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An H

Blanca
Ich splitte diesen Beitrag in mehrere Antworten auf, sonst wird es zu lang.


Kapitel 1: Der Bruch

Seit unserer Kindheit waren wir Nachbarn und so wuchsen wir in derselben Straße auf. Du warst etwas jünger als ich, daher gingen wir nicht in die gleiche Klasse, aber wir haben regelmässig zusammen gespielt, was zusammen unternommen, etc.

Auch nach der Schulzeit blieben wir miteinander in Kontakt, obwohl ich in eine andere Stadt gezogen war.

Irgendwann war ich verheiratet und Du in einer festen Lebensgemeinschaft, also sahen wir uns nur noch alle paar Wochen und das jetzt zu viert. Diese gemeinsamen Nachmittage verliefen ruhig, aber angenehm: nach wie vor genoß ich Deine Gesellschaft und auch Deinen damaligen Lebenspartner mochte ich gut leiden.

Dann kam eines Tages der Cut und zwar wie aus dem Nichts:

Wir waren wieder einmal in Deiner Stadt und dort bei meinen Eltern zu Besuch; ich rief an, um ein Treffen mit Euch zu vereinbaren. Es ist jetzt fast 3 Jahrzehnte her, daher erinnere ich nicht mehr die genauen Worte, nur daß Du erst meintest, heute gehe es schlecht und dann immer ausweichender wurdest, als ich Dir sagte, wir könnten diesmal auch gern einfach nur kurz bei Euch an der Haustür Halt machen (ich hatte Dein - nachträgliches - Geburtstagsgeschenk dabei und wollte es Dir gern noch überreichen) - mein Mann und ich würden dann weiter ins Dorf gehen. Daraufhin kam von Dir wie aus der Pistole geschossen, Ihr wärt bei Deiner Mutter zum Mittagessen eingeladen und müßtet deshalb jetzt schon los.

Eigentlich hättet Ihr uns unterwegs begegnen müssen, doch Ihr nahmt einen Umweg - meine Eltern erzählten mir später, als wir aus dem Dorf retour kamen, sie hätten Euch noch nebenan eintreffen sehen, kaum daß wir selbst dorthin losgegangen waren. Auch sie fanden das sehr merkwürdig - Ihr hattet einen Umweg nehmen müssen, um uns eben nicht zu begegnen.

Danach war Funkstille - bis heute. Weder rief ich Dich nochmal an, noch kam von Dir irgendetwas.

Erst war ich verwirrt, dann konsterniert deswegen. Unsere letzten Treffen waren stets locker verlaufen: kein Streit, keine Auseinandersetzungen, keine blöden Sprüche. völlig unaufgeregt und harmonisch. Ich war mir keiner Schuld bewußt und auch mein Mann meinte, er könne sich Deine plötzliche Ablehnung überhaupt nicht erklären, sei doch alles wunderbar gewesen.

Eine ganze Zeit später waren wir nochmal in meiner Heimatstadt und aus irgendeinem Grund ging mein Mann allein ins Dorf - ich weiß den Anlass nicht mehr. Als er zurückkehrte in mein Elternhaus, wo ich mich derweil weiter aufgehalten hatte, da erzählte er mir, er sei Deinem Freund über den Weg gelaufen dort. Der habe sich über die Begegnung gefreut und ihm erzählt, daß Ihr inzwischen getrennt wärt, aber noch guten Kontakt miteinander haltet. Auch, daß er eine neue Arbeitsstätte und eine eigene Wohnung gefunden habe - Anschrift und Telefonnummer hatte er meinem Mann mitgegeben, wir sollten uns doch mal melden. (Tat ich nicht, aus Rücksicht auf die ungeklärte Situation mit Dir.)

Und dann sagte mein Mann, er habe ihn gefragt, was denn nur los sei zwischen Dir und mir so auf einmal. Dein Ex habe erwidert, ihn habe das auch sehr gewundert und irgendwann habe er Dich auch darauf angesprochen. Doch Du hättest merkwürdig reagiert - so sehr, daß er nicht weiter habe nachbohren wollen. Seither sei das Thema tabu geblieben.

Einige Zeit später fragte auch meine Mutter deswegen nochmal bei mir nach. Ich sagte ihr, ich wisse nach wie vor nicht was los sei, aber da ich nicht diejenige war, die den Kontakt bewusst (!) beendet habe, sei ich auch nicht dafür zuständig ihn wiederherzustellen, zumal ich die Art seines Abbruchs dann doch irgendwie unreif fand. Sie erzählte mir dann, daß sie mal bei Deiner Mutter deswegen nachgefragt hatte - gleiche Antwort wie bei deinem Ex: Du hättest merkwürdig reagiert und seither hatte das Thema sich erledigt.

