Ich bin ein Monster und kann es keinem sagen

Mein Name ist Julian und meine Beziehung zu meinem Ex-Freund ist nach einigen Jahren seit gestern endgültig vorbei, auch wenn ich das nicht wahrhaben möchte.

Dabei weiß ich, dass ich daran Schuld und nein er ist nicht zu 50% daran Schuld, such wenn ich das überall lese.
Ich muss sagen, dass die Beziehung insgesamt sehr toxisch war. Wir haben oft gestritten, wobei es zuletzt besser wurde. An den Streitigkeiten gebe ich mir nicht die Alleinschuld. Er hat mich oft unterdrückt und mir sehr häufig das Gefühl gegeben, dass ich nichts richtig machen kann. Eigentlich wenn ich so darüber nachdenke, hat er ja sogar Recht.
Er hat sich auch mehrere Fehltritte geleistet. Er ist beim Feiern in der Szene mit jemandem nach Hause, hat mich dann aber leiden lassen und nichts davon erzählt, bis ich es von einem gemeinsamen Freund erfahren habe. Er hat sich mit anderen gedatet. Er hatte sich mit einem Typen heimlich bei uns zu Hause getroffen und wollte danach sogar noch, dass wir eine Freundschaft zu ihm aufbauen. Er hat sich mehrfach auf Dating-Plattformen angemeldet, um seinen Marktwert zu checken. Und zu guter letzt ist er heimlich in die Sauna gegangen. Aber nie wäre etwas mit einem andere gelaufen. Das sagt er bis heute.
Er hat sich sehr oft aggressiv mir gegenüber Verhalten, hat mich geschubst, getreten, sm Kragen gepackt und vor die Tür getreten, wenn ich mich im Badezimmer eingeschlossen habe.
Er hat mich heimlich kontrolliert, mir Spy Apps aufs Handy geladen. Zugriff zu sämtlichen Social-Media Apps gehabt.
Ja das klingt jetzt alles schlimm. Aber zumindest den letzten Punkt kann ich nachvollziehen. Er hat dadurch rausgefunden, dass ich mir vor einem Jahr mit jemanden getroffen habe, den ich von vor der Beziehung kannte, mit dem dann auch einmalig was lief.
Der Grund meines Titels und weshalb ich weiß, dass ich Schuld an allem bin kommt aber jetzt.
Auch wenn er nichts davon weiß oder zumindest glaube ich das bin ich ihm in den ganzen Jahren sehr häufig fremdgegangen. Ich habe mich immer wieder auf Plattformen angemeldet und dort Typen klargemacht. Ich kann nur vermuten weshalb ich das getan habe. Ich habe es auch gemacht in Zeiten in denen es gut lief. Ich habe es aber auch teilweise gemacht, nachdem er mich schlecht behandelt hat. Um mich zu rächen glaube ich manchmal. Aber ich halte mich gerade für ein absolutes Monster. Dafür gibt es keine Rechtfertigung. Ich habe es nur selten geschafft diesen Impuls zu unterdrücken. Danach habe ich mich oft sehr schlecht gefühlt und mich jedes mal ein Stück mehr selbst gehasst. Manchmal habe ich mich aber auch gut gefühlt. Ich denke, dass in meinem Kopf etwas nicht stimmt, weshalb ich auch professionelle Hilfe Suche, was sich aber echt schwer ist, da auch einfach nichts finde. Von daher hoffe ich, dass ich hier ein wenig Druck loswerden kann, weil diese Gedanken mich extrem quälen. Ich kann und konnte das auch nie meinen Freunden erzählen, da ich sonst verständlicherweise überall unten durch sein würde. Ihm gegenüber kann ich das auch unmöglich zugeben. Ich hoffe ja immer noch, dass es irgendwann wieder klappen könnte. Bis dahin möchte ich das aber aufarbeiten, dass ich lerne damit umzugehen. Ich möchte so nicht sein, aber habe all die Jahre auch nichts dagegen getan.
Nach der Voerst-Trennung habe ich mich auch sofort wieder angemeldet und mich mit jemand getroffen. Direkt danach! Ich kann es selber nicht fassen. Ich habe keine andere Strategie, damit umzugehen. Ich könnte hier noch so unglaublich viel schreiben. Aber will jetzt auch keinen Roman schreiben. Ich weiß auch nicht was ich heute er erwarte. Ich denke ich möchte vielleicht auch irgendwie dafür büßen. Ich halte die Schuldgefühle einfach nicht mehr aus. Und ich weiß, dass ich krank bin.

Klingt auf jeden Fall auf beiden Seiten sehr ungesund.

Du bist aktuell in keiner Therapie, oder? Du weißt das du das auch online machen kannst, wenn es bei dir niemanden gibt, der einen Termin frei hat.

Gönn dir mal 3 - 5 Stunden als Selbstzahler, dann geht's schneller und du bekommst professionelle Hilfe. Hier hast du zwar immer ein offenes Ohr, aber die meisten sind keine Experten hier.

