Wenn der "Beifahrer" weggefallen ist

A
Schönen guten Tag, ich bin ganz neu und traue mich nun, auch meine Geschichte niederzuschreiben.

Ich habe mich vor 4 Wochen aus einer Affäre verabschiedet, die immerhin knapp 3 Jahre gedauert hat. Ich möchte keine moralische Diskussion führen. Die Absurdität einer solchen Verbindung ist mir klar, zumal es keine eindeutige Entscheidung gab weder für die eine noch für die andere Seite seinerseits. Mir ging es 1,5 Jahre richtig gut. Es war jemand an meiner Seite und doch hatte ich ein freies Leben. Es passte in meine damalige Situation.

Leider wuchsen die Gefühle und manchmal ertappte ich mich bei meinen Sehnsüchten. Ich träumte von einer Partnerschaft, die eben nicht verboten war. Mit der ich meine Hobbies würde leben können und die nicht versteckt zu werden brauchte. Ich habe versucht, aus dieser Beziehung auszusteigen. Doch er hat es mir sehr schwer gemacht und so ganz richtig stand ich damals hinter der Trennung auch nicht. Zu schön waren die Gemeinsamkeiten, die alltagslose Zeit, die Leichtigkeit.

Dann bekam ich ein Telefonat mit, in dem er mit seiner Ehefrau telefonierte und das hat mich dermaßen auf die Erde plumpsen lassen. Und zu alledem sagte er mir noch, dass er mit seiner Frau schlafen würde. Denn würde er das nicht tun, würde sie aufmerksam werden.

Und ab genau diesem Zeitpunkt war eine Beziehung zu ihm nicht mehr möglich. Zu groß sind die Verletzungen. Zu absurd so eine Konstellation, in der sich beide Liebe geschenkt haben.

Und so hat mein Kopf diese Geschichte beendet und das Herz leidet.

Mir geht es schlecht. Es ist, als wenn der Beifahrer auf einmal fehlt. Auch wenn er nur imaginär da war, er war aber da. Ich konnte seblstbewusst duchs Leben marschieren, immer begleitet von vielen schönen Worten und Komplimenten.

All das ist nun weggebrochen. Und zu alledem ist mein Selbstbewusstsein verschwunden, angstlos mein neues Leben zu finden. Ich habe Angst, kann nicht mehr schlafen, bin voller Unruhe und kann kaum essen.

Wenn ich versuche, mich abzulenken, so wie heute bei einem Cafetrinken mit meinen Freundinnen, geht es mir danach umso schlechter.

Au Mann, wie seid ihr aus solch einem Tief herausgekommen? Wie schafft man den Arbeitsalltag? Grausam sind die Schlafstörungen, die ewige Unruhe und der Feuerball in meinem Bauch.

21.09.2014 16:53 • #1


Sitgl
Mein Freund hat mich vor 4 Wochen verlassen und seit dem leide ich an den gleichen Symptomen wie du.
Es scheint mir auch so, als würde der Beifahrer nun fehlen und ein Leben ohne ihn kann ich mir kaum vorstellen. Ich habe auch angst davor, mein neues Leben zu finden.

Ich gehe zu spät schlafen, stehe viel zu früh auf. Jede Nacht wache ich auf, manchmal erschrecke ich mich dabei sogar richtig, das zerrt an meinen Nerven.
Wenn ich alleine bin, vergesse ich etwas zu essen. Ich habe keinen Hunger, keinen Appetit und auch jetzt sitze ich seit 1,5 Stunden am Computer und denke, eigentlich sollte ich mal lieber etwas essen.

Aber ich kann dir sagen, mir hilft der Arbeitsalltag total!
Da kann ich mich ablenken und blühe seit dem sogar richtig auf. Ich stürze mich auf die Arbeit und es macht mir sogar richtig Spaß.
Mir hilft es in der Mittagspause mit meinen Kolleginnen zusammen zu sitzen und wir essen gemeinsam. Sonst würde ich es wahrscheinlich wieder vergessen...

Ich unternehme viele Sachen die mich glücklich machen. Zum Beispiel bin ich nun ständig bei meiner Kosmetikerin, beim Friseur, shoppen... etc.
Das hilft mir auch, aus meinem Tief herauszukommen. Auch wenn es ein langer und schwerer Weg zu sein scheint.