Zu jener Zeit grüßte Deine Mutter mich noch, wenn ich sie schon mal im Vorgarten sah, auf dem Weg zu meinem Elternhaus gleich nebenan. Deinen Vater sah ich nur noch ein Mal, eine Zufallsbegegnung auf dem Weg zur Bushaltestelle; er reagierte auf meinen Gruss damals sehr herzlich. Leider ist er vor ein paar Jahren verstorben.

Auf dem Friedhof war es dann auch, kurz nach seinem Tod, daß ich Dir Jahre später doch nochmal persönlich begegnet bin. Ich war dort, um u.a. das Grab meines eigenen, Jahre zuvor bereits verstorbenen Vaters zu besuchen. Auf dem Hinweg kamen Deine Mutter und Du mir entgegen, an Deiner Hand ein Kind von vielleicht 4-6 Jahren: augenscheinlich Deine Tochter, so ähnlich schaute sie Dir.

Ich hatte nicht vor Euch aufzuhalten, habe aber im Vorbeigehen reflexartig gegrüßt. Und da begab es sich, daß Ihr beide mich etwas arg abschätzig gemustert habt - um dann recht zügig und vor allem grußlos (!) an mir vorüberzugehen.

Ich war erneut konsterniert, mochte aber vor dem Kind und auf einem Friedhof keinen Palaver deswegen anfangen und so zuckte ich einfach nur müde die Achseln und ging weiter, ohne mich darüber ärgern zu wollen. Dennoch. meine innere Stimme. sie meldete mir leise, daß da irgendetwas ganz böse aus dem Ruder gelaufen ist.

Nur was? Ich fühlte mich immer noch unschuldig, hatte Dir doch nie etwas Böses gesagt oder zugefügt.

10.09.2020 23:10 • x 3 #1


Blanca
Kapitel 2: Analyse möglicher Gründe für den Bruch

In den letzten Jahren hatten wir keinen gemeinsamen Bekanntenkreis mehr gehabt. Rufmord schied als Grund für Dein Verhalten also schon mal gründlich aus. Wir hatten uns immer zu viert getroffen in der Zeit vor dem Bruch, doch weder Dein Ex, noch mein Mann hatten eine Idee, was ich gesagt oder getan haben könnte, um Dich zu veranlassen, so abrupt einer Freundschaft das Genick zu brechen, die damals immerhin schon rund 26 Jahre bestanden hatte und damit eine meiner ältesten überhaupt war.

Also woher in drei Kreuzes Namen kam nur diese passiv-aggressive Ablehnung, die mir auf dem Friedhof nun so unverblümt entgegengeflogen war und das jetzt auch noch von Deiner Frau Mutter? Ich konnte das nicht nachvollziehen. Offen gesagt, hat es mich in weiterer Folge auch nicht mehr permanent beschäftigt. Zwischen dem telefonischen Kontaktabbruch und dieser Friedhofsszene lag über ein Jahrzehnt - und mein Leben war auch ohne unsere Freundschaft weitergegangen, so wie Deines offenbar auch. Ich fahre inzwischen nur noch 1-2 mal jährlich in unsere Heimatstadt, um Verwandte und die Gräber zu besuchen. Seit dem Tod meiner Mutter bin ich sonst mit niemand mehr in Kontakt geblieben dort.

4 Jahre nach unserem Bruch hatte ich mich von meinem Mann getrennt; zwar zog die Scheidung sich bis ins Millenium hin, aber seither besteht da keinerlei Kontakt mehr. Inzwischen ist diese Ehe gedanklich kaum noch präsent. Weniger wegen anderer Männer, sondern vor allem deshalb, weil ich mich danach noch mehr auf die Karriere fokussierte und auch ins Ausland ging dafür. Dort machte ich einen kompletten Neustart, traf interessante Menschen, reiste zeitweise häufig herum, meisterte berufliche Herausforderungen, die mich physisch und psychisch an meine Grenzen brachten - und baute mir ein freies, schönes und zufriedenes Singleleben auf. Heute ist diese Ehe so weit von meinem Inneren entfernt, wie unsere Heimatstadt es räumlich ist.

