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Nicht loslassen können nach 6 Monaten Trennung

S
Hallo ihr,
sagt mal, wieso schaffe ich (w, 21) es auch nach 6 Monaten nicht, mit der Trennung abzuschließen?

Wir waren nur knapp ein Jahr zusammen, es war meine erste Beziehung und nachdem alles 7 Monate harmonisch, voller Liebe, Unternehmungsfreude und Vertrautheit war, kam auf einmal die Trennung seinerseits. Er (22) sei noch nicht bereit, sich fest zu binden. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen, so unerwartet kam das. Auch gemeinsame Freunde fielen aus allen Wolken. Noch nie hatte ich mich so gut mit einem Menschen verstanden und so viele Gemeinsamkeiten geteilt.

Wenige Wochen später haben wir es noch einmal versuchen wollen, was mehr von mir ausging, als von ihm. Aber auch er meinte, ich sei perfekt für ihn und wollte mich zurück. Er hat mir dann im Nachhinein aber auch noch gebeichtet, dass er mich nach den ersten 6 Monaten einmal betrogen hatte. Ich hatte bis dahin keine Ahnung davon und habe es ihm aber sofort verziehen. Verarbeiten konnte ich es aber, wie ich jetzt eingesehen habe, nie.

Jedenfalls war beim zweiten Versuch auch von der anfänglichen Harmonie nichts mehr übrig. Es wurden keine Liebesbekundungen mehr ausgesprochen. Körperkontakt fand eigentlich nur mehr in Form von S. statt. Er hatte generell kein Bedürfnis mehr, mich zu sehen, obwohl es immer schon eine Fernbeziehung war und wir früher kaum die gemeinsamen Wochenenden abwarten konnten. Er erzählte/schrieb mir nicht mal mehr von seinem Leben. Teilweise hatten wir 3 Tage keinerlei Kontakt. Hätte ich nicht geschrieben, wärs wahrscheinlich noch länger gewesen. Kurz gesagt: der Mann, den ich die ersten 7 Monate an meiner Seite hatte, existierte nicht mehr.

Und ich hab aber so so sehr gekämpft, diesen wieder zum Vorschein zu bringen. Habe zu allem Ja und Amen gesagt, hatte keine eigene Meinung mehr, habe mir all seine Launen gefallen lassen, keinen S. abgelehnt, auch wenn ich keine Lust hatte (im Gegenteil: seine Befriedigung war meine Prio. Nr. 1 und ich hab viel zu viel Geld für Dess. ausgegeben), bin immer die 2 Stunden zu ihm gefahren, während er kein einziges Mal mehr bei mir war. Ich wollte perfekt sein.

Gleichzeitig habe ich viel zu oft Schwäche gezeigt, sowohl bei der ersten Trennung als auch während des zweiten Versuchs. Habe oft geweint, hatte keinen Appetit mehr (-10kg) und lebte in der ständigen Angst, wieder verlassen zu werden. Immer wieder durfte ich mir anhören, er brauche mich gar nicht, er überlege, sich wieder zu trennen, er vermisse das Durch-die-Gegend-fi**en, usw. Ich war so oft weinerlich und hatte meinen ganzen Stolz verloren. Habe gebettelt, er solle mich bitte nicht verlassen und gesagt, er sei alles, was ich noch habe. Und jeder kleine Moment, in dem es kurz wieder unbeschwert und harmonisch wie früher war, war es mir wert, diesen Schmerz zu ertragen, in der Hoffnung, er würde bald wieder der Alte. Nach insgesamt nochmal 3 Monaten hat er sich dann übers Telefon wieder getrennt und ich habe ihm gesagt, ich wüsste nicht, ob ich das überleben werde. Ich hatte ernsthafte Suizidgedanken. Er hat gesagt, diese Aussage sei das Letzte und einfach aufgelegt.

Ich kann das Ganze mittlerweile rationaler betrachten und sehe, dass ich mich selbst verloren habe, im Versuch, ihn zurückzugewinnen. Aber trotzdem würde ich ihn auch jetzt noch sofort mit offenen Armen zurücknehmen. Es blieben einfach nur die guten Zeiten und Charakterzüge bei mir hängen.

