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Ein Jahr nach Trennung immer noch ratlos

A
Hallo,

ich habe mich vor einem Jahr von meinem (noch) Mann getrennt und bin seitdem immer wieder auf dieses Forum gestoßen.

Mit Anfang 20 ( ich) und Mitte 20 ( er) haben wir uns kennegelernt und sind sehr schnell zusammengezogen. Er war meine erste richtige Beziehung und immer wieder keimten Zweifel in mir auf, ob ich ihn wirklich liebe ? Dieses typische Verliebtheitskribbeln gab es auf jeden Fall nicht. Aber ich genoß seine Anwesenheit, die Unternehmungen mit ihm und zog auch sehr schnell ein.
Wir erlebten viele tolle Dinge, heirateten Jahre später und richteten unser Leben gemütlich ein.
Ich schob die Zweifel von mir und war sicher, dass aus dem nicht so richtig verliebtsein, nun aber Liebe geworden ist.

Eigentlich war dann alles perfekt. Wir hatten beide gute Jobs, ein Zuhause, gleiche Ansichten und fühlten uns immer wohl beeinander. Leider lief der S. in den letzten Jahren sehr schlecht, was von mir immer und immer wieder angesprochen wurde, doch richtige Gespräche kamen darüber nie zustande. Nur die Versicherung, dass es ab jetzt besser wird.
(Hielt nie an.)
Ich dachte nie an Trennung, weil ich ja mit ihm zusammensein WOLLTE.
War er lang mit dem Auto unterwegs, bekam ich angst, dass er einen Unfall hatte.
Ich sorgte mich immer sehr um sein Wohlergehen und fühlte mich selber so geborgen bei ihm.
Mir konnte bei ihm nichts passieren und die ersten Jahre hielt ich es auch kaum aus, getrennte Zeit von ihm zu verbringen.
War ich alleine irgendwo und sah etwas schönes, wünschte ich mir sehr, dass er es auch sehen könnte.
Diese Aufzählung sagte mir, dass ich ihn liebe und ja alles okay sei.

Bis vor einem Jahr.
Ich lernte einen Mann kennen, in den ich mich Knall auf Fall verliebte.
Als ich das registrierte, weinte ich die ganze Nacht. Dummerweise verliebte sich dieser Mann ebenso auf Knall in Fall und umwarb mich filmreif. Küssen oder gar mehr, konnte ich aber nicht, ich wollte nicht betrügen.

Ich dachte, dass dies nun Schicksal sein müsse und trennte mich kurzerhand von meinem Mann.
Wir weinten beide sehr, aber es gab keine bösen Worte und er nahm es so hin.
Ich sagte ihm nicht, dass es wegen eines anderen sei, weil mir alle davon abrieten und er war schon so unglaublich traurig, dass ich es nicht übers Herz brachte.
Am nächsten Tag fuhr ich zu diesem neuen Mann und küsste ihn. In diesem Moment durchzuckte mich ein Blitz und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass sich dieser Mann in *meinen* Mann verwandeln würde und ich diese Gefühle und Küsse von ihm bekomme.
Verwirrt schob ich dies aber beiseite und schob es auf das Gefühlschaos in mir.
Dieses Gefühlschaos lies aber nicht nach.
Ich war hin und her gerissen zwischen hochjauchzender Verliebtheit und tiefer Traurigkeit, da es mir um meinen Mann so leid tat.
Etwa 10 Tage später, hielt ich es nicht mehr aus und beendete (trotz Verliebtheit) die Beziehung zu dem neuen Mann.
Ich war schlichtweg überfordert.

Also konzentrierte ich mich auf mein Leben, richtete es mir ein, war viel bei Freundinnen und es ging mir richtig schlecht.
Ich weinte nun abwechselnd wegen zwei Männern.
Ich sehnte mich in die Arme des neuen Mannes und gleichzeitig in mein altes Leben zurück, zurück zu meinem lieben Mann.
Zu spät erinnerte ich mich an die vielen schönen Jahre mit ihm und konnte mir nicht vorstellen, dies so leichtfertig weggeworfen zu haben. Doch er war zu verletzt und die Trennung blieb bestehen.