All diese Jahre fühlte ich mich unschuldig Dir gegenüber - dachte die Sache aber eben auch nicht mehr weiter durch, weil mittlerweile doch recht viel Zeitgras darüber gewachsen war. Um ehrlich zu sein: Es gab Zeiten, da hat sie mich schlicht nicht mehr interessiert. Abgehakt war die Freundschaft ja mit dem Bruch eh längst und Euer abschätziges Verhalten mir gegenüber auf dem Friedhof animierte jetzt nicht gerade dazu, mich noch länger mit Deiner Person zu beschäftigen. Ich nahm es mit rheinischer Gelassenheit:
1. Grundgesetzartikel: Reisende soll man nicht aufhalten.
2. Paragraph: Et iss, wie et jätz ens iss, un et kütt, wie et jekomme iss.
3. Unterartikel: Feddisch. Läbe jeht weida.

Doch letzte Woche war ich nochmal dort - also auf dem Friedhof. Ein kurzer Besuch, doch unbewusst scheint er mich getriggert zu haben. Denn einen Tag später saß ich mittags allein im Restaurant und wie ich so aufs Essen wartete, begannen meine Gedanken plötzlich zu kreisen. erst zurück zum Friedhof, dann von den Gräbern hin zu unserer unschönen Begegnung dort, schliesslich bis zurück zum Tag des Bruchs.

Vor meinem geistigen Auge zog erneut dieser geringschätzige Ausdruck auf, mit dem Du und nun plötzlich auch (!) Deine Mutter damals an mir vorübergegangen sind.

Meine Gedanken gingen in etwa so:

Als ob ich eine Aussätzige wäre. Mein Gott, was zum Henker habe ich Dir denn bloß getan? Gerade Dich hatte ich immer so gern gehabt, nie auch nur ein böses Wort über oder gegen Dich verloren, war Dir immer ehrlich und innig zugetan - also was ist da nur passiert, daß Du jetzt nicht nur auf Abstand zu mir gehst, sondern mich offenkundig verachtest?

Und dann:

Wir waren doch zu viert. Auch den beiden Männern ist nichts negatives aufgefallen an meinem Verhalten.

... ja, an meinem Verhalten.

Und da stockte ich, zum ersten Mal in all diesen Jahren.

Mein Verhalten, es war völlig o.k. gewesen. Das hatte ja sogar Dein Ex indirekt bestätigt, als er sich ebensowenig erklären konnte wie ich, was Du plötzlich gegen mich hattest. Aber da war doch noch jemand bei mir gewesen...

... was war eigentlich mit dessem Verhalten?

Genau! Was war eigentlich mit meinem Mann?

... und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen - und mir wurde erst mal richtig schlecht, aber sowas von!

Denn nun dämmerte mir, was geschehen sein könnte:

Nicht ich, sondern mein Mann hat Dir etwas angetan.

Warum konntest Du über Jahre hinweg offenbar nicht mal mit Deinem Ex oder gar Deiner eigenen Mutter darüber reden? Und wieso tatest Du es bei letzterer dann offenbar doch noch? (Anders ist deren erst mit der Zeit erfolgte Verhaltensänderung mir gegenüber kaum erklärbar.)

Nein - angegraben hatte mein Mann Dich ganz sicher nicht; wir waren damals erst vier Jahre verheiratet (Dein Ex war übrigens unser Trauzeuge) und er weit entfernt davon, ein Schürzenjäger zu sein. Zudem waren Dein Ex und ich ja auch immer in der Nähe; Du bist nicht schüchtern, sondern hättest vermutlich bei der ersten falschen Berührung sofort lautstark Rabatz gemacht und uns beide damit auf den Plan gerufen - nein, diesen Gedanken kann man knicken, so bescheuert war mein Ex nun wirklich nicht.

Aber ist S. Anmache denn das einzige Fehlverhalten, mit dem man eine Freundschaft restlos zerstören kann? Was sonst könnte speziell zwischen ihm und Dir so schiefgelaufen sein, daß Du Dich genötigt sahst, so einen rigorosen Schnitt vorzunehmen und mich obendrein auch Jahre später noch gemeinsam mit Deiner Mutter auf dem Friedhof brüskieren zu müssen, obwohl ich Dir doch gar nichts getan hatte?

Schauen wir doch mal in eine völlig andere Richtung: soviel Möglichkeiten bleiben da eigentlich gar nicht. Der Unterschied von jetzt zu damals ist nur, daß ich inzwischen (leider) weiß, wozu mein Ex in der Lage ist. Dem war damals noch nicht so, deshalb kamen mir diese Varianten auch buchstäblich nicht mal in den Sinn.

Doch nun fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen:

Ja, ich weiß jetzt, was er getan haben könnte. Der hat Dir nicht am Leib geschadet. wohl aber am Geldbeutel. Kann das sein? Hat er Dich vielleicht heimlich um einen größeren Geldbetrag angepumpt? Oder gar bestohlen?

