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Kontaktsucht

S
Ich eröffne mal dieses Thema.
Anlass ist, was @groupi gerade in einem anderen Thread schrieb:

Zitat:
Als mein X mir nicht mehr schrieb, von einem auf den anderen Tag, da war es für mich, al swäre die Sonne ausgeknipst worden. Es war dunkel und leer ohne ihn.

Seine Aufmerksamkeit war wie eine Sucht oder Abhängigkeit. Ich brauchte es. Ich suchte sogar nach negativer Ausmerksamkeit, damit mich überhaupt jemand beachtet.

Dabei war das gar nicht nötig. Ich schreibe seitdem hier im Forum mit netten Menschen wie Dir. Das ist zwar eine Ersatzsucht, aber sie tut mir gut


Dieses Phänomen, permanent in irgendeiner Form via Technik in Kontakt sein zu müssen, halte ich schon lange für sehr gefährlich und Groupi benannte es jetzt ehrlicherweise als Sucht oder Abhängigkeit.

Was ist es, dass man es als absolut notwendig und als Zeichen von Liebe und Zuwendung empfindet, wenn man permanent! und in jeder Situation sich irgendetwas sagen muss und sei es nur Ich steige gerade in die U-Bahn?
Er/sie schreibt nicht, nimmt geht einen halben Tag nicht dran, beendet eine jahrelange Beziehung per SMS usw. Das ist doch nicht mehr gesund?

Es würde mir soetwas von auf den Zeiger gehen, wenn ich rund um die Uhr SMS-Nachrichten bekäme mit Nichtigkeiten, in meinen Tätigkeiten unbrochen würde usw. und würde das als Terror empfinden.
Bin ich ein Exot, wenn ich gerne abends, wenn ich Zeit und Ruhe habe, mit meinem Liebsten rede (oder bei Abwesenheit telefoniere) und wir und am Stück unterhalten können? Es ist doch keine Kommunikation, wenn das in abgehackten, kurzen SMSen geschieht - oft nur Banalitäten.
Am Ende, wenn diese ganzen Kurznachrichten dann zwangsläufig zu Missverständnissen führt, muss man doch miteinander reden - falls man das noch kann ohne Technik.

Ich habe in meinem Leben noch keine einzige SMS geschrieben und lebe noch.

Können wir uns hier mal unterhalten, welchen Stellenwert diese dauernde Schreiberei hat und ob es anderen auch wie Groupi geht, dass sie davon abhängig wurden/sind/waren?
Nicht zuletzt fällt ja auch deshalb vielen die sogenannte Kontaktsperre so schwer, weil es kalter Entzug ist.
Viele Grüße

02.12.2013 17:31 • x 2 #1


M
Sevilla , ich sehe das genau wie Du. Für mich ist das ein Mangel an sozialer Kompetenz und Beispiel
einer erschreckenden Oberflächlickeit, Mangel an Kreativität und geistiger Beweglichkeit. Dazu Desinteresse
an seiner Umwelt und dem Gesamten.

Wenn ich durch die Straßen meiner Großstadt gehe oder U-Bahn fahre sehe ich lauter Zombies männlich oder weiblich,
verschiedene Altersstufen, die nur noch auf ihr mobile phone starren, dummes belangloses Zeug quatschen,
ihre Kinder links liegen lassen, die auch genau so agieren, wenn sie schon können.
Auf der Straße läuft man Gefahr umgerannt zu werden, da diese Zombies niemanden sehen, sondern gerade SMS
oder sonst etwas schreiben und immer der irre Blick auf das Teil, ob jemand einen Blödsinn geschrieben hat
oder angerufen hat.

Das ist eine gefährliche Entwicklung der Nicht-Kommunikation und ein entmenschlichtes Miteinander.

02.12.2013 17:50 • x 1 #2


A


Kontaktsucht

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R
das sind die Auswirkungen der Facebook Generation die jedoch alle Altersklassen durchdrungen hat.
Ich weiß schon warum ich mich nicht an so einem Schneeballsystem beteilige.

Zombies ist ein guter Ausdruck!

