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Alk. zerstörte unsere Liebe

I
Hallo liebe Forenteilnehmer!

Jetzt lese ich hier schon eine Weile mit und will nun auch meine Geschichte erzählen. Ich bin 53 und jetzt wieder Singel. Kurz nach der Trennung von meinem Mann lernte ich meinen nun Exfreund auf der Arbeit kennen. Er ist ein wunderbarer Mensch. Einfühlsam, lieb, fleißig, sehr attraktiv und ich verliebte mich sehr schnell in ihn. Als wir zusammen kamen, dachte ich mein Glück wäre perfekt. Doch nach und nach häuften sich Vorkommnisse, die mich stutzig werden ließen. Er belog mich immer wieder auch in kleinen unwichtigen Angelegenheiten und wurde sehr launisch. Mal war er der Mann, den ich so sehr liebte, dann wieder tauchte er für Tage ab, meldete sich auf der Arbeit krank und antwortete auf keine meiner Nachrichten. Mich verletzte dieses Verhalten sehr, denn ich verstand die Hintergründe nicht.

Eines Nachts dann rief er mich an, legte aber auf, bevor ich den Hörer abgenommen hatte. Mich erschreckte das, denn wir hatten zuvor wieder einige Tage Funkstille gehabt und ich machte mir Sorgen, das etwas mit ihm passiert sein könnte. Als ich zurück rief, ging er ans Telefon und ich hörte sofort an seiner Stimme, daß er sehr betrunken war. Er faselte dummes Zeug und lallte und seine Stimme klang eigenartig kehlig. Ich konnte ihn am Telefon davon überzeugen, sich ins Bett zu legen und zu schlafen und nicht, wie er es vorhatte, noch die restliche Flasche Whiskey zu leeren.

Diese Vorkommnisse häuften sich und ich begriff nun endlich die Hintergründe für sein manchmal merkwürdiges Verhalten. Er trank nicht ständig sondern nur manchmal, dann aber exzessiv. Manchmal schaffte er es, nach einem Saufwochenende wieder zum Dienst zu erscheinen. Dann sah ich aber an seinen geröteten Augen und seiner Gesichtsfarbe, das es ihm nicht gut ging. Wir verbrachten nur noch selten unsere Freizeit zusammen. Er zog sich immer mehr von mir zurück, um in seiner Wohnung in Ruhe trinken zu können. Mir brach es das Herz aber so konnte und wollte ich nicht mehr mit ihm zusammen sein. Ich konfrontierte ihn damit, das er in meinen Augen ein massives Alk. problem hat. Er leugnete es und gab mir zu verstehen, daß ich ihm nichts zu sagen habe. Daraufhin trennten wir uns.

Heute arbeiten wir nicht mehr zusammen. Er wechselte in den Dauernachtdienst, weil er immer mehr Fehler machte und ihm die Gruppenleitung nicht mehr zuzutrauen war. Ich sehe ihn nur noch selten im Vorbeigehen aber jedes mal zerreißt es mir das Herz, was der Alk. aus diesem Menschen, den ich so sehr geliebt habe, gemacht hat. Ich kann ihm nicht helfen. Er wollte das auch gar nicht. Ich denke, wir waren nicht lange genug zusammen um eine wirkliche Vertrauensbasis zu haben. Ich musste mich von ihm distanzieren um nicht mit ihm zugrunde zu gehen.

Alk. ist eine schlimme Krankheit. Sie zerstörte unsere Beziehung und sie wird über kurz oder lang diesen Mann zerstören. Ich bin verdammt, dabei hilflos zuzuschauen. Das ist furchtbar.

Ich danke euch fürs Lesen und für euer Mitgefühl. Bitte tut etwas, wenn ihr Menschen kennt, die dabei sind, dem Alk. zu verfallen. Vielleicht kann man diese Krankheit im Anfangsstadium noch aufhalten. Für ihn war es zu spät!