Ab hier wurde mir richtiggehend übel. Denn erst im Jahr meiner Trennung von ihm wurde ich gewahr, daß er a) spielsüchtig ist und b) seinen Arbeitgeber bestohlen hat. Dennoch: Daß er sowas schon soviel Jahre vorher auch bei meinen eigenen Freunden durchgezogen haben könnte, darauf komme ich tatsächlich erst jetzt.



Übrigens: Im gleichen Jahr, wo Du den Kontakt zu uns offen abgebrochen hast, ließ noch eine weitere Jugendfreundin (I.) den Kontakt zu mir einschlafen. (Sie war die zweite Trauzeugin bei unserer Trauung gewesen.) Wenn ich recht entsinne, hatte ich auch sie ein oder zwei Mal zusammen mit meinem Ex im Haus ihrer Eltern besucht. Allerdings war dieser Kontakt schon vorher sehr lose geworden, insofern war das womöglich nur ein Zufall. Trotzdem: Allein die Vorstellung, daß er auch dort hingelangt haben könnte - sie treibt mir die Nackenhaare hoch.

Zurück zu Dir, H.:

Seit Tagen kann ich an nichts anderes mehr denken, sobald ich eine freie Minute habe. Denn dieser entsetzliche Verdacht (vor allem die schlimmere Variante mit dem Diebstahl) - er erklärt einfach alles, nämlich so:

1. Die Art Deines Bruchs
Natürlich wolltest Du uns nicht mehr in Eurer Wohnung haben.

2. Dein Schweigen gegenüber Ex und Mutter
Es hätte Aussage gegen Aussage gestanden - eventuell hattest Du Angst vor einer Gegenklage wegen Verleumdung. Unsere Familien waren Nachbarn, Deine Eltern grundehrliche Leute, mein Vater ein pensionierter Polizeibeamter. es hätte sie total geschockt und den sozialen Frieden nachhaltig vergiftet.

3. Die geringschätzigen Blicke auf dem Friedhof, mit denen Ihr Euch damals rasch an mir vorbeigedrückt habt.
Klar - Du wirfst mir innerlich zumindest eine Mitverantwortung vor, daß jemand wie mein Ex überhaupt so nah an Euch rankommen konnte. Womöglich hältst Du mich aber auch für seine Mitwisserin - oder gar Komplizin.

10.09.2020 23:14 • x 2 #2


A


An H

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Blanca
Kapitel 3: Fazit und Abschied

Oh Gott H. - ich war absolut ahnungslos und unbeteiligt, aber sowas von.

Daß Du all diese Jahre so über mich gedacht hast - es tut furchtbar weh, ich bin noch immer total geschockt.
Nie hätte ich geahnt, daß diese Ehe mich soviel Jahre nach der Scheidung mit einem derartigen Flurschaden nochmal einholen kann - das muß ich jetzt erst mal verarbeiten.

Aber weißt Du was: es geschieht mir ganz recht so. Das ist Gottes Strafe dafür, mich mit so einer Flasche verheiratet zu haben, statt meinen Ansprüchen treu zu bleiben. Seine Wege sind unerschöpflich und jetzt haben die Konsequenzen meiner unterirdischen Partnerwahl von damals mich eben erneut eingeholt - in einer Weise, die mich buchstäblich auf die Knie fallen lässt vor ihm.

Ich akzeptiere den Status quo, weil ich schlicht keinen Weg sehe, ihn jetzt noch zu ändern. Zugleich besteht mein Verstand natürlich darauf, daß ich doch unschuldig bin. Noch nie habe ich jemand angepumpt oder gar bestohlen und Glücksspiele sind mir ein Greuel.

Aber wenn mein Verdacht stimmt, dann kannst Du das seit damals nur noch glauben - wissen tun das nur Gott und ich. Eine endgültige Bestätigung bezüglich Deiner Motivation für den Kontaktabbruch werde ich wohl nie erhalten; dafür müßte ich Dich kontaktieren und eben das willst Du ja partout nicht, also lasse ich das auch sein.

Nochmal: ich hatte keine Ahnung von und erst recht keinerlei Anteil an dem, was mein Ex Dir (vermutlich) angetan hat. In so eine Richtung habe ich damals nicht mal gedacht, so arglos war ich da noch. Erst im Trennungsjahr begann sich die Wahrheit über seine Spielsucht mit voller Wucht zu offenbaren und auch, was für einen elenden Wurm sie aus ihm gemacht hatte. Seither weiß ich, wozu er fähig ist und ja: Was damals anläßlich Deines Kontaktabbruchs noch buchstäblich undenkbar für mich war - heute traue ich ihm eben das nicht nur voll zu, sondern bin sogar überzeugt, mit meiner Vermutung richtig zu liegen.

