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Was will er eigentlich?

K
Deine Wahl, ob Du Dich weiter zur Statistin machen lassen und Dich durch den Türspalt zwängen und der Esel sein möchtest.

27.10.2019 12:37 • x 1 #16


M
Denkst Du eigentlich auch mal an Dich? Glaubst Du, wenn Du Dich nur genug anstrengst, dann liebt er Dich? Glaubst Du, Du kannst ihn retten?

Es tut mir leid, wenn ich das so direkt formuliere, aber Du bist schrecklich naiv! Er hält Dich auf Abstand und das auch schon sehr lange und Du hast immer noch Hoffnung, das Blatt wenden zu können. Es wird sich aber nicht wenden. Was da läuft ist sehr sehr klassisch und endet immer gleich. Du kannst hier 1000e Geschichten darüber lesen.

Du solltest darüber nachdenken, warum Du jemanden willst, der Dich nicht will. Du solltest darüber nachdenken, ob es das ist, was Du in Deinem Leben möchtest. Du lebst nur dieses eine Mal; Deine Zeit ist kostbar.

Eins muss klar sein: wenn jemand bildungsfähig ist und Interesse an einer Bindung hat, gibt es dann nichts zu interpretieren. Dann ist das sehr offensichtlich. Ist jemand desinteressiert oder nicht bindungsfähig, muss man das akzeptieren und darf nicht daran herumtaktieren wollen.

Warum bist Du Dir selbst so wenig wert?

27.10.2019 12:45 • #17


A


Was will er eigentlich?

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DieFrau
Zitat von mitsubi:
Warum bist Du Dir selbst so wenig wer

Das ist eine gute Frage. Die beschäftigt mich auch. Ich habe keine Antwort gefunden aber ich bin es mir selbst bewusst dass ich mich unter meinem Wert verkaufe. Weiss nicht wie ich es lernen soll mich selbst wertzuschätzen und an meinen Wert zu glauben. Irgendwie glaube ich immer etwas tun zu müssen damit mich jemand mag, meine Freunde verstehen es auch nicht.

27.10.2019 14:26 • #18


DieFrau
Zitat von KBR:
Deine Wahl


Das stimmt. Ich hoffe ich lerne es mir wichtiger zu sein. Ich habe daran gearbeitet aber irgendwie falle ich immer unbewusst in alte Muster.

27.10.2019 14:35 • #19


K
Mir hilft dabei, nicht reflexartig zu reagieren, sondern mir Zeit für meine Reaktion zu nehmen und mir zu überlegen, was erfahrungsgemäß als nächstes passieren wird, wenn ich handele wie sonst/früher immer. Dann ist doch eigentlich nur noch die Frage: will ich, dass es immer so weiter geht? Falls nein, habe ich in der Hand, es zu ändern.

Außerdem finde ich es auch wichtig, von der Reaktion (er schmeißt einen Brocken hin, Du reagierst darauf) hin zur Aktion zu kommen, die da lauten könnte:

Ich würde dich gern besuchen. Falls du das auch möchtest, sag mir bitte, wo ich dich finde. Falls du das nicht kannst oder willst, stehe ich für einen Besuch auch zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr zur Verfügung.

Fertig. Und dann bleib auch dabei.

Weißt Du, wann ich geheilt war von einem alten Muster?

Mein Ex (eine Fernbeziehung) schrieb mir, als wir schon auseinander waren, eine SMS. Das tat er immer mal wieder, wenn er in HH war. Die Nachricht lautete nur, er würde in HH am Hafen sitzen. Er wusste, damit hat er mich am Haken. In mir spielte sich mein altes Muster ab Oh Gott, oh Gott, er ist in HH und wenn er schon hier ist, dann .. oh, mein Gott, usw. .. ich muss dieses und jenes absagen, um ihn zu treffen.

Und das, obwohl schon während unserer Beziehung seine Hoppla, da bin ich-Masche ein ständiger Konfliktpunkt zwischen uns war, da ich stets einforderte, er solle sich mit mir verabreden und nicht immer von jetzt auf gleich in mein Leben platzen und erwarten, dass ich dann zur Verfügung stünde. Er folgte dem nur sehr selten, aber ich stand immer zur Verfügung. Ich redete und redete über Respekt und Planung und Verbindlichkeit, aber ich stand zur Verfügung, statt ihm nur ein einziges Mal zu sagen: Dein Problem, dass Du 800 km gefahren bist. Ich habe keine Zeit.

Wie dem auch sei. Dem Impuls, zur Verfügung zu stehen, widerstand ich in diesem Fall noch, denn ich hatte es gelernt, die Brocken nicht mehr zu nehmen, die er mir hinwarf.

Aber er war ja steigerungsfähig und ich hatte ja meine Muster. Also klingelte am Abend das Telefon und er teilte mir mit ersterbender Stimme mit, er wäre im Krankenhaus, sei vorher in der Hotellobby zusammengebrochen, er wüsste nicht, wo er sei und könne nun auch nicht mehr sprechen. Woraufhin das Gespräch abbrach. Er ging auch bei meinen Rückrufversuchen nicht ans Telefon.

Wieder gingen die Gedanken los: Ohje, ich bin ja die Einzige, die überhaupt weiß, dass er in HH ist. Wie soll das denn werden, wenn er bewusstlos, länger bettlägerig oder was auch immer ist? Seine armen Kinder werden feststellen, dass ihr Vater nicht auffindbar ist. Jemand muss es seinen Eltern, seinen Kindern, seinem Arbeitgeber sagen. Er braucht Kleidung, Hygieneartikel usw. usf. Wie Du fühlte ich mich sofort verantwortlich und er war ja meine große Liebe.