Grüße
Frank

02.12.2013 17:57 • x 1 #3


B
Ich seh das nicht so tragisch wie Ihr und auch ein wenig abhängig von der persönlichen Lebenssituation.
Wenn ich eine funktionierende Partnerschaft habe, brauche ich das sicherlich nicht. Wenn ich aber einsam zuhause bin und z.B. aufgrund kleinem Kind nicht weg kann, finde ich es eine gute Option der Vereinsamung zu entkommen.
Bei den Kids ist es ganz normal. Meine Tochter ist viel unterwegs und dennoch könnte Sie sich ihr Leben wohl ohne Whatsapp nicht vorstellen.
Das ist eben zeitgemäß.

02.12.2013 18:20 • #4


M
Dass es zeitgemäß ist macht es ja nicht besser. Im Gegenteil, es zeigt die Unfähigkeit zur sozialen Kompetenz
und zur wirklichen Kommunikation. Und auch eine Armut des Geistes und die Unfähigkeit eigene Ressourcen zu nutzen,
die darauf ausgelegt sind , sich persönlich mit Dingen zu beschäftigen, die nichts mit diesen Teilen zu tun haben.

Auch früher waren Mütter allein erziehend und sind nicht daran gestorben, dass sie nicht dauernd ihr Leben von SmS
usw.bestimmen lassen mussten, nämlich eine Hörigkeit solchen Dingen gegenüber.
Man las den Kindern vor, sang mit ihnen, besuchte mit ihnen Museen und viele andere Dinge.
Man lud Freundinnen ein, mit oder ohne Kinder und unterhielt sich von Angesicht zu Angesicht.
Wenn ich manchmal Im Restaurant sitze und eine Familie beobachte, Mutter, Vater, 2 Kinder: Jeder hat ein
mobil phone od smart phone oder I-phone vor sich liegen, jeder starrt abwechselnd drauf oder schreibt sms.
Das Essen geschieht nebenbei Unterhaltung gleich null, obwohl dies normalerweise der Grund eines Essens zusammen ist.

Wenn sich Dinge so verselbständigen, wie diese entmenschlichte Art der Kommunikation, bei der irrsinnigerweise
angeblich sogar tiefe Gefühle entstehen können, sollte jeder Mensch mit einem Funken klaren Menschenverstandes,
merken, dass hier etwas gewaltig schief läuft. Zumal, wie sevilla schon schrieb, der Unsinn solcher banalen Mitteilungen
auffällig ist. Wobei ich zugebe, dass dies in lebensbedrohlichen oder wirklich wichtigen Situationen, auch hilfreich sein kann.
Auch als Job- Kommunikation. Nur, was ich so sehe sind alles andere, als wichtige Geschäftsleute oder sonstige
Berufszweige.

02.12.2013 19:04 • x 1 #5


B
Zitat von Mangold:

Auch früher waren Mütter allein erziehend und sind nicht daran gestorben, dass sie nicht dauernd ihr Leben von SmS
usw.bestimmen lassen mussten, nämlich eine Hörigkeit solchen Dingen gegenüber.
Man las den Kindern vor, sang mit ihnen, besuchte mit ihnen Museen und viele andere Dinge.

Kleine Kinder schlafen irgendwann und dann sitzt die Mama alleine herum.
Als meine Tochter noch klein und ich auf dem Dorf isoliert war, habe ich das Internet und seine Foren als Ansprache genossen. SMS waren ohnehin zu teuer.

02.12.2013 22:28 • #6


M
ich habe mich zwar gegen whatsapp und facebook entschieden, da ich nicht ständig präsent sein möchte.
allerdings stört es mich nicht so sehr wenn andere das toll finden.

leute die heute privat den tag vorm pc verbringen, saßen früher wohl die gleiche zeit vor dem fernseher.
die meisten treffen sich aber trotzdem weiterhin privat und unterhalten sich wirklich....

ich glaube egal was es ist....
es kommt darauf an wie man es nutzt.....
und in welchem maß.....

