Hallo liebes Forum,
es ist ein wenig her seitdem ich das letzte mal hier war. Damals vor 7 Jahren hatte ich gerade eine 8 jährige Beziehung hinter mir. Nach der Trennung ging es mir so schlecht wie noch nie zuvor. Ich hatte panische Angst. Ich wusste nicht wohin mit mir. Ich hatte einfach das Gefühl alles wäre aus. Dann fand ich dieses Forum und begann mit viel Arbeit an mir selbst, mich selbst zu wertschätzen und habe neuen Mut gefasst und mich zu der Person entwickelt die ich eigentlich sein will.
Ich habe relativ schnell den Schritt in eine neue Beziehung gewagt. Ich hatte ein neues Ich, einen neuen positiven Blick auf die Welt. Ich war gerade einmal frisch im neuen Job nach meinem beschwerlichen Studium und lernte meine nun Ex-Freundin kennen. Sie war 20 und gerade am Anfang ihres Studiums. Ich war 26.
In der letzten Beziehung hatte ich Probleme Gefühle zu zeigen und wirkte sehr kalt und distanziert. Das hat meine damalige Freundin quasi erfrieren lassen. In der noch neuen Beziehung wollte ich alles anders machen. Mir fiel das Ganze auch sehr leicht, da sie sehr viel Zugneigung brauchte und dies auch eingeforderte. Zudem war sie damals noch sehr emotional instabil mit einer depressiven Tendenz. Wir haben darüber sehr offen gesprochen. Es gab viele anstrengende Situationen die mich sehr belastet haben. Aber ich wollte immer für sie da sein und habe oft zurückgesteckt. Mir gefiel die Rolle als Beschützer und dass ich meine bisherigen Erfahrungen weitergeben konnte. Ich wollte einfach immer helfen und unterstützen. Denn das hatte ich ja in der vorherigen Beziehung sehr vernachlässigt. Mittlerweile glaube ich, dass ich viele Dinge aus der vorherigen Beziehung in der neuen ausbessern wollte.
Sie war ein sehr körperlicher Mensch und brauchte viel Nähe. Das kannte ich so nicht und bin eigentlich auch nie der Typ gewesen der so etwas von sich aus gemacht hätte. Durch sie lernte ich das allerdings sehr schnell und fing an Gefallen daran zu finden.
Sie hatte in unseren insgesamt 6 Jahren Beziehung mehrere Auslandsaufenthalte. Meistens immer so um die 5-6 Monate lang. Ich habe sie auch hier immer unterstützt. Natürlich hat man als Partner kurz das Gefühl allein gelassen zu werden, aber mein neues Ich wusste, dass wir immer noch Individuen waren und nur wenn wir uns selbst nicht vernachlässigen und unser bestes selbst sind, ein guter Partner sein können. Die Beziehung ist die Kirsche auf der Sahne und wir selbst der Rest.
Ich habe sie bei einem der längeren Aufenthalte (6 Monaten) sehr oft besucht. Ich habe so viele Überstunden und ein Dreiviertel Jahr keinen Urlaub gemacht, damit ich oft und lange zu ihr konnte. Das war eine wunderschöne Zeit. Ich habe es genossen zu sehen wie sie sich als Mensch weiterentwickelte und immer selbstständiger wurde. Die depressiven Tendenzen wurden immer weniger und sie war ausgeglichener und fester in sich selbst.
Wir haben 5 Jahre nicht zusammen gewohnt. Klar haben wir oft darüber gesprochen, aber wir fanden dass alles gut war wie es war. Außerdem waren wir sehr behutsam miteinander. Ich kann das gar nicht richtig erklären. Ich meine, natürlich ist man immer respektvoll im Umgang miteinander, aber wir haben uns nie auch nur ansatzweise mit irgendwelchen beleidigenden Worten belegt. Auch haben wir die Privatsphäre des anderen immer sehr hoch gehalten.
Als sich ihr Studium dann dem Ende näherte erzählte sie mir von einem schrecklichen Vorfall in ihrer Kindheit. Auch in dieser schweren folgenden Phase habe ich sie immer mit all meiner Kraft unterstützt. Dafür ist sie auch heute noch dankbar.
Ich hatte gemerkt, dass mein Job mit der Zeit eintönig wurde und bin innerhalb meines Unternehmens gewechselt. Das hatte zur Folge, dass ich in eine 450km entfernte Großstadt gezogen bin. Wir hatten darüber gesprochen im Vorfeld und sie war sehr froh darüber. Denn mit ihrem Studium hatte sie sich keine Hoffnung auf einen Job in der alten Stadt gemacht. So haben wir beschlossen zusammen in eine andere Stadt zu gehen und endlich zusammenzuziehen. Ich war ca. 6 Monate alleine in der neuen Stadt und habe uns eine Wohnung gesucht und ihr einen Job. Auch dafür war sie sehr dankbar und ich war froh helfen zu können. Vor gut einem Jahr kam sie dann nach und wir wohnten zusammen. Das war anfangs ungewohnt aber schnell sehr schön. Wir hatten eine wunderschöne Zeit. Eigentlich war alles super. Eigentlich.