Vermutlich werden wir uns in diesem Leben nicht mehr begegnen. In Gedanken ziehe ich meinen Hut vor Dir, daß Du diese Sache über Jahre hinweg ganz mit Dir allein ausgemacht hast, bis Du von Deinem Ex getrennt und meine Eltern beide unter der Erde waren. Danke, daß Du ihnen nie etwas davon erzählt hast - es hätte sie innerlich umgebracht auf ihre alten Tage und mein Verhältnis zu ihnen restlos zerstört.

Jetzt endlich kann ich Deine Haltung auf dem Friedhof damals nachvollziehen und weißt Du was: Sie bestätigt mir, was für ein toller Mensch Du bist: Aufrecht, deutlich und unbeugsam. Ab sofort werde auch ich jetzt weitere Begegnungen mit Dir gezielt meiden; nicht aus Feigheit oder Ärger, sondern aus Respekt vor Deinen negativen Gefühlen, die Begegnungen mit mir Dir seither bereiten. Tief im Herzen behältst Du bei mir weiterhin einen ganz besonderen Platz als jemand, der mir über viele Jahre hinweg sehr nah und entsprechend wichtig in meinem Leben war.

Nachträglich gesehen war Dein Verhalten sogar ein letztes Geschenk für mich: Damals hätte es ein erster kräftiger Augenöffner sein können, wäre ich nicht so naiv gewesen. Und heute gibt es mir eine Lehrstunde in Sachen Schadensbegrenzung nach allen potentiell betroffenen Seiten: Familie, Nachbarschaft, Selbstschutz.

Ich kann damit leben, daß Du jetzt so von mir denkst, denn wir wohnen weit genug voneinander entfernt, haben keinen gemeinsamen Bekanntenkreis und würden uns vermutlich eh nur noch 1-2x jährlich sehen, selbst wenn mein Ex damals nicht so einen Mist gebaut hätte. Natürlich ist es mir nicht egal; aber ich akzeptiere, daß Dein Vertrauen nach so einem (vermuteten) Vorkommnis dahin ist und daß ich die Vergangenheit nicht ändern kann. Mein Leben geht ja trotzdem weiter und Deines offenbar auch. Und uns beiden geht es - jedem auf seine Weise - recht gut.

Solange zumindest ich um meine Unschuld an seinem Treiben weiß, reicht mir das, um irgendwann in ein paar Jahren an der Himmelspforte um Einlass zu bitten - alles andere ist nachrangig. Und was Dich betrifft: nie habe ich Dich mehr als Mensch geschätzt denn jetzt in diesem Moment, wo es mir endlich wie Schuppen von den Augen gefallen ist. Schade, dass Du nichts davon mitbekommst. Es macht nicht mal Sinn, Dir einen Brief zu schreiben, denn Du würdest ihn ungelesen vernichten. Zudem könnte so eine Aktion Deinen Verdacht in Sachen Mitwisser- und Komplizenschaft sogar noch befeuern. Da lasse ich die Hunde lieber weiter schlafen, statt sie aufzuwecken.

Es tut mir aufrichtig leid, daß ich Dir unwissentlich jemand ins Haus mitbrachte, der Eure Gastfreundschaft (vermutlich) so dermaßen mißbraucht hat. Erst im Trennungsjahr bekam ich durch einen großen Zufall endlich etwas von seiner Spielsucht mit - dachte aber nicht mehr an unseren (damals schon 4 Jahre zurückliegenden) Bruch zurück dabei und dass es da einen Zusammenhang gegeben haben könnte. Leider ist dieser Riss nicht mehr zu kitten, von Deiner Seite her. Also nehme ich jetzt innerlich nochmal Abschied und lasse los - für immer.

Endlich habe ich Dich wieder so gern wie früher - auch wenn Du das leider nicht mehr mitbekommst.
Du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben, auch wenn Du mich aus Deinem verstoßen hast.
Danke - für all die schönen Kinder- und Jugendjahre, für Deine einst wunderbare Freundschaft.
Möge Gott Dich und Deine Familie schützen, ich wünsche Euch noch viele gute Jahre und von allem nur das Beste.

Leb wohl, H.

10.09.2020 23:16 • x 3 #3


B
Blanca,danke für diesen wunderbaren Brief.

Persönlichen finde ich es schade,daß du nicht versuchen willst einen Kontakt herzustellen. So bleibt ihr beide um eine wunderbare Freundschaft beraubt.
Ich drücke dich in Gedanken!

10.09.2020 23:35 • x 6 #4


Blanca
Gerade erinnere ich mich an dieses wunderbar tiefsinnige Zitat hier:
Zitat von Konrad:
Das hier Geschriebene könnte das sein was von uns noch am längsten Bestand hat.

