11

Das Nähe-Distanz-Ding

A
Zitat von herz über kopf:

Also wenn ein Partner oder potenzieller Partner (meist sind es ja eher die) immer wieder auf Abstand geht bzw. diesen einfordert, was sich aber mit Phasen intensiven Kontakts abwechselt.
Wer hat das selber schon mal gemacht bzw. Hat eine Erklärung dafür, warum jemand sowas immer wieder macht.
Viele verharren ja (inklusive mir) über Monate und Jahre in solchen Konstellationen. Was passiert da?
Wovon werden die Leute getrieben, die der sich zurück ziehende Part sind? Tatsächlich rationale Überlegungen von Verfügbarkeit?
meines wissen´s nach werden diese menschen von einer inneren angst getrieben, die tief verwurzelt in ihnen ist. sie befinden sich in einem konflikt weil auch sie sich nach nähe sehnen - sie aber nie lange aushalten können und dann flüchten um sich vor der nähe, die unbewusst an alte unverarbeitete mangelgefühle und den erlebten, verdrängten schmerz erinnern. sie machen das nicht bewusst und freiwillig, sondern folgen der softwareanweisung ihres hirn´s.
ursache sind überwiegend frühe schocktraumata und entwicklungstraumata, die das urvertrauen minderten.

die hirnforschung hat schon vor jahren entdeckt, dass wir durch ganz frühe schmerzhafte erfahrungen noch nicht mit der linken hirnhälfte -unser logik- und ratiocenter- unsere erfahrungen verarbeiten können. auch das reden und die erkenntnis darüber bringt uns später nicht weiter. es muss versucht werden wieder die hirnhälften auszugleichen, damit eine brücke zu unserem stammhirn=reptilhirn entstehen kann. dieses hirn ist nur auf angst - flucht- erstarrung oder kampf ausgelegt um uns zu schützen. und damit verbunden ist das areal der emotionen -unser limbisches system. diese beiden bereiche müssen angesprochen werden - sie reagieren auf bilder und sinnliche wahrnehmungen, deshalb helfen meiner ansicht nach auch therapien nicht wirklich weil nur darüber reden es nicht schaffen kann diese hirnschranken zu überwinden um ein neues neuronales netz zu erschaffen.

eine andere frage könnte sein - warum sucht ein nähetyp, natürlich meist unbewusst, sich einen nähe-flüchter aus ?
die beiden fallen ja aufeinander zu, es hat einen sinn weshalb sie zusammengekommen sind, deshalb können sie sich auch fragen was in ihnen ist, das sie in diese situation gebracht hat. sehr oft haben sie ein gleiches problem und sind nähesüchtig geworden weil ihnen diese nähe ganz früh auch fehlte und sie immer noch suchende sind und weil diese distanzierte haltung des partners besonders schmerzlich an die wunden alter zeiten erinnert leiden sie besonders darunter.

weil kaum jemand von uns, als er noch darauf angewiesen war, 24/7 rund-um-versorgung -und damit vertrauen in diese welt- bekam haben wir alle -der eine mehr, der andere weniger- noch frühe verlassenheitsängste in uns abgespeichert, bei manchen blieben sogar todesängste zurück, die sich jahre später u.a. auch durch angst- und panikattacken und/oder depressionen oder andere psychosomatische reaktionen zeigen können.

jeder hat andere erfahrungen gemacht und deshalb sind die wünsche nach nähe und distanz unterschiedlich. liebe braucht auch ihre freiheit, sonst kann sie sich nicht entfalten. schwierig wird es erst, wenn die beziehungen darunter leiden, der eine sich verlassen und der andere sich erdrückt fühlt. beide können versuchen sich etwas anzugleichen, damit beide damit gut leben können - dazu müssen die ängste überwunden werden - das ist der sinn, der aus meiner sicht dahinter steht. so kann wachstum und reife entstehen. raus aus den kinderschuhen in die erwachsenen welt.

dann gibt es natürlich auch einige, die ein recht gesundes verhältnis zu nähe und distanz erfahren haben und das später dann auch so weiterleben können und auch überwiegend entsprechende partner in ihr leben ziehen. diese beziehungen haben die besten chancen lange und glücklich miteinander zu sein weil sie unabhängiger sind und ihr leben auch ohne ständige anwesenheit ihres partners geniessen können.

