Nachdem ich gerdae die letzten Tage hier viel mitgelesen habe, habe ich mich dazu entschieden, nun auch meine Geschichte aufzuschreiben, weil ich das Gefühl habe, es jemandem erzählen zu müssen, weil es mich innerlich zur Zeit förmlich zerreisst.
Ich habe mich vor gut 8 Monaten von meinem Mann getrennt, nach über 14 Jahren Beziehung und Ehe. Wir, ich 31 und er 37 sind sehr jung ein Paar geworden. Ich war gerade mal 16 und er 22. Wir waren jeweils der erste Partner und unsere Geschichte begann eigentlich wie ein Hollywood Film. Es war Liebe auf den ersten Blick. In dem Moment in dem ich ihn sah, wusste ich dass ich diesen Mann heiraten werde. Das habe ich dann auch getan, mit Anfang 20. Nach 3 Jahren Fernbeziehung bin ich nach einer mini-Trennungsphase (man merkt dann plötzlich dass es ernst wird und das ein gutaussehender Mann mit tollem Auto doch nich alles ist) von heute auf morgen zu ihm gezogen.Weil er mich vor die Wahl gestellt hat. Zusammenleben, oder Trennung. In eine Kleinstadt in der ich nichts und niemanden kannte. Raus aus meinem sehr großen Freundes- und Bekanntenkreis und weg von meiner Familie, inklusive Schulabbruch, 1 Jahr vor dem Abitur. Mir ist der Schritt unglaublich schwer gefallen und ich bin im ersten Jahr nachdem wir zusammen lebten fast deppressiv geworden. Mir haben alle gefehlt, ich wurde nicht warm mit dem neuen Umfeld (war mein Leben lang immer ein geselliger, sozialer, offener und sehr proaktiver Mensch), ich habe im Grunde meine beruflichen Träume aufgegeben, mit dem Schulabbruch. Zu der Zeit hing ich sehr an meinem Mann. Ich habe geklammert, war eifersüchtg und war einfach einsam. Wir lebten dort 6 Jahre- die Zeit war nicht einfach für uns. Ich war im Grunde alleine, hatte nur ihn. Er hat sein Ding gemacht, war unterwegs und einen gemeinsamen Freundeskreis gab es ebenfalls nciht. In den 6 Jahren habe ich eine Ausbildung gemacht und ein Studium absolviert, nebenbei immer Vollzeit gearbeitet.
Wir haben dann entschieden weg zu ziehen. Das taten wir auch und es war absolut richtig. Wir sind beide völlig aufgegangen ind er Großstadt. Wir haben sich jeder langsam über die Jahre ein soziales Umfeld aufgebaut, haben einfach gelebt. Dann kam die erste richtige Krise, bei der wir kurz vor der Trennung standen. Ich hatte jemanden kennengelernt, in den ich mich vermutlich mehr als verguckt habe damals (6 Jahre her). Ein Kollege mit dem ich nur schrieb und Kaffee auf Arbeit trinken war und mein Mann es schnell raus bekam. Ich war mir damals schon sehr unsicher, ob ich gehen oder bleiben soll. Der Andere hatte einfach alles das, was ich mir immer wünschte. Und das waren in erster Linie Gemeinsamkeiten. Die hatten mein Mann und ich nämlich nie. Wir sind wie Schwarz und Weiß. Sehr konträr. Gemeinsame Aktivitäten und ein gemeinsamer Freundeskreis haben mir immer gefehlt. Wir haben uns damals dann dazu entschlossen einen Paarterapeuten aufzuzusuchen und nach dem Gespräch, war klar, dass wir an der Beziehung etwas ändern müssen. Wir stellten alles um. Wir begannen dem anderen Freiraum zu geben. Ohne Eifersucht. Ohne schlechtes Gewissen. Ohne Zwang. Jeder konnte im Grunde machen was er wollte. Alleine mit seinen eigenen Freunden in den Urlaub. Wochenenden ebenfalls jeder mit seinen Leuten. Außer Kino, essen gehen oder TV Abende haben wir letztlich nichts gemeinsam gemacht. Klar, das ist schön einerseits, aber mir hat es trotzdem immer nicht gereicht. Ihm schon. Wir haben gerade in Bezug auf Gemeinsamkeiten viel versucht, aber es war nicht ehrlich oder von Dauer. Weshalb wir entschieden haben, nichts zu erzwingen.