Wir hatten in der Vergangenheit oft ein Gespräch über dasselbe Thema. Sie sagte, dass ihr ein wenig die Leidenschaft fehle. Ich war aufgrund meiner vorherigen Beziehung bereits ganz am Anfang sehr offen was das Thema Gefühle zeigen angeht. Das wusste sie und hat auch immer gesagt, sie wisse ja, dass ich nicht so bin. Anfangs war das denke ich ok für sie, aber der kleine Mann im Ohr war nun geweckt. Das denke ich zumindest. Damit das richtig verstanden wird, ich war nicht mehr gefühlskalt oder distanziert. Ganz im Gegenteil. Das wäre auch gar nicht anders möglich gewesen, da sie es immer einforderte. Es ging hier eher um mehr Leidenschaft und S. im Alltag. Kleine Gesten oder Bemerkungen. Dinge die am Anfang einer Beziehung wie von allein einfach da sind.
Ich bin ein sehr loyaler Partner. Ich würde für meine Partnerin auch für meine Freunde alles tun. Ich denke dass man sich auf mich immer verlassen und man sich sicher kann, dass ich hinter einem stehe. Das wusste auch sie und dennoch fehlte ihr etwas.
Das Thema wurde mit der Zeit öfter auf die Tagesordnung gesetzt. Ich versuchte wirklich mich zu bessern, aber das fühlte sich für mich nicht richtig an. Es war eher ein schlechtes Laienschauspiel. Schnell war alles wieder wie immer.
Wir haben immer sehr viel gesprochen und sehr offen. Wir haben uns immer gegenseitig gefragt wie es dem anderen geht. Wir sind aufeinander eingegangen und haben uns geholfen.
Vor vier Monaten hatten wir, nachdem sie von einer zweiwöchigen Dienstreise zurückkam wieder das Thema angesprochen. Diesmal aber war es so, dass sie dabei geweint hat. Außerdem hat sie mir gesagt, dass wir zwar viel sprechen aber nie über uns und nie über mich. Da habe ich gemerkt, dass ich immer so viel geholfen und für uns gearbeitet habe, dass ich nie selbst Dinge gefordert habe. Ich habe jeden Konflikt gescheut und bin immer mitgegangen. Ich habe mich einfach zu sehr zurückgehalten. Auch dass wir nie über uns gesprochen haben konnte ich nachvollziehen. Ich habe immer in mir an uns gedacht. An Kinder und Hochzeit. Aber darüber gesprochen haben wir nie ernsthaft. Auch nicht was wir dahingehend voneinander erwarten.
Nun stand das Thema einer Trennung im Raum. Das war ein Schock. Allerdings habe ich mich sofort gedanklich in meine Zeit von vor der Beziehung gerettet und alles an und in mir angewendet was ich damals gelernt hatte. Das führte dazu, dass ich sehr rational und gefasst wirkte. Das hat sie sehr irritiert, was ich nun gut verstehen kann. Natürlich wollte ich mich nicht trennen und habe das auch gesagt. Allerdings habe ich auch gesagt, dass ich das was sie genau von mir erwartet nicht geben kann. Ich kann es versuchen, aber niemals versprechen. Wir sind noch beide in einem Alter (27/32) in dem wir beide noch alle Möglichkeiten haben mit jemanden alles zu machen. Das hat uns dazu getrieben eine relativ nahe Entscheidung herbeizuführen.
Wir haben in der Folge immer wieder gesprochen und wollten erst einmal schauen wie sich alles entwickelt. Auf keinen Fall wollten wir alles einfach so wegwerfen ohne sicher zu sein. Und sie wollte mich an ihren Gefühlen von Anfang an teilhaben lassen bis sie selbst wusste was sie wollte. Sie selbst empfand das als sehr ungerecht mir gegenüber, aber ich war dankbar, dass wir so offen und transparent miteinander waren.
Ihr kennt doch diese Geschichten. Person A und B sind ewig zusammen. Alle Außenstehenden einschließlich Person B finden, dass sie das beste Paar sind und wahrscheinlich auf Ewigkeiten zusammenbleiben. Dann mach A plötzlich Schluss und alle einschließlich B sind geschockt und können es nicht fassen.