Aber in mir drin ist ganz viel Kraft und Hoffnung, die ich nur ausgraben muss. Es wird sich schon alles irgendwann richten und ich muss jetzt für mich selbst da sein, damit ich mich selbst durch die Trauer nicht kaputt mache.

Ich weiß nicht, welchen guten Ratschlag ich dir geben kann, aber du solltest versuchen ebenfalls in dir diese Kraft zu suchen und versuche dich selbst glücklich zu machen.

Halte durch, egal wie schwer der Weg sein wird

21.09.2014 17:12 • #2


A


Wenn der "Beifahrer" weggefallen ist

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A
Danke für deine Zeilen. Wir wissen ja alle, dass es wichtig ist, sich abzulenken. Und dass das die beste Medizin ist. Mein Eindruck ist, dass es mir nach 4 Wochen viel schlechter geht. Es ist die Endgültigkeit, die schmerzt. Das ist das eine Paket, das andere ist die Angst. Spürst du sie auch? Und was will sie sagen? Und kennst du auch den Feuerball in dir? Und wie gehst du damit um? Einfach ignorieren?

Und was tun bei Schlafstörungen? Nimmst du etwas ein? Ich habe jetzt in den vergangen 2 Nächten jeweils 4 Stunden geschlafen und bin daun. Ich war kürzlich in Urlaub mit einer Freundin, dort konnte ich richtig abschalten. Aber da war ich auch nicht allein.

Nun, wieder allein in meinen 4 Wänden spüre ich überhaupt kein Vertrauen in mir, fühle mich vollkommen allein und hilflos. Du müsstest mich kennen, ich bin so überhaupt nicht. Jeder sagt über mich, ich sei eine selbstbewusste und taffe Frau. Alles weg ...

21.09.2014 17:24 • #3


M
Bei mir ist es ähnlich.... Erst Affäre, dann Fernbeziehung, dann schluss. Hatte quasi auch mein eigenes Leben mit so genannten Inseln der Nähe. Ich fand das zunächst auch super weil ich davor ne schwere Beziheung und Trennung hatte. Ich war bei mir und hatte trotdem einen sogenannten Beifahrer. Schon komisch das so zu fühlen, wenn man letztlich doch das meiste mit sich selbst ausmacht und sein Leben weitesgehend allein lebt. Ich hab die Beziehung auch ganz langsam angehen lassen und hab gefühlstechnisch gaaanz lange gebraucht um wirklich Nähe aufzubauen. Mir war es immer extrem wichtig eingiermaßen bei mir zu bleiben und mich nicht auf ihn zu fixieren. Das hab ich auch nicht und konnte so entspannt durchs Leben gehen...wobei ich schonmal manchmal dachte, dass sich Nähe und Distanz bei uns schon arg abwechseln. Ich war mit meiner Gefühle nie 100 % sicher deswegen, weil ich mich so in der Schwebe befand zwischen Beziehung und Allein leben. Aber er hat mächtig Gas gegeben und mit Worten und Taten wirklich alles mögliche gemacht... trotz der wenigen Zeit wurde es bei mir alles vertrauter und näher und ich konnte mich langsam fallen lassen. Das ich das mal lieber nicht hätte tun sollen wusste ich da natrülich noch nicht...

Naja, jedenfalls fühlt sich alles so komisch an... ich war das allein leben gewohnt, meine Gedanken und Gefühle hab ich auch meist mit mir selbst besprochen. Im Grunde hat er nüchtern betrachtet nur mit Komplimenten, liebesschwafelein und körperlicher Nähe gepunktet. Und nun frag ich mich wie ich nach der Trennung hier so mit einem einsamkeitsgefühl sitzen kann..so unglücklich und motivationslos. Das ist rational nicht zu begreifen... Ich bin so reingerutscht in die Beziehung, war immer im Zweifel, und jetzt fühlt es sich an als hätte ich meinen langjährigen Seelenpartner verloren...dabei ist es nicht so!