12.12.2014 04:04 • x 1 #16


Luftzucker
Mh, ich denke dieses Nähe-Distanz-Ding ist wirklich reine Geschmackssache und mehr nicht. Ob und wie oft mich mein Mann sehen will oder ich ihn, sagt absolut gar nichts darüber aus, ob und wie sehr er mich oder ich ihn liebe. Es schwankt auch immer. Manchmal möchte ich ihn täglich sehen und manchmal genieße ich es meine Freunde zu sehen und ihn alle drei Tage. Und so tickt eben jeder Mensch unterschiedlich. Sich täglich zu sehen ist für mich persönlich zu viel. Andere wiederum wollen sich sogar noch weniger sehen, z. B. 1x die Woche oder generell nur an Wochenenden. Und ganz anders läuft es wiederum bei anderen, mein Mitbewohner und seine Freundin Tag und Nacht zusammen, wirklich IMMER! Wichtig ist: Glücklich und zufrieden sein. Zumindest grob. Natürlich gibt es immer Unstimmigkeiten. Ich brauche zum Beispiel gerade total viel Nähe und mein Partner nicht. Nächste Woche ist es andersrum. Das ist normal. Aber grundsätzlich sollte es so etwa im Rhythmus zusammenpassen. Viel Glück!

15.12.2014 13:56 • #17


A


Das Nähe-Distanz-Ding

x 3


S
Hallo Alena!

Zitat:
die hirnforschung hat schon vor jahren entdeckt, dass wir durch ganz frühe schmerzhafte erfahrungen noch nicht mit der linken hirnhälfte -unser logik- und ratiocenter- unsere erfahrungen verarbeiten können. auch das reden und die erkenntnis darüber bringt uns später nicht weiter. es muss versucht werden wieder die hirnhälften auszugleichen, damit eine brücke zu unserem stammhirn=reptilhirn entstehen kann. dieses hirn ist nur auf angst - flucht- erstarrung oder kampf ausgelegt um uns zu schützen. und damit verbunden ist das areal der emotionen -unser limbisches system. diese beiden bereiche müssen angesprochen werden - sie reagieren auf bilder und sinnliche wahrnehmungen, deshalb helfen meiner ansicht nach auch therapien nicht wirklich weil nur darüber reden es nicht schaffen kann diese hirnschranken zu überwinden um ein neues neuronales netz zu erschaffen.


Ja, ich teile Deine Ansicht aber ich las in verschiedenen Büchern, dass es bei extremer emotionaler Vernächlässigung (z.B. bei Heimkindern die keine Zuneigung bekamen) tatsächlich zu Verkümmerungen im entsprechendem Teil des Gehirns kommt. Es fehlt nicht nur eine Verbindung beider Gehirnteile, der eine Teil ist mit einer Rosine zu vergleichen. Klein und verkümmert. Wahrscheinlich irreperabel.

Das war jetzt off-topic aber ich finde das Thema spannend!

Gruß,

15.12.2014 14:49 • #18


A
Zitat:
Zitat von Spike:
Hallo Alena!
Ja, ich teile Deine Ansicht aber ich las in verschiedenen Büchern, dass es bei extremer emotionaler Vernächlässigung (z.B. bei Heimkindern die keine Zuneigung bekamen) tatsächlich zu Verkümmerungen im entsprechendem Teil des Gehirns kommt. Es fehlt nicht nur eine Verbindung beider Gehirnteile, der eine Teil ist mit einer Rosine zu vergleichen. Klein und verkümmert. Wahrscheinlich irreperabel.

Hi Spike - nein, das ist nicht irreperabel - es können neue Verbindungen hergestellt werden, medizinisch-psychologisch-neurobiologische wissenschaftliche Forschung konnte das anhand von Studien nachweisen ... und die Methoden wie das möglich sein kann sind auch schon länger bekannt ... wir selbst können das, aber daran können andere nichts verdienen ... vielleicht wird deshalb das wissen darüber nicht verwendet - zumindest nicht schulmedizinisch ... andere richtungen machen schon länger davon gebrauch.

15.12.2014 15:31 • #19