03.12.2013 08:46 • #7


P
Ich schreibe auch viel sms..
aber es ist eine Art Abhängigkeit, ja.
besonders in meiner letzten Beziehung.
warum schreibt er mir keinen Guten-Morgen-Gruß? warum macht er das nicht, warum, warum?
ich könnte nun sagen, dass ich damit auch gepflegt die Beziehung zerschossen habe.
das kapiere ich jetzt erst..

03.12.2013 10:05 • x 1 #8


B
Zitat von peppina:

besonders in meiner letzten Beziehung.
warum schreibt er mir keinen Guten-Morgen-Gruß? warum macht er das nicht, warum, warum?
ich könnte nun sagen, dass ich damit auch gepflegt die Beziehung zerschossen habe.
das kapiere ich jetzt erst..

Ich vermute es hatte seinen Grund, dass Du so verunsichert warst. Ob die Anzahl deiner SMS der Grund war mag ich bezweifeln.

03.12.2013 10:29 • #9


M
Nee da verwechselt sich was von Ursache und Wirkung. Vielleicht auch gleich bis zur Nähehalu durch.

Nicht die Technik ist das Problem

03.12.2013 11:06 • x 1 #10


P
Zitat von Bonnielein:
Zitat von peppina:

besonders in meiner letzten Beziehung.
warum schreibt er mir keinen Guten-Morgen-Gruß? warum macht er das nicht, warum, warum?
ich könnte nun sagen, dass ich damit auch gepflegt die Beziehung zerschossen habe.
das kapiere ich jetzt erst..

Ich vermute es hatte seinen Grund, dass Du so verunsichert warst. Ob die Anzahl deiner SMS der Grund war mag ich bezweifeln.


Die allgmeine Unsicherheit war klar vorhanden, nur habe ich im Nachhinein gemerkt, dass dieses durch das Wunder der technik sehr geprägt wurde.

wenn ich daran denke, dass es früher nur das Telefon gab? da wurde sich nach der Arbeit mal angerufen, auf den AB gesprochen, falls der andere nicht da ist, und gut war`s.

und nun? wenn die Unsicherheit schon besteht, dan werden auf einmal gedanken geweckt, die echt bescheuert sind.
Er kann doch auf dem Weg zur Arbeit mal eine sms schreiben? oder wenn er abends geschäftlich unterwegs ist?

ich denke, da wird viel Hin-und-Her gefördert..
Kommunikation steht gar nicht im Vordergrund, eher soll sie den ganzen Tag nebenher ablaufen
wie oft ich hier schon gelesen habe, dass menschen unsicher sind, weil das Gegenüber mal einen Tag nicht geschrieben hat, obwohl es doch ständig bei WhatsApp online war..
ich lasse mein handy mittlerweile gerne mal zuhause und übe damit

03.12.2013 11:35 • x 1 #11


B
Naja, sagen wir mal so...-und ich bin kein Nähemensch-, wenn ich nicht in der Lage bin einem Mann innerhalb eines Tages zurückzuschreiben, ist er mir auch nicht wichtig.
Wenn mich jemand bedrängt, würde es mich abschrecken - aber auch dann wäre Er nicht mein Traummann, weil wie MmB schreibt, dass Nähe-Distanz Prinzip nicht passt.
Ich denke daher, zu 90% passt das Bauchgefühl, technische Kommunikation hin und her.

03.12.2013 13:13 • #12


S
Ich verstehe nicht. Welche Unsicherheit oder Verunsicherung?
Ist man sicherer oder weniger verunsichert, wenn man dauernd SMS schreibt oder erhält?
Sind dann die Dauerkontakte eine Art Kontrolle?
Manchmal liest man, dass es fast eine Krise auslöst oder Alarmglocken angehen, wenn jemand mal sein Handy ausschaltet. Oder Dauererreichbarkeit (zur Kontrolle?) ist ein Zeichen von Liebe.

Ich halte das wirklich für sehr bedenklich. Die Sucht ist ja nicht das technische Gerät, sondern dieser Zwang, sich gegenseitig dauernd mit Banalitäten nerven zu müssen - wie so eine Art Hündchen an der langen Leine.
Wie kann eine Partnerschaft entstehen oder halten, wenn man sich dermaßen einengt, dass man gar keinen persönlichen Raum mehr hat? Ganz zu schweigen von all den Missverständnissen und Gesprächen, die sich durch diese dauernden Kurzkontakten ergeben und die neuen Sprengstoff bergen. (Warum war Dein Handy aus, warum hast Du erst jetzt und nicht vor einer halben Stunde zurück geschrieben, was Du gerade machst usw.)