Der Liebeskummer nach dem neuen Mann, ging erstaunlich schnell zurück und heute möchte ich gar nicht mehr mit ihm zusammen sein.
Der Sehnsucht nach meinem Mann, war deutlich stärker.
Ich weinte auf dem Weg zu arbeit, weil ich wusste, dass ich nicht nach Hause fahre, wenn der Tag vorbei ist.
Ich weinte auf dem Weg zurück, weil ich ihm nicht von meinem Tag berichten konnte.
Es war alles so unfassbar. Doch ich traute mich nicht, zu bitten die Beziehung wieder aufzunehmen. Zurückkehren zu dürfen.
Ich dachte es wäre die Angst vor dem Alleinsein, Angst vor dem Unbekannten und nicht der Mann selber, der mich zurücksehnen lies.

Manchmal, mitten in den profansten Momenten war es dann, als ob ich aus einem Traum aufwache. Leider in einen Apltraum.
Mir wurde klar, was passiert war und wie die Situation nun ist. Erst 2-3 Monate später wurde mir die gesamte Tragweite bewusst und es wurde richtig schlimm. Immer wieder realisierte ich was geschehen war und brach in Tränen aus, egal wo und wann. Teilweise musste ich mir einreden, dass eigentlich alles gut ist, sonst hätte ich es nicht ausgehalten.
Freude konnte ich keine mehr empfinden. Wozu auch, wenn ich sie nicht mit ihm teilen kann?
Ich bekam Schlafstörungen und grübel bis heute, bis tief in die Nacht.

Nun, ein Jahr später hat es sich etwas gewandelt. Es gibt Momente in denen ich mir vorstellen kann, dass es einen Sinn hatte. Dass ich auch ohne meinen Mann glücklich sein kann.
Habe enorme Entwicklungen gemacht und viel reflektiert.

In unserer Ehe, habe ich viele Probleme von mir auf ihn projiziert. Ich war unglücklich mit meinem Leben, und habe ihn dafür verantwortlich gemacht.

Dennoch kann ich nicht loslassen.
Er ist immer noch der erste Gedanke nach dem Aufwachen, ständiger Begleiter meines Tages und der letzte Gedanke in der Nacht. Es kommen wahnsinnige Schuldgefühle hinzu. Ich sehe ihn weinend vor mir und ertrage es nicht, ihm dieses Leid angetan zu haben. Diese Schuld lastet gewaltig auf mich.

Der Liebeskummer kommt nun in Phasen und die Abstände werden größer.
Aber wenn er da ist, ist es schlimm, wie am ersten Tag.
Alle paar Wochen sehen wir uns, dann gehen wir etwas essen, erzählen uns was bei uns los ist und verabschieden uns wieder.
Er sagte mir einmal, dass diese Treffen für ihn auch nicht leicht sind, wenn ich dann wieder gehe.
Es geht mir ebenso. Einerseits ist er unglaublich vertraut und wenn wir so plaudern, fühlt es sich an, als sei nie etwas gewesen. Dann ist das Ende des Treffens und es wird wieder wahr.
Über die Trennung sprechen wir beide nicht!
Ich bin sprachlos und solange ich mir nicht komplett traue, werde ich ihn bestimmt nicht wieder aufwühlen.

Meine Gedanken kreisen stetig um:
Liebe ich ihn (noch)?
Wie können wir wieder zusammen kommen?
Will ich wirklich wieder mit ihm zusammenkommen?
Sollte ich den Kontakt komplett abbrechen ? (Unmögliche Vorstellung)
Kann ein Neuanfang überhaupt gelingen, nachdem was passiert ist ?

Was erhoffe ich mir von euch ?
Eigentlich nur eine Einschätzung, wie eure Zeilen auf mich wirken.
Ich brauche neutrales Feedback und vielleicht hat jemand die Muße um mir zu schreiben, wie diese Zeilen wirken ?

Lieben Dank !