27.08.2020 08:03 • x 2 #1


I
Ich sehe gerade, daß mein Beitrag unter Ex-Partner zurück gewinnen erscheint. Da habe ich wohl die falsche Rubrik ausgewählt. Ich will und werde ihn nicht zurück gewinnen. Vielleicht hätte ich größere Chancen gehabt, ihm zu helfen, wenn wir nur Freunde und Kollegen geblieben wären. Leider wurde aber mehr daraus, das bedaure ich am allermeisten. Nun habe ich keinen Zugang mehr zu ihm. Er hat unser Beziehungsaus als Ablehnung seiner Person verstanden, dabei war es von mir nur reiner Selbstschutz. Ich habe schon einige Menschen am Alk. zerbrechen sehen und wollte mich nicht schon wieder davon runter ziehen lassen. Auch das Leugnen seiner Erkrankung machte mir deutlich, daß hier für mich nichts mehr zu machen ist.

Würde er mich um Hilfe bitten, als Freundin, wäre ich nur allzu gerne dazu bereit. Ich fürchte aber, dazu fehlt ihm die Einsicht. Er hat noch ein oder 2 Jahre Arbeitsleben vor sich. Sollte er es bis zur Rente schaffen, was mit der einen oder anderen Krankschreibung sicher gelingen wird, hat er danach 24 Stunden Zeit, sich der Flasche zu widmen. Ich denke, darauf arbeitet er hin. Ich wäre jedenfalls die allerletzte Person, die ihn davon abhalten könnte. Leider!

27.08.2020 08:30 • #2


A


Alk. zerstörte unsere Liebe

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T
Das ist sehr schade, dass es zwischen euch so ausgegangen ist. Ich finde es gut, dass du deine Grenzen gewahrt hast, wie du sagst, hätte dich seine Abhängigkeit mit der Zeit wohl ziemlich in Mitleidenschaft gezogen. Man kann nur hoffen, dass er irgendwann die Stärke erlangt, die Abhängigkeit zu überwinden. Es ist nicht zu spät dafür.

27.08.2020 08:32 • x 1 #3


I
Ja, ich hoffe und wünsche ihm, daß er eines Tages vielleicht doch diese Stärke besitzt. Aber leider sehe ich da wenig Anhaltspunkte. Er lebt alleine. Sein Sohn wohnt weit weg und seine Tochter hat mit sich zu tun. In seinem Freundeskreis sind eigentlich nur alleinstehende Männer, die ebenfalls dem Alk. zusprechen. Und seine Geschwister wohnen weit weg im Ausland. Er ist ein zutiefst einsamer zerrissener Mensch. Und sein Trinkverhalten ist eigentlich ein Suizid auf Raten. Ich musste mich davor schützen. So hart das auch klingen mag. Vielleicht schafft es eine andere Frau, in die er sich so richtig verliebt, ihn umzustimmen. Ich war nur sein Bettwärmer. Mich hat er nicht geliebt.

27.08.2020 08:49 • #4


I
Ich schreibe hier in diesem Forum, um meine Trauer um ihn zu verarbeiten. Mehr kann und will ich nicht tun.

27.08.2020 08:50 • #5


Kranich71
Hallo Ingried,

Vielleicht informierst Du Dich wo bei Dir in der Nähe Al-Anon Gruppen sind.
Al-Anon ist für Familienmitglieder/Freunde von Alk..
Auch wenn Du jetzt getrennt bist, es kann Dir vielleicht etwas helfen um das Problem zu verstehen.

27.08.2020 08:59 • x 2 #6


B
Zitat von Kranich71:
Hallo Ingried,

Vielleicht informierst Du Dich wo bei Dir in der Nähe Al-Anon Gruppen sind.
Al-Anon ist für Familienmitglieder/Freunde von Alk..
Auch wenn Du jetzt getrennt bist, es kann Dir vielleicht etwas helfen um das Problem zu verstehen.


Würde ich auch empfehlen.
Du hättest nichts machen können,auch Süchtige treffen Entscheidungen.