Also nahm ich mir vor, die Krankenhäuser abzutelefonieren. Bereits beim ersten hatte ich Glück. Ja, ich könne in die Notaufnahme kommen. Also habe ich ein Taxi organisiert und bin panisch und überfordert ins Krankenhaus gefahren, während sich meine Gedanken darum drehten, was als nächstes zu tun sei. Ich hatte angenommen, er wäre auf der Reeperbahn in eine Schlägerei geraten.

Da saß ich dann irgendwann im Krankenhaus im Wartebereich und und was sah ich durch eine geöffnete Zimmertür? Mein Ex lag quietschvergnügt im Bett und spielte sich unter der Bettdecke an seinen Beeep herum.

Ich war stinksauer und verabschiedete mich sehr schnell wieder.

Doch dem nicht genug. Als ich wieder zuhause war, rief er mich an, um mir zu erklären, er würde sich jetzt auf eigenen Wunsch entlassen lassen. Er hätte wohl sehr schmerzhafte Nierensteine gehabt, etwas anderes sei nicht gefunden worden. So dass er zuvor im Hotel vor Schmerzen zusammengebrochen sei.

Und was mache ich? Ich protestiere, aber ich fühle mich berufen, ihn abzuholen und in sein Hotel zu begleiten, seinen Kram zusammen zu packen und sein Auto aus der Garage zu holen und ihn mit zu mir zu nehmen, damit er wenigsten unter Beobachtung ist. Denn schließlich, war ich ja die Einzige, die er hier hatte, die überhaupt davon wusste, die ihn immer noch liebte ... blablabla.

So half ich ihm die vier Stockwerke in meine Wohnung hoch, denn er war ja soooo geschwächt. Kaum dort angekommen, ging es ihm blendend. Er legte mich flach, schlief ein und verabschiedete sich am Morgen vor dem Frühstück, weil er nun wirklich los müsse. Ohne Dank, ohne Entschuldigung, natürlich ohne weitere Verabredung. Er ging einfach.

Seitdem war ich von meinem Verantwortungsbewusstsein und meiner Hilfsbereitschaft ihm gegenüber wirklich befreit. Nicht befreit, bin ich von meinen Mustern, denn die melden sich immer noch, wenn er sich heute - noch 20 Jahre später - mit der alten Masche, er würde gerade in HH am Hafen sitzen und die Schiffe angucken, meldet. Doch ich falle nicht mehr auf sie rein. Statt zu antworten Wann sehen wir uns? oder Warte, ich komme dorthin., wünsche ich ihm heute allenfalls viel Spaß dabei oder ignoriere es ganz. Und trotzdem: die Tendenz, etwas anderes zu tun, ist immer noch da.

Wenn ich dann eine Schritt weiter denke, weiß ich, ein Treffen würde so enden wie immer und ich mich über mich selber ärgern. Und darum treffe ich mich nicht mit ihm. Nicht, so lange er nicht zu einer verbindlichen Verabredung in der Lage ist.

Es gibt anscheinend Menschen, die haben es drauf, unsere Muster zu aktivieren, aber wir haben es in der Hand, ihnen nicht zu folgen. Also: los geht´s!

27.10.2019 15:42 • x 2 #20


Catalina
Wow , toller Beitrag @KBR

Die eigenen Muster stellen einem so lange immer wieder ein Bein, bis man sich ihrer bewusst wird. Ab dann kann man lernen anders damit umzugehen, sich nicht mehr so leicht triggern zu lassen. Aber das ist schwer, das weiß ich aus eigener Erfahrung.

@te
Eure Beziehung klingt alles andere als gesund. Durch das ständige on/off scheint bei dir eine emotionale Abhängigkeit entstanden zu sein, du lässt dir viel zu viel gefallen aus Angst, ihn zu verlieren. Deshalb hat er den Respekt vor dir verloren und behandelt dich so, wie er es tut. Mach dir klar, dass er dich nicht liebt und dir nicht gut tut. Ohne ihn wird es dir auf lange Sicht erheblich besser gehen.

27.10.2019 16:13 • x 2 #21


Ilea123
Zitat von KBR:
Wenn jemand die Tür immer nur einen Spalt offen lässt, sollte man sich nicht immer wieder mit Gewalt hindurch quetschen, sondern sie von der eigenen Seite schließen, damit das Geschehen auf der anderen Seite gar nicht zu einem selbst durchdringen kann.


Gefällt mir auch sehr gut, die Metapher! Danke!

27.10.2019 17:46 • x 2 #22


DieFrau
@KBR Diese Strategie finde ich sehr gut. Das könnte bei mir funktionieren. Vielen Dank dass du es mit mir teilst. Ich erwarte nicht dass sich alles über Nacht ändert, was man jahrelang automatisch macht ändert sich nur dadurch dass man eine neue Strategie jahrelang nutzt bis es zum Automatismus wird.

27.10.2019 20:17 • x 1 #23


DieFrau
Zitat von Catalina:
Durch das ständige on/off scheint bei dir eine emotionale Abhängigkeit entstanden zu sein, du lässt dir viel zu viel gefallen aus Angst, ihn zu verlieren

Das kann gut sein. Es fällt mir sooo schwer mich zu trennen, meine Trennungsversuche sind unnatürlich schwer, wie bei einer Abhängigkeit. Denn wenn ein Mensch geht braucht man keine Angst zu haben. Ich muss mir mehr Gedanken darüber machen.

27.10.2019 20:28 • #24


A


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