Intim mit einem anderen - Gedanken an Ex

Calt das ist sehr interessant. Kannst du das vielleicht noch ein bisschen ausführen? Was hindert einen Mensch überhaupt nicht reden zu können? Ich bin durchaus kein dummer Mensch, aber das geht mir nicht in den Kopf.

Zitat von Stoffi:Calt das ist sehr interessant. Kannst du das vielleicht noch ein bisschen ausführen? Was hindert einen Mensch überhaupt nicht reden zu können? Ich bin durchaus kein dummer Mensch, aber das geht mir nicht in den Kopf.

Ich glaube es gibt Menschen, die sich ihrer Selbst nicht oder nur sehr schlecht bewusst sind. Das ist etwa so wie wenn der Arzt fragt, wo tut es weh und ich kann nicht antworten, weil ich nicht weiß ob das was weh tut mein Kopf ist oder mein Herz. Denjenigen fehlt dann scheinbar ihr eigenes Körperempfinden.

Anderer Ansatz wäre, man hat bereits in der Kindheit von den Eltern ein solches System vorgelebt bekommen, der Vater ist nur am Motzen, die Mama schluckt alles herunter und schweigt. Es gibt Probleme? Die werden dem Vater nicht mitgeteilt, sondern totgeschwiegen. Wieso? Weil der Vater dann vielleicht richtig in die Luft geht und kein Problemlöser ist, sondern zB ein Choleriker. Da gibt es viele Ansätze.

Vielleicht hat man auch in der Kindheit konditioniert bekommen, wenn man Probleme anspricht in der Familie, bekommt man kein offenes Ohr mit Lösungsversuchen (von insbesondere den Eltern) sondern eine Tracht Prügel oder man wird nicht ernst genommen oder man findet kein offenes Ohr und dann frisst man Probleme in sich hinein. Solche Kinder verdauen ihren Schmerz häufig anders, beispielsweise durch Ritzen, durch Essstörungen oder sonstiges.

Weiterer Ansatz ist auch durch Partner verursacht, vielleicht hatte man mal in einer Partnerschaft vieles in der Ursache angesprochen, also versucht über Probleme zu reden und ist auf Hohn und Spott gestoßen und nicht ernst genommen worden oder es hat sich (trotz zB leerer Versprechen) nichts oder wenig geändert und dann resigniert man.

Ich glaube bei den meisten, die rein geistig und verbal in der Lage wären sich auszudrücken, ist irgendwo etwas falsch konditioniert worden.
So wie wenn man einen Hund bestraft, wenn er wieder kommt, weil er zuvor weg lief, wurde hier das Mitteilen von Problemen, das Mitteilen von Bedürfnissen (die einen Mangel da stellen) gerügt statt gelobt.

Spricht jemand an, dass er gern mehr S. hätte, traut er sich das nicht, weil er vielleicht dann als Antwort bekommt Du bist S. oder sowas in der Art. Dann schämt man sich und das Resultat, die Konsequenz: Man spricht beim nächsten Partner sowas nicht mehr an, sondern geht gleich fremd. Das ist der ruhige, leise und einfache Weg.

Vielen Dank für deine Antwort. Da sind einige Ansätze über die ich mal nachdenken werde. Ich hoffe ich verstehe dann besser was da eigentlich passiert ist.

interessanter Beitrag.

Zitat:

Ich glaube bei den meisten, die rein geistig und verbal in der Lage wären sich auszudrücken, ist irgendwo etwas falsch konditioniert worden.

Wenn man sich als Kind nicht zeigen darf (Gefühle, Gedanken...), wenn man keinen Ansprechpartner und keine Spiegelung erfährt, stattdessen aber Zurückweisung oder auch das unausgesprochene Verbot, dass bestimmte Gefühle, Gedanken nicht erlaubt sind, dann muss man diese von sich abspalten (sofern niemand da ist, der das Verhalten der Eltern ausgleicht). Ein Kind kann sich diese Gefühle nicht bewahren wie ein Erwachsner. Es ist angewiesen auf die Bejahung der Eltern und wird durch diese Abspaltung jeden Zugang zu diesen Gefühlen komplett verlieren. Im schlimmsten Fall den Zugang zu sich selbst/zu seinem Inneren. Wenn so ein Mensch sich später als Erwachsener nicht artikuliert, seine Bedürfnisse nicht ausdrückt oder was auch immer, so kann es also auch daran liegen, dass er tatsächlich nichts von ihnen weiß. Sie sind komplett verdrängt und abgespalten. Viele Partner verstehen das nicht und drängen darauf, dieser Mensch möge doch seine Gefühle ausdrücken. Wie soll man sie ausdrücken, wenn man selbst nichts von ihnen weiß?