Stammt von einem anderen User und aus einem anderen Thread.
Passt aber auch zum Status quo unserer Freundschaft, H.

Uns gibt es im realen Leben da draußen seit Jahren nicht mehr.
Aber in meinem Herzen, da lebt unsere Freundschaft immer noch weiter - jetzt wieder mehr denn je.
Und wenn das mal aufhören wird zu schlagen, dann wird dieser Thread hier ihr virtuelles Grabmal sein.

In diesem Sinne:

11.09.2020 00:36 • x 6 #5


BrokenHeart
Konrad ..... ja ....... hoffentlich bis bald

Ansonsten für mich zuviel Text um diese Uhrzeit .....
Gute Nacht

11.09.2020 01:18 • x 1 #6


A
Zitat von Blanca:
Es tut mir aufrichtig leid, daß ich Dir unwissentlich jemand ins Haus mitbrachte, der Eure Gastfreundschaft (vermutlich) so dermaßen mißbraucht hat.

Liebe Blanca, kann es nicht auch sein, dass das Kind, mit dem du sie und ihre Mutter auf dem Friedhof getroffen hattest, von deinem Exmann sein könnte.
Dass sie ein schlechtes Gewissen dir gegenüber haben könnte?

Nur so eine Idee.

11.09.2020 11:17 • #7


Plentysweet
Du baust die mögliche Erklärung dafür auf Mutmaßungen auf. Warum sprichst Du dieses mysteriöse Unklare, was da vorgefallen sein könnte, nicht mal direkt an? Ich würde es aus der Welt schaffen wollen. Aber gut, jeder tickt anders.
Du möchtest die Geschichte und die Vorkommnisse literarisch verarbeiten.
Dies ist Dir gelungen-es ist ein schöner Text !
Aber verschafft es Dir wirklich Seelenheil und Abschließen-Können ?

11.09.2020 11:33 • x 5 #8


A
Blanca, ehrlich, so einen Menschen wie deine beste Freundin brauchst du nit im Herzen halten. Warum? Wenn deine Theorie stimmt, hat sie 4 Jahre vor dir mitbekommen, was für einen Ar. du an der Seite hattest. Darüber zu schweigen und einfach den Kontakt abzubrechen war alles anderes als freundschaftlich.

Ausserdem hast du keine Ahnung welchen Typen sie an ihrer Seite hatte; also würde ich den Teil über die Begegnung von deinem Ex-Mann mit ihrem Ex-Mann und über ihren verbalen Austausch, den dein Ex dir mitteilte, komplett in Frage stelle - - ihr Ex-Mann kann gelogen haben; dein Ex-Mann kann gelogen haben.

Alternative Theorie: sie hatte einen Ar. an der Seite und er hat ihr eingebildet, du wolltest etwas von ihm. Oder: er hatte sich damals in dich verliebt, und sie wollte dich nit mehr im Familienkreis haben.

Alles kann sein. Rede einfach mit ihr.

11.09.2020 14:02 • x 4 #9


Sentimentalo
Danke Blanka, wie wahrscheinlich viele andere Foris finde auch ich mich in deiner intensiven Auseinandersetzung mit einer wirklich tiefen Freundschaft wieder!

Wir suchen nach Erklärungen, die ausgeblieben sind und wahrscheinlich nicht mehr nachgeholt werden können.

Du willst das nicht mehr aufrollen bei deiner Ex-Freundin, das kann ich auch gut nachvollziehen und verstehen! Jetzt ist so viel Lebenszeit verstrichen ohne dass es dieser Freundschaft bedurft hat, dann kann man es auch stehen lassen. Darüberhinaus muss man es auch akzeptieren und respektieren, dass deine Ex-Freundin sich bewusst entfernt hat. Mögen ihre Gründe vielleicht zweifelhaft sein, so hat sie doch nichts dazu getan diese aufzuklären. Auf solche Freunde kann man verzichten!

Dein Thema hat mich an eine eigene Episode in meinem Leben erinnert, ich werde damit aber nicht deinen Thread sprengen. Vielleicht gibt das ein eigenes neues Thema. Auf jeden Fall gehört es in dieses Forum: Trennung ist wahrscheinlich das größte Thema in unserem Leben und nicht auf die Liebespartner beschränkt.

Wenn du durch die literarische Verarbeitung deinen Frieden damit machen kannst, ist doch gut und reisst keine alten Wunden auf!

Danke!

