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Bin ich ein Versager?

L
Diese Frage stelle ich mir in letzter Zeit sehr häufig.

Ich wache seit Monaten fast jeden Morgen mit massiv schlechter Laune auf und habe in der Nacht immer wieder extrem merkwürdige Träume, welche mir immer wieder Fragen in den Kopf werfen. Die Träume sind sehr wirr, haben mir schon oft Schrecken eingejagt.
Ich habe in den letzten Monaten sehr viel über mich selbst gelernt, aber vorallem eines.

Ich bin emotional sehr stark Abhängig von meiner Freundin und leide unter massiven Verlustängste. Als Kind hatte ich Angst um meine Eltern, heute habe ich Angst um Job, Gesundheit und vor allem um meine Partnerin. Ich habe bereits mit meiner Freundin über dieses Thema gesprochen und auch schon an eine Therapie gedacht, aber das ist für mich schwerer als gedacht. Irgendwie schäme ich mich.

Meine Verlustangst hat dazu geführt, dass ich mich selbst größtenteils verloren habe und meine Interessen teilweise sehr stark hinten anstelle. Es fällt mir schwer, Grenzen zu setzen und Nein zu sagen. Ich habe meine Themen aus der Kindheit nicht gelöst und hatte schon immer Schwierigkeiten damit, meinen[b] Weg zu gehen. Immer hatte ich die Meinungen und Gedanken anderer im Hinterkopf.

Hinzu kommt, dass ich in der letzten Zeit sehr depressive Gedankenmuster bei mir selber beobachte. Mir macht das alles sehr stark zu schaffen. Ich fühle mich nicht frei. Ein weiteres Problem ist, dass ich dadurch nur wenig Konzentration für Arbeit oder Schule aufbringen kann. Die Gedanken kreisen ständig um Sorgen und Probleme. Teilweise auch um Szenarien, welche ich mir [b]selber ausgemalt habe
. Vielleicht kennt das ja jemand von euch. Ich bin zurzeit von der Arbeit krankgeschrieben. Ratet mal was ich gerade denke.

-Werde ich jetzt gekündigt?
-Werde ich jetzt auf der Arbeit gehasst?

Meine Freundin war gestern sauer auf mich.Sofort kamen mir die typischen Gedanken, die Menschen mit Verlustangst eben haben.

In der Zeit, wo ich meinen Schulabschluss machte, wurde ich immer wieder von meiner Lehrerin vor der Klasse vorgeführt, sie sagte immer wieder, ich sei ein fauler, verantwortungsloser Nichtsnutz, der es mit seiner Einstellung nicht weit bringen würde. Damit war ich in der Klasse nicht der einzige. Ich fing dann an, mich mit Persönlichkeitsentwicklung, Sport und vorallem mit der Schule zu beschäftigen. Einen Realschulabschluss konnte ich damit erreichen.

Trotzem fühle ich mich als Versager. Ich will keinen Mitleid mit diesem Text ergattern, ganz sicher nicht. Mir ist durchaus bewusst, dass viele dieser Dinge meine Schuld sind und man sich auch aus solchen Situation retten kann, indem man seinen Ar. hochkriegt. Ich sehe dieses Forum als Mittel, um meine Sorgen im Thema Beziehung und Verlustangst rauszulassen.

Ich will eure ehrlichen Meinungen hören und bin dankbar dafür. Kennt jemand solche Zeiten, in denen man sich selbst hinterfragt?

Ich danke euch

27.03.2020 13:40 • #1


E
Hallo Lukas, das alles hört sich für mich stark nach einer sich entwickelnden Depression an. Bitte geh zuerst zu einem Neurologen/Psychiater und schildere deine Gedanken. Wenn du keinen kennst, kann dir dein Hausarzt hier sicher Adressen nennen. Sollten noch weiter Symptome auftreten, wie z.B. Schlafstörungen, Appetitverlust oder ungehemmter Appetit und spätestens wenn Suizidgedanken sich einstellen ist Eile geboten. Dann kann es sein, dass du auch Medikamente benötigst. Aber keine Sorge, es gibt da schon sehr gute inzwischen, die kaum Nebenwirkungen haben.

Je schneller du dich in Behandlung begibst, desto besser kann dir geholfen werden. Wartest du zu lange, kann sich die Depression verschlechtern und chronisch werden. Auf einen Therapieplatz musst du leider sehr lange warten heutzutage. Aber viele Psychiater bieten kurzfristig Notfallgespräche an, die dich schon sehr entlasten werden.

Alles Gute Dir!

27.03.2020 13:49 • x 1 #2


A


Bin ich ein Versager?

