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Eigentlich war immer alles gut, eigentlich

M
Hallo liebes Forum,

es ist ein wenig her seitdem ich das letzte mal hier war. Damals vor 7 Jahren hatte ich gerade eine 8 jährige Beziehung hinter mir. Nach der Trennung ging es mir so schlecht wie noch nie zuvor. Ich hatte panische Angst. Ich wusste nicht wohin mit mir. Ich hatte einfach das Gefühl alles wäre aus. Dann fand ich dieses Forum und begann mit viel Arbeit an mir selbst, mich selbst zu wertschätzen und habe neuen Mut gefasst und mich zu der Person entwickelt die ich eigentlich sein will.

Ich habe relativ schnell den Schritt in eine neue Beziehung gewagt. Ich hatte ein neues Ich, einen neuen positiven Blick auf die Welt. Ich war gerade einmal frisch im neuen Job nach meinem beschwerlichen Studium und lernte meine nun Ex-Freundin kennen. Sie war 20 und gerade am Anfang ihres Studiums. Ich war 26.
In der letzten Beziehung hatte ich Probleme Gefühle zu zeigen und wirkte sehr kalt und distanziert. Das hat meine damalige Freundin quasi erfrieren lassen. In der noch neuen Beziehung wollte ich alles anders machen. Mir fiel das Ganze auch sehr leicht, da sie sehr viel Zugneigung brauchte und dies auch eingeforderte. Zudem war sie damals noch sehr emotional instabil mit einer depressiven Tendenz. Wir haben darüber sehr offen gesprochen. Es gab viele anstrengende Situationen die mich sehr belastet haben. Aber ich wollte immer für sie da sein und habe oft zurückgesteckt. Mir gefiel die Rolle als Beschützer und dass ich meine bisherigen Erfahrungen weitergeben konnte. Ich wollte einfach immer helfen und unterstützen. Denn das hatte ich ja in der vorherigen Beziehung sehr vernachlässigt. Mittlerweile glaube ich, dass ich viele Dinge aus der vorherigen Beziehung in der neuen ausbessern wollte.

Sie war ein sehr körperlicher Mensch und brauchte viel Nähe. Das kannte ich so nicht und bin eigentlich auch nie der Typ gewesen der so etwas von sich aus gemacht hätte. Durch sie lernte ich das allerdings sehr schnell und fing an Gefallen daran zu finden.
Sie hatte in unseren insgesamt 6 Jahren Beziehung mehrere Auslandsaufenthalte. Meistens immer so um die 5-6 Monate lang. Ich habe sie auch hier immer unterstützt. Natürlich hat man als Partner kurz das Gefühl allein gelassen zu werden, aber mein neues Ich wusste, dass wir immer noch Individuen waren und nur wenn wir uns selbst nicht vernachlässigen und unser bestes selbst sind, ein guter Partner sein können. Die Beziehung ist die Kirsche auf der Sahne und wir selbst der Rest.
Ich habe sie bei einem der längeren Aufenthalte (6 Monaten) sehr oft besucht. Ich habe so viele Überstunden und ein Dreiviertel Jahr keinen Urlaub gemacht, damit ich oft und lange zu ihr konnte. Das war eine wunderschöne Zeit. Ich habe es genossen zu sehen wie sie sich als Mensch weiterentwickelte und immer selbstständiger wurde. Die depressiven Tendenzen wurden immer weniger und sie war ausgeglichener und fester in sich selbst.

Wir haben 5 Jahre nicht zusammen gewohnt. Klar haben wir oft darüber gesprochen, aber wir fanden dass alles gut war wie es war. Außerdem waren wir sehr behutsam miteinander. Ich kann das gar nicht richtig erklären. Ich meine, natürlich ist man immer respektvoll im Umgang miteinander, aber wir haben uns nie auch nur ansatzweise mit irgendwelchen beleidigenden Worten belegt. Auch haben wir die Privatsphäre des anderen immer sehr hoch gehalten.