Wir hatten keinen Kontakt mehr, nur sein Zeug hat er im Dezember noch abgeholt. Da haben wir uns 20 Minuten über unser Leben ausgetauscht und wieder miteinander gelacht und uns blendend verstanden. Er hatte trotzdem mit uns abgeschlossen und sagte mir ins Gesicht, es fiel ihm leicht, mich zu vergessen. Hat mich dann auch überall gelöscht und verschwendet offensichtlich keinen Gedanken mehr an mich, was mir extrem wehtut. Vielleicht hat er auch schon eine Neue, ich weiß es nicht. Ich war nichts Besonderes für ihn. Tja, und ich sitze 6 Monate später immer noch täglich da und weine der Zeit von vor einem Jahr hinterher, als noch alles gut war. Träume jede Nacht davon, nur um schweißgebadet aufzuwachen und Panik zu bekommen, weil es nicht real war. Ich komme einfach nicht von ihm los und vermisse ihn unendlich. Jeder Kontakt zu anderen Männern macht mich erst recht fertig. Ich bin wohl die einzige Deutsche, die sich über die Kontaktsperre wegen Corona freut, weil mein Ex dann schlecht eine Neue kennenlernen kann und mich vielleicht ja doch vermisst und ich weiß selbst nicht, ob ich über diesen Gedanken lachen oder heulen soll. Was ist denn nur los mit mir?!

Wie erlange ich meine Unabhängigkeit wieder? Braucht das eine Therapie? Mein Vater hat uns verlassen, als ich ein Kind war, das spielt bestimmt in meinem Verhalten auch eine Rolle

Ich liebe diesen sch. Kerl einfach immer noch, obwohl er mir so wehgetan hat. Ich würde alles geben, noch einmal voller Vorfreude die 2 Stunden zu ihm zu fahren und ein Wochenende voller Unbeschwertheit und Liebe miteinander zu verbringen.
Ich hab doch beim zweiten Versuch über Monate gesehen, dass es offensichtlich nie wieder so wird, warum akzeptiert das mein Hirn also nicht?!

13.04.2020 14:48 • #1


M
Ich tue mich mit dem Loslassen auch recht schwer - bzw war das so, beim letzten Ex ging es schon besser. Na ja, jedenfalls habe ich viele Jahre so verbracht wie Du, nämlich, einem Kerl hinterher zu heulen. Ich habe mich ewig gefragt, was los ist und dachte, ich würde zu stark lieben.
Heute aber weiß ich, dass ich einen unsicher-vermeidenden Bindungsstil habe, der auch mal ins unsicher-ängstliche kippen kann. Meist immer dann, wenn mein Partner vermeidender war als ich. So, dies als Grundlage. Wenn Dich die Bindungstheorie interessiert, kannst Du die ergoogeln und eryoutuben

Ich denke, dass es bei dem Thema Loslassen ganz oft darum geht, dass man eigentlich gar nicht loslassen will. So wie Du die Beziehung beschrieben hast, war sie nur die ersten 7 Monate toll und danach nie wieder so. Das liegt bestimmt daran, dass die Verliebtheitsphase bei ihm endete und es für die Entwicklung von Liebe nicht gereicht hat. Verliebtheit ist ein Gemisch aus Hormonen; sie vernebelt einem förmlich die Sinne. Sie endet immer irgendwann, der Körper kann diesen Zustand nicht dauerhaft aufrecht erhalten. Wenn sie langsam erlischt, kommt eben bei ausreichender Verbundenheit die Liebe und man sieht über die kleinen Makel, die man zuvor nicht sah, hinweg. An diesem Übergang scheitern sehr viele Paare.

Du hast in diesen 7 Monaten eine Erfüllung erfahren, die Du Dir ersehnt hast und vermutlich hast Du Recht mit der Annahme, dass Dein Vater da eine gewisse Rolle spielt. Manche wünschen sich die Entbehrungen der Kindheit so sehr verbannt, dass sie ewig die Erfahrungen der Kindheit wiederholen. Unbewusst natürlich. Insofern hast Du Dir alles gefallen lassen, bist bedürftig gewesen und hast Deine Bedürfnisse missachtet. Sowas passiert, nur lerne jetzt daraus und wiederhole es nicht nochmal.