Ist das einfach nur das einsame, verletzte kleine Kind in einem was so aufschreit? Ich meine meine Schwester, meine Freunde...die geben mir vemrutlich mehr Nähe und ehrliche Zuwendung als mein Ex, aber mein Herz fühlt es nicht

21.09.2014 18:50 • #4


C
Tja -

bei mir ist es neun Monate her, und zwar so eine ähnliche Geschichte - und ich leide immer noch. Über ein halbes Jahr habe ich ein dämpfendes Antidepressivum genommen, weil ich nicht mehr essen und nicht mehr schlafen konnte... jetzt schleiche ich mich da ´raus, und es ist schwer... Ich hatte und habe zwei rotierende Fleischermesser in meinem Inneren, immer noch, stundenweise, oder wieder, machdem ich die ADs abgesetzt habe -

Und ich kenne das Gefühl, daß, wenn ich mich versuche abzulenken, mich alles um so grausamer wieder einholt, sehr gut - das geht mir immer noch so. Ich weiß noch nicht, wie ich damit leben soll. Ohne diese Liebe leben soll. Ich warte irgendwie immer noch, obwohl das wahrscheinlich Quatsch ist -

Dabei bin ich weder ein Mauerblümchen noch im Leben eigentlich verloren - es gibt keinen Grund, nciht daran teilzunehmen, und ich bemühe mich auch, das zu tun - aber es kommt mir alles so völlig sinnbefreit vor...

Ich hoffe, daß Du schneller darüber hinwegkommst - aber wenn die Liebe groß ist, kann es eben auch eine Weile dauern...sorry, ich weiß, das klingt nicht wirklich gut - andererseits finde ich es auch irgendwie normal - wie oft liebt man im Leben, wirklich meine ich?

Liebe Grüße,

Calla

21.09.2014 19:00 • #5


H
Auch wenn meine Situation anders war, was ihr hier beschreibt fühle ich auch so.
Bevor ich ihn traf, war ich glücklich allein, froh mein Leben so zu leben wie ich es möchte.
Nun kommt es mir komisch vor. Er fehlt. Dabei ging es nicht um Liebe, sondern einfach um Freundschaft, aber das gibt es bie mir auch nicht mal eben so...
Das mit dem Beifahrer ist ein gutes Bild.
Geht es euch auch so, dass ihr euch manchmal fragt, wozu noch schöne Dinge tun, man kann es ja doch nicht mehr teilen...?
Was ist es was da fehlt? Ist es wirklich er? Oder nur ein Gefühl in einem selbst?
Immerhin kann ich wieder schlafen und auch wieder ein bißchen essen...
Ich wünsche euch, dass es euch auch bald gelingt und ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen!

21.09.2014 19:06 • #6


A
Du sprichst mir fast von der Seele. Anfänglich hatte ich noch alles im Griff. Habe meine Freiheit genossen und gleichzeitig das Gefühl, geliebt zu werden. Optimaler konnte es eigentlich nicht laufen. Ich habe anfänglich mehrmals gesagt, dass ich eine Affäre nicht anstrebe.

Und dann hat er mich mit schönen Worten im wahrsten Sinne des Wortes eingefangen. Selbst in der letzten Woche bekam ich noch eine SMS, wie einzigartig unser Duo war, wie sehr er mich geliebt hat und das wir unschlagbar waren. Seine Traumfrau sei ich und in keinem Fall möchte er mich verlieren. Worte, die schön sind, die Frau gern hört und vor allem nur zu gern glaubt.

Ich glaube, dass ich ihm viel bedeute, aber viele Worte sind auch hohl und dienten dazu, mich einzufangen. Was haben wir diskutiert über Gefühle, über die Liebe, über Freiheit und über unsere Sehnsüchte. Es war die daraus entstandene Nähe, die mich ihm immer näher brachte. Bis zu dem Punkt, an dem ich mir eingestehen musste, dass es genau das ist, was ich mir wünsche. Vielleicht sogar von ihm.

Und dann kam ja, was kommen musste. Ich wollte GENAU wissen, wie es um seine Frau bestellt war. Von der er immer erzählte, wie unglücklich er in seiner Ehe sei. Und dass es aber 2 Kinder gibt, die er nicht verlassen möchte. Dafür hatte ich ja sogar Verständnis. Es war ja anfangs sozusagen unsere Vereinbarung: Er bleibt bei seiner Familie und ich war frei.

Aber das war ich dann irgendwann nicht mehr. Als er fühlte, dass ich mich abnabeln wollte, hat er Vollgas gegeben, mich bedrängt, angefleht und fast schon gestalkt. Er wollte mich nach seinen Bedingungen. Bis zum Schluss und unter Tränen, souverän vorgetragen.