11.09.2020 16:41 • x 1 #10


Blanca
Zitat von Butterblume63:
schade,daß du nicht versuchen willst einen Kontakt herzustellen

Wenn überhaupt, dann ginge sowas nur noch über einen Mediator. Doch selbst wenn so ein Gespräch zustande käme, was soll ich ihr denn sagen, sollte sie mir beispielsweise (ich erfinde mal frei) vorhalten, sie habe jedes Mal, wenn - ausgerechnet - wir beide zu Besuch waren, anschließend etwas in ihrer Wohnung vermißt?

Ich kann doch nur darauf beharren, daß ich völlig arglos und unbeteiligt daran war, aber wie soll ich diese meine Unschuld denn jetzt noch hieb- und stichfest beweisen? Selbst wenn es ihr gelungen sein sollte, ihn konkret dabei zu beobachten oder gar zu filmen - wer oder was soll ihr denn die Gewißheit geben, daß er seine Beute nicht anschließend mit mir geteilt hat, sobald wir aus ihrer Wohnung raus waren?

Schlimm genug, wenn er nur ab und an ein paar Mark entwendet haben sollte. Doch je höher die gestohlene(n) Summe(n), desto eher entstand wohl der Eindruck eben so einer Komplizenschaft. Jede Bitte um eine späte Aussprache würde also wirken, als habe ich ein schlechtes Gewissen, das nicht zur Ruhe kommt. Eben dies ist aber nicht der Fall:

Ich war, bin und bleibe unschuldig und das weiß ich auch!

Das Problem ist doch nicht, daß ich etwas zu beichten hätte, sondern daß sie mir sowas offenbar unterstellt, ohne je auch nur ein einziges Gespräch mit mir darüber geführt zu haben. Das ist wie mit dem ungläubigen Thomas: Ich kann ihr nur Glauben bieten, aber sie erwartet sich handfestes Wissen. Da würde allenfalls noch Vertrauen helfen, aber daß das völlig zerstört gewesen sein muß damals, finde ich jetzt nicht schwer nachzuvollziehen.

Diese Problematik läßt sich IMO schlicht nicht auflösen: Zwar kann H. mir keine Komplizenschaft belegen - aber umgekehrt wird ein Schuh daraus, da auch ich meine Unschuld nicht beweisen kann, so sehr sie auch Fakt war, blieb, ist, bleibt. Dafür hätte H. damals schon die Polizei oder zumindest eine Detektei einschalten müssen, um der Sache durch professionelle Überwachung auf den Grund zu gehen und gerichtsfeste Beweise zu erlangen. Mal abgesehen davon daß ich nicht weiß, inwiefern die Schupos sich um solche Privatdelikte überhaupt kümmern und H. mit ihrem Niedriglohnjob sicher nicht über die Mittel für so einen Privatdetektiv verfügt: Das hätte dann aber genau den Staub aufgewirbelt, den sie sich, ihren und meinen Eltern offenbar ersparen wollte.

Manchmal ist es tatsächlich für alle Beteiligten am friedvollsten, die Kuh auf dem Eis zurückzulassen; also tue ich das jetzt auch.

Zitat von Butterblume63:
So bleibt ihr beide um eine wunderbare Freundschaft beraubt.

Nein, niemand wird uns jemals um die Jahre berauben können, die unsere Freundschaft hatte.
Ich bin dankbar für das was war, akzeptiere daß es jetzt vorüber ist und ziehe weiter auf das zu, was wird.
Der Unterschied ist nur, daß ich dies jetzt wieder mit einem guten Gefühl für sie in meinem Herzen tun kann.
Denn diesen Frieden hatte ich vermisst; mein Herz soll doch nicht auch zur Mördergrube werden;
also so wie ihres, wenn sie mich nur sieht.

Zitat von Butterblume63:
Ich drücke dich in Gedanken!

Danke, das tat gestern Nacht richtig gut.

Zitat von Angi2:
kann es nicht auch sein, dass das Kind, mit dem du sie und ihre Mutter auf dem Friedhof getroffen hattest, von deinem Exmann sein könnte.

Absolut ausgeschlossen. Das ist von ihrem aktuellen Lebenspartner und wurde erst geboren, als wir schon jahrelang keinen Kontakt mehr miteinander hatten.

Zitat von Alex2020:
Wenn deine Theorie stimmt, hat sie 4 Jahre vor dir mitbekommen, was für einen Ar. du an der Seite hattest. Darüber zu schweigen und einfach den Kontakt abzubrechen war alles anderes als freundschaftlich.

Wie gesagt vermute ich, daß sie mir eine Komplizenschaft unterstellt. Da ich ihr meine Unschuld nicht beweisen kann, bleibt dieser Verdacht im Raum. So sehr mich das trifft: Nachvollziehen kann ich das und deshalb nehme ich es ihr nicht übel.