07.08.2017 21:27 • #1


P
Irgendwie klingt es so für mich, als würdest du deinen Mann immer noch lieben. Du denkst immer an ihn, es hört sich auch so an, als würdest du ihn wirklich zurückwollen. Ich würde an deiner Stelle alles geben, kämpfe bis du einfach nicht mehr kannst. Du musst ihm beweisen, dass du ihn liebst und dass du bereit bist, an der Beziehung zu arbeiten. Gib einfach alles, sonst wirst du es vielleicht ewig bereuen. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg.

07.08.2017 23:18 • x 1 #2


A


Ein Jahr nach Trennung immer noch ratlos

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N
Ne bei ihr ist was anderes am werkeln. Wenn sie ihn wirklich lieben würde dann würde sie ihn in Ruhe lassen nach allem was gewesen ist.

07.08.2017 23:24 • #3


A
Zitat von NoNoLimit:
Ne bei ihr ist was anderes am werkeln. Wenn sie ihn wirklich lieben würde dann würde sie ihn in Ruhe lassen nach allem was gewesen ist.


Genau deswegen sage ich ja nichts. Ich verzichte auf alles, schlage jedes Angebot von ihm ab, wenn es um Hilfe oder Materielles geht.

Ich bin mir selber so unsicher.
Deswegen hoffe ich ja auf Feedback für neue Gedankenanstöße. Ich möchte dem ganzen so gern auf die Spur kommen.

07.08.2017 23:31 • #4


C
Zitat:
Ich möchte dem ganzen so gern auf die Spur kommen.

Nennt sich emotionale Abhängigkeit. Hat nichts mit ihm direkt zu tun, allerdings spiegelst du deine unerfüllten Wünsche und Sehnsüchte auf ihn, stellst ihn damit auf ein Podest. Meist sind die persönlichen Lebensumstände in solchen Situationen auch recht schwierig, was die emotionale Abhängigkeit ebenfalls verstärkt. Mit professioneller Hilfe könntest du das eventuell gut aufarbeiten.

07.08.2017 23:43 • #5


A
Zitat von Casio:
Nennt sich emotionale Abhängigkeit. Hat nichts mit ihm direkt zu tun, allerdings spiegelst du deine unerfüllten Wünsche und Sehnsüchte auf ihn, stellst ihn damit auf ein Podest. Meist sind die persönlichen Lebensumstände in solchen Situationen auch recht schwierig, was die emotionale Abhängigkeit ebenfalls verstärkt. Mit professioneller Hilfe könntest du das eventuell gut aufarbeiten.


Hmm, wenn ich die Definitionen im Internet anschaue und Tests mache, bzw. Fragen beantworte, bin ich es nicht.
Ich bin unabhängig, selbstständig, viel Unterwegs, habe neue Menschen kennengelernt, Reise und hab nen tollen Job, beginne nun eine Weiterbildung
Ich hatte auch während der Beziehung einen eigenen Freundeskreis, bin ohne ihn gereist, wir haben uns unsere Eigenheiten gelassen und jeder durfte der sein, der er war.

Es ist so verwirrend. Als ich vor einigen Wochen auf der Autobahn scharf bremsen musste und danach dachte: Ach, soo schlimm wäre es gar nicht, wenn mir was passiert. ( Weil er nicht mehr bei mir ist.) Habe ich mich sehr erschrocken und psychologische Hilfe gesucht.

Diagnose: depressive Episode.
Solche Gedanken sind mittlerweile weg, ich finde zu mir und kann mehr Freude empfinden.
Nur auf Bezug zu ihm, bleibe ich einfach ratlos.
Von meiner Psychologin habe ich bisher zu mir nur gehört, dass ich schon sehr klar sei.
Aber diese Klarheit endet exakt in diesem Dilemma.

Aber, ich werde mich weiter mit dem Thema emotionale Abhängigkeit beschäftigen, wer weiß was ich noch darüber lesen werde.
Danke !

Ich entdecke meine Rechtschreibfehler, entschuldigt

07.08.2017 23:58 • #6




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