Als sich ihr Studium dann dem Ende näherte erzählte sie mir von einem schrecklichen Vorfall in ihrer Kindheit. Auch in dieser schweren folgenden Phase habe ich sie immer mit all meiner Kraft unterstützt. Dafür ist sie auch heute noch dankbar.
Ich hatte gemerkt, dass mein Job mit der Zeit eintönig wurde und bin innerhalb meines Unternehmens gewechselt. Das hatte zur Folge, dass ich in eine 450km entfernte Großstadt gezogen bin. Wir hatten darüber gesprochen im Vorfeld und sie war sehr froh darüber. Denn mit ihrem Studium hatte sie sich keine Hoffnung auf einen Job in der alten Stadt gemacht. So haben wir beschlossen zusammen in eine andere Stadt zu gehen und endlich zusammenzuziehen. Ich war ca. 6 Monate alleine in der neuen Stadt und habe uns eine Wohnung gesucht und ihr einen Job. Auch dafür war sie sehr dankbar und ich war froh helfen zu können. Vor gut einem Jahr kam sie dann nach und wir wohnten zusammen. Das war anfangs ungewohnt aber schnell sehr schön. Wir hatten eine wunderschöne Zeit. Eigentlich war alles super. Eigentlich.

Wir hatten in der Vergangenheit oft ein Gespräch über dasselbe Thema. Sie sagte, dass ihr ein wenig die Leidenschaft fehle. Ich war aufgrund meiner vorherigen Beziehung bereits ganz am Anfang sehr offen was das Thema Gefühle zeigen angeht. Das wusste sie und hat auch immer gesagt, sie wisse ja, dass ich nicht so bin. Anfangs war das denke ich ok für sie, aber der kleine Mann im Ohr war nun geweckt. Das denke ich zumindest. Damit das richtig verstanden wird, ich war nicht mehr gefühlskalt oder distanziert. Ganz im Gegenteil. Das wäre auch gar nicht anders möglich gewesen, da sie es immer einforderte. Es ging hier eher um mehr Leidenschaft und S. im Alltag. Kleine Gesten oder Bemerkungen. Dinge die am Anfang einer Beziehung wie von allein einfach da sind.

Ich bin ein sehr loyaler Partner. Ich würde für meine Partnerin auch für meine Freunde alles tun. Ich denke dass man sich auf mich immer verlassen und man sich sicher kann, dass ich hinter einem stehe. Das wusste auch sie und dennoch fehlte ihr etwas.
Das Thema wurde mit der Zeit öfter auf die Tagesordnung gesetzt. Ich versuchte wirklich mich zu bessern, aber das fühlte sich für mich nicht richtig an. Es war eher ein schlechtes Laienschauspiel. Schnell war alles wieder wie immer.
Wir haben immer sehr viel gesprochen und sehr offen. Wir haben uns immer gegenseitig gefragt wie es dem anderen geht. Wir sind aufeinander eingegangen und haben uns geholfen.
Vor vier Monaten hatten wir, nachdem sie von einer zweiwöchigen Dienstreise zurückkam wieder das Thema angesprochen. Diesmal aber war es so, dass sie dabei geweint hat. Außerdem hat sie mir gesagt, dass wir zwar viel sprechen aber nie über uns und nie über mich. Da habe ich gemerkt, dass ich immer so viel geholfen und für uns gearbeitet habe, dass ich nie selbst Dinge gefordert habe. Ich habe jeden Konflikt gescheut und bin immer mitgegangen. Ich habe mich einfach zu sehr zurückgehalten. Auch dass wir nie über uns gesprochen haben konnte ich nachvollziehen. Ich habe immer in mir an uns gedacht. An Kinder und Hochzeit. Aber darüber gesprochen haben wir nie ernsthaft. Auch nicht was wir dahingehend voneinander erwarten.
Nun stand das Thema einer Trennung im Raum. Das war ein Schock. Allerdings habe ich mich sofort gedanklich in meine Zeit von vor der Beziehung gerettet und alles an und in mir angewendet was ich damals gelernt hatte. Das führte dazu, dass ich sehr rational und gefasst wirkte. Das hat sie sehr irritiert, was ich nun gut verstehen kann. Natürlich wollte ich mich nicht trennen und habe das auch gesagt. Allerdings habe ich auch gesagt, dass ich das was sie genau von mir erwartet nicht geben kann. Ich kann es versuchen, aber niemals versprechen. Wir sind noch beide in einem Alter (27/32) in dem wir beide noch alle Möglichkeiten haben mit jemanden alles zu machen. Das hat uns dazu getrieben eine relativ nahe Entscheidung herbeizuführen.