Zitat von Alex2020:
Ausserdem hast du keine Ahnung welchen Typen sie an ihrer Seite hatte;

Doch, ich kannte ihren Lebenspartner bereits seit Jahren und er war schwer in Ordnung.

Zitat von Alex2020:
Alternative Theorie: sie hatte einen Ar. an der Seite und er hat ihr eingebildet, du wolltest etwas von ihm. Oder: er hatte sich damals in dich verliebt, und sie wollte dich nit mehr im Familienkreis haben.

Das ist schon aus praktischen Gründen völlig ausgeschlossen.

Zitat von Sentimentalo:
Trennung ist wahrscheinlich das größte Thema in unserem Leben und nicht auf die Liebespartner beschränkt.

Danke für Deine verständnisvollen Worte, Sentimentalo. Dem kann ich nur zustimmen und erlaube mir hinzuzufügen, daß mir das Zerbrechen von Freundschaften im Rückblick mindestens genauso - wenn nicht gar mehr (!) - zugesetzt hat wie die Trennung von den paar Männern, mit denen ich über die Zeit unterwegs war.

11.09.2020 18:24 • x 1 #11


G
Ein schön geschriebener Dramatext.
Aber eben Drama.
Alles findet in deinem Kopf statt.
Es ist nicht unmöglich dies in einem persönlichen Gespräch noch zu klären, aber eben bestimmt nicht angenehm.
Die tatsächliche Frage ist doch, warum beschäftigt dich das gerade jetzt und so viel später?
Warum wirfst du dir noch nach Zug Jahren vor den falschen Mann geheiratet zu haben?
Warum bist du nicht versöhnlicher mit dir?
Ich denke, hier der eigentliche Kern.
Oder nicht?

11.09.2020 19:25 • x 1 #12


BlueApple
Zitat von Blanca:
Das Problem ist doch nicht, daß ich etwas zu beichten hätte, sondern daß sie mir sowas offenbar unterstellt, ohne je auch nur ein einziges Gespräch mit mir darüber geführt zu haben.

Genau wie du ihr jetzt unterstellst, dass sie es dir unterstellt.....
Du redest dir das in deiner Vorstellung zu Recht.... So und so muss es gewesen sein.... Anstatt dich der einzig richtigen Wahrheit zu stellen und den Kontakt zu suchen. Wovor hast du Angst?

11.09.2020 20:25 • x 4 #13


P
Ihr wart 26? Jahre befreundet? Und dann kommt ihr sie besuchen, dein Ex klaut und sie spricht nicht mehr mit dir UND erzählt es ihrem Mann nicht?

Das bezweifle ich.

Ich bin jetzt 17 Jahre mit meiner besten Freundin befreundet. Also kennt man sich in und auswendig. Käme sie mit ihrem Mann zu mir und es würde danach etwas fehlen, würde ich 1. Ganz erstaunt mit meinem Partner sprechen und 2. niemals auf die Idee kommen, dass SIE mich beklaut haben könnte bzw etwas damit zu tun hat.

Würde es beim nächsten Treffen wieder passieren, würde ich sie ganz vorsichtig ansprechen.

Noch mal zu Ihrem Mann. Wenn etwas im Haus fehlt, fragt man doch als erstes denjenigen, mit dem man im Haus lebt, ob er es genommen hat. Wenn nicht, spricht man dich auch weiter mit ihm darüber, dass es weg ist.

Ich glaube definitiv NICHT an deine Theorie.

11.09.2020 22:36 • x 2 #14


Sentimentalo
Zitat von BlueApple:
Genau wie du ihr jetzt unterstellst, dass sie es dir unterstellt.....
Du redest dir das in deiner Vorstellung zu Recht.... So und so muss es gewesen sein.... Anstatt dich der einzig richtigen Wahrheit zu stellen und den Kontakt zu suchen. Wovor hast du Angst?


Hallo Blanca, hallo BlueApple,
es mögen ja viele unbewiesene Annahmen in deinem Brief im Spiel sein, aber wo steht geschrieben, dass wir immer ehrliche Antworten bekommen, wenn wir eine Aussprache mit Liebespartnern oder Freunden einfordern.
Ich bin nach wie vor dafür, es dabei zu belassen! Es hat auch was für sich, eine untergegangene Freundschaft so in Erinnerung zu behalten wie sie gut war. Ein Denkmal zu errichten gehört zu unseren Trauerritualen. Das hast du in deinem Brief an H. eindrucksvoll getan.

Schönes Wochenende euch allen!

12.09.2020 08:23 • x 1 #15


A


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