Im grunde musst Du verstehen, dass es nicht er ist den Du vermisst. Du vermisst das Gefühl der ersten 6 Monate und Du verbindest es nur mit ihm. Wenn Du akzeptiert hast, dass Du das Gefühl und nicht ihn vermisst, bist Du einen guten Schritt weiter. Denn dann kannst Du das Gefühl und die Herkunft hinterfragen und lernen, dass innere Leere und Sehnsucht nicht durch außen zu füllen ist.

Verstehst Du was ich meine?

13.04.2020 15:26 • x 3 #2


A


Nicht loslassen können nach 6 Monaten Trennung

x 3


B
Liebe Sophieceline,

das, was du schreibst, liest sich ganz schrecklich! Wenn du wirklich Suizidgedanken hast solltest du dir umgehend Hilfe suchen - Therapie ist zwar momentan schwierig, aber ich meine gehört zu haben, dass es jetzt relativ gute digitale Angebote gibt. Bitte nimm das in Anspruch!

Davon ab hört es sich nach einer absolut selbstzerstörerischen Beziehung an, die keine Liebe, sondern Abhängigkeit ist. Das Gefühl, ohne ihn nicht leben zu können, zeigt das sehr deutlich - vor allem, wie schädlich dieser Mensch für dich ist und wie bedürftig und leer du dich fühlst. Du möchtest von ihm gerettet werden, und das gute ist: Dazu brauchst du ihn nicht! Du kannst dich selbst retten, indem du dein Leben in die hand nimmst, dich selbst in den Fokus rückst und versuchst zu verstehen, warum du diese Leere spürst. Der Hinweis mit dem Vater ist wichtig und spielt sicherlich eine sehr große Rolle. Therapie würde ich dir daher wirklich ans Herz legen. Des Weiteren scheint es ziemlich eindeutig, dass es sich hier um einen Narzissten handelt. Es ist tragisch, wie viele Menschen davon hier im Forum berichten, und ich erkenne mich selbst jedes Mal wieder. Auch ich hatte Suizidgedanken und wäre bereit gewesen, alles für ihn zu tun. Allerdings hatte ich irgendwann folgenden Gedanken: Wenn er nicht mehr wäre, wäre mein Problem gelöst. Daran habe ich erkannt, dass es niemals Liebe ist, sondern furchtbare Abhängigkeit. Ich würde dir als ersten Schritt empfehlen, mal eine Sh itlist anzulegen und aufzuschreiben, was er alles Schlimmes getan hat (und das scheint ja einiges zu sein) und dir das immer wieder vor Augen zu führen. Du willst nur seine Aufmerksamkeit, das Gefühl des Angenommen-werdens. Ich glaube, dass dir bewusst ist, dass es sich hier nicht um innige Liebe handelt. Und noch eines: Mach dich bitte nicht dafür fertig, dass es dir so schlecht damit geht. Dieser Mensch hat viel mit dir gemacht und einiges zerstört. Das alles braucht Zeit, Kraft. Sortier dich erstmal und geh dann nach und nach deine Baustellen an. Du brauchst nur dich! Freunde und Familie sind natürlich eine Unterstützung, aber im Grunde kannst du aus dir selbst herauswachsen. Therapie wäre trotzdem eine Idee.

Ich wünsche dir alles alles Gute. Das Leben ist noch so lang. Sieh es mal so: Sei froh, dass dir das jetzt passiert ist, ohne Ehe und Kinder. Nach so einer Erfahrung wirst du gestärkt hevorgehen und Menschen in dein Leben lassen, die es gut mit dir meinen.

13.04.2020 15:31 • x 1 #3


H
Hallo @sophieceline

Zitat von sophieceline:
Ich hab doch beim zweiten Versuch über Monate gesehen, dass es offensichtlich nie wieder so wird, warum akzeptiert das mein Hirn also nicht?!