Wir haben in der Folge immer wieder gesprochen und wollten erst einmal schauen wie sich alles entwickelt. Auf keinen Fall wollten wir alles einfach so wegwerfen ohne sicher zu sein. Und sie wollte mich an ihren Gefühlen von Anfang an teilhaben lassen bis sie selbst wusste was sie wollte. Sie selbst empfand das als sehr ungerecht mir gegenüber, aber ich war dankbar, dass wir so offen und transparent miteinander waren.
Ihr kennt doch diese Geschichten. Person A und B sind ewig zusammen. Alle Außenstehenden einschließlich Person B finden, dass sie das beste Paar sind und wahrscheinlich auf Ewigkeiten zusammenbleiben. Dann mach A plötzlich Schluss und alle einschließlich B sind geschockt und können es nicht fassen.
Ich war froh, weil ich nicht wie Person B eines Tages vor vollendete Tatsachen gestellt werden wollte. Dennoch war es keine schöne Zeit für beide von uns. Das Ganze lag wie ein Schleier über uns. 2 Wochen vor unserer Trennung waren wir noch eine Woche zusammen im Urlaub. Das war ebenfalls wunderschön. Generell denke ich, dass wir wahrscheinlich hundert Jahre zusammenleben könnten und eine super Zeit miteinander hätten. Wir sind nicht nur Partner, sondern auch beste Freunde gewesen.

Dann kam er also, der Tag der Trennung. Wir sprachen wieder über das Thema und gelangten schließlich dazu das Ganze zu beenden. Da es denke ich für mich wichtig ist dies einzugestehen, erwähne ich das explizit noch einmal. Das Ganze ging von ihr aus. Also hat sie mich verlassen.
Ich war wieder sehr rational und gefasst. Sie war aufgelöst und hat viel geweint. Ich habe sie getröstet. Wir mussten natürlich nun schauen was mit der Wohnung passiert und wie nun alles weitergeht. Wir haben dann noch 3 Wochen zusammengewohnt. Wie sonst auch. Haben in einem Bett geschlafen und zusammen gegessen. Ich habe sie immer getröstet wenn es ihr schlecht ging und ich war weiterhin rational und gefasst. Wenn ich mir das gerade wieder so vorstelle könnte ich mir eine runterhauen.

Dann zog sie aus. Und nur wir beide haben den Umzug gemacht. Ich habe sie unterstützt und quasi alles organisiert und durchgeführt. Ich wollte, dass wir alles so machen wie in unserer Beziehung. Respektvoll, Behutsam und für den anderen da sein.
Auf Arbeit sehen wir uns manchmal und gelegentlich bringe ich ihr ihre Post die noch zu mir kommt.
Ich war bis vor einer Woche immer noch rational und gefasst. Es war auch immer viel los an den Wochenende. Außerdem mache ich viel Sport und lenke mich ab. Nun wird es ruhiger und ich merke, dass ich einen riesen Fehler gemacht habe. Ich habe alles nur verdrängt und wollte alles beiseite schieben. Ich habe versucht Gefühle in mir in eine rationale Form zu pressen. Das wurde mir also nun vor einer Woche zum Verhängnis. Denn nun kann ich nichts mehr zurückhalten. Ich fühle mich so unendlich einsam, bin traurig, bin wütend, habe Scham, will meine Realität nicht wahrhaben und vermisse sie so sehr. Ich denke an jede kleine Sache die mit ihr zu tun hat.
Heute habe ich ihr das auch geschrieben, da ich wollte, dass sie weiß es ist mir nicht egal und ich bin auch nur ein Mensch. Mir war es so wichtig, dass ich das gemacht habe was man nicht tun sollte. Klar, das habe ich wahrscheinlich nur für mich gemacht. Aber versteht ihr, dass man das nach all diesen Erkenntnissen den anderen unbedingt wissen lassen will? Bisher habe ich keine Reaktion darauf erhalten. Eigentlich erwarte ich auch keine. Alles was ich weiß ist nur, dass ich zu selbstverliebt an die damalige Zeit gehangen habe in der ich meine größte Krise meisterte. Ich war so stolz darauf, dass ich nicht gesehen habe wie unterschiedlich verschieden jede Situation ist und dass es keine Abkürzung auf dem Weg der Heilung gibt.
Ich nehme es jetzt so wie es kommt. Wenn ich weinen muss, weine ich. Wenn ich wütend bin, bin ich wütend usw. Ich muss jedes Gefühl annehmen und fühlen. Nur dann kann es besser werden.