Wie egoistisch muss man sein, so für sich zu kämpfen und meine Gefühle so zu missachten. Ich habe viel zu spät erkannt, dass er im Prinzip auch mich betrogen hat. Und vor allem sich selber. Aber das muss er mit sich selber auskaspern. Liebe? Nein, das kann nicht Liebe gewesen sein.

Viel zu lange habe ich seinen Worten gern zugehört, mit denen er mich eingefangen hat, mich fallen zu lassen. Es musste ja quasi in ein Desaster enden, da er keinen Mumm hat, in seinem Umfeld Veränderungen anzustreben. Aber eigentlich wollte ich das ja nicht.

Man sagt, stelle in einer solchen Beziehung eine Forderung und du bist deine Affäre los. Das habe ich gemacht. Ich habe ihn gebeten, nicht mehr mit seiner Frau zu schlafen. Das hat er verneint. Also war mein Entschluss gekommen, mich zu trennen.

Da fühlt sich alles auch richtig an. Aber die Sehnsucht nach dieser unglaublich schönen Nähe ist geblieben. Nicht nach seiner Nähe, sondern nach diesem unendlich schönen Gefühl.

Aber soweit bin ich noch nicht. Erst einmal will dieser Verlust betrauert und durchleuchtet werden.

Wie ist es denn bei dir aus-gegangen? Und wie geht es dir?

21.09.2014 19:24 • #7


A
Zitat von Calla:
Tja -

bei mir ist es neun Monate her, und zwar so eine ähnliche Geschichte - und ich leide immer noch. Über ein halbes Jahr habe ich ein dämpfendes Antidepressivum genommen, weil ich nicht mehr essen und nicht mehr schlafen konnte... jetzt schleiche ich mich da ´raus, und es ist schwer... Ich hatte und habe zwei rotierende Fleischermesser in meinem Inneren, immer noch, stundenweise, oder wieder, machdem ich die ADs abgesetzt habe -

Und ich kenne das Gefühl, daß, wenn ich mich versuche abzulenken, mich alles um so grausamer wieder einholt, sehr gut - das geht mir immer noch so. Ich weiß noch nicht, wie ich damit leben soll. Ohne diese Liebe leben soll. Ich warte irgendwie immer noch, obwohl das wahrscheinlich Quatsch ist -

Dabei bin ich weder ein Mauerblümchen noch im Leben eigentlich verloren - es gibt keinen Grund, nciht daran teilzunehmen, und ich bemühe mich auch, das zu tun - aber es kommt mir alles so völlig sinnbefreit vor...

Ich hoffe, daß Du schneller darüber hinwegkommst - aber wenn die Liebe groß ist, kann es eben auch eine Weile dauern...sorry, ich weiß, das klingt nicht wirklich gut - andererseits finde ich es auch irgendwie normal - wie oft liebt man im Leben, wirklich meine ich?

Liebe Grüße,

Calla


Sinnbefreit - ja, so fühle ich mich auch zurzeit. Je mehr man liebt, desto größer der Schmerz und desto mehr Zeit benötigen wir. Auch wenn es nicht gut klingt, so ist es doch realistisch, was du schreibst. Es tut so gut, sich die Dinge von der Seele zu schreiben.
Ich war auch beim Neurologen und er wollte mir sofort ein AD verschreiben. Aber das habe ich abgelehnt. Ich möcht durch diese Zeit durch und das nicht fremdbestimmt. Aber ich manchmal geht es nicht ohne. Schau, ob du nicht zu früh eine AD abgesetzt hast.

Ich versuche es mit Akupunktur, mit homäopathischen Hilfsmitteln, aber ganz ehrlich: es ist die Zeit, die unsere Wunden heilt. Das wünsche ich dir, dass du bald Land in Sicht siehst bzw. loslassen kannst. Seufz.

Liebe Grüße
Carmen

21.09.2014 19:37 • #8


A
Zitat von Haltlos:
Auch wenn meine Situation anders war, was ihr hier beschreibt fühle ich auch so.
Bevor ich ihn traf, war ich glücklich allein, froh mein Leben so zu leben wie ich es möchte.
Nun kommt es mir komisch vor. Er fehlt. Dabei ging es nicht um Liebe, sondern einfach um Freundschaft, aber das gibt es bie mir auch nicht mal eben so...
Das mit dem Beifahrer ist ein gutes Bild.
Geht es euch auch so, dass ihr euch manchmal fragt, wozu noch schöne Dinge tun, man kann es ja doch nicht mehr teilen...?
Was ist es was da fehlt? Ist es wirklich er? Oder nur ein Gefühl in einem selbst?
Immerhin kann ich wieder schlafen und auch wieder ein bißchen essen...
Ich wünsche euch, dass es euch auch bald gelingt und ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen!