Ich wollte ihn so gern dabei haben. Bei schönen Dingen die ich erlebte. Irgendwann war gefühlt das Interesse nicht mehr an den Erzählungen da. Also habe ich auch nichts mehr erzählt. Ich hatte das Gefühl ein Singleleben zu führen, ohne Single zu sein. Viele Freunde oder Bekannte, dich ich im Laufe der Jahre kennelernte meinten im Nachhinein, dass sie überrascht waren als sie erfahren haben, dass ich verheitrat bin, weil ich immer alleine dabei war. Selbst auf den wenigen Events wie Hochzeiten oder Geburtstagen, die wir selten gemeinsam erlebt haben, hat er sich meist vorher vom Acker gemacht , um sich mit Freunden zu treffen und mich alleine dort gelassen. Das hat mich immer wieder auf's Neue verletzt, aber ich wollte ihm den Freiraum geben. 1x Mal im Jahr dann ein Urlaub. Dieser wurde meist sehr nach den Wünschen meines Mannes ausgerichtet, da er sehr stur ist. Da ich nicht ständig streiten wollte (wir sind sehr impulsiv), habe ich irgenwann einfach hingenommen und größtenteils akzeptiert, wie wir alles gestalten. Was ich wollte war meist nicht von Belang. Es ging tatsächlich eigentlich immer um ihn.
Immer wieder habe ich mir Gedanken gemacht die letzten Jahre, ob es das ist. Wir haben darüber geredet, was mir fehlt und das mir das Gemeinsame in unserer Beziehung fehlt. Aber langfristig hat sich nie etwas geändert.
Im vergangenen Jahr wurde es dann eigentlich so schlimm, dass wir im Grunde aneinander vorbei gelebt haben. Selbst die Planung des Jahresurlaubs kam nicht voran, weil er wesentlich kürzer als ich in Urlaub wollte (mehr als 2 Wochen wären doch zu langweilig mit mir allein). Irgendwann habe ich einfach abgeschaltet. Unbewusst. Und mich so distanziert. Und irgendwann habe ich gemerkt, wie ich innerlich zerbreche, weil ich seit so vielen Jahren immer nur gebe, aber kaum bekomme. Schließlich wurde ich mir darüber bewusst, dass ich ihn nicht mehr so liebe, wie ich ihn lieben sollte als Partnerin. Es ist Stück für Stück einfach etwas kaputt gegangen. Ich konnte Fragen zum Kinderwunsch nicht mehr beantworten, weil ich es einfach nicht mehr wusste. Obwohl das immer unser Plan war. Kinder kriegen und gemeinsam alt werden. Also habe ich solange versucht unsere Beziehung aufrecht zu erhalten, bis ich einfach nicht mehr konnte und mich getrennt. Das war und ist seitdem die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich habe ihm den Boden unter den Füßen weggerissen. Das hat mich fertig gemacht und tut es noch immer. Er hat viel versucht, um es zu kitten. Aber es war leider zu spät. Ich konnte seine Gefühle nicht erwidern und seine Bemühngen annehmen. Ich hasse mich dafür, dass ich nicht früher irgendwas anderes versucht habe, um ihm die Augen zu öffnen. Aber eigtnlich habe ich alles getan, weshalb ich nich weiss, was es hätte noch sein können. Ich weiß nur, dass ich alles mit ihm wollte. Und ihn jetzt nicht mehr so liebe, wie ich es all die Jahre getan haben.