Beim Lesen Deines Textes fiel mir in beinahe jeder Zeile auf, dass Du Dich ihm so sehr angeboten und gewünscht hast, Anerkennung und Liebe dafür zu bekommen, dass Du Dich selbst entwertet hast. Du hast Dich zu seiner Spielfigur gemacht und wusstest es. Die Hinweise darauf, dass Du Dich ihm so körperlich hingegeben hast, obwohl Du es gar nicht wolltest, dass Du in Dess. investiert hast, damit er davon Gebrauch macht, dass immer nur Du zu ihm gefahren bist und niemals er zu Dir, dass er Dich betrogen hat und Du es ihm sofort verziehen hast, obwohl Du es eben nicht verzeihen konntest,... All das sind nur ein paar der Punkte, die Du aufzählst, mit denen Du deutlich machst, dass Du ihm zur Verfügung standest. Er konnte mit Dir machen, was er wollte. Und das hat er.

Warum bist Du nun so verletzt und weshalb kannst Du nicht loslassen?

Ich denke, weil Du alles, was Dir einfiel, versucht hast, um es genau richtig zu machen. Du sagtest es auch ganz ähnlich, Du wolltest perfekt sein waren Deine Worte.

Nicht klar ist für Dich geworden, dass eine liebevolle Beziehung, in der man wertgeschätzt wird um seinetwillen, so nicht laufen darf. Es darf nicht sein, dass einer sich so völlig anbietet und nur benutzt wird. Genau so kommt es aber rüber: als habe er einfach Gebrauch von Dir gemacht, wenn ihm danach war.

Für Dich wird nicht klar, was gefehlt hat. Es war seine wirkliche Wertschätzung Dir gegenüber. Vielleicht fehlte auch Respekt auf seiner Seite für Dich. Auf jeden Fall fehlte Wertschätzung für Dich als Menschen. Zu dem man auch selbst mal hinfahren will. Mit dem es vielleicht auch mal unbequem ist, aber dafür echt und ehrlich und authentisch.

Wenn ich etwas lese wie hier von Dir, fallen mir immer die vier Bindungstypen nach Bowlby ein. Hast Du schon einmal vom unsicher-vermeidenden Bindungstyp gehört? Du kannst das googlen, wenn es Dich interessiert. Manchmal liegen die Erklärungen für unser Verhalten doch in unserer Psyche und sind in unserer Kindheit festgeschrieben worden, an die wir uns eventuell gar nicht mehr erinnern. Aber vielleicht hilft es Dir weiter, wenn Du entsprechende Probleme kennst und daran arbeiten kannst, bevor Dir Entsprechendes wie nun erlebt noch einmal passiert.

Denn das darf keinesfalls sein. Du bist ein Mensch mit großem Wert und niemand darf Dich so behandeln, dass Du Dich völlig hin- und selbst aufgibst, nur um gut genug zu sein und am Ende abserviert zu werden. Das ist einfach nur ein unterirdisches, unsoziales Verhalten von Deinem Ex.

Ich wünsche Dir, dass Du Deine Antworten findest und mehr Selbstwertgefühl entwickeln kannst.

13.04.2020 15:32 • x 1 #4


S
@mitsubi @Berlinerin91 @huhu79
Erstmal danke an jeden von euch für die lieben, hilfreichen Antworten. Und was ich auch gleich noch klarstellen möchte: ich bin nicht mehr suizidgefährdet, bzw. wahrscheinlich hätte ich es zu keinem Zeitpunkt richtig durchziehen können. Zum Glück! Ich wollte nicht mehr leben, ja. Ich hab mir sogar gewünscht, mir würde ein Unfall passieren. Aber der Satz an ihn sollte wohl einfach nur einen letzten Funken von Bedeutung bei ihm wecken, der nicht kam...
Im Gegenteil, ich durfte mir ja sogar noch den schönen Satz Wenigstens habe ich dich nicht wie ein A. behandelt von ihm anhören. Wie man sieht ist er also reinen Gewissens und glücklicher Single von Anfang an... Und auch damit habe ich sehr zu kämpfen, dass er nichtmal sieht, was er angerichtet hat und so weitermacht, als hätte ich nie existiert. Als hätte es seine Gefühle nie gegeben und als wäre nichts von damals je von Bedeutung gewesen. Während es für mich die schönsten Monate meines Lebens waren. Von ihm kamen Pläne über's Zusammenziehen und die gemeinsame Zukunft und nur wenige Tage bevor er zum ersten Mal Schluss gemacht hat, kam diesbezüglich auch noch ein großes Liebesgeständnis von ihm. Dieser Wandel von ihm macht mich fertig.