Als ich dein Thema gelesen habe, dachte ich mir nur, wie kann man das auf beiden Seiten 13 Jahre aushalten ohne kaputt zu gehen.
Physische Gewalt, psychische Gewalt, Fremdgehen auf beiden Seiten.

Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht so wirklich wo ich anfangen soll...

Schon alleine die Tatsache einer toxischen Beziehung zeigt, dass man nicht alleine an einer Trennung Schuld sein kann.
Bitte stell ihn nicht auf ein Podest, dieser Mensch hat dich geschlagen (!) , belogen und betrogen.

Ist es das, was du unter Liebe verstehst? Du hast etwas weitaus Besseres verdient. Liebe ist Vertrauen, Geborgenheit, Zweisamkeit uvm. Nach all dem Negativen was zwischen euch vorgefallen ist, kannst du dir das wirklich mit einem Menschen, der dir sowas angetan hat nochmal vorstellen?

Ihr habt beide gravierende Fehler gemacht, die das Vertrauen eurer Beziehung total angeknackst hat. Das rechtfertigt aber natürlich noch lange nicht sein Verhalten gegenüber dir.

13 Jahre sind eine verdammt lange Zeit und ich bin der Meinung, dass du nicht ihn als Person liebst, sondern eure Erinnerungen die ihr miteinander gemacht habt, als alles noch schön war. Das wird leider nie mehr wieder so sein. Es ist vollkommen okay, dass es wehtut und es darf auch wehtun. Aber wenn ich das hier lese, war eine Trennung auf Dauer gesehen wirklich die richtige Entscheidung.

Auch wenn du es nicht glauben magst, wird ein Mann kommen, der dich nimmt wie du bist, behandelt wie du es verdient hast und über alles liebt. Du hast viel mehr verdient als das, was dir dein Ex gegeben hat.

Ich wünsche Dir alles Gute.

Erfahrungsgemäß ist Deine Ratio aktuell unerreichbar, da Du krassen Liebeskummer empfindest und Dir auch eingeredet wurde, Du seist ein schlechter Mensch, bis Du es eventuell irgendwann geglaubt hast.

100% Schuld gibt es de facto nicht. Das kann man sich gerne einreden, aber es ist wirklich nicht der Fall. Der Typ ist doch kein Heiliger. Lies Dir bitte Deinen Text nochmal durch. Findest Du, dass es in Ordnung war, Dich so zu behandeln? Ist das in Deinen Augen die „gerechte Strafe“ für Dein Fremdgehen?

Ich denke, es werden noch einige Posts kommen, die Dich seelisch unterstützen. Bade bitte nicht zuviel im Selbstmitleid und entscheide Dich, da rauszukommen.

Herzlichen Glückwunsch zur Trennung.
Du hast nun die Möglichkeit, alles aufzuarbeiten, dich neu auszurichten, dich zu ändern und eine Beziehung zu finden, in der Respekt und ein liebevoller Umgang mehr im Fokus stehen.
Ihr habt beide betrogen, ward untreu, habt verheimlicht. Dein Ex behauptet, da sei nie was gelaufen - glaubst du das, ganz ehrlich, dass da all die Male nichts passiert ist?

Erst einmal Danke schon einmal für die aufbauenden Kommentare. Es ist mehr balsam fürs Herz als ich gedacht hätte und tur einfach richtig gut. Ich wundere mich nur weshalb mich bisher niemand verurteilt hat. Ich hatte vorhin als ich den Text verfasst habe gedacht, dass ich hier deswegen verurteilt werde. Was ja auch okay wäre.
Ich weiß ja nicht genau, warum ich das immer und immer wieder gemacht habe. Aber ich war davor schon in einer einjährigen Beziehung in der ich sehr verliebt war. Dort hätte ich im Traum nicht dran gedacht fremdzugehen. Dabei dachte ich, dass ich jetzt in dieser Beziehung eigentlich glücklich gewesen wäre. Vielleicht habe ich mir das such nur immer wieder eingeredet und die guten Momente und Zeiten extrem auf ein Podest gestellt.
@einfachtmen das mit der Online-Therapie kannte ich noch nicht. Hast du da einen guten Tipp? Danke nochmal an alle Kommentare bisher

@Florentine nein das glaube ich nicht. Das kann ich mir nicht vorstellen, dass da nie etwas gelaufen ist. Im Gegensatz zu mir hat er es aber nicht zugegeben. Rausgekommen ist es weil er einen harmlosen Chat mit dem abgefangen hat mit dem ich mich ein halbes Jahr zuvor getroffen habe. Den ich aber gelöscht hatte, was ihn misstrauisch gemacht hat. Dann hat er mir extrem die Pistole auf die Brust gesetzt bis ich es zugegeben habe. Ich gabe das bei seinen Verfehlungen nie gemacht und ihm einfach geglaubt .

@Einfachatmen in einer Therapie bin ich noch nicht. Es ist sauschwer was zu finden. Sber hab ja schon oben gefragt wie das mit der Online Therapie funktioniert. Selbstzahler wäre auch eibe Möglichkeit wenn das nicht zu teuer ist, aber das sollte es mir eigentlich wert sein

Zitat von Trennung1234:

@Einfachatmen in einer Therapie bin ich noch nicht. Es ist sauschwer was zu finden. Sber hab ja schon oben gefragt wie das mit der Online Therapie ...

