Authentizität in der Anonymität

@Brausestäbchen

Ja, ich habe keine Rechte und Ansprüche.Genaugenommen möchte ich so etwas auf partnerschaftlicher Ebene auch nicht haben.
Sondern überzeugte Freiwilligkeit.
Aber das ist ein anderes Thema.

Und ja, es kann jederzeit aus sein, von jetzt auf gleich.
Wie in jeder anderen Beziehung auch...

Die Wahrscheinlichkeit mag in einer Affäre vielleicht höher sein.
Und ja, ich bin mir sicher, dass dies wirklich hart sein kann.
Im Grunde habe ich auch diese Erfahrung schon gemacht.

Das alles lehrte und lehrt mich mit den Untiefen des Lebens klarzukommen, mir meine eigene Stabilität und gleichermaßen Unabhängigkeit und Verletzlichkeit zu erlauben bzw. zu etablieren.

Zitat von SchlittenEngel:

Bei dir sehe ich zumindest den recht verzweifelten Versuch, es sich einzureden.

Interessante Sichtweise.

Ich nehme bei mir selbst weder Verzweiflung wahr, noch einen Versuch, noch ein Einreden.

Selbstreflexion/ Selbsterforschung und Verortung nehme ich wahr, durch Gespräche und Spiegel im Außen.

Letztlich sind und bleiben alle zwischenmenschlichen Themen einfach 'relativ' und nicht messbar.

Schwarz/weiß gibt es für mich nicht oder selten (habe gerade kein Beispiel parat).

Ich erachte mich als sehr bewusst. Das heißt nicht, dass ich keine Fehler habe oder Blinde Flecken. Auch Vermeidungsstrategien und Schutzstrategien werden bei mir am Werke sein.
Ganz sicher.

Und daher bleibe ich bei meiner Einschätzung, dass diese Werte bei mir nicht ausschließlich maximal theoretisch vorhanden sind.
Sie sind allerdings auch nicht vollumfänglich vorhanden.

Auch ich lerne noch..

@Perzet
Fremd- und Selbstbild liegen in der Tat oft sehr weit auseinander.
Doch letztlich sind auch dies Bewertungen, welche aus der Brille der eigenen Biografie und Lebenseinstellung gesehen werden.

Ein Leistungs- und Perfektionsstreben tut sein eigenes dazu.

Ich persönlich messe dem wenig Bewertung bei, es sei denn, es geht um Vergehen.

Zitat von Heffalump:

nimmst du an, wissen tust du es nicht - vielleicht haben die in ihrer Ehe Absprachen zu

Kann die TE ja leicht klarstellen. ( wobei es, selbst wenn er es erzählt, nicht stimmen muss)
daher gehe ich mal vom wesentlich wahrscheinlicherem aus, dass er ein ganz “normaler” Betrüger ist.

Zitat von Feel_free:

Jepp, das ganze 'müsste' SEIN schlechtes Gewissen bedienen, nicht meins.
Ich neige dazu, die Verantwortung anderer zu meiner eigenen zu machen...

Hast du hier mal angesetzt, für dich zu forschen, ob es einen Zusammenhang gibt? Ich könnte mir vorstellen, dass das gerade in einer Affäre dem betrügenden Part uU sehr in die Karten spielen kann (ggf auch unbewusst)

Du hast dich ja bewusst dafür entschieden, Teil dieser Affäre zu sein.

@SchlittenEngel
Es gibt auch sogenannte unausgesprochene Commitments.
In meinem Fall vermutet AM, dass auch EF fremdgeht.
Dies nimmt er nicht als Rechtfertigung.
Und dies wäre auch nicht meine gewählte Beziehungsform.
Ich würde das thematisieren wollen.
Dies ist aber nicht meine Baustelle.

Ich gehe sogar den Schritt weiter: sie ahnt von mir, da bin ich sicher.
Und sie lebt dieses Konstrukt dennoch mit.
Warum?

Das soll das ganze nicht gutreden - doch wissen wir / weiß ich nicht, ob er ihr wirklich Schaden zufügt. Oder alle beiden sich. Oder alle drei... Oder...

@_Lydia_

Zitat von _Lydia_:

Hast du hier mal angesetzt, für dich zu forschen, ob es einen Zusammenhang gibt? Ich könnte mir vorstellen, dass das gerade in einer Affäre dem betrügenden Part uU sehr in die Karten spielen kann (ggf auch unbewusst)

Einen Zusammenhang zu was genau?

Dass ich mit meiner Verantwortungsübernahme und meiner Loyalität, die anderen ggü manchmal höher ist, als mir selbstggü einer Affäre in die Karten spiele, das ist mir bewusst.

Auch in etwa, wo es herkommt.

Dies 'abzulegen' bzw zu integrieren, daran arbeite ich.

Ich wollte damit nur sagen, wenn du dich vermehrt mit dir und deinen Themen, Werten, Verhalten, Eigenschaften usw auseinander setzt, wenn du dazu neigst, prinzipiell Verantwortung anderer als die deine anzusehen, dann je nachdem wie ausgeprägt, könnte es ungesund für dich werden und er hätte uU gar nicht die Notwendigkeit für ein schlechtes Gewissen.
Solltest du mit einer Affärensituation auf Dauer nicht zufrieden sein, dann ist es möglich, dass sich irgendwann Gedanken bei dir einschleichen könnten wie zb 'ich gebe viel mehr', 'er bemüht sich nicht genug (um mich/uns)', dann wird evtl verglichen und aufgewogen und dann käme auch wieder die Authentizität ins Spiel, nämlich inwieweit du solche potentiellen Gedanken mit ihm teilst, oder es mit dir ausmacht, weil du ja sowieso viel in die Richtung sinierst

@Feel_free ich habe mir deine anderen Themen angesehen und im Prinzip spiegeln sie das genaue Gegenteil von

Zitat von Feel_free:

Hier und auch im privaten Kontext beschäftige ich mich mit Themen wie Wahrhaftigkeit, Authentizität, Kongruenz, Werten, innerer Freiheit uvm.
Themen, die mir in meinem Leben ein großes Bedürfnis sind.

wieder. Nämlich Angst vor Ablehnung und zeitgleich echter gelebter Nähe, was ein authentisches Verhalten somit ausschließt und impliziert, dass du in Wahrheit die og Themen nur theoretisch erforscht jedoch gegenteiliges praktizierst.