Ich habe mich die letzten Monate auch viel mit dem Thema befasst, schon als wir noch zusammen waren. Ich denke, er leidet sehr unter Bindungsangst. Sein erstes Lebensjahr hatte er nur eine Pflegemutter und allgemein ist seine Mama eher ein kalter Typ. Seine vorherigen zwei Beziehungen hielten auch je nur ein halbes Jahr am Stück, danach ebenfalls On-Off. Aber bei mir sei ja alles anders hieß es immer... Ich glaube, er ist nichtmal fähig Liebe zu empfinden, weil er die Kompromisse gar nicht eingehen will und ihm bisher noch Jede irgendwann zu anstrengend wurde. Und an seinen Trennungen war auch immer nur die jeweilige Frau schuld, in keinster Weise er. Obwohl seine Exfreundinnen beide sehr liebe, tolle Menschen sind.
Auf das Thema angesprochen hat er mir damals auch bestätigt, dass er denkt, bindungsängstlich zu sein. Ich hingegen war oder bin definitiv total emotional von ihm abhängig. Aber gerade die Tatsache, dass er diese Ängste hat, hat in mir nur wieder den Wunsch geweckt ihn zu heilen und ihm die Augen zu öffnen, wie schön Liebe doch ist. Und so denke ich leider auch jetzt noch oft.

Ich bin es einfach leid, jeden Tag aufzuwachen, direkt Tränen in den Augen zu haben und festzustellen, dass die Zeiten vorbei sind. Ich habe dann immer richtige Panik und fürchte mich vor'm Leben alleine... Gleichzeitig verschließe ich mich immer mehr und habe nicht den Eindruck, jemals wieder Liebe zulassen zu können oder überhaupt für jemand Anderen die Gefühle zu entwickeln, wie ich sie für ihn habe. Ich habe mal den Satz gelesen the one who broke you can not heal you und eigentlich stimmt das ja auch. Aber einsehen kann ich's dennoch nicht.

Meine Mama rät mir immer von einer Therapie ab, weil das laut ihr schlecht für meine Karriere ist, da es in meinem Gesundheitszeugnis (? o.ä.) vermerkt werden würde. Abgesehen davon kann ich es mir als Studentin eigentlich eh nicht leisten. Trotzdem denke ich, es würde mir gut tun, mit einem Therapeuten über alles zu reden. Dafür, dass es bereits ein halbes Jahr her ist, leide ich immer noch viel zu sehr unter allem.

14.04.2020 09:04 • #5


H
Guten Morgen, liebe sophieceline,

Zitat von sophieceline:
Gleichzeitig verschließe ich mich immer mehr und habe nicht den Eindruck, jemals wieder Liebe zulassen zu können oder überhaupt für jemand Anderen die Gefühle zu entwickeln, wie ich sie für ihn habe.


ich möchte mal darauf antworten. Mir kommt das total bekannt vor, denn mir geht es in einem Punkt genauso: Ich weiß, dass eine Liebe mit dieser Tiefe und Intensität und gleichzeitig diese Nähe nie zuvor zu jemandem empfunden habe und ich glaube auch, dass das in dieser Form einzigartig in meinem Leben sein wird.

Das darf es aber auch.

Und irgendwie ist mir genau das ein trostspendender Gedanke, auch wenn er traurig ist. Er ist vor allem ehrlich. Das ist das Purste, was ich sagen kann, meine reine Empfindung. Und auch ich kann mir gerade nicht vorstellen, eine andere Beziehung zu haben, nicht bald, nicht irgendwann. Ich weiß nicht einmal, ob ich mich irgendwann konkret versperre.
Momentan bin ich verletzt. Dieser Zustand dauert schon mehrere Wochen an. Ich habe das ziemlich schnell akzeptiert, dass ich Zeit zum Heilen brauche. Ob und wie das genau gelingen wird, kann ich nicht beurteilen. Ich will jetzt auch nicht in die Zukunft schauen und mir irgendetwas einreden, weil ich das Gefühl habe, dass es gut ist, wenn ich jetzt bei mir bin.