Ich bin bei einem Therapeuten der auch Podcasts auf Spotify macht. Für mein Thema passt der gut.
So könntest du auch fündig werden oder du goo*gelst einfach Psychotherapie online.
Es kann dir zumindest helfen jetzt aus dem Schuldzuweisungsloch rauszukommen und du kannst so auch die Wartezeit überbrücken bis du jemanden in real findest.

Obwohl ich online tatsächlich gern mag, weil die Zeiten flexibler sind.

Die Schuldfrage nützt jetzt ja niemanden etwas.
Gut wäre es (mit Unterstützung) zu reflektieren WARUM du fremdgegangen bist, obwohl du eigentlich dachtest du wärst glücklich in deiner Beziehung.

Es wird werden - ganz sicher!

Nicht jeder kann und möchte monogam leben. Warum ist hier eine Therapie von Nöten? Es gibt Menschen, die offene Beziehungen leben und so nicht fremdgehen müssen und ehrlich sein können. Ganz ohne Therapie. Man muss natürlich einen Partner haben, der da genauso tickt, vielleicht wird es beim nächsten mal damit klappen, es muss halt kommuniziert werden.

Zitat von Trennung1234:

Dabei dachte ich, dass ich jetzt in dieser Beziehung eigentlich glücklich gewesen wäre.

Vielleicht habe ich mir das such nur immer wieder eingeredet und die guten Momente und Zeiten extrem auf ein Podest gestellt.

Meistens sind es nur unsere Vorstellungen, die wir von diesem Menschen haben, die Realität sieht anders aus, das bekommen wir dann irgendwann auch zu spüren, dass alles nicht so rosig war, wie es den Anschein hatte.

Zitat von alleswirdbesser:

Nicht jeder kann und möchte monogam leben. Warum ist hier eine Therapie von Nöten? Es gibt Menschen, die offene Beziehungen leben und so nicht ...

Naja, er schrieb ja schon, dass er in anderen Beziehungen nie an Dritte dachte. Und auch, dass seine Fremdgeherei eher Rachehintergrund hatte. Wer eine offene Beziehung will, muss selbstverständlich nicht therapiert werden, weils da nix zu therapieren gibt.

Therapie würde ich aber dringend empfehlen, um die 13 Jahre aufzuarbeiten und wieder Selbstwert aufzubauen.

@Scheol erst einmal danke dir.
Ja das liest sich krass aber ich habe gerade wieder das Gefühl, dass ich ihn zu schlecht mache. Er hat mich in vielen Dingen unterstützt und war immer für mich da. Ich denke ich habe auch ein ziemliches Nähe Distanz Problem. Wenn es zu gut lief kam es mir immer komisch vor. Ein unbehagliches Gefühl. Und habe teils unterbewusst versucht es wieder schlimmer zu machen. Seine Verhaltensweisen, bis auf das kontrollieren, sind auch alles Verhaltensweisen die mein Vater bei mir an den Tag gelegt hat und ich hatte auch meist das Gefühl diese Behandlung verdient zu haben und habe es über mich ergehen lassen. Ich stand oft nur regungslos da und hab mich wie ein Sandsack hin und herschubsen lassen. Mir ist es generell sehr schwer gefallen Grenzen zu setzen aus Angst ihn zu verlieren.
Ja es ist traurig aber ich denke, dass ich nur mit so jemanden irgendwie klarkomme. Aber nochmal: Ich habe ihn oft dazu getrieben. Das ist einfach ein Fakt und kein baden in Selbstmitleid oder fehlender Selbstwert, der zweifelsohne allerdings auch einfach da ist. Ich bin mir im Leben noch nie viel wert gewesen, habe so gut wie nie etwas für mich getan. Ich denke oft auch, dass ich nicht gut genug für z.B. meine Freunde bin, die mich da aber echt liebevoll unterstützen und mich an die Hand nehmen. Komischerweise hatte ich in der Beziehung trotzdem oft Angst mich selbst zu verlieren und konnte sehr sehr oft nicht nachgeben wenn ich etwas wollte oder nicht wollte. Das war bestimmt auch sehr frustrierend für ihn. Ich hab mich da einfach oft unterdrückt gefühlt auch wenn es vielleicht gar nicht so war. Außerdem habe ich ihn immer als selbstverständlich wahrgenommen, wie als wenn er mein Bruder wäre, der mich nie verlassen würde, egal wie ich mich verhalte.

Das bereitet mir große Sorgen. Mit Freunden oder auf der Arbeit verhalte ich mich ganz anders. Eigentlich bin ich ein relativ sozialer Mensch, wenn auch mit vielen Ängsten und Unsicherheiten. Hab ich einfach nur Angst mich dort auszuleben oder lag es an meinem Ex, dass ich mich zu Hause so dermaßen anders verhalten habe. Ich setze mir aber eigentlich auch keine Maske auf wenn ich rausgehe. Ich verstehe es einfach nicht.