Ich stelle mir dein Innenleben ziemlich unrund vor, wenn die Gegensätze von Theorie und Praxis in einem aufeinandertreffen. Zeitgleich erklärt es auch, warum du dich zu vergebenen Männern hingezogen fühlst und zu Singles wiederum nicht. Vermutlich hast du unterbewusst den Glaubenssatz/Angst in dir, dass in einer monogamen, völlig transparenten Beziehung, der Mann plötzlich erkennt, dass da gar nicht so viel Interessantes in dir steckt und er dann geht. In Affären wird es dir, aufgrund der Distanz die dort nun mal herrscht, einfacher fallen dich so zu zeigen wie du bist. Schließlich gibt es nichts zu verlieren, aber leider auch nichts zu gewinnen.

Wie genau manifestiert sich dein Unbehagen? Denkst daran, die Affäre zu beenden?

Wenn keine Konsistenz herrscht zwischen Werte und Verhalten, erzeugt das innere Unruhe. Das lässt sich wohl nicht vermeiden meiner Meinung nach. Der Verstand braucht Konsistenz, um sich wohl zu fühlen. Nun hast du die Diskrepanz bemerkt und es arbeitet in dir. Findest du das nicht logisch?

Etwas zu tun, was man eigentlich als verwerflich ansieht, kann sich nicht komfortabel anfühlen. Normalerweise erfolgt daraus eine Handlung, die wieder das Problem beheben tut. Genau diese Handlung bleibt bei dir aus. Die könnte in vielen Weisen aussehen, auch eine Änderung der Werte wäre eine zulässige Handlung.

Meiner Meinung nach bereitet dir Unbehagen, dass du dir der Disonanz bewusst bist und nichts tust.

@Charly38
Tatsächlich ist es diese alte Geschichte, die mich in mein neues Wertesystem oder -verständnis getragen hat.

Die Dynamik aus dieser alten Geschichte habe ich intensiv durchleuchtet, auch mit entsprechender Unterstützung. Jedoch nicht mit meinem damaligen Gegenüber.

Damals wurde ich sehr intensiv auf Distanz gehalten und ich wusste nicht, warum.

Mit meiner Geduld und Anpassungsbereitschaft wollte ich ihn retten.

Lug, Betrug, Schuldumkehr und weiteres aus dem destruktiven Spektrum kristallisierten sich heraus.
Von Lügen und Betrügen wusste ich nichts. Die anderen Verhaltensweisen habe ich wahrgenommen, benannt und gekontert.

Fiel aber immer wieder in das Abgelehnt werden zurück.
Das habe ich zuvor und danach nie wieder (bewusst) wahrgenommen.

Aus der Situation habe ich sehr viel gelernt
Allerdings bin ich immer noch auf dem Weg.

Ich habe keine Angst, dass in einer monogamrn, transparenten Beziehung der Mann merkt, dass gar nicht so viel interessantes in mir steckt.

Im Gegenteil, meine Sorge ist eher zu viel, zu tiefgründig zu sein.

Viele Männer, die ich kennenlernte waren mehr an der Oberfläche oder im Außen unterwegs (ohne Wertung). Ganz im Gegenteil zu mir.

Also wohl eher Angst vor Ablehnung, weil zu viel.

Das ist auch das, was mir Männer spiegeln, dass sie eine solche Tiefe nie kennengelernt haben. Dass sie sich 'gesehen fühlen' wie sonst nie.
Damit können manche nicht umgehen.

Daher bin ich schon auf der Suche nach tiefer Bindung und Intimität.

Wie es dann tatsächlich für mich wäre, diese zu leben, das kann ich nicht sagen.
Auch kenne ich meine unbewussten Muster / Strategien noch nicht alle...

@_Lydia_

Eine Art schlechtes Gewissen ist auch auf seiner Seite da.

Und tatsächlich gehe ich Step für Step vorwärts über die vielen kleinen Hürden und bemerke, benenne meine Bedürfnisse und fordere auf eine Art Dinge ein.

D.h., in dieser Affäre nehme ich mir mehr Raum, als ich es jemals gemacht habe.

Damit bin ich möglicherweise noch nicht an einem 'gesunden' Punkt, aber auf einem guten Weg.

Dein Impuls / Dein Riecher war und ist also ein treffender.
Danke dafür.

Zitat von Ella:

Meiner Meinung nach bereitet dir Unbehagen, dass du dir der Disonanz bewusst bist und nichts tust.

Du hast es auf den Punkt gebracht!

Ich nehme diese Dissonanz schon von Anfang an wahr. Mal ist sie präsenter, mal weniger.
Mal hat die Dissonanz das größere Gewicht, mal das, was ich in der Affäre finde.
Und natürlich der Wunsch, er möge sich trennen und das ganze sei lediglich ein Übergang.

Und ich tendiere halt immer mehr in Richtung der Trennung.
Bin dort abernoch nicht.

Zitat von Feel_free:

Und natürlich der Wunsch, er möge sich trennen und das ganze sei lediglich ein Übergang.

Wie lange besteht denn eure Affäre? Ubd wie kommuniziert ihr über euren Status? Wusstest du von Anfang an, dass er vergeben ist?