Mir hat es jetzt schon unendlich geholfen das hier zu schreiben. Ich finde dieses Forum ist ein grandioser Ort des Helfens, des Verstehens und des Trauerns und natürlich des Heilens.

Ja, ich habe Angst vor der Zukunft. Angst allein zu sein. Nie wieder jemanden kennenzulernen. Außerdem bin ich immer noch neu in dieser Stadt. Ich habe hier noch keine Freunde. Das trägt noch mehr zur Einsamkeit bei. Ich sehe Gespenster. Sehe sie überall auf der Straße. Stelle mir vor wie sie Hand in Hand mit jemand neues die Straße entlang läuft. Wie sie Spaß hat während es mir schlecht geht. Fange an die schönen Dinge und Erlebnisse aus unserer gemeinsamen Zeit zu hinterfragen.
Aber ich muss da durch! Ich muss einfach! Und trotzdem vermisse ich sie so sehr.

20.08.2019 19:48 • x 4 #1


M
Das klingt wirklich richtig verrückt. Es war alles okay aber diese Frau war sehr kompliziert und wollte immer Probleme machen aus Dingen die keine sind und am Ende hat sie es geschafft dass du dich schuldig fühlst obwohl sie es war die den Wurm suchte und bohrte und du standest ihr trotzdem bis zum Ende loyal zur Seite. .es war alles in Ordnung und wurde zerredet.
Eine Frage. Hat sie jemanden kennengelernt?
Meiner Meinung nach hast du nichts falsches gemacht. Ausser dass du zu nett zu ihr bist.

20.08.2019 21:48 • x 1 #2


A


Eigentlich war immer alles gut, eigentlich

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K
Falsch oder richtig, für was diese komplett überflüssigen Bewertungskategorien? Das könnte die Ursache der Trennung sein. Lieber eigentlich th, eigentlich war alles gut.. in diesem Satz steckt schon die Ursache. Eigentlich... was bedeutet das? Mann! Merkst du noch irgendwas? Du bist genauso gefühlskalt wie eh und jeh, es hat sich an deinem Verhalten nichts verändert. Warum? Weil du komplett ratio gesteuert bist, aus welchem Grund bist du das? Weil, ich spekuliere hier mal im freien Fall, weil du die ganze Zeit nur auf sie konzentriert warst, ihre Gefühle, ihre Probleme. sie dieses, sie jenes...! Und dabei, bei deinem ganzen unterstützenden und helfenden Verhaltensmuster bist du komplett verschwunden. Warum machst du das? Hast du ne Ahnung wieviel potentiell unterdrückte Aggressivität in diesem Helfersyndrom steckt? Du willst es ihr die ganze Zeit Recht machen und stehst dabei komplett neben dir, glücklicherweise ist sie weg, immerhin fühlst du Trauer, nur bitte tu mir den Gefallen und belüge dich nicht weiterhin, denn die Trauer sollte nicht der verloren gegangenen Beziehung gelten, sondern der verschwendeten Lebenszeit. Klingt hart, aber kommt vor. Zum Trost, du bist noch nicht tod, du kannst noch lernen wie es sich anfühlt du zu sein und dich kennen zu lernen und ja du hast es bitter nötig mal eine zeitlang alleine zu sein und dich kennen zu lernen ohne einen Parasiten an deiner Seite, der dich ablenkt und über dich selbst hinwegtäuscht.

20.08.2019 22:22 • x 2 #3


P
Wenn der eine Partner emotional instabil ist dann muss der andere Part umso stabiler und rationaler sein um das auszugleichen und kann nicht auch noch instabil werden. Zwei Instabile und es wird sicher nichts Gutes. Finde schon in Ordnung wie er ist.

Aber es ist eben keine gute Partnerin für ihn.

20.08.2019 23:58 • x 1 #4


M
Lieber Moody, ach Mann, da scheinst du jetzt eine blöde Zeit vor dir zu haben. Aber genau wie bei deiner Beziehung davor, wirst du diese Trennung auch hinter dich bringen.

Ich war selbst auch mal depressiv und ich kann dir sagen: für meinen Partner war das kein Zuckerschlecken. Der ist auch ganz automatisch in eine Helfer- und Entertainerrolle geschlüpft. Und ich habe um mich selbst gekreist und irgendwann die Schuld für die Depression in der Beziehung gesucht und meine Unfähigkeit, in der Depression echte Gefühle zuzulassen als mangelnde Gefühle für ihn interpretiert.