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L
Lieber Lukas,
es ist normal, Ängste zu haben, und es ist normal, auch mal zu versagen. Wichtig ist, dass du das nicht verabsolutierst. Es gibt bestimmt eine Menge an Dingen, die du mit Erfolg bestanden hast. Erinnere dich immer wieder daran, was du alles geschafft hast, und wenn diese Stimme, die dich des Versagens bezichtigt, wieder kommt, sag ihr, dass sie lügt.
Das geht natürlich gar nicht, was deine ehemalige Lehrerin abgezogen hat. Du darfst aber solchen Leuten nicht die Macht über dich geben. Selbst, wenn du im besagten Fach nicht so viel geleistet hast, so kennt dich diese Lehrerin nur zu einem ganz kleinen Bruchteil. Sie kann also gar nicht wissen, wie du woanders bist. Du darfst ihre Perspektive nicht annehmen.
Natürlich hinterfragt man sich und manchmal muss man sich eingestehen, dass man nich Verbesserungspotential hat. Das ist also praktisch, sich zu hinterfragen. Und wenn du an deine Verlustangst denkst, dann wirst du feststellen, dass es kein Mittel gibt, jemanden festzuhalten. Menschen bleiben bei uns, weil sie uns mögen, nicht, weil wir Dinge für sie tun.
P.S. Ich kann nicht wissen, ob du eine Therapie brauchst. Das kannst nur du entscheiden und evtl. die dich liebenden Menschen.

27.03.2020 13:54 • x 1 #3


Joshu
Lieber Lukas,

Zitat von LukasLoko0202:
Mir ist durchaus bewusst, dass viele dieser Dinge meine Schuld sind und man sich auch aus solchen Situation retten kann, indem man seinen Ar. hochkriegt


Du beschreibst hier typische Symptome einer generalisierten Depression - den Gedankenkreisel um Probleme, Sorgen und Nöte, welche Dir die Lebenslust nehmen, Konzentrationsprobleme, irreale Ängste bezüglich der Zukunft,.

Okay, das fällt selbst mir als psychotherapeutischem bzw. psychiatrischem Laien nicht schwer, das zu erkennen.

Aber die gute Botschaft - so schlimm ist das nicht und vor allem gar nichts Ungewöhnliches. Du bist jung und hast alle Chancen, dass in den Griff zu bekommen.
Nur: Du selbst wirst das, so wie Du das beschreibst, nicht allein schaffen. Es genügt auch zur Zeit nicht, zu erkennen, was für Ursachen es aus der Kindheit geben könnte, Du beschreibst aber selbst anschaulich ein Beispiel eines problematischen Bezugs zu einer Lehrerin. Du beschreibst Ängste, welche in die Kindheit zurückverweisen.

Da ist ne ganze Menge bei Dir zusammengekommen, was der Aufarbeitung bedarf, damit die Lebensfreude zurückkehrt und Dir der Dauerdruck genommen wird und Du wieder gesund zu Dir selbst stehen kannst.

Ich finde es gut, dass Du hier geschrieben hast. Das ist der erste Schritt, von Dir aus, den Du gehst, um da herauszukommen.

Und der zweite Schritt sollte sein, dass Du Dich nicht als Versager siehst, nicht Dir die Schuld gibst ,weil Du Dich nicht mit dem AR. selbst aus der Sch. ziehen kannst.
Das funktioniert nicht. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Akzeptiere einfach voll und ganz diesen Zustand, den Du sehr plastisch beschrieben hast. Das bist jetzt einfach Du, das ist Dein jetziger Zustand, der Dich hilflos macht, mit Dir und der Welt, Deiner Freundin, Deinen Kollegen, Deiner Arbeit, adäquat umzugehen.

Und Deine Freundin kann Dir da auch jetzt nicht helfen, später natürlich, unterstützend. Aber nach dieser Akzeptanz dann der dritte Schritt: Hol Dir unbedingt professionelle Hilfe, die erste Anlaufstelle könnte ein Telefonat mit einem guten Hausarzt sein, der sollte damit umgehen können und kann Dich weitervermitteln, an eine tiefenpsychologische Behandlungsinstanz, ich könnte mir vorstellen, dass das für Dich das geeignete wäre, eher als eine Verhaltenstherapie, weil es in die Vergangenheit bei Dir zurückzuverweisen scheint.
Und wenn Du ein paar Monate lang Antidepressiva nehmen musst, dann ist das auch nicht schlimm. Sie bringen nur Deine Körperchemie, Dein neuro-hormonelles System wieder in Einklang, sie machen nicht süchtig, damit Du wieder aus dem Loch kommst und an den Dingen arbeiten kann. Aber dann bleib auch nicht dabei stehen, wenn es Dir wieder besser geht. Arbeite weiter mit einem Fachmann, einer Fachfrau an Deinem Thema, bis es Dir wieder gut geht.

Ich wünsche Dir alles Gute dafür. Das schaffst Du bestimmt.

Und:
Zitat von LukasLoko0202:
Kennt jemand solche Zeiten, in denen man sich selbst hinterfragt?


Ja, kenne ich. Ich glaube, ich habe es erfunden.

27.03.2020 13:56 • x 1 #4


L
Das waren sehr motvierende Worte, danke dafür. Ich glaube auch, dass ich da selbst nicht herauskomme.

27.03.2020 13:59 • #5




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