27.08.2020 09:19 • x 1 #7


I
Vielen Dank für eure Verweise auf die Alanon Gruppen. Ich war dort schon mal, denn auch mein Mann war Trinker. Ebenso mein Vater, mein Onkel und eine gute Freundin. Ich habe den Alk. in verschiedenen Formen gesehen. Mein Exfreund war zuerst Gelegenheitstrinker und ist wohl jetzt Epsilontrinker. Ich möchte nicht mehr zu tief in die Materie eintauchen. Ich habe mich abgegrenzt, weil es das einzige war, was ich tun konnte. Jetzt kann ich nur noch um ihn trauern und für ihn beten.

27.08.2020 09:34 • x 2 #8


B
Zitat von Ingried:
Vielen Dank für eure Verweise auf die Alanon Gruppen. Ich war dort schon mal, denn auch mein Mann war Trinker. Ebenso mein Vater, mein Onkel und eine gute Freundin. Ich habe den Alk. in verschiedenen Formen gesehen. Mein Exfreund war zuerst Gelegenheitstrinker und ist wohl jetzt Epsilontrinker. Ich möchte nicht mehr zu tief in die Materie eintauchen. Ich habe mich abgegrenzt, weil es das einzige war, was ich tun konnte. Jetzt kann ich nur noch um ihn trauern und für ihn beten.


Auch verständlich. Es ging auch nur darum,dass du keine Schuldgefühle oder Ähnliches bekommst und dich austauschen kannst

27.08.2020 09:37 • #9


I
Schuldgefühle habe ich nicht. Ich bedaure nur, daß ich nicht früher geschaltet habe. Dann hätte ich es gar nicht erst zu einer Beziehung kommen lassen. Als platonische Freundin und Kollegin hätte ich viel mehr Möglichkeiten gehabt, zu helfen. Als ehemalige Geliebte habe ich keinerlei Einfluss mehr. Ich kann ihn nur noch loslassen.

27.08.2020 10:10 • #10


I
Alk. sind aber Meister im Vertuschen. Erst im Nachhinein habe ich seine oft widersprüchlichen Verhaltensweisen verstehen können. Und das obwohl ich in meinem Leben reichlich Erfahrungen mit Alk. machen musste. Trotzdem bleibt bei mir so ein Bedauern und Unbehagen, daß ich besser und schneller hätte reagieren müssen.

27.08.2020 10:13 • x 1 #11


T
Zitat von Ingried:
Ja, ich hoffe und wünsche ihm, daß er eines Tages vielleicht doch diese Stärke besitzt. Aber leider sehe ich da wenig Anhaltspunkte. Er lebt alleine. Sein Sohn wohnt weit weg und seine Tochter hat mit sich zu tun. In seinem Freundeskreis sind eigentlich nur alleinstehende Männer, die ebenfalls dem Alk. zusprechen. Und seine Geschwister wohnen weit weg im Ausland. Er ist ein zutiefst einsamer zerrissener Mensch. Und sein Trinkverhalten ist eigentlich ein Suizid auf Raten. Ich musste mich davor schützen. So hart das auch klingen mag. Vielleicht schafft es eine andere Frau, in die er sich so richtig verliebt, ihn umzustimmen. Ich war nur sein Bettwärmer. Mich hat er nicht geliebt.


Dass du dich davor schützen müsstest, klingt überhaupt nicht hart. Er hat sich immer mehr aus der Beziehung zurück gezogen, hat dich belogen. So kann eine Beziehung nicht funktionieren. Es ist traurig, dass deine Hoffnungen enttäuscht wurden und du ihn vergessen musst. Ihn musst du aber nicht bedauern. Er ist ein erwachsener Mann, der weiss, wo er sich Unterstützung holen kann. Er hat eine Entscheidung getroffen. Ihm scheint das Leben vermutlich gerade leichter und erträglicher ohne Beziehung und mit dem Hilfsmittel Alk. zu sein.

27.08.2020 10:28 • x 1 #12


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