden zu müssen. Aber mittlerweile frage ich mich ernsthaft, ob nicht er derjenige ist, der Druck hat, ich könnte tatsächlich ausziehen und ganz aus seinem Leben verschwinden?! Irgendwie lässt er mich einfach nicht von der Angel?! Gestern lud er mich zum dritten oder vierten Mal in sein neues Sportstudio ein, ich soll doch einfach mal mitkommen und und und ...

Ich könnte das jetzt noch endlos weiterführen, aber ich denke, Ihr wisst, um was es geht?! Ich bin bei dem allen sehr zurückhaltend. Freundlich, verbindlich, aber nicht mehr. Ich möchte ihn nicht unter Druck setzen und auch nicht an ihm zerren. Andererseits frage ich mich aber langsam, ob ich nicht doch vielleicht mal bisschen Initiative zeigen sollte?! Denn bei allem was war: Ich liebe ihn. Und ich wünsche mir sehr, dass er sich nochmal, wieder, erneut für uns entscheiden kann.

Was sollen diese Doppelbotschaften? Mich macht das fix und fertig, ihn frontal darauf ansprechen kann ich aber einfach nicht. Ich bin so wund, dass mir eine neue Zurückweisung unerträglich ist zurzeit. Er wohnt bei ihr und in der Firma wissen auch alle darüber Bescheid mittlerweile - und dann diese Signale an mich. Besuche, Kontakt, Nähe, Lob hier (im Job), um Rat gebeten dort, seine ohnehin knappe Auszeit am WE verbringt er dann mit mir und lädt hier seine Akkus auf. ... Ich verstehe einfach nicht, was er will. Und ich frage mich, ob ich mir da vielleicht was vormache? Ist so ein Verhalten normal, wenn man sich getrennt hat? Überbewerte ich das alles vielleicht? Ich denke, wenn Schluss ist, ist Schluss?! Das zieht er aber nicht in letzter Konsequenz durch. Hat das was zu bedeuten? Immer wieder denke ich, das perfide Spiel hat sich umgekehrt, nun erzählt er ihr irgendwas und schafft sich Freiräume für mich, schreibt mir abends heimlich Nachrichten und fühlt sich zu mir hingezogen etc. Wenn ich die Neue wäre, ich würde k*** Das kann sie doch unmöglich gut finden, wenn er bei mir übernachtet?! ...
Fragen, Fragen, Fragen ...

Ganz lieben Dank fürs Lesen!

15.03.2017 14:15 • #1


Urmel_
Das sind keine Doppelbotschaften.
Die sehen so aus: de.wikipedia.org/wiki/Doppelbindungstheorie

Er hält lediglich die Bindung aufrecht, aber ohne destruktive Komponente.

Eine klassische Doppelbotschaft: Wasch mich, aber mach mich nicht nass.

Du hingegen wirst lediglich an der kurzen Leine geführt und Du spielst das Spiel auch mit. Eine Cluster-B-Komponente kann ich da aber nicht erkennen.

15.03.2017 14:31 • #2


A


Doppelbotschaften zermürben mich

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Danke für Deine rasche Antwort Urmel

Ich setze die Doppelbotschaften mal in Anführungsstriche. Hatte das nicht als psychologische Kategorisierung gemeint.

15.03.2017 14:36 • #3


Y
Du könntest deinen Mann darum bitten, Doppelbotschaften zu unterlassen, und mit dir in einer klaren Form zu kommunizieren. Wenn du schreibst, du könntest das nicht, stellt sich mir die Frage . Warum nicht? Wovor hast du Angst? Gibt es noch eine Steigerung an Enttäuschung oder Ernüchterung, die er dir antun könnte?

15.03.2017 14:55 • #4


Urmel_
Hier hast Du ab und an Spezialisten, die mal einen Blick auf die Eigenschaften der Ex-Partner werfen und sofort Bezüge zu Cluster-B-Störungen wittern. Meist ist es nur ein Konstrukt des gekränkten Egos, um die Sache positiver für sich selbst erscheinen zu lassen. Deswegen mein Hinweis, denn solche Wege führen meist zu nix.

Bleibt aber Dein Problem. Was genau willst Du denn daran ändern? Mit den Dir zur Verfügung stehenden Mitteln.

15.03.2017 14:57 • x 1 #5


Z
Ich komme nur sehr langsam wieder auf die Beine. Darauf bin ich nicht stolz, aber so ist es. Und ich würde eine erneute Absage zum einen nicht ertragen und zum anderen weiß ich eben gar nicht, ob ich eine solche Frage überhaupt stellen kann. Ich bin so weichgekocht, dass ich kaum noch Vertrauen in meine Wahrnehmung finden kann. Vielleicht überbewerte ich die ganzen Gesten und Verhaltensweisen ja schlicht? Deswegen wollte ich hier gerne einen neutralen Blick von außen, wie sein Verhalten auf Euch wirkt ...