Ja, das Gefühl kenne ich auch. Mich schmerzt, wenn ich mir schöne Blumen für den Balkon kaufe und sie einpflanze. Mir kommen die Tränen, wenn ich ein trauriges Lied höre und es fährt mir in die Magengrube, wenn ich ein verliebtes Pärchen sehe. Alles schmerzt und tut weh. Diese Gefühle tun weh, aber sie zeigen auch, wie sensibel wir sind und wie wir geliebt haben. Und ich bete zu Gott, dass dieser Schmerz bald nachlässt, und zwar für uns alle.

21.09.2014 19:41 • #9


A
Wenn ich die Beiträge lese, vielen Dank dafür, dann sehe ich, dass uns etwas eint. Dass wir Frauen sind, die selbstbewusst durchs Leben marschiert sind. Die sich eine Beziehung gegönnt haben, die einem das freiheitliche Gefühl nicht nehmen sollten. Und wir alle haben bitter erfahren müssen, sich ernsthaft in einen falschen Mann verliebt zu haben.

Ich weiß nicht, ob ihr das auch so seht. Ich möchte auch niemanden zu nahe treten. Bei mir ist es auf jeden Fall so.

Ob wir unter diesen Männern leiden, unter dem inneren Kind in uns oder an unseren Sehnsüchten. Bei mir zumindest sind in meiner Beziehung einige Sehnsuchtsschubladen geöffnet worden. Und vielleicht werde ich diesem meinem A .... einmal genau dafür danken. Puuuh

21.09.2014 19:46 • #10


M
Oh ja, diese Worte...das kenn ich auch. Was er nicht alles gesagt hat... bei mir war das verrückte, dass ich genau gespürt habe, dass sich mein Ego zwar wahnsinnig darüber freut, aber es fühlte sich alles irgendwie unecht an. Ich denke er hat nicht gelogen, wenn er sagte, dass er noch nie so eine Nähe gespürt hat usw. aber die Bedeutung des Ganzen war ihm nicht klar, weil er zu unreif war nehm ich an.
Ein Teil in mir hat sich über solche Worte oder Gesten wahnsinnig gefreut...es war wunderschön, aber ein anderer Teil war sehr sehr skeptisch. Ich fühlte mich oft überfordert, weil ich diese starken Gefühle nicht zurück geben konnte. Das was er sagte und empfand hatte ich eher in meiner letzten Beziehung...dieses Gefühl man lebt eine große Liebe aus. Und das hatte ich bei ihm nicht... wollte mich aber auch nicht trennen, weil ich nach meiner letzten Beziehung so fertig und verwirrt war und jegliches Gefühl dafür verloren habe wie sich Liebe eigentlich anfühl. Jetzt bin ich noch verwirrter was das angeht...Da er sich furchtbarp plötzlich und häßlich getrennt hat, völlig unerwartet, kann auch seine Liebe nicht groß gewesen sein. Was er in diesen Momenten gefühlt hat wenn er große worte sagte weiß ich nicht... aber wir waren wohl beide nicht ehrlich. es fühlte sich nie 100 % richtig an... es war nicht ehrlich. Das hab ich von anfang an gewusst, das ist das schlimme... hab mich selbst betrogen und blenden lassen, weil ich einfach so gern mal ankommen wollte. Umso komischer ist es jetzt, dass ich mich so leer fühle...ich habs die ganze zeit gewusst und es war eher eine kleine Liebe...

Ich dachte ich wäre nach meiner letzten trennung weiter gekommen und nicht mehr so auf die Liebe eines anderen angewiesen, aber scheinbar hab ich da noch einen weg vor mir. Hab mich total von Äußerlichkeiten blenden lassen und verzweifelt Nähe in einer Beziehung gesucht, die ich nicht finden konnte. Mit ausreichend Selbstliebe wäre das wohl nicht so passiert... und ich glaube darum geht es bei vielen von uns. Jedenfalls sehe ich diese ganze Beziehung als riesengroßen Spiegel... ich versuche im Moment weniger meinen ex oder die Beziehung in den Fokus zu stellen und lese grad ganz viel zum Thema selbstliebe, selbstachtung. Also ich versuche im jetzt zu leben und mich um mich zu kümmern. Weil wenn man das jetzt nicht tut wird man immer wieder in solche Beziehungen geraten.