03.12.2013 17:05 • x 1 #13


S
Sevilla, Du hast das in Deinem ersten Beitrag schon sehr gut ausgedrückt und im letzten hier mit dem Sprengstoff nochmal ordentlich einen draufgelegt. Ich verstehe das Nähe/Distanz Ding einigermassen. Jedenfalls war ich immer gut darin bis es jetzt zu dieser WApp (Du warst dann und dann online und mir hast du nicht...) Manie kam. Und leider habe ich wohl selbst Schuld, weil ich nicht von Anfang an genug Distanz zum Telefon gehabt hatte, sondern mit gemacht habe. Es ist schon so, dass man die Eroberung forcieren kann durch die Worte im Äther. Ist schlimm, ist manipulativ. Und jetzt sehe ich mich dauernd unter Zwang (gerade eben böse Worte, dabei hatte ich einen Morgengruss abgesendet nur leider an die falsche Adresse, durch gewünschte Weiterleitung an selbige wo sie herkam zurück gegeben). Und noch schlimmer: ich habe keine Emoticons auf meinem Phone. Kopiere hin und wieder welche, aber welch ein Umstand! Wer ist schon so wach um 07.00h. Dann muss man sein Handy rausholen und beweisen.... Ich hasse das... ich hasse diesen Druck... diesen Sprengstoff. Fast wöchentlich kommt es zu mehr oder weniger ernsten Auseinandersetzungen. Dazu jetzt noch welche wg meiner vergangenen OP, wo die Libido gelitten hat und nur mit Geduld wieder aufgebaut werden kann. Naja, das ist eine andere Geschichte und gehört nicht in diese Rubrik.

PS: Hatte ja selbst einen Stich im Herzen, als ich heute vormittag sah, dass sie gestern noch weit nach ihrer Bettzeit online war. Kann man nicht verhindern. Gerade nach einer mehr oder weniger heftigen Verabschiedung am Telefon gestern am frühen Abend, weil ich nicht mehr aus dem Haus wollte. Echte Kinderkacke...aber wir sind schon etwas älter und sollten vernünftig sein. Naja, zum lernen bin ich ja hier... Danke an alle Kommentatoren.

03.12.2013 17:36 • x 1 #14


A
Meine Meinung zum Thema: Ich schätze und geniesse die schönen Smartphones sehr, doch als Kommunikations und im Zweifelsfall Problemlösungsmittel schwierig..
So mancher Wutausbruch oder wütende SMS, etc.. wenn der andere bspw.lange unerreichbar war und sicher so manche darauf folgende Trennung, könnte vermieden werden, wenn es sie nicht gäbe!

Wenn es diese Kontaktmöglichkeit nicht gäbe..wäre man zudem eher inspiriert zu mehr persönlicher Nähe, was wiederum der Beziehung zu Gute käme. Wir leben in virtuellen Zeiten.. in denen die normale Begegnung/ kontakt zu kurz kommt. Das Handy verleitet zum exzessiven Konsum und wird manchmal zur Sucht, auch Kontrolle kann darüber gut ausgeübt werden, Gefahr Kontrollsucht...(die daraus entstehenden Dramen..)

Und es verhindert in meinen Augen oftmals mehr persönliche Begegnung insbes.in getrennten Wohnungen), da man sich ja des anderen auch so vergewissern kann. In früheren Zeiten scheute man nicht den Weg, zu einem spontanen Überraschungs-Besuch, so etwas ist heute Rarität..

Für Verabredungen wenn man unterwegs ist, mag es unerläßlich sein, jedoch kann es häufig zu Mißverständnissen und Streit kommen, bevor man sich überhaupt sieht.. nach langen Tagen des Nichtsehens u.U.

04.12.2013 16:30 • x 1 #15


A


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