Versuch aber gar nicht erst, Depression zu verstehen. Denn das kann keiner, der sie nicht selbst erlebt hat.

Das Problem in eurer Beziehung war vielleicht einfach ihre Depression, also die verdrängten Gefühle von IHR und nicht eine Gefühlskälte von dir. Als Partner eines Depressiven muss man sich gefühlsmäßig sogar etwas abgrenzen: damit kann man sich sonst nämlich regelrecht anstecken.

Vielleicht hat sie jetzt die Gelegenheit, ihre Depression aufzuarbeiten und die dahinterliegenden Gefühle aus ihren Untiefen zu holen.

Du für dich musst deinen Fokus jetzt von ihrer Welt jetzt wieder auf deine lenken und deine eigenen Gefühle wieder anschauen. Und das kann heilsam sein für dich. Vielleicht ist es ja auch nicht nur Liebeskummer, der auf dich hereinbricht, sondern auch die fehlende Ablenkung von deinen eigenen Gefühlen?

Du machst es schon ganz richtig: lass alles zu! Hab keine Angst vor deinen Gefühlen. Verdrängen bringt nichts. Es ist besser zu lernen, sie zuzulassen und dann die Schmerzen auszuhalten.

Ich wünsche dir viel Mut, dich deinen Gefühlen zu stellen!

21.08.2019 05:24 • x 1 #5


M
Das tut ja weh zu lesen wie du dich selbst schlecht machst. Du hast ihr alles Recht gemacht und sie hatnur geredet. Und am Ende hat sie sich genau deswegen getrennt- weil du so nett warst. Du bist nicht gefühllos. Du hast immer gezeigt dass du zu ihr stehst mit vollem Einsatz. Sie hat nur drüber ' gesprochen'. Ich glaube du bist in die nice Guy Falle geraten und sie hat einen Bad Boy kennen gelernt.

21.08.2019 06:47 • x 2 #6


R
Wahrscheinlich hilft es dir in deiner aktuellen Situation nicht. Aber ich möchte dem ganzen gerne noch ein wenig hinzufügen, vielleicht hilft es dir für deine nächste Beziehung.

Zitat von Karina:
Hast du ne Ahnung wieviel potentiell unterdrückte Aggressivität in diesem Helfersyndrom steckt?


Das möchte ich mal hervorheben.

Desweiteren: Wenn du in die Rolle des Helfers schlüpfst bringst du damit eine Beziehung automatisch in Schieflage. Es besteht keine Augenhöhe mehr, deine Partnerin bekommt von dir den schwachen, hilflosen Part aufgedrückt.

Die Frage ist, wieso du das machst. Ein möglicher Grund: Es ist ein Schutzmechanismus, aufgrund deiner vorher nicht ausreichend oder falsch bearbeiteten Trennung. Ebenso, aus Gründen, die tief in dir selber liegen. Besonders ist diesbezüglich herauszuheben:

Zitat:
Angst allein zu sein. Nie wieder jemanden kennenzulernen.


Du wünscht dir größtmögliche Sicherheit in der Beziehung, versuchst das unter anderem durch das Kippen der Machtverhältnisse zu erreichen. Eine unbewusst als Schwächling dekradierte Frau, ist auch weniger bedrohlich, denkst vielleicht sie bleibt eher bei dir.

Ein typisches Paradoxon, das ich vor meiner Therapie auch von mir selber kannte: Der Wunsch nach Sicherheit, dabei genau eine Partnerin wählen, die diese nicht bieten kann. Siehe:
Zitat:
damals noch sehr emotional instabil


Du hast noch sehr viele Baustellen.

Zitat:
Nach der Trennung ging es mir so schlecht wie noch nie zuvor. Ich hatte panische Angst. Ich wusste nicht wohin mit mir. Ich hatte einfach das Gefühl alles wäre aus.


Das zum Beispiel klingt nach einer regelrechten Retraumatisierung.

Ich kann dir nur raten dich in der nächsten Zeit mal ordentlich mit dir selber zu beschäftigen. Eventuell auch mit Hilfe eines Therapeuten, so wie das ganze klingt, wirst du ansonsten vermutlich nicht an die Wurzel des Problems kommen, falsche Schlüsse ziehen und dir bei der Arbeit an dir vermutlich noch mehr Steine in den Weg legen, anstatt das es dich weiterbringt.