15.03.2017 15:06 • #6


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Zitat von Urmel_:
Hier hast Du ab und an Spezialisten, die mal einen Blick auf die Eigenschaften der Ex-Partner werfen und sofort Bezüge zu Cluster-B-Störungen wittern. Meist ist es nur ein Konstrukt des gekränkten Egos, um die Sache positiver für sich selbst erscheinen zu lassen. Deswegen mein Hinweis, denn solche Wege führen meist zu nix.

Bleibt aber Dein Problem. Was genau willst Du denn daran ändern? Mit den Dir zur Verfügung stehenden Mitteln.


Das ist der Punkt: Welche Mittel habe ich, außer Geduld? Ich sehe keine Möglichkeit, den Status quo zu ändern. Ich kann ihn ja schlecht an den Haaren herbei ziehen. Das einzige, was ich sehe, ist, dass ich selber aussteige. Aber das wird mich meinem Ziel nicht näher bringen, dass ich gerne einen Neustart für uns hätte (und für möglich halte). Ich habe immer wieder das Gefühl, die Sache ist noch nicht ganz reif und ich muss noch warten und Geduld haben - 2 Minuten später denke ich, ich mach mir das alles nur vor .... es ist zum Verrücktwerden

15.03.2017 15:12 • #7


Y
Wie soll dein Gatte dich mit deinen Wünschen respektieren, wenn du dich selber klein machst? Ein Ding der Unmöglichkeit, wenn du mich fragst.

15.03.2017 16:18 • #8


K
Hab´ bloß nicht so lange Geduld, bis die andere ihn rausschmeißt, denn in dem Fall könntest Du Dir nie sicher sein, ob Du nicht die zweite Wahl bist.

Aus meiner Sicht nimmt er sich auch beiden Welten, was bequem für ihn ist. Du funktionierst für ihn über Lob und Zuwendung. Etwas Bequemeres für Job und Privatleben kann er anscheinend nicht haben.

Vielleicht gefällt ihm auch schlicht das Spiel mit dem Feuer und mit den Heimlichkeiten.

Frag ihn, fordere ihn auf. Wenn er Dir dann noch den letzten Dolchstoß vesetzen sollte, hast Du wenigstens eine Ausgangsbasis. Ja, eine schlechte, aber eine Ausgangsbasis, die aus meiner Sicht mehr wert ist als dieser Schwebeszustand, in dem Du Dich passiv wartend verhältst.

Alles Gute für Dich, wie auch immer es weiter geht!

15.03.2017 16:55 • x 2 #9


G
Dann warte nicht auf den Dolchstoß. Denk an dich und das du zu Kräften kommen musst.

Ich würde ganz subtil den privaten Umgang kappen. Bei mir ein WE verbringen und keine Stellung beziehen? Nein Liebes, dafür musst du dir zu schade sein.

Denk an dich und setz dem ein Ende. Sollte er ernsthafte Absichten haben, wird er sie dir mitteilen. Wenn nicht, dann weißt du es und kannst den Heilungsprozess weiter führen.

Lg Grace

15.03.2017 17:08 • x 3 #10


Mariannah
Also ich kann dich total verstehen. Verharre auch grad in so einer Halbstarre. Ich bin auch nicht bereit, irgendeinen Vorstoß zu provozieren. Ich warte ab und beobachte. Kommt Zeit, kommt Rat. Gottes Mühlen mahlen langsam. Überstürze nichts! Das ist mein Rat an dich!
Liebe Grüße

15.03.2017 19:06 • x 1 #11


Z
Ach Mensch, ich war so verschreckt eben wegen den ersten Antworten, dass ich mich ganz fix wieder abgemeldet habe. Und nun bedauere ich das sehr. Vielen Dank für Eure Einschätzungen! Halbstarre trifft es ganz gut. Ich habe das Gefühl, ich bewege mich gerade auf einem Minenfeld und ein falscher Schritt und die nächste Bombe geht hoch und zertrümmert mir mein Leben ...

15.03.2017 19:21 • #12


Mariannah
Ich halte es wirklich mit Abwarten. Warum irgendwas überstürzen?

15.03.2017 19:33 • #13


Z
Mich quält halt immer die Frage, ob ich mir das alles nur vormache. Und dann bin ich wieder so was von überzeugt, dass ich gut daran tue, ihm die Zeit zu geben, die er braucht (auch wenn sich jetzt viele die Haare raufen?!). Es ist ja nicht so, dass ich wie ein ausgestopftes Reh auf dem Sofa sitze und warte und warte und warte. Ich bin dabei, mein Leben neu zu organisieren und habe mir auch schon Wohnungen angeschaut, treffe mich, gehe aus etc. Und das tut mir auch sehr gut.

Darf ich fragen, wie lange Ihr getrennt seid? War da auch eine Dritte im Spiel?

15.03.2017 19:46 • #14


Mariannah
Ich finde dich tapfer! Und warum sollte man jetzt irgendwas übers Knie abbrechen? Ob du die was vormachst, kann dir keiner sagen. Auch das wird die Zeit zeigen. Ich denke, dass eine positive Haltung nie falsch sein kann! Wie alt bist du, wenn ich fragen darf?

15.03.2017 20:09 • x 1 #15


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