Ich bin knapp 2 Monate nach der Trennung ausgezogen. Die Trennung verlief bis heute sehr friedlich und fair und ist sehr tränenreich. Bin alleine weggefahren, um mich zu finden. Habe mich entschlossen in eine andere Stadt zu ziehen, in der ich immer schon leben wollte, was für ihn aber nie in Frage kam. Und, wie sollte es anders sein, habe ich inzwischen jemanden an meiner Seite, der mir viel Kraft gab und gibt die letzte Zeit. Ich dachte, dass das möglich ist und gut gehen kann. Schließlich hatte ich mich ja schon vor langer Zeit innerlich von meinem Mann distanziert. Jetzt ist aber ein Umzug in die andere Stadt in grefibarer Nähe und ich habe wahnsinnige Angst plötzlich. Alles falsch gemacht zu haben. Ich hätte mir vielleicht noch mehr Zeit alleine nehmen sollen. vielleicht hätte ich uns noch eine Chance geben sollen. Aber wir beide wissen, dass es richtig war. Seit der Trennung sind wir beide zum ersten Mal in der Lage uns mit uns selbst zu beschäftigen. Uns zu reflektieren, an uns zu arbeiten. Er sagt selbst, dass es das richtige war, auch wenn ich die Frau seines Lebens war und es immer bleiben werde.
Viele Dinge würden sich vermutlich nicht ändern, weil wir einfach beide sind wie wir sind, was auch gut so ist. Aber es überkommt mich immer wieder das Gefühl, dass ich etwas falsch gemacht habe oder tue. Ich glaube nach wie vor, dass wir zusammen sein und glücklich sein können, aber nicht jetzt. Die Sehnsucht die ich immer hatte, nach Gemeinsamkeiten, ein anderes Miteinander, war immer zu groß, als dass ich jetzt wieder in alte Gewohnheiten verfallen möchte.
Jetzt gerade wünschte mir, dass wir uns beide fangen, Erfahrungen sammeln, uns zu 100% finden und in ein paar Jahren dazu bereit sein werden, zusammen glücklich zu werden. Klar, keiner kann sowas voraussagen und ich würde mich von Herzen freuen, wenn er jemanden findet, mit dem er glücklich sein kann. Dann sollte es nicht sein. Auch ich wünsche mir glücklich zu werden. Aber manchmal frage ich mich einfach: Sind die Dinge die mir gefehlt haben, wirklich so gravierend, oder stell ich mich nur an? Ich konnte Wochen vor der Trennung, oder bevor ich mich überhaupt dazu entschieden hatte, nicht mehr schlafen, hatte kaum Appetit und mir ging es nur noch schlecht. Die Trennung war keine Kurzschlussreaktion. Und trotzdem kann ich nicht von dieser Vorstellung der Beziehung, die ich/wir von uns hatten, loslassen.
vielleicht wäre es noch wichtig zu erwähnen, dass nicht nur keine Gemeinsamkeiten meine Gefühle haben anstumpfen lassen. Es waren u.a. Frauen im Spiel (angeblich nicht betrogen), mit denen er sich heimlich getroffen hat, unterwegs war und Nummern getauscht hat. Solche Dinge sind immer zufällig aufgeflogen. Er hat mich gekränkt oder vor Leuten manchmal respektlos behandelt, sich, wenn er keinen Bock hatte, nicht mal annährend die Mühe gemacht, Dinge mir zu Liebe zu tun (wirklich wirklich Kleinigkeiten, ich rede nicht von er soll mir ein Auto kaufen). Mich auch mit vielen Kommentaren zu Äußerlichkeiten verletzt. Ich habe ihn angehimmelt und es hat ihm scheinbar nicht gerreicht. Er weiss, dass er Fehler gemacht hat und macht sich fertig deswegen (oder hat es getan nach der Trennung). Ich weiß, dass er das alles nie hat kommen sehen und die Trennung für ihn der absolute Albtraum, weil er mir mit zusammen sein will.
Und nun steh ich da. Ist ein radikaler Wechsel des Umfelds vielleicht eine Chance oder mache ich damit alles für immer kaputt? Ich stehe zur Zeit so neben mir, könnte alle 2 Min heulen und weiss nichts mehr. Außer, dass Stand heute ein Comeback nichts bringen würde und ich mich auf den anderen eigentlich gänzlich einlassen möchte. Auch wenn nie jemand an meinen Mann herankommen wird.
Entschudligt, dass ich so viel geschrieben habe und vorallem so chaotisch. 15 Jahre sind schwer hier zusammen zu fassen.^^
12.06.2018 15:48 •
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