21.08.2019 19:31 • x 1 #7


M
Erst einmal vielen Dank für eure ganzen Kommentare und Meinungen!
Ja ihr habt ganz Recht, ich habe mich zu sehr auf sie fokussiert und mich dabei vergessen. Meine eigenen Gefühle zurückgestellt und wollte immer nur Harmonie. Wieso habe ich das gemacht? Ich denke es gibt da einige Gründe. Einer ist natürlich, dass ich alle vermeintlichen Fehler aus meiner vorherigen Beziehung in der neuen kompensieren wollte. Also habe ich mich mehr auf meinen Partner fokussiert. Der ganz essentielle und viel tiefgreifende Grund ist mein Familienhaus. Dort konnte man keine Gefühle zeigen, weil man sonst als schwach galt. Auch hat jeder immer nur von sich erzählt und das Kollektiv als Familie gab es nicht. Hinzu kommt ein cholerischer Stiefvater der ein regelrechter Tyrann gewesen ist. Es war wie in einem Minenfeld zu leben. Jede kleine Konfrontation konnte eine riesen Eskalation hervorrufen. Auch bei ganz banalen belanglosen Dingen. Ich bin mir sicher dass in dieser prägenden Zeit viel von meiner Gefühlswelt geformt wurde und Auswirkungen bis heute zu sehen sind.
Ich halte mich an meinen Verstand, da ich so die Kontrolle behalte und möglichen Minen ausweichen kann. Das bedeutet es gibt keine Konflikte alles ist in Ordnung. Ich meine das heißt nicht das ich zu allem ja sage. Ganz im Gegenteil, ich setze mich sehr stringent durch. Das Harmoniestreben findet auf einer ganz anderen Ebene statt. In einer Beziehung wird das dann an einigen Stellen deutlich.
Als sie zu Anfang sehr instabil gewesen ist und es häufig zu sehr anstrengenden Situationen kam, hat sie natürlich gesagt dass es so nicht funktionieren kann und sie mich mit nach unten zieht. Sie war sich der Situation also bewusst und wollte mir nichts aufbürden. Vielmehr war ich es der bereit war den schweren Weg zu gehen. Und es wurde auch besser. Auch hat sie nicht einfach blindlings immer nur von mir genommen, sondern immer wieder erwähnt wie viel ich für Sie mache und ihr immer wieder helfe und dass sie das auch gerne für mich tun würde. Und was kam dann von mir? Nichts. Es fällt mir nämlich sehr schwer Hilfe von anderen anzunehmen. Ich fühle mich dann in der Schuld der anderen. Fühle mich verpflichtet und eingeengt. Das kommt auch von meiner Jugendzeit zu Hause. Da wollte man niemanden etwas schuldig sein. Mit Komplimenten und Lob ist es genauso. Ich konnte vor ein paar Jahren überhaupt nicht damit umgehen. Das hat sich zum Glück sehr geändert. Aber all diese Dinge wirken sich in Kombination so aus, dass ich zu sehr seltsamen Verhaltensweisen in Beziehungen tendiere so scheint es. Ich muss mich von diesen alten Zöpfen emanzipieren und wie ihr auch schon gesagt hattet, mich selbst kennenlernen. Was will ich, wer bin ich und vor allem dass ich das auch für mich selbst einfordere.
Was ich nicht einfach so unterschreiben kann ist, dass ich meine Lebenszeit verschwendet hätte in den letzten sechs Jahren. Ich finde zu allererst machen wir Erfahrungen und wachsen an diesen. Egal ob positiv oder negativ. Außerdem waren die sechs Jahre auch vom jetzigen Standpunkt betrachtet ganz deutlich mehr positiv als negativ. Ich habe viele schöne Erinnerungen die ich für immer mit mir trage. Und habe auch sehr viele neue Erfahrungen gemacht. All das nehme ich jetzt mit.
Worin ich mitgehe ist wie bereits erwähnt das mich selbst kennenlernen. Auch dass es essentiell ist nun eine Zeit bewusst allein mit mir zu sein, um dies auch ohne äußerliche Einflüsse machen zu können.
Und weil es häufiger gefragt oder vermutet wurde, ob sie jemanden kennengelernt hat. Das kann ich natürlich nicht zu 1000% sagen, aber ich bin mir sehr sehr sicher das es nicht so ist. Nichts deutet darauf hin, noch gab es je eine Situation in der ich angenommen hätte. Aber wie gesagt, die ganze Wahrheit kennt nur eine Person.