21.09.2014 19:52 • #11


A
Aus deinen Worten lese ich zwischen den Zeilen auch von deinen Sehnsüchten. Anzukommen, Nähe zu leben, eine Liebe gefunden zu haben. Den Verlust der Liebe.

Und dann gerätst du an einen Mann, der dir schöne Worte schreibt, der dir das gibt, was du eigentlich hören und besser noch fühlen möchtest. Aber er ist es nicht. Eigentlich eine harte Erkenntnis.

Bist du denn ganz frei von deiner vergangenen Liebe? Und hattet ihr deshalb überhaupt eine Chance in der letzten Begegnung?

Manchmal möchte man so gern lieben und spürt die Liebe aber nicht. Das würde für mich das Gefühl der Leere erklären, die sich nachträglich bei dir breit gemacht hat. Fühlen kann man nur mit dem Herzen, nicht mit dem Kopf.

Du setzt dich mit deinem Thema auseinander. Das finde ich gut.

Im Jetzt und Hier zu leben - ja, das möchte ich auch. Da möchte ich auch gern hin ....

Schönen Abend noch!

Carmen

21.09.2014 20:10 • #12


C
Hallo Carmen

Ob wir unter diesen Männern leiden, unter dem inneren Kind in uns oder an unseren Sehnsüchten. Bei mir zumindest sind in meiner Beziehung einige Sehnsuchtsschubladen geöffnet worden.

Naja ich denke schon darüber nach, in welches Riesenloch von Defiziten ich da gefallen bin... und es gibt sicher Gründe für diese tiefe Verzweiflung, die in meiner Vergangenheit, auch in meiner Kindheit begraben sind oder waren - ich mußte mich vor 5 Jahren aus einer wirklich schwierigen Ehe lösen, was ich eigentlich auch nicht wirklich wollte, aber da hatte ich keine Wahl, und vor lauter Katastrophen auch nicht wirklich Raum zu trauern -

dennoch: das Gefühl von tiefster Verbundenheit ist immer noch da, auch wenn ich seit langem gar keinen Kontakt mehr mit ihm habe. Er fehlt mir jeden Tag, 24/7 - wir wollten heiraten.... dannhat seine Frau mit Selbstmord gedroht, sie sind auch schon so lange zusammen... bis zum Schluß war ich skeptisch, aber dann hat er mir auch so viel gesagt und versprochen - am Ende habe ich ihm geglaubt und mich fallen lassen - und jetzt bin ich irgendwie völlig verloren.

Das Blöde ist, daß ich viel zu selten wirklich bei mir bin - vom hier und jetzt ganz zu schweigen, sondern unentwegt darüber nachgrübeln muß, warum, warum, warum... ... mir fehlt ein vernünftiges klärendes Abschlußgespräch, er war selber so fertig, als wir uns getrennt haben, danach haben wir nur noch zweimal telefoniert, eine Weile geschrieben (vor allem ich) und dann hat er sich ganz ausgeklinkt. Das tut immer noch so weh, daß ich schreien könnte. Fast immer.

Das AD ist mir am Ende nicht mehr bekommen, ich war immer müde und hatte Kreislaufprobleme, auch kenne ich das aus anderen schweren Zeiten, ein halbes Jahr ist eigentlich genug - und im Ergebnis kann man ein solch großes Gefühl auch nicht wirklcih damit bekämpfen, sondern nur die schweren Folgen eines solchen Schocks abmildern, und das ist irgendwie ja auch halbwegs gelungen.

Ich habe das resignierte Gefühl, daß ich damit leben muß. Ich komme nicht davon los. Und das finde ich furchtbar traurig...

Calla

22.09.2014 09:03 • #13


K
Hallo ihr lieben,

Meine Geschichte ist ähnlich....
Seit über 4 Monaten leide ich ... Es gab vor kurzen eine Zeit in der ich wirklich dachte es wird besser... Trugschluss.
Es ist wieder wie am ersten Tag.