Meine Gefühle für ihn darf ich haben, auch wenn sie wehtun. Diese Liebe, die ich empfinde, darf ich ebenfalls behalten. Mich dagegen zu wehren, würde nichts bringen, außer Schmerz jetzt und noch größeren Problemen durch Verdrängungsleistung irgendwann später. Ich will sie auch nicht verdrängen, denn dass sie Schmerzen verursacht, ist nicht die Schuld der Liebe. Es ist die Schuld der Situation, der umweltgegebenen Bedingungen, wenn man es so will.

Was ich Dir damit sagen will, vielleicht klingt das alles sehr verklärt: Überfordere Dich nicht mit Gedanken an eine spätere Zeit und einer Erwartungshaltung auf Deiner Seite, die Du mit der Erwartungshaltung Deines sozialen Umfelds vermischst.

Dass Du über eine Therapie nachgedacht hast, finde ich gut. Eine von der Krankenkasse bezahlte Psychotherapie kann dann von Nachteil sein, wenn Du irgendwann als Beamte arbeiten möchtest und den Amtsarzt von der Schweigepflicht entbinden sollst, damit er sich nach Deiner Krankengeschichte erkundigen kann. Allerdings besteht eventuell die Möglichkeit, dass Du Dir ein Coaching oder einen privat zu bezahlenden Heilpraktiker für Psychotherapie oder einen Hypnosetherapeuten suchst. Die sind nicht unbedingt unheimlich teuer, vor allem, weil Du die Stunden auch so legen kannst, dass sie für Dich bezahlbar werden. Du musst nicht einmal in der Woche zum Therapeuten gehen. Vielleicht brauchst Du auch nur einen Anstoß und ein paar gute Impulse, um weiterzukommen.

14.04.2020 09:26 • x 1 #6


M
Guten Morgen,
Deine Beiträge klingen voller Leidensdruck, weshalb eine Therapie schon zu empfehlen wäre. Wie schon erwähnt wurde, ist es bei Beamtenlaufbahnen von Nachteil, ansonsten nicht. Kosten der Therapie werden nach Antrag von der Krankenkasse übernommen und den Antrag stellt der Therapeut. Du musst nur einen finden, mit dem Du gut klar kommst sowie eben die richtige Therapieform anbietet. Sprich doch mal mit Deinem Hausarzt; wenn der gut ist, wird er oder sie Dir gute Empfehlungen oder Adressen geben können.

Du bist schon relativ gut reflektiert, nur kannst Du aus Deinen Erkenntnissen noch nicht die richtigen Schlüsse ziehen. Das ist aber auch normal. Du bist noch sehr bei Deinem Ex und zu wenig bei Dir. Emotionale Abhängigkeit ist sehr schwierig; sie zwingt ja geradezu, sich selbst in den Schatten zu stellen. Dabei bist Du der wichtigste Mensch in Deinem Leben und sonst niemand. Möchtest Du Dir selbst nicht eine gute Freundin sein können? Was hältst Du davon, wegen einer Therapie mal ein paar Infos einzuholen?

14.04.2020 10:19 • #7


S
@huhu79 @mitsubi
Achso, das mit der Therapie ist gut zu wissen, danke. Dann werde ich das vielleicht tatsächlich mal angehen, sobald die momentane Krise vorbei ist.

Es ist momentan einfach täglich ein größerer Kampf, ihm nicht zu schreiben. Ich wüsste zu gerne, wie es ihm geht, ob er momentan arbeiten muss, war er so die ganze Zeit treibt. Oder mit wem er es treibt Immer wieder stalke ich seine Profile...
Dabei weiß ich, dass er sich nicht melden wird. Ich war nichts besonderes für ihn und abgesehen davon ist sein Stolz viel zu groß, als dass er jemals einer Frau nachrennen würde, das hab ich in seinem Umgang mit seinen Exfreundinnen bereits germerkt. Und trotzdem bin ich in Gedanken nur bei ihm. Ich lebe total in der Vergangenheit, in den ersten Monaten der Beziehung, obwohl diese nie wieder kommen werden. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt... die unrealistische Hoffnung, das noch einmal mit ihm erleben zu können.