21.08.2019 20:44 • x 1 #8


K
Ja versteh ich was du sagst es ist vernünftig sich an die Vernunft zu halten und logischerweise unterdrückst du deine Gefühle wenn du schlechte Erfahrungen mit den Gefühlen anderer Leute gemacht hast, wahrscheinlich ist es insgesamt gut sich an der Vernunft zu orientieren, ich spreche mich hier auch nicht gegen die Vernunft, sondern vielmehr für einen Ort aus oder einen Moment indem Gefühl sein darf das kann auch geübt werden, Wut rauslassen üben zB

22.08.2019 06:23 • x 1 #9


M
Ich glaube du warst einfach zu nett. Du wolltest unbedingt eine harmonische Beziehung und hast ihr alles in den Popo geschoben und dich selbst ganz vergessen. So ein Partner nervt und stört und steht einem ' im weg'. So wird sie sich gefühlt haben. Eigentlich ganz anders als sie gesagt hat. Gesagt hat sie ja es läge an dir dass du keine Gefühle zeigen kannst etc. Gemeint hat sie dass du kein eigenes Leben hast und ihr auf die Nerven gehst. Sie ist eine sehr schwache Person und weiss nicht was sie will. Deswegen wusste sie nicht so Recht was sie an dir stört. Deswegen hat sie einfach alles zerredet. Die Wahrheit ist. : Du bist kein Mann, du hast keinen stand , du bist völlig abhängig von einer Frau die jemand braucht der stark ist. Du übst keine Anziehung auf sie aus. Sie braucht einen Bad Boy .
Mach jetzt nicht den Fehler und bettel

22.08.2019 07:09 • x 1 #10


M
Ich denke, ja ich war zu nett und zu verständnisvoll. Hätte öfter meinen eigenen Stempel aufdrücken müssen. Allerdings bin ich ziemlich sicher, dass die Beziehung dann an dem ein oder anderen Punkt zerbrochen wäre. Was natürlich ok sein kann, denn nicht alles muss zusammenpassen. Aber deshalb denke ich auch nicht, dass sie einen Bad Boy sucht oder möchte, denn ich wäre mir so sicher, dass es vor Eskalationen nur so wimmeln würde.
Aber was ich wirklich nochmal klarstellen möchte, denn es scheint als kam das nicht richtig rüber. 80% der Dinge die wir gemacht oder unternommen haben, Ideen oder Motivator bin ich gewesen. Ich habe viele Entscheidungen getroffen. Beinahe alles. Es ging also nicht immer nur nach ihrer Nase. Nur war ich eben auf einer speziellen Ebene zu passiv.
Als wir in den letzten zwei Monaten viele Gespräche hatten, da hatte sie erwähnt dass sie Angst hat das Ganze aus den falschen Motiven zu beenden. Dass sie findet in der heutigen Zeit suchen die Menschen etwas immer noch besseres, obwohl sie bereits etwas wunderbares haben. Und dass es am Ende vielleicht in einer endlosen Suche mündet, die nie etwas Besseres offenbart. Sie wusste nicht ob diese eine Sache, dieses fehlende Element welches ich nicht leisten konnte, ob sie dauerhaft damit leben und es akzeptieren kann. Und ob es die Suche wirklich wert ist.
Ich hatte das Gefühl, dass es ehrlich und sehr aufrichtig von ihr gewesen ist zu sagen sie schätzt mich und mein selbst auf so vielen Ebenen und ist sich auch der Anstrengungen meinerseits für uns sehr wohl bewusst. Das glaube ich auch vollends und habe keinen Grund etwas anderes anzunehmen. Wenn etwas zutrifft, dann dass immer Offenheit und Transparenz zugegen war in unserer Beziehung.
Und nein, ich habe nicht vor zu betteln. Ich habe bereits während der Phase des Trennens akzeptiert, dass es zu Ende sein kann und dass es ok ist. Trotzdem vermisse ich sie und bin traurig, wütend und ängstlich. Aber das ist ja auch nur normal.
Übrigens hatte sie sich auf meine Nachricht zurückgemeldet. Sie war dankbar für meine Offenheit. Sie hatte aber nie gedacht es wäre mir egal. Sie will keine Sekunde unserer Beziehung missen und weiß wie gut ich zu ihr gewesen bin. Sie hat sogar gefragt was sie tun damit es mir besser geht, woraufhin ich sagte das es nichts gäbe und nur die Zeit helfen wird. Ich finde wir gehen sehr erwachsen mit der Situation um. Niemand nervt den anderen oder bettelt oder macht Vorwürfe etc.