Ich war froh, weil ich nicht wie Person B eines Tages vor vollendete Tatsachen gestellt werden wollte. Dennoch war es keine schöne Zeit für beide von uns. Das Ganze lag wie ein Schleier über uns. 2 Wochen vor unserer Trennung waren wir noch eine Woche zusammen im Urlaub. Das war ebenfalls wunderschön. Generell denke ich, dass wir wahrscheinlich hundert Jahre zusammenleben könnten und eine super Zeit miteinander hätten. Wir sind nicht nur Partner, sondern auch beste Freunde gewesen.
Dann kam er also, der Tag der Trennung. Wir sprachen wieder über das Thema und gelangten schließlich dazu das Ganze zu beenden. Da es denke ich für mich wichtig ist dies einzugestehen, erwähne ich das explizit noch einmal. Das Ganze ging von ihr aus. Also hat sie mich verlassen.
Ich war wieder sehr rational und gefasst. Sie war aufgelöst und hat viel geweint. Ich habe sie getröstet. Wir mussten natürlich nun schauen was mit der Wohnung passiert und wie nun alles weitergeht. Wir haben dann noch 3 Wochen zusammengewohnt. Wie sonst auch. Haben in einem Bett geschlafen und zusammen gegessen. Ich habe sie immer getröstet wenn es ihr schlecht ging und ich war weiterhin rational und gefasst. Wenn ich mir das gerade wieder so vorstelle könnte ich mir eine runterhauen.
Dann zog sie aus. Und nur wir beide haben den Umzug gemacht. Ich habe sie unterstützt und quasi alles organisiert und durchgeführt. Ich wollte, dass wir alles so machen wie in unserer Beziehung. Respektvoll, Behutsam und für den anderen da sein.
Auf Arbeit sehen wir uns manchmal und gelegentlich bringe ich ihr ihre Post die noch zu mir kommt.
Ich war bis vor einer Woche immer noch rational und gefasst. Es war auch immer viel los an den Wochenende. Außerdem mache ich viel Sport und lenke mich ab. Nun wird es ruhiger und ich merke, dass ich einen riesen Fehler gemacht habe. Ich habe alles nur verdrängt und wollte alles beiseite schieben. Ich habe versucht Gefühle in mir in eine rationale Form zu pressen. Das wurde mir also nun vor einer Woche zum Verhängnis. Denn nun kann ich nichts mehr zurückhalten. Ich fühle mich so unendlich einsam, bin traurig, bin wütend, habe Scham, will meine Realität nicht wahrhaben und vermisse sie so sehr. Ich denke an jede kleine Sache die mit ihr zu tun hat.
Heute habe ich ihr das auch geschrieben, da ich wollte, dass sie weiß es ist mir nicht egal und ich bin auch nur ein Mensch. Mir war es so wichtig, dass ich das gemacht habe was man nicht tun sollte. Klar, das habe ich wahrscheinlich nur für mich gemacht. Aber versteht ihr, dass man das nach all diesen Erkenntnissen den anderen unbedingt wissen lassen will? Bisher habe ich keine Reaktion darauf erhalten. Eigentlich erwarte ich auch keine. Alles was ich weiß ist nur, dass ich zu selbstverliebt an die damalige Zeit gehangen habe in der ich meine größte Krise meisterte. Ich war so stolz darauf, dass ich nicht gesehen habe wie unterschiedlich verschieden jede Situation ist und dass es keine Abkürzung auf dem Weg der Heilung gibt.
Ich nehme es jetzt so wie es kommt. Wenn ich weinen muss, weine ich. Wenn ich wütend bin, bin ich wütend usw. Ich muss jedes Gefühl annehmen und fühlen. Nur dann kann es besser werden.
Mir hat es jetzt schon unendlich geholfen das hier zu schreiben. Ich finde dieses Forum ist ein grandioser Ort des Helfens, des Verstehens und des Trauerns und natürlich des Heilens.
Ja, ich habe Angst vor der Zukunft. Angst allein zu sein. Nie wieder jemanden kennenzulernen. Außerdem bin ich immer noch neu in dieser Stadt. Ich habe hier noch keine Freunde. Das trägt noch mehr zur Einsamkeit bei. Ich sehe Gespenster. Sehe sie überall auf der Straße. Stelle mir vor wie sie Hand in Hand mit jemand neues die Straße entlang läuft. Wie sie Spaß hat während es mir schlecht geht. Fange an die schönen Dinge und Erlebnisse aus unserer gemeinsamen Zeit zu hinterfragen.
Aber ich muss da durch! Ich muss einfach! Und trotzdem vermisse ich sie so sehr.
20.08.2019 19:48 •
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