15.04.2020 09:06 • #8


B
Schön, dass du das mit der Therapie nochmal überlegst! Es kann zwar nervenaufreibend sein, bis man einen passenden Platz gefunden hat, aber es lohnt sich allemal.

Zitat von sophieceline:
Immer wieder stalke ich seine Profile...

Das ist auch eine meiner größten Schwächen und ich weiß, wie schwer es ist, das nicht zu tun. Aber wenn du Null-Kontakt leben möchtest, solltest du dir zuliebe mit einem AddOn (auf dem PC, ob es für sowas Apps gibt, weiß ich leider nicht) eine schwarze Liste anlegen, in die du die entsprechenden Links draufpackst, damit dein Browser die Seiten blockiert. Ich habe mich damals bei Instagram abgemeldet und die App gelöscht, damit ich nicht mehr die tägliche Versuchung habe. Erst neulich bin ich dennoch, nach mehreren Monaten, schwach geworden und hatte danach tagelang miserable Laune. Auch, wenn dir das bewusst ist, musst du dir immer wieder sagen, dass das nicht die Realität oder zumindest nur ein winziger, geschönter Ausschnitt ist. Du weißt nicht, wie es ihm wirklich geht, was er wirklich treibt etc. Abgesehen davon ändert es nichts an deinem Leben und an dem, was du daraus machen kannst. Aber ja.. sowas ist immer leichter gesagt, als getan und gerade am Anfang ist es sehr hart.

Aber: Deine ganze Energie, die du mit Gedanken an ihn verschwendest, könntest du auch für dich aufbringen und dir überlegen, welche Dinge du gerne tust oder noch tun willst. In diesem bestimmten Fall: Was muss ein Mann für dich mitbringen, welche Eigenschaften findest du liebenswert? Und welche Eigenschaften magst du an dir, welche Dinge kannst du gut? Und natürlich ist es normal, dass man über Verflossene nachdenkt und Sehnsucht hat - aber dann versuche, diese Gedanken wie Wolken vorrüberziehen zu lassen und dich nicht darauf zu konzentrieren bzw. hineinzusteigern.

Zitat von sophieceline:
Ich lebe total in der Vergangenheit, in den ersten Monaten der Beziehung, obwohl diese nie wieder kommen werden. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt...


Das stimmt. Allerdings solltest du diese Hoffnung nicht auf ihn münzen, sondern auf dein ganz eigenes Leben und die Chance, wirklich glücklich mit jemandem werden zu können, der dir gut tut. Mir haben damals zwei YouTube-Kanäle sehr geholfen: schau mal nach Peter Beer und Christian Hemschemeier. Ersterer erklärt sehr schön, was loslassen bedeutet und wie man das Leben im jetzt leben kann, nicht in der Vergangenheit oder Zukunft. Hemschemeier dagegen ist gnadenlos ehrlich in seinen Videos und führt einem richtig gut vor, weshalb toxische Beziehungen und deren Verklärung so schädlich sind. Manche Videos schaue ich mir immer wieder mal an und bringen mich auf den richtigen Pfad zurück. Danach weißt du wieder, warum du diesen Weg jetzt für dich gehen musst und dass du im Endeffekt besser so dran bist, als dieses verletzende Hin und Her mitzumachen.

16.04.2020 18:38 • x 1 #9


S
@Berlinerin91
Da hast du absolut Recht. Das ist heutzutage echt schrecklich, mit den ganzen sozialen Medien. Ich bin ihm auf instagram auch entfolgt, aber dann suche ich sein Profil doch wieder. Habe ihn aus meinen Kontakten gelöscht, aber finde ihn über gemeinsame Gruppen (obwohl ich sogar ausgetreten bin) dann auch wieder. Man kann ja sogar auf Spotify nachsehen, welche Lieder er zuletzt gehört hat und natürlich interpretiere ich alles mögliche hinein. Da muss ich einfach konsequenter werden, aber ich hab's auch nach 6 Monaten nicht geschafft, damit aufzuhören. Und genau wie du sagst, habe ich nach jedem Nachschauen wieder schlechtere Laune...

Die YouTube Kanäle schaue ich mir auf jeden Fall mal an, vielen Dank!

17.04.2020 09:14 • #10


A


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