22.08.2019 19:16 • #11


E
Hm dass klingt alles beidseitig sehr reflektiert, wie als ob die Beziehung sich zu Ende gelebt hat, sind ja des öfteren Entwicklungszyklen, die wir durchlaufen und deren Dauer ist im Durchschnitt nun mal 7 Jahre, manche kommen dann noch auf 14, ab 14 wird s dann noch mal richtig Arbeit... Angeblich soll sich das lohnen, davon habe ich nur leider keine Ahnung, weil mir gelingt es seit 10 Jahren nicht mich an jdm zu binden, tragischerweise... Ich gehe mal davon aus, dass ihr beide festgestellt habt (unter)bewusst, dass ihr nicht zusammenpasst für die Familienplanung
@merlin wüsste zu gerne woher diese badboy Fantasie von dir kommt, habe ehrlich gesagt noch nie einen kennengelernt. Nur bindungsun-willige/fähige Leute.

23.08.2019 06:15 • x 1 #12


M
Was ist denn jetzt diese wichtige Sache die du nicht bringen kannst, weswegen sie sich unbedingt trennen muss?
Ich meine so schlimm kann es ja nicht sein.

23.08.2019 06:41 • #13


M
Sie nennt es Leidenschaft. Allerdings fällt es ihr schwer eine genauere oder bildhaftere Darstellung zu finden. Aus all unseren Gesprächen rund um dieses Thema habe ich Folgendes daraus abgeleitet.
Das Gefühl wenn man frisch verliebt ist schwindet mit der Zeit. Trotzdem ist da etwas was so in dieser Form nicht mehr auftaucht. Das begehrt werden. Ja das gibt es natürlich auch später noch, aber auf einer anderen Ebene. Es sind kleine Situationen, Blicke, Worte, Anmerkungen oder kleine Spielchen. Das alles ändert mit der Zeit die Form und Farbe. Intensität ist meiner Meinung nach auch später noch vorhanden und kann sogar stärker sein. Ich glaube sie musste sich entscheiden zwischen einem möglichen neuen Gefühl in Zukunft oder dem anders klingenden beständigem Gefühl. Das ist was ich mir dazu abgeleitet habe.
Wir hatten in der Vergangenheit auch häufig Diskussionen über Beziehungsformen und wie sich das in der Gesellschaft ändert. Sie hatte damals sehr viele Podcasts zum Thema Polyamorie, offene Beziehungen oder dem generellen Beziehungsbild in der Gesellschaft gehört. Wir haben darüber philosophiert ob wir so etwas jemals konnten. Damals hatte sie sich auch mit der Frage beschäftigt ob man nun den Rest seines Lebens mit einem Partner verbringt und ob Liebe nicht auf einer anderen Ebene steht.
Ich glaube sie sucht ihren Platz in diesem Weltbild der Beziehungen und weiß noch nicht so richtig was sie will.
Muss ich die Gründe wirklich verstehen? Denn es macht mich verrückt zu versuchen herauszufinden weshalb ich sie nicht mehr in den Arm nehmen kann, zusammen mit ihr aufwache, mit ihr esse, sie nur anschaue oder sie küsse. Klar kann ich das alles akzeptieren, aber muss ich es verstehen? Und wenn ja, wie soll ich das machen? Wenn ich bei unseren Bekannten bin wie heute, dann denke ich an sie. Warte dass sie jeden Moment in den Raum kommt. Alles erinnert mich an sie. Hier in der Wohnung stecken so viele Erinnerungen. Ich kann sie hier überall sehen.
Ich hasse dieses Gefühl als fehlt meinem Körper wirklich etwas. Und diese Hilflosigkeit. Ich vermisse sie in so vielen Momenten. Ich will dass es vorbei ist! Ich weiß ja, dass ich Zeit brauche, es durchleben muss etc. aber manchmal hab ich keine Lust mehr. Dann will ich einfach dass es aufhört.

25.08.2019 22:21 • #14


S
Kurze Frage, ich hoffe, sie ist nicht unpassend: Dieses Vermissen, führt dies nicht zu mehr Leidenschaft?

Hättest du dich mit einer Form von offener Beziehung anfreunden können von wegen Polyamorie?

25.08.2019 23:18 • #15


A


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