Auch ich habe längerer Zeit AD genommen. War für die Zeit vielleicht ganz ok... Aber ich bin froh, dass ich sie nicht mehr nehme.
Ich habe mich so schon sehr verändert.
Mit den AD war ich irgendwie nicht mehr da.

Calla... Auch mir geht dieses warum nicht aus dem Kopf.
Er hat nach Ringen geschaut... Nach hochzeitskleidern... Hat schon nach Namen für die Kinder gesucht.
Hat mich mit seinem Nachnamen angesprochen....

Und jetzt? Jetzt lebt er als hätte es mich nicht gegeben.
Happy Family.
Ich war dazu da seiner ehe neuen Schwung zu verpassen... Um mich dann fallen zu lassen wie eine heiße Kartoffel.

Ich wünsche euch allen viel kraft !
Denn diese Situation ist richtig nervenaufraubend

22.09.2014 09:58 • #14


P
Ich stecke in genau derselben Situation, allerdings aus männlicher Perspektive.

Hatte eine langjährige Affäre mit meiner besten Freundin, die einen Partner hatte. Sie wollte mich immer, ich jedoch war meiner Gefühle aber nie sicher. Immer wieder ging es auseinander, und doch wieder zusammen. Mit ihrem Freund schlussgemacht hat sie allerdings nie. Jahrelang ging es deshalb hin und her. Ich brauchte sie mehr als alles andere, dennoch wusste ich nicht wie genau. Vor einem Jahre trennte sie sich letztlich doch von ihrem Freund. Wir fanden zueinander und es begann mehr und ernster zu werden. Es gab Höhen und Tiefen und wirklich sicher schien es nie. Ich merkte aber, dass meine Gefühle immer stärker wurden. Leider konnte ich ihr wenig davon zeigen. Ich saugte ihre Liebe und ihre Aufmerksamkeit auf und genoss sie, gab ihr aber kaum Sicherheit zurück. Immer wieder sagte sie, dass sie sich nicht sicher sei, ob ich wirklich sie wolle, oder einfach eine Beziehung.
Letztlich gab es einen heftigen Streit, weil ich sie sehr unter Druck gesetzt hatte. Ich wollte sie IMMER sehen und bei mir haben, was ihr zeitlich einfach nicht möglich war.
Und dann kam der Schlag: Sie entschied, dass die Beziehungssache zwischen uns nicht funktioniert. Dass wir davor, als beste Freunde besser aufgehoben waren. Für mich brach eine Welt zusammen. All die Nähe, die Aufmerksamkeit, dieses Gefühl, dass jemand immer da ist- weg. Ich vermisse die Zeit mit ihr, alles erinnert mich an sie. Momente, die für mich früher selbstverständlich erschienen, sind jetzt wie Stiche ins Herz. Ich bin in ein riesiges Loch gefallen, und der Fall scheint nach 2 Monaten noch keine Ende zu nehmen.
Was ich dabei auch gelernt habe: Ich bin mit mir selbst nicht glücklich. Ich brauche diesen Halt, diese Person, die immer da ist. Ich vermisse auch sie enorm, aber ganz besonders alles was sie mir gab. Und ich frage mich, ob mir je wieder eine Frau so viel geben kann. Diese ganzen Jahre, in denen sie meine Seelenverwandte war und alles mit mir geteilt hat. Mit wem soll ich nun alles teilen? Ganz oft spüre ich in Situationen diesen Drang, es mit jemandem zu teilen. Doch die einzige Person, mit der ich alles teilte, teilt ihr Leben nun mit Anderen. Die Vorstellung, dass nicht mehr ich die Nummer 1 für sie bin bricht mir das Herz. Und ich mache mir unendlich viele Vorwürfe und verstehe nicht, warum ich nicht auch ihr dieses Gefühl geben konnte.
Deshalb habe ich mich nun entschieden, professionelle Hilfe zu suchen. Sein eigenes Glück bei Anderen zu suchen kann gut gehen, aber da nichts im Leben sicher ist, tut es langfristig sehr weh. Ich habe entschieden, dass ich nie wieder in meinem Leben in so ein tiefes Loch fallen will, weil ich mein Glück in die Hände Anderer gegeben habe.
Geht es euch genauso? Und wie geht ihr damit um?

22.09.2014 10:34 • #15


A


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